Kapitel 36

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Ich wache spät auf.Naja spät ist relativ.Es sind halb zehn.Gemütlich bequeme ich mich aus dem Bett,nehme eine kalte Dusche um wach zu werden und pflanze mich dann mit Frühstück auf die Couch.Ich zappe willkürlich durchs Programm,aber nichts erweckt mein Interesse.Also räume ich das Brettchen weg und putze die Wohnung.

Da wir aber beide sehr ordentlich sind,bin ich schnell fertig.Danach rufe ich bei Tobi an und frage wie es ihm geht.Seine Betreuerin sagt,dass es ihm besser gehe und so schiebe ich meine Sorgen um ihn etwas in den Hintergrund.Schon wieder nehme ich platz vor Fernseher und schon wieder ist das Programm ernüchternd.Also ziehe ich Sportklamotten an und gehe eine kleine und langsame Runde joggen.Meine Rippen tun dabei sehr weh,aber ich mag es gerade den Schmerz zu spüren.Er zeigt mir,dass ich lebe.
Wieder zu Hause ziehe ich mich um und bleibe dann motivationslos auf dem Bett sitzen.Meine Gedanken kreisen bis sie Beute gefunden  haben und ich versteife mich auf den Gedanken.Was wäre,wenn ich sterbe?Was würde passieren,wenn ich nicht mehr hier sein würde?Was wäre,wenn...?Wohl eine der häufigsten gefragten Fragen.Es geht immer so weiter.Dennoch habe ich gerade diese Gedanken es auszuprobieren.Die Vernunft in mir schreit und klammert sich ans Bett.Der Rest will sich hingeben,will spüren wie das Leben aus dem Körper schwindet,will wissen wo die Seele wieder aufwacht,wo sie hinkommt...STOPP!Ich darf nicht so denken.Mein kleiner Bruder...Ich klammere mich ins Bettzeug und veiße mir fest auf die Zähne.Ich schwitze vor Anstrengung und mir fließen Tränen über die Wangen.Bleib stark,bleib stark,bleib verdammt nochmal stark.Ich kämpfe gegen meine eigenen Gedanken,so als wären sie ein realer Gegner.

"Lotte?!Bist du hier?",ruft Robin in die leere Wohnung.Ich sitze immer noch gleich da und habe bis jetzt nicht aufgegeben.Mein Körper ist aber mittlerweile an seiner Grenze angekommen.Ich kann nicht mehr.Mehr und mehr entspanne ich mich und lasse mich in mein Kopfchaos treiben.Ich stehe auf und gehe an Robin vorbei ins Bad.Er redet mit mir,aber ich nicht mit ihm.Ich knie mich in die Dusche,drehe den Hahn auf eiskaltes Wasser,nehme den Rasierer und halte seinen Schaft fest umklammert.Meine Lippen färben sich leicht bläulich und ich zittere stark.Robin kommt rein und noch jemand.Ich friste zur Zeit nur mein da sein.Die Gedanken haben überhand genommen und mir fehlt die Kraft mich zu wehren.Ich bin nicht stark genug.Mir ist alles schnuppe.

Mir wird der Rasierer aus der Hand genommen.Keine Reaktion meinerseits.Das Wasser wird ausgestellt und mein frierender Körper wird bis aif die Unterwäsche von den nassen Kleidern entledigt.Man reicht mir ein Handtuch.Ich sitze da und kriege im Grunde nichts mit.In eine Decke gewickelt liege ich bei Robin auf dem Bett.Dieser schiebt mir noch eine Wärmeflasche an die Füße.Neben mir sitzt keine Ahnung wer.Ist mir egal we der Rest auch.Ich bin schwach.Kann mich nicht mal gegen meine eigenen Gedanken  wehren.Vor Schwäche weine ich wieder.Der neben mir legt mir einen Arm um die Schultern und zieht mich ein Stück ran.Durchflutet von der emotionalen Wärme,die  kurzzeitig eine kleine Flamme der Hoffnung in mir aufflackern lässt und meine innere Dunkelheit kurz erhellt,rutsche ich näher und lege meinen Arm über die Person und weine laut schluchzend an der Brust.

Fertig mit der Welt liege ich immer noch an der Person sie flüstert etwas.Vielleicht ein paar nette Worte,wer weiß...Meine Lider hängen auf Halbmast und ich bin so erschöpft,als wenn ich einen Langstreckenmarathon gelaufen wäre,dabei weiß ich nicht mal wie es sich anfühlen würde.Ich bin ziemlich erschöpft und kuschel mich noch etwas näher an die Person."Lass...Mich nicht allein...Halt mich fest....",nuschel ich undeutlich und schläfrig.Das Gefühl tut gut.Es ist als wenn mein Akku gerade wieder laden würde,als wenn man ein Auto wieder tanken würde.Ich schließe meine Augen ganz und versinke in einen halbwegs ruhigen und erholsamen Schlaf.

Stärke ist nicht angeboren!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt