Kapitel 10

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Freitag.Nach einer schlaflosen Nacht,weil die Hitze meines Sonnenbrandes plagte,mache ich mich und Tobi schulfertig.Wir gehen nebeneinander her ohne etwas zu sagen.Papa ist bei der Arbeit und wird uns heute in Ruhe lassen. "Können wir heute nochmal schwimmen gehen,Lotte?Bitte...Es soll nur noch heute warm werden...",quengelte und drängte der 5-jährige. Ich nicke. Ich kann ihm einfach keinen Wunsch ausschlagen,denn er soll eine gute Kindheit haben.In wenigen Tagen hat er Geburtstag und ich  weiß noch nicht,was ich ihm schenken soll... "Tschüss,mein Großer.Ich warte nachher hier auf dich." "Tschüss" Und damit rennt er auch Richtung Gebäude,wo er von seinen Freunden empfangen wird. Ich schlendere geradewegs zur Schule,als ein Auto halt macht neben mir.Keine 100 Meter weiter. "Hey Lotte,soll ich dich eben fahren?" Ein Mann schaut mich an.Kurz rattert es in meinem Kopf bis es klick macht.Oli. "Hallo.Ähm...Ich weiß nicht,also muss nicht unbedingt sein...Ich kann auch zu Fuß gehen.",stammel ich."Na komm,spring rein.Ich fahr dich eben" Ich lasse mich also neben ihn ins Auto fallen und schnalle mich an. Die Fahrt verläuft größtenteils schweigend,nur ein bisschen Smalltalk. "Tobias und ich wollten heute Schwimmen gehen.Habt ihr vielleicht Zeit und Lust uns zu begleiten?",frage ich ihn zögerlich kurz vor der Schule. "Ich glaube Mia und Phillip würden sich freuen." Wir sprechen noch ab wann und wo. "Danke fürs bringen.Bin dir echt was schuldig.Bis nachher!",verabschiede ich mich."Nicht dafür!Wie sehen uns."Er fährt davon und ich blicke ihm nach.Er ist ein guter Vater.Papa war es auch mal.Bei Oli fühle ich mich einfach wohl.Zwar fremd,aber nicht gespenstig.Er gibt einem das Gefühl Mensch zu sein,etwas Wert zu sein.

Ich winke Tobi zu damit er mich sieht.Dann kommt er freudestrahlend auf mich zu. "Na wie war die Schule?" Mit einem breiten Lächeln erzählte er mir den ganzen nach Hause weg alles was er erlebt,entdeckt,gesagt und gelernt hat.Er schiebt so meine Sorgen in den Hintergrund.

Zu Hause ziehen wir uns um und gehen mit dem wichtigsten bewaffnet zum See.Dort treffen wir auf Oli,Mia und Phillip.Die Kinder toben vor uns her während wir eine geeignete Stelle suchen.Kurz darauf werden wir fündig.Oli und ich machen es uns gemütlich und die drei toben und spielen im Wasser.Stumm schauen wir ihnen dabei zu. "Ist nicht leicht,was?",durchbricht seine Stimme die Ruhe.Verwirrt blicke ich ihn an. "Den Racker ohne Mutter groß zu ziehen." Ich zucke mit den Schultern und lege mich hin und schließe die Augen.Ich döse und plötzlich packt mich jemand. Ich schreie und strampel.Mein Herz springt mir fast aus der Brust und dann lande ich auch schon im Wasser und gehe unter.Panik bricht in mir aus und sich strampel weiter um an die Oberfläche zu kommen. Vor meinen Augen blitzen immer wieder die Bilder von diesem einen Abend,wo Papa mich ins Spülbecken tunkt auf. Ich nehme die Stimmen nur unklar wahr.Ich gehe schnellst möglich raus.Meine Panik ist unaushaltsam,ich schnappe krampfhaft nach Luft.Die Sicht ist verschwommen und eine Stimme spricht gedämpft:"Ruhig,alles ist gut." Ich schnappe weiter nach Luft,aber kurz darauf weine ich bitterlich.Das Adrenalin verschwindet aus meinen Adern und ich bin einfach nur erschöpft.Jemand nimmt mich in den Arm und wiegt mich leicht.Ein Arm streicht über meinen Rücken.

Später,als ich mich einigermaßen wieder gefangen habe,spricht Oli:"Es tut mir Leid.Ich hätte das nicht machen sollen..." Ich winde mich aus seinem Arm.Sein sorgenvoller Blick ruht auf mir. "Ich habe mich einfach nur so extrem dolle erschrocken,konntest du ja nicht wissen.",rede ich ihm das schlechte Gewissen aus. Ich ziehe die nassen Klamotten aus und lege sie zum trocknen in die Sonne.Oli mustert mich nochmal sorgenvoll von der Seite. Ich lächel ihm zu und drehe mich so,dass er den blauen Fleck an meinem Oberschenkel nicht sehen konnte. Papa hat mich vor einigen wenigen Tagen nochmals getreten beim putzen,weil unangemeldet in sein Zimmer trat.Er ist nicht groß,aber vohanden.

Ich,mein Bikini und meine Klamotten sind bei den hohen Temperaturen ziemlich schnell trocken.Wir machen uns also so langsam auf den Heimweg. Oli verlor kein Wort mehr über den kleinen Zwischenfall,sondern erzählt von seinem Urlaub,seiner Frau und seinen Kindern.An der nächsten Gabelung verabschieden wir uns.

Nach über einer Stunde kommen wir an.Während ich essen mache,geht Tobias duschen.Zusammen essen wir die Pizzen auf und dann gehe auch ich duschen.Mir geht einfach diese Angst,diese Panik von eben nicht aus den Knochen.Meine Beine werden wieder weich und ich muss mich in die Dusche setzen.Das Gedankenkarusell dreht sich und dreht sich,immer schneller und schneller,bringt alles zum wackeln und schaukeln und dann schnips ist alles weg.Es ist der Rumms,der von der sich öffnenden Tür ausgeht. "Lotte !Warum schreist du so?",fragt eine sichtlich aufgelöste Stimme. Ich stelle die Dusche aus,schnappe mir das Handtuch und wickel es mir um.Anschließend verlasse ich die Dusche. "Ich habe Mama gerade einfach so doll vermisst...Ich wollte einfach,dass sie mich wieder in den Arm nimmt",erzähle ich ihm weinerlich.Er nimmt mich ihn den Arm und sagt:"Ich bin froh,dass du das auch tust." Ich lächel traurig und scheuche ihn schonmal ins Bett.Nachdem ich fertig bin,gehe auch ich zu Bett."Gute Nacht,Tobias."

Nachdenklich starre ich zur Decke.Doch bevor die Stimme wieder lauter werden können,schlafe ich schon.Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden.

Stärke ist nicht angeboren!Where stories live. Discover now