No Response || z.m.

By devilishalien

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"Genügsamkeit ist natürlicher Reichtum, Luxus ist künstliche Armut."-Sokrates Nach dem Tod beider Elternpaare... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Epilog
Danksagung + neue Story

Kapitel 10

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By devilishalien

Kapitel 10

"Miss? Wo soll es hin?", fragte mich der Taxifahrer und ich zeigt ihm erstmal die Visitenkarte, die ich aus dem Hotel genommen hatte.

Er nickt nur, startete den Motor und wollte losfahren. Ich hörte Zayn draußen meinen Namen rufen, doch ich ignorierte ihn komplett, konzentrierte mich auf die Fahrt und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Noch heute würde ich mit dem Zug zurück nach London fahren, meine Schwester aus diesem bescheuerten Haus holen und schlimmstenfalls auf der Straße leben. Das Problem war nicht, dass Zayn meine Schwachstelle wusste. Das Problem war er selbst und seine verdammt agressiven Reaktionen auf Kleinigkeiten. Spästestens jetzt müsste ihm aufgefallen sein, dass ich keines seiner Bemerkungen, Erniedrigungen und Beleidigungen verdient hatte und wenn er immernoch so reagieren würde, wie er momentan tat, dann hatte er kein Herz, kein Mitgefühl, nichts. Ich lachte mich innerlich aus, dass ich ihn theoretisch gesehen sogar in Schutz genommen hatte, gedacht hatte, dass er das alles tat, nur weil er mich nicht kannte, doch ich lag falsch. Seine Unfreundlichkeit mir gegenüber war unakzeptabel, sowas hatte ich nicht verdient, vor allem nicht, nur weil ich einer gottverdammten Person ähnlich sah, die ich nicht einmal kannte. Nur weil dieser Penner eine schlechte Vergangenheit hatte, hatte er nicht das Recht Anderen die Gegenwart zu versauen. Er ist und blieb ein Egoist, dachte nur an sich selbst und nicht an seine Mitmenschen. Ich hasste ihn und ich hasste mich selbst. Ihn, weil er mir das Leben zur Hölle machte, weil er kein Mitgefühl hatte und sich nicht in meine Situation versetzen konnte. Mich, weil ich einfach dumm genug war, ihn in Schutz zu nehmen, idiotische Ausreden für sein bescheuertes Verhalten zu erfinden und ihn nicht zu hassen, aber jetzt hasste ich ihn auf's Abscheulichste. Ich konnte ihm nicht verzeihen und wenn doch, dann könnte ich es niemals vergessen. Mneschen machen Fehler, das war mir bewusst, aber dass man Menschen auf so eine extreme Weise verletzen konnte, war mir wirklich neu. Durch meine Antwort, die Zayn laut vorgelesen hatte, kamen wieder Erinnerungen von der Nacht hoch, wie sich ein betrunkener junger Mann auf mich gestürtzt hatte und dafür sorgte, dass ich meine Existenz bereute. Natürlich hatte ich daran gedacht mir das Leben zu nehmen, wer würde das nach so einer Tragödie denn nicht tun? Emily jedoch müsste dann entweder in ein Heim oder in eine Pflegefamilie und mit dem Gedanken, dass beides schrecklich für sie sein werden könnte, würde ich mir das niemals verzeihen. Sie war nicht auf mich angewiesen, aber ich konnte sie nicht alleine lassen. Sie war noch zu jung und einen weiteren Verlust in der Familie würde sie nicht ertragen. Ich schniefte, verdeckte mein Gesicht aus voller Verzweiflung und wischte mir weiterhin die Tränen aus dem Gesicht.

"Miss, möchten Sie ein Taschentuch?", fragte mich der Chauffeur und ich verneinte mit einem Kopfschütteln, als er mit dem Innenspiegel in meine Richtung sah.

