Kapitel 42

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Die Jahre vergingen wie im Flug für mich.Ich wurde größer und heute ist es endlich soweit.Heute werde ich 18 Jahre alt.Heute werde ich meinen 18. ohne meine große Schwester feiern.Die anderen haben immer wieder gesagt,sie sei tot.Doch immer wieder sagte ich ihnen,dass sie immer weiter leben würde zumindest für mich.Für mich lebt sie immer weiter,begleitet mich auf Schritt und Tritt,berät mich und lacht mich auch manchmal aus.Sie lebt weiter in meinem Herzen,in meinem Kopf,in mir.Sie ist meine Motivation,mein Ansporn,mein Schutzengel genau wie Mama und daher wird sie nie in Vergessenheit geraten.

"Hey,Tobi.Können wir?",fragt Jonas,mein bester Kumpel.Ich nicke und schwinge mich aufs Rad.Gemeinsam radeln wir zu uns nach Hause.Wir beiden machen gerade unser Abi und er organisierte mit mir in letzter Zeit meine Feier.Wir beide mussten noch einiges im Garten  aufbauen.Zum Glück war es ein lau warmer Tag und Regen scheint auch vorerst nicht in Sicht zu sein.

Ich schlendere gemütlich durch die Partygäste,die ausgelassen trinken,tanzen,essen oder sich angeregt unterhalten.Im Hintergrund läuft etwas laugere Musik aus den Boxen.Ich halte mein Getränk fest in der Hand und gehe in den hinteren Teil des Gartens.Da der Garten sehr lang ist,habe ich hier hinter den Tannen meine Ruhe.Klar,ich freue mich über die Party,aber im Grunde genommen habe ich mich von den anderen dazu bequatschen lassen.

Ich stelle den Drink ins Gras und lasse mich auf die Hängematte fallen.Ich verschränke meine Hände hinter dem Kopf und schaue in den dunkel werdenden Himmel.Einzelne Sterne scheinen jetzt schon hinab.Langsam schaukel ich hin und her und hänge meinen Gedanken nach."Tobias?Bist du hier?",fragt jemand von der anderen Seite.Ich stütze mich halb hoch und hinter den Tannen kommt Robin hervor.Freundlich lächel ich ihm zu.Ich stehe auf und er umarmt mich und klopft mir dabei auf die Schulter."Alles Gute,Großer.",sagt er und löst sich von mir."Hab mir schon gedacht,dass die Party nicht so dein Ding ist und du wahrscheinlich hier bist."Er schaut mich an.Ich zucke mit den Schultern und setze mich in die Hängematte.

Eine Stille entstand in der man nur die Musik und die Stimmen leise vernahm und die Grillen und Heuschrecken ihre Lieder zirpten.Er setzte sich auf den Stuhl.Zusammen sitzen wir einfach nur einige Zeit so da. Er räuspert sich. "Ich habe noch eine Kleinigkeit für dich..." Zögerlich und mit zitternden Händen zieht er einen weißen Umschlag aus der Tasche.Besorgt schaue ich in an.Er reicht ihn mir.Geschockt schaue ich ihn an und dann wieder den Brief.
Es ist IHRE Handschrift,die meinen Namen zeigt.Ich halte den Atem an,während ich den Umschlag behutsam öffne und den Briwf entnehme.Ich lese,ich weine und ich lächel,ich bin erleichtert,ich bin glücklich und tief traurig und das alles zur gleichen Zeit.Nun habe ich zitternde Finger als ich den Brief wieder zurück stecke. "Dddd...danke...",stottere ich.Er lächelt mich an und seufzt dann.Robin lehnt sich zurück und schaut in die Ferne.

Ich lege mich wieder hin und beobachte nun den mittlerweile tiefschwarz glänzenden mit Sternen besäten Himmel.Den Umschlag drücke ich ganz fest an mich.Ich liege da,lächel vor mich hin und denke nur an sie.
"Weißt du,sie war mein ein und alles.Sie war meine Beschützerin,meine Mutter und meine große Schwester,alles zugleich.Da war es kein Wunder,dass es irgendwann nicht mehr geht.Sie kannte kein Schwäche zeigen oder sich Fehler eingestehen.Für sie ging es immer um alles oder nichts.Sie hatte keine Kindheit und doch ermöglichte sie mir so viel.Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier,wo ich jetzt bin.Deshalb ist sie auch nicht tot.Ich bin ihr es schuldig,dass ich sie nicht sterben lasse,denn ich konnte ihr nie etwas zurück geben.Sie gab immer alles und ich griff danach ohne zu wissen wie viel Leid und Schmerz ihrerseits dahinter steckte.Verdammt,wie sehr vermisse ich sie manchmal.Manchmal würde ich gerne bei ihr sein,aber dann fühlt es sich so an als wenn ihr Geist mich flutet und alle dunklen Gedanken und Gefühle mit sich weg schwemmt und danach ich alles wieder gut.Ich habe schon früh gewusst,warum und wieso.Ich wusste immer,dass sie nur so ihren Frieden finden konnte und weiß,dass sie auf mich aufpasst und ich passe auf,dass mein Herz immer an sie denkt und sie nie vergisst.Wie sehr ich dich liebe,große Schwester!"
Ich sehe eine Sternschnuppe aufleuchten und hoffe,dass mir mein Wunsch erfüllt wird.

Stärke ist nicht angeboren!Where stories live. Discover now