Carpe diem... 41

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Viel Spaß! :)

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Kapitel 41: Ohne Worte...

"Taylor!" Ertönte es, sobald ich auch nur einen Fuß durch die Stiftungstür gesetzt hatte. So ging es hier immer zu. Keine ruhige Sekunde.

"Immer zur Stelle." Rief ich zurück und einen Moment später kam auch schon Birgit, eine tolle freiwillige Helferin durch eine Tür gehetzt. "Hier, die Polizei hat gerade angerufen. Denen ist ein minderjähriger Streuner in die Netze gegangen."

"Definiere Streuner." Verlangte ich von ihr. Sie machte hier wirklich tolle Arbeit, aber manchmal, da sprach sie eine andere Sprache als ich.

"Keine Eltern, keine Familie, lebt auf der Straße. Hatte auch ein paar Gramm Koks dabei."

"Oh wie toll."

Birgit blätterte in ihren Unterlagen, während wir in meinem Büro ankamen. "Aber so wie es aussieht, erstatten sie keine Anzeige, weil es das erste Mal ist. Du musst also nur hin und ihn dir schnappen."

Als wäre er ein Stück Fleisch, oder so was... "Was sagt das Jugendamt?" Die mussten immerhin auch informiert werden, wenn es um einen jugendlichen Unruhestifter geht.

"Wenn du dich beeilst, dann erwischst du den zuständigen Sozialarbeiter bei der Polizei."

Na, ganz große Klasse. Jetzt auch noch zur Polizei fahren, mich mit den Jugendamt auseinander setzen und mich dann auch noch um einen Jungen kümmern, der mich einfach aus Prinzip hassen wird. Und das alles vor einem anständigen Morgenkaffee. "Such einen Schlafplatz für den Jungen und Brian hat heute seinen Arzttermin. Achte drauf, das er den nicht schwänzt. Und durchsuch nochmal die Sachen von Elli, ich glaube, sie hat neue Schnitte an den Armen." Irgendwann mussten dem Mädchen ja mal die Rasierklingen ausgehen. "Und mach ihr einen Termin beim Psychologen. Am besten bei Dr. Jacobs. Und wenn Elija sich meldet, sag ihm ich rufe später zurück."

Und dann musste ich mich eine geschlagene halbe Stunde lang durch den beschissenen Stadtverkehr kämpfen, bis ich endlich an der Polizeistation ankam. Gerade als ich durch die Tür kam, wurde ich auch schon von meinem Lieblingsoffizier heran gewunken. Ja, wir kannten uns schon, einfach weil ich ja öfters mal ein paar Jugendliche vom Revier abholte und natürlich auch weil seine Frau den besten Hackbraten der Welt machte. Ich war erst letzten Sonntag zum Mittag dagewesen.

Dann ging das übliche Prozedere von statten. Mit dem Jugendamt reden, Papiere unterzeichnen, den Jungen in die Stiftung bringen, ihm alles erklären, alles zeigen, ein Zimmer geben, den andern vorstellen, seine Akten durchgehen, mögliche Verwandte finden und so weiter.

Der Rest der Stiftung blieb natürlich auch nicht einfach stehen und wartete, bis ich wenigstens mit der einen Sache fertig war. Nein! Da gab es hier ein Problem, da brauchte irgendwer Geld, hier beschwerte sich Elija, dort wollte irgendwer nicht spenden, und so weiter. Nebenbei hatte ich noch zwanzig Jugendliche an der Backe, die alle irgendwie Unterstützung brauchten.

Es war einfach nur ein verdammter Knochenjob. Aber ich liebte ihn. Selbstzerstörerische Sachen, waren schon immer mein Spezialgebiet. Deshalb sollte es auch keinen wundern, dass ich mich in Mitch verliebt hatte.

"Ich würde darauf wetten, dass sie spätestens in zwei Monaten bei dir auftaucht und mit dir über die ganze Sache reden will." Hatte Fin zu mir gesagt, kurz nachdem er mir erklärt hatte, dass er Mitch zum Flughafen gebracht hatte und sie sich nach London verpisst hatte.

Naja, das war jetzt drei Monate her und immer noch kein Lebenszeichen von Mitch. Ich hatte aber auch eigentlich von vornherein nicht daran geglaubt, dass sie zurückkommen würde. Eine Hochzeit war für sie genauso indiskutabel wie eine ernsthafte Beziehung und deshalb konnte ich diesen Antrag auch nicht bereuen.

Carpe diem...Where stories live. Discover now