"Wissen Sie, es ist menschlich, dass man Fehler begeht, aber es ist ehrenwürdig, wenn man den Menschen verzeihen kann. Wenn jeder Hass fühlen würde und stur wäre, wäre dieser Planet nicht das, was es heute ist. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber ich hoffe für Sie, dass sie jemandem die Chance geben, das alles wieder gerade zu biegen.", lächelte er, parkte vor dem Hotel und wartete darauf, dass ich ausstieg.

Ich reagierte nicht auf seine weisen Sprüche, öffnete meine Clutch und wollte zahlen. Gott sei Dank hatte ich an die Ersparnisse vom Betteln gedacht und sie mitgenommen, ansonsten wäre ich jetzt geliefert.

"Geht auf's Haus. Sie sehen aus wie jemand, der das Geld benötigen könnte."

Ich wollte eigentlich trotzdem zahlen, doch der Taxifahrer blieb standhaft, also stieg ich mit einem halbherzigen Lächeln aus, schloss die Autotür und lief ins Hotel. Es hatte angefangen zu schneien, welches ich erst bemerkt hatte, nachdem ich ausgestiegen war. Anscheinend war ich zu sehr in Gedanken vertieft. Mir war recht egal, wie ich aussehen musste und dementsprechend auf die Personen wirkte. Ich wollte nur meine Sachen holen und schnell hier weg. Schnell stieg ich in eines der Aufzüge, drückte auf die Nummer meiner Etage und wartete ungeduldig auf das Zeichen, welches mir verriet, dass in an der Etage ankam. Als auch dieses passierte, verließ ich den Aufzug, wischte mir die übrig gebliebenen Tränen auf dem Gesicht weg und steckte meine Karte in das Schloss. Die Tür öffnete sich, ich lief hinein, nahm meinen Rucksack, packte alles mögliche, was mir gehörte, ein und war nach zehn Minuten dabei das Zimmer zu verlassen, doch ich knallte gegen eine harte Brust.

"Du willst gehen?", fragte mich Zayn, als sein Blick meinen Rucksack traf.

Ich sah ihn wütend an, ging einen Schritt zurück und wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich fest, was dafür sorgte, dass ich meine Augen schloss und versuchte mich zu beruhigen. Bitte, lass mich einfach gehen. Es ist das Einfachste für uns alle. Tu mir das nicht an, Zayn. Ich bitte dich

"Du kannst jetzt nicht gehen. Die Wetterverhältnisse sind schlechter geworden. Wir stecken die Nacht hier fest. Morgen früh fahre ich uns zurück nach London und ab da kannst du machen, was du willst.", berichtete Zayn kalt und ich wollte erneut weinen.

Wieso war das Schicksal so fies zu mir? Nur einmal sollte es auf meiner Seite sein, nur einmal. Das tat es, als Mrs. Malik dich aufgenommen hat, also sei dankbar. Mein Inneres hatte recht, ich hatte solch ein Glück gehabt Mrs. Malik aufzufinden, dass ich in dem Moment hätte vor Freude weinen können. So eine großzügige Frau, schade, dass ihr Sohn das genaue Gegenteil von ihr war. Was sollte ich sonst tun? Mit Zayn in einem Zimmer zu schlafen wäre schrecklich und nach einem weiteren Zimmer würde ich nicht fragen. Immerhin mussten wir uns kein Bett teilen. Ich schmiss den Rucksack auf mein Bett, befreite mich von Zayn, der seinen Griff gelockert hatte, und wollte ins Badezimmer, aber erneut hielt mich Zayn fest.

"Hör zu, ich weiß, du bist sauer und es tut-", begann er, doch ich unterbrach ihn, indem ich mich von ihm loszerrte, mich zu ihm drehte und ihn sowohl wütend, als auch verzweifelt ansah.

