Während mein Rucksack nur mit Essen und Trinken, wie Wechselkleidung und Badesachen gefüllt ist, hat Leo ein Zelt, ein Schlafsack und ein Kissen in und an dem Rucksack befestigt.
Es muss wahnsinnig schwer sein, doch er lässt sich nichts anmerken. Auch als wir den Berg hochgehen, er keucht nicht mal vor Anstrengung, während ich wie eine Bekloppte schwitze. Da hilft nicht mal der Wind, um meine erhitzte Haut zu kühlen.
„Und den Hunden geht es gut, wenn sie bis morgen alleine daheim bleiben?", frage ich und lasse mir von Leo auf den höhergelegten Stein helfen.
„Es wird ihnen gut gehen. Es gibt eine Tür nach draußen, die nur durch einen Chip geöffnet werden kann.", sagt Leo, schaut kurz zu mir nach hinten, ehe er wieder vor schaut und weiter geht. Ich folge ihm und denke an Lexie und Luis.
Ich habe Angst um die beiden. Was ist wenn ein Bär kommt und die beiden angreift? Die schlimmsten Szenarien breiten sich in meinem Kopf aus.
„Mach dir keine Gedanken, princesa. Den beiden wird es gut gehen, versprochen.", sagt Leo.
„Warst du schon öfter hier wandern?", frage ich, nachdem wir in den Wald gelaufen und von Schatten umgeben sind. Leo zieht mich an der Hand näher an sich heran.
„Ja. Hier bekomme ich Abstand von meiner Familie. Hier finde ich auch mal Ruhe.", erzählt Leo. Ich bin hin und hergerissen, ob ich Leo fragen soll, was das mit den Bildern auf sich hatte. Doch dann beschließe ich, doch nochmal nachzufragen.
„Die Frau auf dem Bild, war das deine mamá? Und war das Kleinkind dein Bruder?", frage ich Leo und warte auf Leos Antwort. Ich schaue zu ihm hoch, um seine Reaktion besser einschätzen zu können. Seine Gesichtszüge verhärten sich und er kaut auf seiner Unterlippe herum.
„Ja, das waren sie.", antwortet Leo. Ich merke ihm an, das er gar nicht von ihnen erzählen möchte. Doch eine Frage muss ich ihm noch stellen.
„Leben sie noch? Ich frage nur, weil ich sie nicht auf dem Anwesen gesehen habe."
„Sie leben nicht auf dem Anwesen. Er hat mich und das reicht ihm.", sagt Leo und geht weiter. Verdammt, was soll das den jetzt wieder heißen? Mehr Fragen kommen in mir auf. Leben sie also wo anders in Mexiko?
„Erzählst du mir irgendwann, was passiert ist? Wir sollten uns nichts verheimlichen, Leo. Selbst wenn es die Vergangenheit ist. Wir müssen zusammenhalten. Ich habe nur noch dich, Leo.", sagt ich und bleibe stehen. Leo bleibt ebenfalls stehen, stellt sich vor mich und nimmt mein Gesicht in seine Hände.
„Ich will dich schützen, princesa. Dazu gehört auch meine Vergangenheit."
„Aber ich will dich kennenlernen. Ich kenne dich überhaupt nicht. Ich weiß nichts über dich, außer, dass du verdammt gut mit deiner Zunge und deinen Finger umgehen kannst.", sage ich.
Zu spät bemerke ich, was ich da eigentlich gesagt habe. Auf Leos Lippen bildet sich ein breites Lächeln und er tritt näher an mich heran. Ich lege meine Hände an seine Taille und kralle mich in sein Shirt.
„Das freut mich zu hören, princesa.", raunt Leo und küsst mich kurz. „Aber du hast recht. Wir kennen uns nicht. Wir sind gleich da, bauen das Zelt auf und dann können wir reden." Ich strecke mich Leo entgegen und küsse ihn bevor ich nicke.
„Gut, dann sollten wir uns auf den Weg machen. Ich habe Lust zu reden." Leo lacht auf und lässt sich von mir weiter ziehen. Schweigend laufen wir den Waldweg entlang, bis Leo mich ins Gebüsch zieht.
Irritiert folge ich ihm durchs Dickicht und muss aufpassen, dass ich nicht stolpere.
„Wohin gehst du?", frage ich Leo und bleibe an eine Wurzel hängen. Ich stolpere und bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden mache, presst mich Leo an sich. Ich bedanke mich bei ihm und richte mich auf.
„Wir gehen an einen schönen Ort. Die Wege führen leider nicht dorthin. Deswegen müssen wir hier durch das Gebüsch.", sagt Leo und zieht mich weiter hinter sich her. Auf einer Rasenfläche in mitten des Waldes bleiben wir stehen.
Ein paar Meter von uns entfernt liegt wieder ein kleiner See. Von hier aus sieht man die Berge, deren Spitzen weiß bedeckt sind. Einfach nur wunderschön.
Leo und ich setzen unsere Rucksäcke ab und widmen uns dem Zelt, welches verdammt klein ist, aber mich soll es nicht stören. Jede Nacht liege ich neben ihm, in seine Armen.
