Kapitel 34

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Ich huste und öffne leicht die Augen.Es ist still.Hier und da ein leichtes Piepsen,aber mehr nicht.Ich seufze.Ich hänge an verschiedenen Kabeln und an einer Infusion.Meinen Brustkorb umgibt ein leichter Druck.Ich spanne mich an um höher zu rutschen,sacke im gleichen Moment vor Schmerzen wieder zusammen.Ich habe eine Drainage liegen,die ich erst jetzt bemerke.Also sinke ich ins Kissen und starre Löcher in die Decke.Mir wird Sauerstoff zu geführt,was recht angenehm ist,weil atmen nicht gerade mehr so meine Stärke ist.

Stimmen treten ein und ich löse mich aus meiner Welt zwischen Schlaf und Gedankenkreisel.Es ist ein Arzt und eine Schwester.Ich schaue ihn stumm an.Er überprüft die Drainage und die restlichen Werte und geht kommentarlos.Ja gut,dann geh halt einfach.Mir gerade recht.Dann ist der Raum wieder leer und still.Meine Gedanken kreisen weiter.Ich werde Tobias verlieren und vielleicht nie wieder sehen...Ich habe es geschafft alles kaputt zu machen.Ich bin Schuld an der ganzen Scheiße hier.

"Hallo,wie fühlst du dich?",unterbricht jemand die Gedanken.Verwirrt schaue ich mich um und sehe in Maiks Gesicht."Es ist ganz okay,denke ich zumindest."Ich lächel kurz und schwach.Er setzt sich schräg auf das Bett."Hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.Aber es sieht momentan alles soweit ganz gut aus." Ich nicke. "Wo ist Tobias?" "Er ist bei Oli.Und Robin fängt die nächsten Tage mit dem Haus an,die Gerichtsverhandlund ist ja auch schon morgen,aber du wirst wohl nicht hingehen und weiter passiert steht wohl in den Sternen.Aber die Priorität liegt darauf,dass du wieder fit wirst.",erzählt er.Ich schaue zur Tür,ihm nur nicht in die Augen.Er soll nicht sehen,dass ich mal wieder kurz vor den Tränen stehe.Er fängt von einem anderen Thema an und so vertreibt er vorerst meine Sorgen.Wenigstens für kurze Zeit.Wir reden über belangloses Alltagszeug und ab und zu ringe ich mit einem Lachen,aber es tut höllisch weh.

Beim reden fallen wir immer wieder die Augen zu.Ich versuche sie immer wieder zu öffnen,aber es klappt einfach nicht.Im Halbschlaf kriege ich mit wie er sich leise verabschiedet und aus dem Zimmer huscht.Dann bin ich ganz eingeschlafen.

Ein Junge.Er rennt.Er kommt näher.Er läuft mir in die Arme und ich wirbel in durch die Luft.Im Hintergrund stehen viele Menschen,aber einzelne Gesichter erkenne ich nicht.Sie sind zu verschwommen.Ich setze den Jungen ab und wir laufen auf eine Kreuzung zu.Hand in Hand laufen wir gemeinsam dort hin.Wir wollen weiter geradeaus,aber Menschen von rechts und links ziehen uns in der Mitte auseinander."NEIN!"

Ich sitze kerzengerade im Bett und atme hektisch.Ich reiß mir verschiedene Kabel vom Leib und schwinge meine Bein über die Kante.Die Drainage stört und ich mache mich gerade daran das Pflaster zu lösen,als Leute ins Zimmer stürmen.Sie halten mich von meiner Tat ab und zwinge mich mit leichter Gewalt zurück zum liegen.Ich wehre mich und schreie.Doch bald wird das Schreien zu einem Schluchzen und das Wehren zu Tränen."Ich kann ihn nicht loslassen.Ich kann nicht.Er ist mein Bruder,bitte.Ich will das er bei mir bleibt.Er ist alles was ich noch habe.Sonst wurde mir alles genommen.",flüstere ich verzweifelt unter Tränen.Ich klammere mich um den nächst besten Arm und umarme ihn fest.Ich heule und jemand streicht mir behutsam über den Kopf und Rücken.Ich liege im Bett,werde zugedeckt,wieder verkabelt und kriege einen Zugang gelegt.Meine Körperspannung verlässt mich und somit lasse ich Stück für Stück den Arm wieder Frei.Meine Gedanken werden wieder kleiner und leiser.Die Gespräche verstummen und dann ist da diese Stille,die mich freudig empfängt."Tobias...",krächze ich sehr leise.Danach schlafe ich direkt.

Stärke ist nicht angeboren!Where stories live. Discover now