Er solle mich nicht anfassen. Niemals wieder solle er in meine Nähe kommen, mich verletzen. Ich war es satt, ich konnte nicht mehr. Das Leben war schon scheiße genug, noch einen Störenfried konnte ich echt nicht gebrauchen. Seine Anwesenheit störte mich kompromisslos und meine Nerven waren so blank, dass ich kurz davor war Zayn eine Ohrfeige zu verpassen, aber ich musste Stand halten. Was auch immer passierte, er war - zumindest jetzt noch - mein Boss und ich konnte es mir nicht leisten meinem Chef eine Ohrfeige zu verpassen. Mein Kopfschütteln ließ ihn aufseufzen und mich ohne eine Bemerkung ins Badezimmer laufen. Ich verriegelte die Tür und war den Tränen nahe. Wieso hatte ich eigentlich gewilligt mit Zayn hierhin zu kommen? Es war offensichtlich, dass der Tag als eine Katastrophe enden würden. Dass wir die Nacht hier verbringen mussten, machte die Sache nicht leichter. Mit den Badetüchern schminkte ich mich ab, band meine Haare zu einem unordentlichen Dutt und wollte eigentlich zu meinem Rucksack, ließ es aber, als mir einfiel, dass ich keine Sachen zum schlafen hatte. Was sollte ich bloß tun? Ich war geliefert!

"Brauchst du noch lange? Ich muss auf's Klo.", kam Zayns Stimme von der anderen Seite der Tür, sanfter als jemals zuvor und ich erschauerte.

Seine Stimme in so einem Ton zu hören war neu für mich und dementsprechend auch gewöhnungsbedürftig. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Das alles war das reinste Desaster! Wieso musste auch das Wetter mal so schlecht ausfallen? Wir hätten jetzt auf dem Weg sein können, uns anschweigen, bis wir das Haus erreicht hätten, ich meine Sachen und Emily gepackt und das Haus verlassen hätte, aber selbstverständlich war Gott gegen meine Entscheidung. Dankbar? Kein bisschen, denn Zayn war meine persönliche Hölle. Langsam schloss ich die Toilettentür auf, lief aus dem Raum, bevor ich Zayn auswich und an meinen  Rucksack ging.

"Hast du deine Sachen zum schlafen dabei?"

Konnte er eigentlich Gedanken lesen? Ich bin sowas von geliefert. Ich würdigte Zayn keinen Blick, verneinte seine Frage jedoch mit einem leichten Kopfschütteln, was er hoffentlich bemerkte. Ich hörte ihn durch seine Nase atmen, dann steuerte er auf sein Bett zu, welches neben meinem stand, und zückte aus seiner Reisetasche ein Shirt raus. Er schmiss es mir zu und ich fing auf.

"Hier, das kannst du anziehen. Ich gebe ungerne Sachen ab, also schätz dich glücklich."

Ich nickte und er steuerte auf das Badezimmer zu. Ich schätzte seine Geste, aber zugeben würde ich das niemals. Er hatte mich zutiefst verletzt und ihm so leicht vergeben konnte ich nicht. Ich würde seine Beleidigungen ja verstehen, wenn sie zumindest teilweise der Wahrheit entsprachen, aber das taten sie eben nicht. Er hatte mir keine Chance gegeben mich vorzustellen, weil ich einer beknackten Vergangenheit ähnlich sah, also bekam er auch keine Chance von mir, alles wieder gerade zu biegen. Wollte er das überhaupt? Tat es ihm wirklich leid? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Zayn faktisch ein Herz hatte. Natürlich besaß er ein biologisches, aber psychisch gesehen konnte man nichts davon erkennen. Dennoch nahm ich sein Shirt an, zog zuerst den Reißverschluss runter, verließ mein Kleid und stülpte das Shirt über meinen Kopf, bevor Zayn das Bad verlassen konnte. Es roch genau nach ihm, minzig, rauchig und männlich, schon sexy, wenn nicht Zayn der Besitzer dieses Shirts wäre. Nach Sekunden kam Zayn aus dem Badezimmer, doch da lag ich schon im Bett. Er lief an meinem Bett vorbei und steuerte auf seins. Ich drehte ihm den Rücken zu, versuchte ihn nicht zu beachten.

