Carpe diem... 34

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Kapitel 34: Von Selbsthilfegruppen und logischem Denkvermögen...

"Ich will ein Spiel spielen." Verkündete uns Haley gerade nuschelnd und wedelte gefährlich mit ihrer Bierflasche herum. Wir waren gerade alle bei ihr und feierten. Einfach weil wir ja bald nicht mehr zusammen sein würden und uns betrinken wollten. Es war quasi unsere kleine Abschiedsfeier, denn alle Prüfungen waren geschrieben, in einer Woche würde es Zeunisse geben und die meisten meiner Freunde würden nicht mal den Sommer über bleiben. Nathan und Leo planten zum Beispiel eine Tour durch Europa und nahmen sich fest vor, mindestens ein Mädchen aus jedem Land durch das sie kamen flachzulegen.

"Wir spielen, wo bist du in zehn Jahren?" Beendete Haley dann ihren Vorschlag. "Jeder erzählt, wo er sich selbst in zehn Jahren sieht."

"In zehn Jahren..." Begann Leo und überlegte sichtlich, bevor er der den Satz beendete. "Werde ich in meinem fliegenden Auto, natürlich ein Porsche, zu meiner verflucht langweiligen Arbeit fahren. Ich werde schon das dritte Mal geschieden sein und gerade auf der Suche nach einer neuen Frau, der ich ewige Liebe und Treue schwören werde, natürlich nur bis ich dann herausfinde, dass sie vor unzähligen Schönheitsops mal ein Mann gewesen war..."

"Außerdem wirst du sehr viel Geld investieren, damit man endlich mal die ganzen Geschlechtskrankheiten ausrottet..." Unterbrach ihn Mitch schmunzelnd.

"Willst du mir etwa erzählen, ich hätte Probleme mit Geschlechtskrankheiten, Mitch Bitch?"

"Nein..." Mitch zog es übertrieben in die Länge. "Haley, kannst du mal gucken, ob das normal ist? An meinem Schwanz sind Eiterblasen und er ist rot und juckt. Glaubst du ich hab mir irgendwas eingefangen?" Ahmte sie ihn perfekt nach. "Bei deinem ganzen Rumgehure ist es ein Wunder, dass du überhaupt noch einen Schwanz hast..."

"Das sagt gerade die Richtige!" Rief Leo, kam aber nicht weiter, weil Haley ihm den Ellenbogen in die Rippen rammte, weil sie ihr dummes Spiel weiter spielen wollte. War auch besser für ihn, denn ansonsten hätte ich ihm meine Faust an Stellen gerammt, wo es tausend Mal mehr wehtat. Ich legte meinen Arm um meine Freundin und warf Leo einen bösen Blick zu. Er hob entschuldigend die Hände. Hab ich schon mal erwähnt, dass niemand meine Freundin beleidigte? Nicht mal aus Spaß.

"Also... Ich werde eine berühmte Autorin sein und ich werde den Nobelpreis für Literatur bekommen haben. Außerdem habe ich dann einen Mann der mich liebt und ein Kind, dass ich nach meiner besten Freundin benennen werde..." Erzählte uns Haley.

"Das arme Gör! Stell dir mal vor, es wird ein Junge und sie nennt es Michelle Bernadette!" Lachte sich Nathan kaputt. "Oder verbietest du ihm einen Schwanz zu bekommen?"

"Genau das werde ich machen." Erklärte Haley glucksend.

Und so ging es den ganzen Abend lang weiter. Ich sagte zu dem ganzen Thema absolut kein Wort, genauso wenig wie Fin, denn es war mir zu doof. Ich hatte keine Ahnung, wo ich in zehn Jahren sein würde. Ich könnte auch genauso gut... keine Ahnung, nach Australien auswandern und da den ganzen Tag lang irgendwelche stinkenden Rindviecher hüten, oder so. Und mich von den anderen Cowboys in den... Naja, auf jeden Fall Brokeback Mountain, wenn ihr versteht was ich meine.

Aber ich hörte ganz genau zu, als Mitch uns erzählte, wo sie in zehn Jahren sein würde. "Ich werde... wohl sicher gerade in meiner vorgezogenen Midlifecrises sein, weil ich alle Dinge schon gesehen habe, die ich sehen wollte, alles getan habe, was ich tun wollte und dann werde ich zurückkommen um meine alten Freunde zu besuchen und feststellen, dass meine beste Freundin mit meinem besten Freund verheiratet ist. Das Leo es als erster Mensch der Welt geschafft hat, an Intimpilzen zu sterben..."

"Ich habe keine Intimpilze!" Rief Leo wütend dazwischen, aber alle lachten ihn einfach nur aus, denn er hatte uns erst vor zwei Wochen erzählt, dass er sich was weggeholt hatte.

Carpe diem...Where stories live. Discover now