Kapitel 38

5.1K 279 35
                                    

Kapitel 38

Ich wagte es gar nicht in sein Gesicht zu gucken, so wütend, so entsetzt war ich. Dieser Satz kam so unerwartet, aber meine Reflexe waren automatisch darauf eingestellt, Zayn eine Backpfeife zu verpassen. Als er sich im Klaren wurde, was er gesagt hatte, hatte er noch eine Backpfeife bekommen. Niemand, wirklich niemand durfte es wagen, den Namen meiner Familie in den Dreck zu ziehen. Meine Mutter hatte mich perfekt erzogen und das musste ich Zayn sicherlich nicht beweisen! Mein Verhalten hatte nichts mit der Erziehung meiner Mutter zu tun gehabt. Das Leben lehrte mich nur, dass Höflichkeit allein nicht weiterhelfen würde und ich dachte, dass Zayn mich am besten verstehen würde, da er mich monatelang wie das letzte Arschloch behandelt hatte. Ich dachte, wir hatten das jetzt alles hinter uns, aber anscheinend würde er mich weiterhin aufziehen, wie er es schon immer getan hatte, wenn ihm etwas nicht passte. Mit ihm konnte man einfach nicht mit sanften Worten Probleme lösen. Er musste immer schreien und mich so angucken, als würde er mich umbringen wollen.

Keine Sekunde noch wollte ich mit ihm verbringen, hielt meine Tasche fest in der Hand und lief in die Richtung, aus der wir kamen. Ich stampfte schon mit den Füßen und verschnellerte meinen Gang, als ich hörte wie Zayn schrie, wohin ich um die Uhrzeit ginge. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder einfach weiter weinen sollte, denn Zayn kam mir nicht mal hinterher.

"Komm sofort zurück! Willst du nach Hause laufen oder was?!", schrie er mir hinterher und ich hob aus Wut meinen Mittelfinger hoch, weil er mich richtig aufregte.

Manche würden jetzt denken, dass ich extrem frech sei, aber er hatte meine Mutter beleidigt, meine heilige Mutter. Bei sowas sah ich einfach schwarz. Mein Augenbrauen zogen sich zusammen, auf meiner Stirn entstanden Falten und lief - immernoch weinend - in dieselbe Richtung, aus der wir kamen. Meine Füße führten mich einfach, mir war es egal, wo ich enden würde. Ich wollte nur alleine sein.

"Schön, mach doch was du willst. Juckt mich auch nicht mehr! Ich fahr weg!"

Das letzte, was ich hörte, war wie der Motor von Zayns Auto startete und er immer leise wurde. Er war weg. Was anderes hätte ich auch nicht erwarten können. Er war immer kaltherzig, aber vielleicht war das besser so. Es war unser erster offizieller Streit aus Eifersucht und Bloßstellung und es endete in einem Chaos. War es nicht eher so, dass man sich anschrie, aber innerhalb weniger Minuten Erbamen hatte und sich entschuldigte? Oder war unser Verhalten normal? Ich glaube letzteres sollte eher seltener der Fall sein. Wie wir das wohl klären würden? Wie wir enden würden? Hatten wir überhaupt ein gemeinsames Ende? Ich wollte nicht, dass wir uns trennten. Seine Worte waren extrem, aber ich liebte ihn immernoch und wusste, dass ich ihm verzeihen würde, wenn es ihm aufrichtig leid tun würde.

Ich wusste nicht wieso, aber mein Instinkt hatte mich automatisch zum Friedhof geführt. Ich öffnete das Tor, betrat langsam den Friedhof und fand innerhalb weniger Sekunden das Grab meiner Eltern. Die verschmierte Schminke versuchte ich so gut wie möglich aus meinem Gesicht zu wischen. Meine Eltern sollten mich nicht so sehen, obwohl ich mir bewusst war, dass sie mich wahrscheinlich schon so verzweifelt gesehen hatten. Ich las ihre Namen, ihre Geburtsdaten und ihre Todestage, fing dann wieder an zu weinen. Warum war alles wieder so hart für mich? Es gab Menschen, die es schlechter hatten als ich. Manche litten an Armut, manche hatten gerade ihren Job verloren und fragten sich, wie sie ihre Familie ernähren könnten. Andere kämpften ums pure Überleben. Ich hatte nicht das Recht mich zu beschweren, aber ich tat es. Es würde mich sowieso niemand hören außer Gott und meiner Eltern.

Hi Mum, hi Dad. Geht's euch gut da oben? Ihr werdet vermisst, sowohl von mir, als auch von Ems. Uns geht es gut soweit. Wir sind immernoch bei den Maliks, aber ich denke nicht, dass wir da noch lange bleiben können. Ich bin nämlich mit dem Sohn der Maliks, Zayn, zusammen. Er wollte erstmal warten, bis er es seinen Eltern sagt, aber als seine Mutter es herausgefunden hatte, war sie komplett dagegen. Sie denkt momentan, dass wir Schluss hätten und uns aus dem Weg gehen, aber das ist gelogen. Tut mir leid, ich hätte nicht lügen sollen, aber was kann man schon gegen die Liebe tun, huh? Das Herz fühlt sich erdrückt an, wenn man nicht neben der Person ist, die man liebt. Hattet ihr das auch mal? War jemand gegen eure Beziehung, gegen eure Ehe? Ich will das nicht mitmachen. Ich habe endlich jemanden gefunden, dem ich mein Leben anvertrauen könnte, auch wenn er ganz schön Mist baut. Ich habe endlich jemanden gefunden, dem ich alles erzählen kann, ohne dafür verurteilt zu werden, mit dem ich Frieden finde, wenn ich an seiner Seite bin. Warum wollen sie mich von ihm trennen? Er ist so warm, fast so warm wie du, Mum und er ist so stur wie du, Daddy. Die leichteste Berührung lässt mich schon meine Augen schließen und seine Anwesenheit genießen. Warum wird mir das nicht gegönnt? Ich würde so gerne mit seiner Familie sprechen, aber sie würden dennoch dagegen sein. Diese Familie will nur Profit aus einer Hochzeit zwischen Zayn und einem reichen Mädchen ziehen, damit die Eltern eine Partnerschaft bilden können und beide Seiten was davon haben, aber was bringt dir Geld, wenn Liebe keine Rolle spielt? Warum sind sie nur auf das Einkommen fixiert? Sie sind durhgängig am Arbeiten. Zayn wurde nicht einmal von seinen Eltern großgezogen, sondern von einer Babysitterin, die er Noona nennt. Wie schlimm das für ihn gewesen sein muss, wahrscheinlich immernoch ist.

No Response || z.m.Where stories live. Discover now