"Wenn dir kalt ist drehe ich die Heizung auf."

Versuchte er grade ernsthaft ein Gespräch zu starten? Sowas konnten wir nicht und das wusste er. Es war nicht unser Ding, wie Emily meistens nutzte, ein ganz normales Gespräch zu starten, ohne uns am Ende Beldeidigungen an den Kopf warfen, die nicht einmal der Wahrheit entsprachen. Mit wir meinte ich natürlich Zayn. Ich hatte ihn bis jetzt noch nie beleidigt. Naja, im Kopf vielleicht, aber niemals ausgesprochen. Ging ja auch ganz schlecht. Jedenfalls reagierte ich nicht auf seine Anspielung auf eine weitere nette Geste, ich hatte ihn satt und wollte am liebsten nur noch schlafen. Zayn dimmte das Licht, bis es stockdunkel war und nur das große Fenster uns Licht von der Aussicht Manchesters spendierte. Ich legte mich auf meinen Rücken, starrte die kahle Decke über mir an, versuchte zu schlafen, doch es gelang mir nicht.

"Ihr Name war Valerie. Sie war das Beste, was mir je passiert war, mutierte dann zu meinem größten Altraum. Wegen ihr musste ich zu einer Therapeutin, schon von klein auf.", sprach Zayn plötzlich und ich drehte mich geschockt zu ihm.

Er starrte erstmal die Decke an, bis er meine Position einnahm und mich ansah. Hatte er sich grade mir gegenüber geöffnet? War Valerie das Mädchen, dass mir ähnlich sah? War sie seine Freundin gewesen? Eine Verwandte? Was hatte sie getan, dass er untersucht werden musste? Ich sah ihn fragend an, um ihm zu verdeutlichen, dass er weiter sprechen sollte, aber er blieb stumm, schüttelte den Kopf.

"So viel reicht. Schlaf jetzt.", sagte er, drehte mir den Rücken zu und ließ mich sprachlos zurück.

Also, sie hieß Valerie, kannte Zayn seit längerem, er mochte sie, bis sie etwas schlechtes tat und er sie zu hassen begann und sie sieht mir ähnlich. Das war alles so verwirrend: Wieso sollte ein Mädchen, die Zayn seit längerem kannte, ihn einfach so verletzen? Einen Grund müsste es doch geben. Ich musste sie finden. Keine Ahnung wie, aber ich musste. Ich konnte nicht mit dem Gefühl leben, dass mich Zayn wegen sowas hasste. Vielleicht war es eigentlich eine Kleinigkeit, die Zayn nur als etwas Großes sah, weil er noch jünger war. Ich hatte ein Ziel und so stur wie ich war würde ich dieses verfolgen, bis ich es erreicht hatte. Zufrieden mit mir selbst schloss ich meine Augen und zwang mich regelrecht dazu zu schlafen, was mir auch gelang.

~

"Steh auf, wir müssen los.", weckte mich Zayn unsanft, indem er auf mich sprach und mich rüttelte, bis ich die Augen aufschlug und ihn wütend ansah.

Er entfernte sich von mir, zog sich vor mir um und ich wurde rot. Dass ich sowas in der Frühe überhaupt wahrnehmen konnte, war ein Wunder. Ich rieb meine Augen, bis meine Sicht sich verbesserte und ich aufstehen konnte. Ich spürte Zayns prüfenden Blick auf mir, was ich anfangs nicht verstand, doch als ich an mir runter sah und bemerkte, dass meine Beine, mit Ausnahme der Hälfte meiner Oberschenkel, nackt waren, wurde ich röter und rannte mit meinem Rucksack ins Badezimmer. Dort zog ich meine Alltagsklamotten von gestern an, band meine unordentlichen Haare erneut zu einem Dutt, putzte meine Zähne mit einer unbenutzten Zahnbürste und verließ das Bad.

"Der Sturm hat sich gelegt. Wir werden nicht frühstücken. Sei in 5 Minuten bereit."

Seine monotone und gleichzeitig dominante Stimme ging mir auf die Nerven, dennoch nickte ich und zog sowohl Mantel als auch Schuhe an, packte meinen Rucksack und wartete auf Zayn, der Sekunden vor mir das Zimmer verließ und wir schlussendlich in den Aufzug stiegen, um in der Lobby zu stoppen, das Zimmer zu zahlen und das Hotel komplett zu verlassen. Wir stiegen in Zayns Wagen, schnallten uns an und Zayn fuhr los. Ich war hellwach, konnte jetzt nicht nochmal einschlafen, also holte ich meinen kleinen Block und einen Stift raus, begann zu zeichnen. Im Hinterkopf dachte ich auch immer wieder daran, dass Zayn es nicht sehen sollte. Ich wollte nicht, dass er von meinem 'Talent' wusste. Es war etwas persönliches, also nichts, was ihn anging. Erst im Nachhinein bemerkte ich, dass ich ein Ufer gezeichnet hatte, wo zwei Menschen dort Händchen hielten und am Stegende saßen, den See beobachteten. Dabei hatte das Mädchen ihren Kopf auf die Schulter ihres Partners gelegt. Die Perpektive war von hinten, man konnte sie nicht sehen.

"Was machst du da?", fragte Zayn plötzlich und ich packte meinen Block weg, als mir auffiel, wie vertieft ich in diese Skizze war.

Peinlich berührt erröteten meine Wangen und zu meinem Glück stellte Zayn keinerlei weitere Fragen. Nach etlichen Stunden einer langweiligen Autofahrt, sah ich die Auffahrt der Malik und setzte mich grade hin. James öffnete uns das Tor, verdeutlichte uns mit seiner Chauffeuermütze seinen Gruß und verließ den Vorgarten der Maliks. Zayn parkte das Auto zwischen zwei von den weiteren unzähligen Autos. Audi, Mercedes, Porsche, oh Gott, das musste ein Traum sein!

"Hast du wahrscheinlich nicht erwartet, oder? Das alles sind meine Babies, also ja Finger weg."

So wie seine Seele waren auch seine Autos alle rabenschwarz, was verständlich war. Ich hab Zayn auch nie was bunteres tragen sehen als schwarz, weiß und grau. Mittlerweile konnte ich mir schon nicht anderes mehr vorstellen. Zayn schaltete den Motor des BMW ab, stieg aus und lief mit seiner Tasche voran, ohne auch nur mir einen Blick zu schenken, geschweige denn mich anzusehen. Ohne einen weiteren Gedanken an Zayn zu verschwenden folgte ich dem Weg, der mich ins Haus führte, wo Nadia uns die Tür offen hielt und uns herzlichst begrüßte. Mich umarmte sie, was ich erwiderte.

"Erzähl mir später jedes Detail.", flüsterte sie grinsend in mein Ohr und ich weitete die Augen, schüttelte meinen Kopf.

"Ihr habt bestimmt Hunger. Zayn?", fragte Nadia diesmal lauter und Zayn ging ohne jegliche Antwort die Treppen hoch.

"Was hat der denn?", sah Nadia Zayn verdutzt hinterher, zog mich mit in die Küche und  befahl mir mich hizusetzen, was ich tat.

Sie servierte mir einen Teller Lasange und obwohl ich nicht gefrühstückt hatte, war mein Appetit nicht sonderlich groß. Dennoch zwang ich mich, Nadia zuliebe, alles, was auf dem Teller lag, zu speisen. Ich spürte Nadias neugierigen Blick auf mir, die mir schon befahl etwas zu erzählen, doch Emily, meine Rettung, kam in die Küche und umarmte mich stürmisch.

"Wo bist du nur gewesen? Ich dachte, ihr seid die Nacht über wieder zurück, also hab ich gewartet, aber ihr seid nicht gekommen.", schmollte sie gespielt und ich umarmte sie erneut, diesmal fester als zuvor.

Es herrschte schlechtes Wetter in Manchester, also mussten wir die Nacht dort verbringen.

"Wer auch immer euch sowas gesagt hat, hat euch komplett belogen. Das Wetter in Manchester war gut, obwohl es geschneit hat. Du hättest sogar zu Fuß kommen können.", lachte Emily, verstummte aber, als sie mein Gesicht sah.

Em, woher weißt du das?

"Na, die Wettervorhersage hat gezeigt, dass es nur leicht in Manchester geschneit hat.", zuckte sie mit den Achseln, setzte sich neben mich und bekam ebenfalls einen Teller Lasagne von Nadia.

Zayn hatte mich angelogen? Wieso? Was hatte es ihm gebracht, dass wir die Nacht im Hotel verbracht hatten? Es gab keinen Grund, außer, dass er wirklich versucht hatte mit mir klarzukommen. Wahrscheinlich war es für ihn eine genauso große Überwindung gewesen, mit mir in einem Zimmer zu bleiben, wie für mich. Wieso verteidigte ich ihn eigentlich? Er hatte mich beleidigt, erniedrigt, meine Wunden aufgerissen und Salz darüber gestreut. Er war nichts als ein herzloser Körper, der vom Luxus seiner Eltern lebte. Er bezeichnete mich als Unnütz, obwohl er selbst eines war.

"Und? Erzähl schon? Was habt ihr gemacht?"

Nadias Neugier war ebenfalls gewöhnungsbedürftig, aber ich wusste, dass Emily genauso scharf darauf war, zu wissen, was passiert war, also begann ich mit Zeichensprache zu erzählen und Emily sprach es laut aus, damit Nadia es ebenfalls verstand.

Wir sind in einem Hotel angekommen, haben uns umgezogen, waren auf dem Abschluss von Doniya, dann hat sie uns ihren Freund Amir vorgestellt, was Zayn nicht gepasst hat, also haben sie diskutiert, aber Doniya meinte, dass sie das wann anders klären sollte. Dann sind wir zurück ins Hotel, haben uns wieder umgezogen für die After-Show Party, sind in einen Saal gefahren, Doniya zwang Zayn dazu sich mit Amir zu unterhalten und mich mit einem Typen zu tanzen, was Zayn im Nachhinein bemerkt hatte, mich beledigt hatte und mir das alles zu viel wurde und ich gegangen bin. Dann haben wir uns im Hotel getroffen, mussten die Nacht dort verbringen, haben geschlafen und sind am nächsten Morgen losgefahren. Das war's. Ach ja, Em, Zayn weiß von dem, was nach Dads Tod passiert ist, aber sag das nicht Nadia.

Emily weitete die Augen, nickte, als ich fertig war und erzählte die ganze Geschichte außer der Vergewaltigung Nadia. Sie weitete ebenfalls die Augen und war der Meinung, dass Zayn bestimmt eifersüchtig gewesen war, aber das war er nicht. Ich hätte das erkannt. Er war nicht eifersüchtig gewesen. Er konnte nur nicht damit leben, dass man seinen Regeln Widerspruch leistete. Natürlich war ich nicht frewillig auf die Tanzfläche gegangen, aber es kotzte mich an, dass er meinte, über mich bestimmen zu klönnen, nur weil ich sein Dienstmädchen war. Die Wut Zayn gegenüber stieg ein bisschen mehr.

"Meinst du, du kannst schon das Abendessen machen? Ich konnte die Nacht nicht schlafen.", gähnte Nadia und ich nickte heftig, bot ihr sogar an ihre Arbeit zu machen, damit sie sich ausruhen konnte, doch sie verneinte nur.