Da brauche ich nicht viel Platz.
Ich krabbele ins Zelt und breite die Isomatte aus und lege das Kissen und den Schlafsack ins Zelt, dann nehme ich noch beide Rücksacke und stelle sie in die Ecke. Ich gehe wieder aus dem Zelt und suche Leo.
Ich finde ihn unten beim See auf dem Boden sitzen. Bevor ich zu ihm gehe, schnappe ich mir noch das Essen, was ich vorbereitet habe und gehe zu ihm. Ich setze mich neben Leo und biete ihm ein Brötchen an.
Er nimmt sich eins und beißt hinein. Ich nehme mir ebenfalls eins und stelle die Box dann auf dem Boden ab.
„Also, princesa. Du willst mehr von mir erfahren. Dann fang mal an.", fordert mich Leo auf.
„Ich weiß nicht wie alt du bist und ich weiß nicht, wann du Geburtstag hast, Leo.", sage ich und schaue zu ihm. Er nickt, schluckt den Bissen hinunter und antwortet dann.
„Ich werde bald 29 Jahre alt. Und ich werde dir auf keinen Fall das Datum sagen, damit du nicht auf die Idee kommst, mir irgendetwas zu schenken.", sagt Leo und lächelt mich an.
„Aber es ist doch schön, wenn man etwas geschenkt bekommt.", sage ich und beiße von dem Brötchen ab.
„Ich habe alles, was ich brauche princesa. Was ist mit dir? Du hast am 7. Oktober Geburtstag oder?", fragt Leo. Verwundert schaue ich ihn an, weil er mein Geburtsdatum weiß.
„Woher..."
„Dein Bruder hat uns ein paar Daten zukommen lassen.", sagt Leo. Meine Gedanken schweifen zu Rodrigo. Seit unserer Auseinandersetzung haben wir uns weder gesehen noch gesprochen. Jahre lang haben wir zusammengehalten. Doch seit ich verheiratet bin, ist unser Verhältnis nicht mehr das selbe.
„Hast du mal etwas von ihm gehört? Er arbeitet doch für euch.", sage ich und schaue Leo hoffnungsvoll an. Er muss etwas wissen, dass ich weiß, dass es meinem Bruder gut geht.
„Nein. Er arbeitet nicht mehr für uns. Ich weiß auch nicht wo er ist. Wir können ja mal bei ihm vorbeischauen, wenn du möchtest.", schlägt Leo vor.
„Gerne. Wir waren immer zusammen und jetzt... jetzt ist alles anders. Mein ganzes Leben hat sich verändert."
„Nicht nur deins.", meint Leo. „Ich habe eine wunderschöne, junge Frau an meiner Seite. Ich gebe zu, ich wollte dich einfach nur haben. Deinem Bruder eins auswischen, weil er nur eine Aufgabe hatte und er sie verkackt hat. Aber jetzt ist alles anders. Du hast alles verändert, princesa.", sagt Leo und legt einen Arm um meine Taille. „Du machst mich wirklich zu einem soften Typen." Ich schaue zu Leo und grinse ihn an.
„Und du, Leo, machst mich wahnsinnig."
„Mit meinen Fingern und meiner Zunge?", fragt Leo spitzbübisch.
„Ja! Ich wollte das am Anfang nicht. Mir kam das unmoralisch vor. Als würde ich meinen Bruder verraten. Ich habe mich einem Mann hingegeben, den ich nicht kenne. Dessen Vater ein Arsch ist und der mit einer Puta vögelt."
„Was für Worte aus deinem Mund, princesa. Tut mir leid, was ich dir alles angetan habe. Das müssen die schlimmsten ersten Tage für dich gewesen sein."
„Das war's auch. Aber ich fand die Zeit in Cancún schön. Da hast du eine andere Seite von dir gezeigt." Wir schauen uns an, und beugen uns vor, bis sich unsere Lippen berühren. Der Kuss ist sanft und gefühlvoll. Ich lege meine Hand an seine Wange, fahre hoch zu seinen Haaren und kralle mich darin fest. Leo löst seine Lippen von meinen und legt seine Stirn gegen meine.
„Und als ich dann im Krankenhaus war, bist du einfach gegangen. Mach das nie wieder mehr. Ich habe wahnsinnige Angst gehabt."
„Ich lasse dich nicht mehr alleine."
„Du warst ein Arschloch."
„Noch mehr solche Beleidigungen, ich glaube, ich muss dich übers Knie legen.", sagt Leo und nimmt meine Unterlippe zwischen seine Zähne und knabbert daran.
.·.'.·.
Guten Morgen!
Ich habe gestern Abend noch ein Kapitel gezaubert, damit ich es euch heute früh liefern kann.
Ich habe erst keinen Schimmer gehabt, über was ich schreiben soll und dann ist mir aufgefallen, dass sich Leo und Apríl gar nicht kennen.
Im nächsten Kapitel werden wir mehr erfahren. (Vermutlich)
Habt einen schönen Tag!
Ich darf jetzt mit rauem Hals in den Kindergarten 😭
l.g. Sunny Kyle 💛