Carpe diem...

By vampiregroupie92

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Taylor hat in seinem Leben schon sehr viel Scheiße gebaut. Er ist der Badboy, vor dem Mütter ihre Töchter war... More

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By vampiregroupie92

2. Kapitel: Von Plänen und Hexen

Es war vier Uhr nachmittags, als ich aufwachte. Was nicht verwunderlich war, denn ich bin ja auch erst um sechs heute Morgen ins Bett gekommen. Tims Haus kannte ich bereits von einigen Besuchen. Es war eine verdammt große Villa, direkt am Strand mit Bootsanlegesteg. Alles war aus hochwertigem Holz, dunklem Marmor oder Chrom. Es war eigentlich ganz cool, einfach weil es nicht so snobistisch war, sondern lässig. Ledersofas, Plasmafernseher, Stripperstange im Schlafzimmer und eine stets gefüllte Bar.

Ich war in einem Gästezimmer untergebracht, mit eigenem Bad und begehbarem Kleiderschrank, das ab jetzt wohl mein Zimmer war. Meiner Meinung nach war es zu unpersönlich, vor allem da meine ganzen CDs fehlten, aber will man sich wirklich beklagen, wenn es dafür einen Jacuzzi gibt? Nein.

Den benutzte ich auch gleich mal eine halbe Stunde lang. Das hier würde wie Urlaub sein. Ernsthaft. Ich zog mir Badehosen an, da ich eine Runde im Pool schwimmen wollte. Im Wohnzimmer lief ich Tim über den Weg, der wohl gerade von der Arbeit kam. Er hatte keine Minute geschlafen und sah trotzdem frisch und munter aus.

„Hey Ty. Komm her. Wir müssen reden." Er winkte mich heran und ich ging stöhnend auf ihn zu und ließ mich ihm gegenüber in einen Sessel fallen. Außerdem legte ich wie er meine Beine auf den Tisch.

„Was gibt's?" Ich war jetzt schon gelangweilt, denn ich wusste, was kommen würde. Eine Rede. Sei brav, bau keinen Mist, trink nicht, nehm keine Drogen, verprügele niemanden.

Tim grinste mich an. „Also, es gibt eine Regel und zwar die, dass du dir Dinge erarbeiten musst."

„Was meinst du damit?" Fragte ich ihn, denn so ganz verstand ich seine Logik nicht.

„Du fängst bei null an. Kein Auto, kein Taschengeld, kein gar nichts. Keine Privilegien, keine Rechte. Baust du Mist, werde ich dich bestrafen. Hausarrest zieht bei dir sowieso nicht, also gibt es kein Telefon, kein Internet, keine Musik." Er faltete die Hände im Schoß. „Du erarbeitest dir diese Dinge, indem du..." Jetzt begann er an seiner Hand abzuzählen. „Erstens. Schule. Ich habe dich angemeldet, in zwei Wochen fängt sie an. Du wirst gute Noten schreiben und die Entschuldigung, dass du es nicht kannst, gibt es nicht. Ich weiß wie intelligent du bist und mich verarschst du mit der Scheiße nicht. Kein Schwänzen. Der Schulleiter wird mich sofort benachrichtigen und ich werde dich bestrafen." Der nächste Finger. „Du hast mir für jeden Scheiß den du baust, einen Grund vorzubringen. Heißt, wenn du einen Typen halb tot schlägst, dann ist er entweder mit einem Messer auf dich losgegangen oder so was. Nimmst du Drogen, gibt es keinen Grund. Rauchen ist erlaubt, wenn du das Geld dazu hast. Alkohol in Maßen. Sturzbetrunken nur wenn deine Freundin gerade mit dir Schluss gemacht hat." Der dritte Finger. „Du wirst die Psychologin und einen Antiaggressionskurs besuchen. Du bist pünktlich und arbeitest mit. Höre ich von schlechtem Benehmen, wirst du bestraft." Ein weiterer Finger. „Gehst du auf Partys, oder kommst nicht nach Hause oder sonst was, schreib mir wenigstens eine SMS. Feierst du hier eine Party, rufst du am nächsten Tag den Putzdienst."

„Wie kann ich dir eine SMS schreiben, wenn ich kein Handy habe?" Fragte ich bissig. Obwohl ich sagen musste, dass... es nicht mal halb so schlimm war, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mal ehrlich, was für eine elterliche Predigt endet denn bitte mit: Ruf den Putzdienst, nachdem du das Haus in Schutt und Asche gelegt hast.

Onkel Tim zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Lass es einfach nicht soweit kommen, dass das Handy wegkommt."

„Du sagst mir also, wenn ich ein braver Junge bin, dann schenkst du mir ein Auto und gibst mir Taschengeld?"

„Nicht direkt. Du arbeitest dich hoch. Umso mehr Vertrauen ich dir entgegen bringen kann, umso besser wirst du von mir behandelt. Das höchste Ziel ist natürlich, dass ich deine Mutter dazu überrede dich wieder zurück zu nehmen. Oder vielleicht, dass ich deine Freundin übers Wochenende einfliegen lasse. Oder, oder, oder... Dem Ganzen sind keine Grenzen gesetzt."

Ich zog die Stirn in Falten. Das war eigentlich ein cooles Angebot, vor allem wenn man sich überlegt, dass ich bisher noch kein Auto hatte, geschweige denn ein regelmäßiges Taschengeld. Deshalb habe ich auch geklaut. Ein chilliges Wochenende am Strand mit Leah und Spice wäre wirklich krass. Wie Urlaub. „Okay. Du hast mich am Haken."

Er schlug die Hände zusammen und stand fröhlich auf. „Super. Also, um sechs kommen ein Geschäftspartner und seine kleine Schwester zum Essen. Sie geht auf deine Schule, also könntest du dich mit ihr anfreunden, oder solchen Scheiß."

„Muss ich wirklich was mit diesen reichen Kids zu tun haben? Ist das auch ein Teil der Vereinbarung?" Ich wollte auf keinen Fall was mit arroganten, snobistischen, egoistischen, überpriviligierten Arschlöchern rumhängen müssen.

„Keine Sorge, von mir aus, kannst du befreundet sein mit wem du willst. Und wenn der Kirschbaum im Garten dein bester Freund ist, mir scheiß egal." Dann warf er mir noch ein Grinsen über die Schulter zu. „Aber glaub mir, wenn ich sage, dass du Michelle lieben wirst."

Ich schüttelte entgeistert den Kopf und bahnte mir meinen Weg zum Pool. Warum jemand einen Pool hat, der direkt am Strand wohnt, ist mir nicht wirklich begreiflich, aber naja. Jedenfalls schwamm ich meine Bahnen und verlor jegliches Zeitgefühl, bis mich lauter Pfiff aus meiner Trance riss. „Sie kommen. Los, trockne dich ab und zieh dir was Anständiges an."

Ich tat wie gesagt, obwohl ich jetzt schon total genervt war. Ich würde den Abend damit verbringen, reichen Leuten zu zuhören, wie sie über reiche Dinge sprachen. Scheiße, Hauptsache ich schlug keinen von ihnen, denn meine Zigaretten neigten sich dem Ende. Im Haus konnte ich durchs Fenster nach draußen sehen. Zwei Leute stiegen dort gerade von einem ziemlich krassen Motorrad ab. Was genau es war, konnte ich nicht erkennen, aber mit dem ganzen Chrom und Lack und Leder, sah es nach einer Menge PS aus. Sie nahmen sich die Helme ab. Ich konnte immer noch nicht viel mehr erkennen, außer dass der Kerl sehr groß war und das Mädchen eine kurze Hose trug. Leckere Beine. Sie hatten beide schwarze Haare. Naja, anscheinend waren wohl doch nicht alle reichen Mädchen blond, aber auch egal. Ich ging nach oben, trocknete mich ab und zog mich an. Dabei ließ ich mir natürlich sehr viel Zeit. Onkel Tim rief bestimmt zwei Mal nach mir.

Gerade als ich mir eine Jeans anzog, klopfte es. Ich antwortete automatisch mit Herein, obwohl ich es einen Sekundenbruchteil später bereute. Ich wollte keinen in meinem Zimmer haben und umso länger ich den Typen aus dem Weg gehen konnte, umso besser. Eine weitere Sekunde später bereute ich es nicht mehr. Es war das Mädchen. Und was für ein Mädchen.

Die Beine waren aus der Nähe gesehen nur noch länger und schlanker. Sie trug eine abgeschnittene Jeans Hotpen und am linken Bein waren direkt am Saum schwarze Verschnörkelungen zu erkennen. Es war ein Tattoo und sah nach einem Schriftzug aus. Ich konnte mich geradeso davon abhalten sie zu bitten sich mal umzudrehen. Dazu ein halbwegs durchsichtiges, weißes Shirt, unter dem ein grüner Bikini durchschimmerte. Außerdem hatte sie tolle Titten, also von dem was ich beurteilen konnte, was durch den freimütigen Ausschnitt relativ viel war. Der Vorteil bei reichen Gören: Wenn irgendwas an ihnen nicht stimmte, konnten sie es sich operieren lassen. Dann kam ich in ihrem Gesicht an, was absolut engelsgleich war. Ernsthaft. Das Mädchen war unglaublich schön. Außerdem diese langen dunklen Haare.

Aber noch besser war, dass ich mit meiner Untersuchung als erster fertig war. Ihre Augen hingen immer noch irgendwo zwischen meinem Sixpack und meinen Schultern. „Na, gefällt dir was du siehst?" Fragte ich sie mit einem dreckigen Grinsen. Das Miststück wurde nicht mal rot, als sie aufsah, sondern zwinkerte mir zu.

„Definitiv." Sie schloss die Tür hinter sich und ich nutzte die Zeit mir ein T-Shirt über zu ziehen. „Also, du bist Tims Neffe."

„Toll beobachtet, Sherlock." Erwiderte ich sarkastisch.

„Toll. Du bist auch noch ein Arschloch!" Erklärte sie mir mit gespielter Verzweiflung, doch irgendwie nahm sie meinen patzigen Ton nicht persönlich. Es schien sie zu amüsieren. „Aber egal. Dein Charakter geht mich ja schließlich nichts an. Timmi sagt, du sollst deinen faulen Affenarsch runter bewegen oder er kommt und sorgt persönlich dafür. Er meint, dass das schmerzhaft werden könnte. Bis gleich." Damit verschwand sie auch schon aus meinem Zimmer und ich starrte ihr hinter her, als sich die Tür hinter ihr schloss.

Jap. Ihr Arsch war genauso knackig und lecker. Bevor ihr jetzt was sagt... Ja, ich habe eine feste Freundin und bin ihr absolut treu. Aber gucken wird ja wohl erlaubt sein, oder nicht?

Ich ging also die Treppen runter und da waren sie. Onkel Tim stand am Grill und unterhielt sich mit dem anderen Typen, der noch größer und durchtrainierter als er war. Wenn das der große Bruder war, dann war das Mädchen noch Jungfrau. Kein Kerl würde sich freiwillig in ihre Nähe trauen. Er hatte genau diese Präsenz, aber er hatte einen so kühlen und berechnenden Blick, dass man praktisch zu Eis erstarrte. Außerdem sagte seine ganze Aufmachung irgendwie: Achtung, Gefahr. Wie er dastand, selbstsicher und alles überragend. Wie klug und kalkulierend seine Augen waren. Die Narbe die sich von der Stirn, übers Auge, die Wange runter und über die Lippen zog. Er war ein Jäger und wenn man Pech hatte, wurde man zu seiner Beute.

„Hey Ty! Du hast mich wohl nicht gehört!" Erklärte Onkel Tim gut gelaunt und ich nickte. Der Typ machte mich ein bisschen nervös, denn er beobachtete praktisch jede meiner Bewegungen.

„Dich wohl eher ignoriert." Meinte der Typ, woraufhin Tim die Schultern zuckte.

„Wäre ich ein siebzehnjähriger Kerl, würde ich auch eher auf Michelle hören, als auf mich. Ty, das ist Elija Hunter und seine kleine Schwester Michelle. Ihr zwei, mein Neffe Taylor." Ich schüttelte dem Typen die Hand. Er hatte einen wirklich festen Händedruck, aber was erwartete man schon anders? Außerdem passte der Name irgendwie zu ihm.

„Du hörst eher auf sie, als auf mich und du bist mittlerweile 36." Erklärte Elija, der Narbentyp dann mit einer Spur von Humor und einer Spur von: Fass meine Schwester an und du bist tot.

„Sie hat halt den Charme in eurer Familie abbekommen, Elija." Onkel Tim zuckte mit den Schultern. „Ach so, Liebes, kannst du uns allen was zu trinken holen? Im Kühlschrank."

„Natürlich Timmi." Meinte Michelle; sprang grinsend auf und verschwand im Haus. Anscheinend kannten die drei sich besser, als ich angenommen hatte. Die Kleine brachte uns allen ein Bier, was mich noch mehr erstaunte, denn mir war es vollkommen fremd in Gegenwart von Erwachsenen so offen zu trinken. Tim störte es anscheinend nicht im Geringsten, denn er stieß mit mir an. Die Gespräche waren locker, während wir aßen und ich staunte nicht schlecht, als Michelle sich ihr Steak mit Senf bestrich und es bis auf den letzten Bissen aufaß. Wow. Wer hätte gedacht, dass so viel in so ein zierliches Mädchen reinpasst?! Aber natürlich konnte sie es danach ja wieder auskotzen, oder es sich absaugen lassen. Je nachdem. Die drei redeten auch nicht über Dinge, von denen ich dachte, dass sie darüber reden würden. Wie zum Beispiel: „Meine zehn Millionen Yacht hat nur einen Whirlpool in den höchstens zehn Leute passen." „Ach?! Du solltest dir unbedingt eine neue kaufen! Das geht ja gar nicht!"

Nein, sie redeten über die Nachbarn, tratschten, redeten über Elijas und Michelles Familie und so weiter. Nachdem alle aufgegessen hatten, zündete Elija für sich und seine Schwester eine Zigarette an. Mir fielen fast die Augen raus. Aber das bedeutete wohl, dass ich auch rauchen durfte. Ich hielt Tim meine Schachtel hin und zog die Augenbrauen hoch. Er zuckte nur mit den Schultern. Naja, Onkel hatte ja auch gesagt, dass ich rauchen dürfte, also zündete ich mir eine an.

„Michelle, wann fängt die Schule nochmal an?" Fragte Tim sie dann. Ich sah mein Ende kommen. Bislang war die Konversation ohne nervige Themen ausgekommen, aber jetzt ging es um Schule.

„In zwei Wochen am Donnerstag. Warum?" Sie stieß den Rauch aus und nahm noch einen Schluck von ihrem Bier.

„Kannst du Ty mitnehmen? Er hat bislang noch kein Auto." Oh Mann! Onkel Tim wurde mir immer unsympathischer.

Michelle warf mir einen kurzen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. „Klar. Aber warum kann er nicht einfach eins von deinen vier verschiedenen Autos haben? Nur so."

„Spinnst du? Ich lass ihn doch nicht mit einem meiner Mädchen los!" Erklärte Tim sauer.

„Als ob ich sie schrotten würde, kaum dass ich hinterm Steuer sitze." Murmelte ich vor mich hin, aber anscheinend laut genug, dass es alle hören konnten.

„Oh ja, das würdest du. Du weißt was wir ausgemacht haben. Arbeite dafür und du bekommst eins. Keine weitere Diskussion. Und jetzt, willst du Michelle nicht das Haus zeigen, oder so?" Fragte er. Übersetzung: Haut ab, wir haben Erwachsenendinge zu bereden.

„Ich kenne das Haus aber." Michelle grinste mich an.

„Dann zeigst du ihm halt das Haus." Onkel Timmi wurde etwas genervt.

„Ich kenne das Haus aber auch."

„Dann zeigt dir Ty jetzt halt sein Zimmer."

