Kapitel 22

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Ich werde von einer Schwester geweckt und bekomme das Frühstück hin gestellt."Nach dem Essen kommt nochmal ein Arzt und sollte alles soweit in Ordnung sein,wirst du dann auf die Normalstation verlegt.",erzählt sie munter drauf los.Ich nicke und lächel halbwegs freundlich.Alleine der Gedanke,was wieder für Fragen auftauchen werden,macht mich nervös.Ich schaue zum Essen und mein Magen schlägt schon Purzelbäume.'Nein,danke' Ich drehe mich auf den Rücken und versuche das flaue Gefühl mit der leichten Übelkeit zu interpretieren,aber scheinbar ist es die ganze Situation,die mir etwas zu setzt.

Ein Mann  betritt in Begleitung zweier Pfleger den Raum.Die junge Frau,kaum älter als ich wird von dem Anderen angeleitet wie sie was zu tun hat.Scheinbar macht sie eine Ausbildung. "So,Charlotte.Wie fühlst du dich?",fragt der Arzt mit den grauen Haaren und dieser üblichen Arztroutine. "Ganz gut." "Das freut mich.Ich schaue und taste nochmal deinen Bauch an und dann wirst du eigentlich auch schon verlegt." Er zieht mir die Decke vom Rumpf,schiebt das Krankenhaushemd hoch und reißt mit schmackes das Pflaster herunter.Kurz verkrampft sich alles an mir,aber löst sich kurz darauf wieder.Er fühlt und schaut sich die Wunde an."Das verheilt alles Plan mäßig.Machen Sie doch bitte ein neues Pflaster darauf und bringen Sie sie dann auf die andere Station.",meint er zu den anderen zwei Personen.Und so geschieht es dann auch.

Papa steht schon im Zimmer in das ich geschoben werde.Das Bett wird vergestellt und die Infusion wieder aufgehängt.Das Bett neben mir scheint zur Zeit nicht belegt zu sein.Die Auszubildene legt den Schwesternknopf auf das Bett. "Sollte etwas sein,dann melde dich einfach",sagt sie freundlich und beide verlassen das Zimmer. Papa nimmt auf dem Bett platz und schaut mich stumm und gefühlslos an. "Du darfst dir keinen Fehler erlauben,wenn jetzt gleich meine Kollegen kommen.Ansonsten weißt du ja was deinem Bruder blüht.",sagt er leicht bedrohlich.Ich nicke stockend,doch bevor etwas anderes Geschehen kann,klopft es. "Herein.",ruft Papa. Mir zwei unebekannte Polizisten kommen auf uns zu. "Hallo." Sie nicken meinem Vater zu. "Charlotte.Richtig?",fragt die junge,brünette Frau.Ich nicke. "Wie fühlst du dich?""Ganz okay,denke ich.",antworte ich. "Also....,es ist den Ärzten aufgefallen,dass du einige Hämatome hast,gerade die Stellen wo sie sind,ist sehr besorgnis erregend.Magst du uns vielleicht erzählen woher diese kommen?",fragt die Ältere der beiden.Sie hat eine grelle Haarfarbe,die bunt leuchtete.Ich seufze und schaue beschämt zum Fenster.Sie warten.Alle.Papa nimmt meine Hand und streicht liebevoll darüber.So in etwa würde es ein guter Vater auch tun. "Hey,Lotte.Dir passiert nichts.Wir möchten die nur helfen,aber dafür müsstest du schon mit uns reden.",sagt er aufrichtig gelogen.

Mir tropfen einige Tränen auf das Hemdchen,das ich trage.Doch ich blicke die beiden Frauen wieder an.Es sollte schließlich echt rüber kommen,sonst würden noch mehr Fragen auftauchen."Vor ...Vor einigen Wochen war da so ein Mann an der Schule.Er...Er hat mich immer wieder angesprochen.Ist mir gefolgt und hat....hat mich..."Ich halte inne."Hat mich angefasst und festgehalten.Dann zog er mich zu seinem Auto,was abseits in der kleinen Gasse stand und dort..." Ich heule mehr,damit es so aussieht als wenn es echt sein würde. "Hat er mich vergewaltigt.Vor einigen Tagen das gleiche Spiel." Ich spreche leise.Mein Vater nimmt mich in den Arm um ein gutes Vater-Tochter-Verhältnis vorzutäuschen.

"Kannst du ihn oder das Auto vielleicht beschreiben?Irgendetwas was dir bei ihm aufgefallen ist?Tatoos,Stimme,Gesicht?",fragt die jüngere und notiert sich was.Die Umarmung ist vorbei."Ein silberner Kombi.Und der Mann war groß.Hatte blondes Haar und Bart.Eine sehr dunkle und kratzige Stimme",gebe ich von mir.Das könnte so ziemlich auf jeden Zweiten zu treffen und ich würde Jemanden keinen Ärger machen. "Hm.Okay.Das wäre es dann erstmal von unserer Seite aus.Sollten wir noch weitere Fragen haben,melden wir uns.Gute Besserung und Ciao ihr beiden." Dann gehen sie.

Mein Vater lächelt.Dann nickt er mir zu und geht.Ich drehe mich zum Fenster und starre hinaus.

Wie dumm kann man eigentlich sein?Warum decke ich jemanden,der mir so viel Leid angetan hat?Ich verstehe es selbst nicht...Habe ich es getan,weil er mein Vater ist?Weil ich ihn liebe?Weil er sonst Tobias schädigen würde?Oder weil ich zu dumm war die Wahrheit zu sagen?Ich weiß es nicht...

Das Mittagessen rühre ich auch nicht an.Über den Nachmittag langweile ich mich zu Tode.Ich schaue Fern,aber nichts interessantes.Später bringt mein Vater Klamotten und mein Handy und so ein Zeugs. Mit hilfe einer Schwester ziehe ich mir im Sitzen andere Kleidung an und lümmel nun in Jogginghose und Pulli auf dem Bett.Mit dem Handy schaue ich ein paar Videos auf Youtube oder beantworte die Genesungswünsche meiner Kollegen.Außerdem bedanke ich mich bei Eddie und Dieter für die Hilfe und das Kümmern um Tobi.Und ich telefoniere mit meinem kleinen Bruder.

Ich liege schläfrig auf dem Bett.Neben mir steht das Abendessen.Wie gerne würde ich hier rausspazieren,aber ich darf sehr wahrscheinlich auch noch die kommenden zwei Tage nicht aufstehen.Es klopft.Ich antworte nicht,aber die Person tritt trotzdem ein. "Hallo.Wie fühlst du dich?",fragt der junge Arzt von gestern.Ich zucke mit den Schultern."Keinen Hunger?" Er deutet auf das Tablett.Ich schaue ihn stumm und ohne Regung an.Er zieht sich einen Stuhl ran und setzt sich. "Hör mal,wenn du nichts isst,werden wir dich länger hier behalten müssen und ich bin mir ziemlich sicher,das ist nicht so in deinem ermessen.Ich seufze und drehe mich von ihm weg.

Ich habe mir meine eigene Zukunft verbaut.Dann schlafe ich auch schon.Mein Körper ist einfach noch zu erschöpft von allem.

Stärke ist nicht angeboren!Where stories live. Discover now