Carpe diem... 8

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8. Kapitel: Bier und Pools

Natürlich schaffte ich die Tests. Einen mit einer eins. Die meisten mit einer zwei. Ein paar mit drei. Aber es gab weit und breit keine vier. Als ich an dem Tag nach Hause kam, war ich unheimlich stolz auf mich selbst. Was mir wiederum total unangenehm und peinlich war.

Also legte ich die Tests einfach nur vor Onkel Tim auf den Tisch, damit er sie sich in Ruhe durchsehen konnte. Ich ging in die Küche um mir was zu Essen zu machen. Naja, eigentlich weil ich ihm nicht dabei zu sehen wollte. Ich meine, ich hatte wirklich endlich mal was auf die Reihe bekommen und wenn er jetzt eine so große Welle daraus machen würde, dann... naja, dann wäre das Scheiße.

"Hey Ty! Komm mal her!" Rief er dann nach zehn Minuten. Ich ging hin und stellte mich mit verschränkten Armen vor ihn hin. Mal sehen, was jetzt kommen würde. "Also." Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, überschlug die Beine auf diese elegante Weise, bei der ich mich jedes Mal fragte, wie er das hinbekam ohne sich dabei die Eier abzuquetschen und faltete die Hände im Schoß. "Ich habe vorhin mit deiner Mutter und deinem Vater telefoniert."

"Was denn, hältst du es etwa nicht mehr mit mir aus und willst mich jetzt schon wieder los werden? Sogar Oma hat länger durchgehalten." Ich pflasterte ein fieses Grinsen auf mein Gesicht.

"Halt schon die Fresse und hör mir zu, ja?" Onkel Timmi war offensichtlich leicht genervt von mir. "Deine Mutter ist offensichtlich nicht der Meinung, dass deine weitere Schulausbildung wichtig sei. Sie hat dir eine Ausbildung bei einem befreundeten Mechaniker besorgt und ist der Meinung, ich sollte dich nach Hause schicken, damit du damit anfangen kannst."

"Okay." Ich brachte mich dazu, gelassen auszusehen, obwohl ich es nicht war. Ich wollte nicht nach Hause und Mechaniker werden. Klar, vermisste ich meine Geschwister, meine Freunde und so, aber den Rest meines Lebens unter irgendwelchen Autos zu verbringen, war einfach nicht das was ich wollte. Außerdem gefiel es mir hier irgendwie.

"Ich habe zu ihr gesagt, sie kann mich mal am Arsch lecken." Meinte Tim weiter in seiner gelassenen Art. "Ich meine, im Endeffekt ist es natürlich deine Entscheidung, ob du gehst oder bleibst. Aber ich werde dich nicht zwingen zu gehen. Ich habe dich gern hier, um ehrlich zu sein. Außerdem zeigt mir das hier..." Er deutete auf die Tests, die ich ihm gegeben habe. "Das deine Schulbildung eben nicht sinnlos ist. Ich muss ehrlich sagen, dass ich stolz auf dich bin, aber auch, dass ich nicht überrascht bin und das ich auch nicht weniger von dir erwartet hatte. Also, Schule oder Mechaniker?"

"Ähm..." Meinte ich dazu und kam mir irgendwie idiotisch vor.

"Okay. Weißt du was? Lass dir Zeit." Er stand seufzend vom Sofa auf. "Ich muss jetzt los, mein Flugzeug wartet. Denk darüber nach, rede mit Mitch oder Fin, oder deiner Freundin. Ich unterstütze dich egal was du machst."

Ich nahm im Endeffekt seinen Rat an. Und redete mit Fin darüber, als er abends zu mir kam und wir einen Männerabend machten. Hieß, wir sahen uns The Fast And The Furious an, hauptsächlich wegen den heißen Weibern und den geilen Autos, betranken uns mit Bier und Wodka und schaufelten tonnenweise Pizza in uns herein.

Naja, eigentlich redete ich und Fin hörte zu. "Ich habe einfach keinen Bock mein Leben lang mit irgendwelchen Leuten darüber zu streiten, was an ihrem Auto repariert werden muss und was nicht. In einem kleinen Vorstadthaus wohnen, mit Frau und Kindern und niemals die Chance zu haben, mehr aus meinem Leben zu machen. Mir macht vorallem die Aussichtslosigkeit zu schaffen." Fin grunzte, was alles von einer Zustimmung bis hin zu einem Versuch mir klar zu machen, wie scheiße ich doch bin, sein konnte. Ich interpretierte es als Zustimmung. "Na klar, respektiere ich Leute, die damit ihr Geld verdienen und ich kann mir auch vorstellen, dass es viele Leute gibt, die damit glücklich wären, aber das trifft einfach nicht auf mich zu." Ich hielt inne und ließ mir meine letzten Worte noch mal durch den Kopf gehen. "Ich höre mich schon genauso an wie Mitch. So scheiße diplomatisch."

Carpe diem...Where stories live. Discover now