Michelle grinste immer breiter. „Das kenn ich auch schon."

„Dann... Ach, verschwindet einfach!" Meckerte Onkel Tim genervt.

Ich stand auf und ging ins Haus rein. Michelle folgte mir. Keine Ahnung, was jetzt. Ich warf mich aufs Sofa und wartete bis sie ebenfalls kam. Dann stellte ich den Fernseher an. Das Mädchen war schlau genug um zu wissen, dass ich nicht mit ihr reden wollte. Es lief irgendein Film. Nach zwanzig Minuten oder so, klingelte ihr Handy und sie ging ran.

„Hey Arschloch." Begrüßte sie den Kerl am anderen Ende der Leitung. „Wann holst du mich ab? ... Nein, ich bin bei Tim zum Essen, zusammen mit meinem Bruderherz. ... Sein Neffe ist da. Taylor. ... Nein, er kommt nicht mit. Wer spielt heute? ... Okay. Hol mich hier um zehn ab, ja, Fin? ... Tschau."

Ich wusste, ich sollte mir die Frage verkneifen, aber... „Wohin fahrt ihr denn?" Ich war zwar erst einen Tag hier, aber schon schlug mir die Decke auf den Kopf. Ich musste hier dringend mal raus.

„Zu einem Club. Dort spielt eine NoName Schüler Band und die wollen wir mal abchecken. Obwohl es sich wahrscheinlich sowieso nicht lohnt. Sie covern total tolle Songs und verwandeln sie in etwas Schreckliches." Erklärte sie mir mit einem Schulterzucken.

„Ist Fin dein Freund?" Auch die Frage konnte ich mir irgendwie nicht verkneifen.

„Nö. Mein schwuler, bester Freund. Ich hab keinen Freund. Ihr Kerle seid sowieso nur für eine Sache gut und dafür brauch man keinen festen Freund." Sie zwinkerte mir zu und es wurde klar, welche Sache sie meinte. Sex. „Außerdem würde Eli meinem hypothetischen festen Freund wohl einen Auftragskiller auf den Hals hetzen."

„Den Vibe habe ich von ihm auch abbekommen. Und warum denkst du, will ich nicht mit?" Fragte ich sie dann.

„Du denkst ich bin blöd oder?" Fragte sie mich dann ganz ernst, woraufhin ich nur die Schultern zucken konnte. Natürlich hatte ich sie für ein verwöhntes, dummes Gör gehalten. „Keine Ahnung warum du hier bist, Taylor, aber immer wenn Tim über dich geredet hat, kamen die Worte Schlägerei und Knast darin vor. Ich kenne dich nicht und habe deshalb nicht das Verlangen meinen Kopf für dich hinzuhalten, wenn du Scheiße baust, wenn ich dich mitnehme."

„Aber wenn du mich kennst, dann hältst du den Kopf hin?"

„Natürlich. Wenn ich weiß, dass du für mich dasselbe tun würdest, aber das würdest du nicht. Du hältst nichts von mir und würdest mich bei der ersten Gelegenheit hängen lassen. Sorry, aber nein danke."

Was sie sagte, wie sie es sagte... Es war die Wahrheit und obwohl ich genervt sein wollte, konnte ich es nicht wirklich. Ich meine, sie hatte recht und sie ließ es nicht mal wie einen Vorwurf klingen, sondern eher wie eine begründete Analyse. „Okay. Ich war mit meinen Kumpels auf einer Party und ein Typ hat versucht meine Freundin anzumachen und sie dann beleidigt. Dann, später, hat er eine Schlägerei mit meinem besten Freund angefangen und ich bin dazwischen. Dann habe ich ihm den Kiefer, den Wangenknochen und ein paar Rippen gebrochen. Dann kam die Polizei und hat mich festgenommen. Fertig." Endete ich monoton und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was ist mit deinem Freund passiert?" Fragte sie mich interessiert.

„Der ist rechtzeitig abgehauen."

„Wie abgehauen?" Ihre Augen wurden größer und sie sah mich zum ersten Mal direkt an. Sie hatte unwahrscheinlich grüne Augen. Strahlend grün. „Er hat dich hängen lassen?"