Nach einer langen Diskussion gab ich auf schlussendlich auf, mit Nadia konnte man nicht anständig reden. Nach ihr hatte jeder eine Auszeit verdient, außer sie selbst. Warum war sie so großzügig. Ich verstand es nicht. Wie auch immer, ich rannte in mein Zimmer, wechselte meine Alltagsklamotten zu Arbeiterkleidung, zog Ballerina an und lief wieder in die Küche, um das Abendessen zu servieren, was aus einfachem Reis, Hähnchenschenkel und Salat bestand. Zwei Stunden hatten mich diese einfachen Delikatessen gekostet, aber ich machte es gerne. Alles war mir lieber, als noch so eine Nacht mit Zayn verbringen zu müssen. Emily, die vorher schon die Küche verlassen hatte, kam wieder rein und sah mich besorgt an.

"Lee, wie hat Zayn das herausgefunden?", flüsterte sie und ich erzählte ihr, wie das geschah und sie riss schon zum zweiten Mal die Augen auf.

"Wie hat er reagiert?"

Es geht ihm am Arsch vorbei, was sonst. Dieser Mann hat einfach kein Herz. Ihm ist sein Geld wichtig, so wie allen anderen auch.

"Ich wünschte wirklich, ihr hättet euch unter anderen Umständen kennengelernt und er wäre freundlich gewesen.", seufzte sie und ich nickte zur Bestätigung, während ich den Tisch deckte.

Meine Schwester war gerade mal zwölf, besaß aber das Gehirn einer zwanzigjährigen. Für ihr Alter hatte sie viel durchmachen müssen, hatte gehört, wie ich nachts immer geschluchzt hatte, hatte nie die Chance gehabt unsere Mum kennenzulernen, hatte nichts und niemanden, außer mir. Es war Gottes Geschenk, dass wir hier bleiben durften, sonst wären wir geliefert gewesen.

Rufst du bitte die anderen zum Essen?

Emily nickte, verließ den Raum und ließ mich erneut allein. Ich war dabei jedem seinen Teller im Vorfeld zu füllen, so freundlich wie ich war, aber ein das ständige Klingeln an der Tür lenkte mich ab und nervte mich rapid, sodass ich schnellstmöglich zur Tür ging und diese öffnete, hinter mir alle, die sich bis jetzt im Haus befanden, mit Ausnahme von Zayn. Als ich ihnen den Rücken zukehrte, die Person, die vor der Tür stand, sah, guckte ich verwirrt. Er war groß, sehr groß, dunkle Haare mit fast schwarzen Augen, eine Reisetasche in seiner Hand und ein drei-Tage Bart an seinem makellosen Gesicht.

"Oh, wie nett, von so einer Schönheit die Tür geöffnet zu bekommen. Wo ist Malik?", fragte er mich und ich erstarrte bei seiner tiefen Stimme.

"Wer ist da?", fragte Zayns Stimme von hinten und stellte sich neben mich, geriet genauso wie ich in Trance, als er die Person sah, welche nun dreckig grinste.

"Elijah?", kam nur aus Zayn und dieser Elijah lachte aus der Kehle.

"Surprise, surprise, Motherfucker."

__________________

Hallo meine Lieben! Es kommt sehr sehr spät, aber ich hoffe die christlichen Leser unter euch hatten ein schönes Fest mit vielen Geschenken :) In solchen Momenten wüschte ich, dass ich auch Weihnachten feiern könnte, aber naja, jeder hat so seine eigenen Feiertage. Hier ist wieder ein Update für euch, natürlich nicht so lang wie Kapitel 9, aber das war auch wahrscheinlich nur eine Ausnahme. Meine Finger werden weiter knapp neuntausend Wörter nicht mehr aushalten.

Wer ist Elijah? Was für eine Rolle spielt er in Zayns Leben? Wer ist Valerie, das mysteriöse Double? Ich liebe es einfach, wenn ihr versucht etwas zu erraten und ich die einzige bin, die es weiß :b (mit Ausnahme meiner Mit-Schreiberin Meryeeem)

An der Seite Habits von Tove Lo, einer meiner Lieblingslieder :)

ILOVEYOU

-SBlackbird

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