Carpe diem... 17

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Weil ich schon seit Jahren nicht mehr rot angelaufen bin... ;)

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Kapitel 17: Von Kartoffeln und Stahl

Thanksgiving gestaltete sich genauso wie ich es erwartet hatte. Unaussprechlich grässlich. Obwohl man meinem Vater zu Gute halten musste, dass er sich heute etwas zusammenriss, aber auch nur weil mein Onkel Rick zusammen mit seiner Affäre da war, für die er seine Frau verlassen hatte. Außerdem war Granny da, die Mutter der drei Brüder und obwohl mein Vater ein verdammtes Arschloch war, respektierte er trotzdem seine Mutter und hatte bestimmt auch ein bisschen Angst vor ihr. Was ich nachvollziehen konnte, denn die Frau war nunmal furchteinflößend. Ich hatte mal ein paar Wochen bei ihr gelebt und ich habe mich bei ihr besser benommen, als zu Hause. Wenigstens ein kleines bisschen. Obwohl ich dann natürlich beim Klauen erwischt wurde und von ihr im hohen Bogen rausgeschmissen wurde.

Wir fuhren schon morgens zu meiner Familie und ich trug wieder mein Sacko, dieses Mal jedoch mit einem einfachen schwarzen T-Shirt. Granny kam gegen um elf an und als ich den Wagen in der Einfahrt hörte und sah, dass sich keiner die Mühe machte aufzustehen, ging ich nach draußen. Sie hatte gerade Schwierigkeiten aus dem Wagen zu steigen, was nicht verwunderlich war, denn sie war ja auch schon uralt. Gefühlte 120 Jahre, oder so. "Hey Granny! Deine Tasche im Kofferraum?" Fragte ich und machte nebenbei schon mal die Klappe auf. Granny würde heute Nacht hier schlafen, bei meinen Eltern und deshalb die Reisetasche.

"Die Fahrt hierher war schrecklich! Diese Arschlöcher von Truckerfahrern... Denen sollte man allen den Führerschein wegnehmen!" Fing sie schon an sich aufzuregen und ich hörte ihr schmunzelnd zu. Alte Frauen waren witzig. Das erinnerte mich an Haley und Mitch, wenn sie ihre Tage hatten. Die beiden regten sich dann auch über alles und jeden auf und jammerten den ganzen Tag rum.

Ich hievte mir ihre schwere Tasche über die Schulter und bot ihr den anderen Arm an, um sich einzuhaken und dann gingen wir zusammen zum Haus.

"Und dann die Tankstellen heutzutage! Da hat mich doch glatt ein junger Mann gefragt, wieviel ich für eine Nacht nehme! Der hatte soviel Schmuck im Gesicht, der sah aus wie ein Außerirdischer!"

"Und was hast du geantwortet?" Fragte ich nach, denn das interessierte mich wirklich.

"Na das ich es nicht mit Metrosexuellen mache, sondern auf Männer stehe!" Rief Granny als ich die Haustür aufmachte und sofort kam Onkel Tim in den Flur gesprintet. Er hatte Mehl im Gesicht und die Ärmel hochgekrempelt und als er hörte was seine Mutter da gerade sagte, ließ sich sein Gesichtsausdruck mit einem Wort beschreiben: Horror. Ich nahm meiner Oma in der Zeit ihren Mantel ab und grinste belustigt. Ja, kein Mann wollte von seiner alten Mutter hören, dass sie auf Männer stand und das sie das Wort Metrosexuell kannte.

"Timothy, mein kleiner Junge. Komm her und gib deiner Mutter einen Kuss." Befahl Granny ihm dann, als sie ihn entdeckte. Von ihren drei Kindern, also Rick, ihrem ältesten Sohn, meinem Vater und Tim, war er ihr Liebling und das konnte ich durchaus nachvollziehen. Er war einfach der umgänglichste.

"Hallo Mommy. Schön dich zu sehen. Du siehst gut aus." Für das Kompliment bekam er ein Schnauben von Granny, aber ihre Falten verzogen sich zu einem Lächeln. "Hast du deine Tasche im Auto? Ich kann sie holen."

"Nein, nein. Der nette junge Mann hat sie schon mit reingenommen." Erklärte sie ihm. "Wirklich ein ganz freundlicher Bursche."

Ich warf Onkel Tim ein Stirnrunzeln zu, als er mich über Grannys Schulter verwirrt ansah. Dann hielt ich ihm die Tasche hoch und deutete auf mich, woraufhin er sich ein Lachen verkneifen musste. "Das ist Taylor, Mommy. Ty."

Carpe diem...Where stories live. Discover now