„Nein. Er hat sich einfach nur verpisst um keinen Ärger zu bekommen."

„Also hat er die Schlägerei angefangen und dich dann hängen lassen. Sodass du am Ende im Knast warst."

„Nein. Er wollte einfach nur keinen Ärger bekommen."

Sie seufzte. „Okay. Erklär mir mal bitte, wo der Unterschied liegt. Hast du dich jemals verpisst, wenn es für ihn ernst wurde?" Ich dachte angestrengt nach und... nein, ich hatte mich niemals verpisst. Aber trotzdem nahm ich es Spice nicht übel. Dazu waren Freunde doch schließlich da. Michelle nahm mein Schweigen offensichtlich als Antwort. „Macht man das unter Freunden so, da wo du herkommst? Denn hier ist das etwas anders. Wenn mein bester Freund in der Klemme steckt, dann stecke ich mit drin, so einfach ist das."

„Mach die Augen auf und komm in der richtigen Welt an, Süße." Diesen sentimentalen Quatsch meinte doch sie nicht wirklich ernst, oder? „Es gibt Leute die Probleme haben, die weit über die Frage hinaus gehen, was sie am nächsten Tag für Klamotten tragen sollen."

Jetzt grinste sie mich doch tatsächlich an. „Süßer, wenn du meine Welt kennen würdest, dann würdest du so einen Scheiß nicht erzählen. Wie dem auch sei, es war zwar ein guter Versuch, aber ich glaube, ich will dich nachher immer noch nicht mitnehmen."

Ich zuckte die Schultern und wandte mich zum Fernseher um. Was hatte ich von einer reichen Zicke auch anderes erwartet? In ihren Augen war ich doch sicherlich bloß Dreck, einfach weil ich keine Tausende von Dollar Taschengeld bekam. Ich sollte froh sein, dass ich nichts mit ihr zu tun haben würde. „Wie auch immer."

Wir verfielen wieder in Schweigen und sahen den Film weiter. Keine Ahnung um was es da genau ging, aber es war besser als sich mit ihr zu unterhalten. Ich merkte wie sie aufstand und verschwand. Nach einigen Minuten kam sie wieder und stellte mir ein neues Bier hin. „Tut mir leid, Ty. Wie schon gesagt, ich kenne dich nicht und weiß nicht, was bei dir so abläuft, also habe ich kein Recht über dich zu urteilen. Aber du musst mich da auch verstehen. Ich lege meine Hand generell nicht für Typen ins Feuer, die ich nicht kenne."

„Klar doch."

„Willst du morgen mit zum Strand kommen?"

„Ach, meinst du, ich könnte da keine Scheiße bauen?" Meine Stimme klang ganz schön bissig. Ihre Entschuldigung konnte sie sich in den Arsch stecken, obwohl mir irgendwo ganz hinten in meinem Kopf schon irgendwie klar war, dass sie auch damit recht hatte.

„Okay, vergiss es." Schnappte sie dann. „Selbstmitleid ist der totale Abturner, Taylor, also kriech besser aus deinem Loch raus." Damit stand sie wieder auf und verschwand irgendwohin. Mir doch scheiß egal, wohin. Sollte sie gehen. Und das am besten sehr weit weg.

Ich sah sie den ganzen Abend über nicht mehr und ich schätze, dass sie um elf verschwand ohne sich zu verabschieden. Elija ging um kurz vor zwölf.

„Bis bald, Taylor. Bau keine Scheiße." Riet er mir ernst.

„Schon klar. Wiedersehen Elija."

Abends beim Einschlafen, dachte ich an... Michelle. Na gut, irgendwie verstand ich sie ja. Ich würde auch nicht mit einem fremden Kerl einfach so losziehen, wenn ich nur über ihn weiß, dass er sich gerne prügelt. Mit der Voraussicht wegen dem Typen dann im Knast zu landen. Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Jetzt beschloss ich wirklich, dass ich verrückt war, wenn ich die Leute die nichts mit mir zu tun haben wollten schon vor mir selbst in Schutz nahm.

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