criminal man

By leylolaxo

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Der Bandenkrieg um den nicht mehr ganz mysteriösen USB-Stick ist nun fast zwei Monate her. Die Bösewichte si... More

1 | Prolog
2 | lauschende Neurotikerin
3 | der geheimnissvolle, geheime Geheimtunnel
4 | Voldemort und Titten
5 | Dramatische Theatraliken
7 | Toilettendrama
8 | hormonisierter Patriarchenhass
9 | Ich werde zu oft gepackt
10 | unerotischer Sadismus
11 | Psychos unter sich
12 | Katze, Bösewicht und der Perversling in der Ecke
13 | Ahoi, Landratten
14 | bärtliche Überraschung
15 | Disneyprinzessin mit 600°C Lenden
16 | Aufzug-Odyssee mit deiner Mama
17 | heißes Verhöhr trotz fehlender Peitschen
18 | So viele Muskeln
19 | Aggressionen und Sachertorte
20 | Entschuldigungen von feuchten Würmchen
21 | ganz viel Gerede um feige Feigennüsse
22 | Let's talk about (therapy), baby
23 | Mutter Gottes und ein Plot Twist
24 | Feen in gutem Umfeld
25 | Viele Küsschen und eine Reise zum (Halb-)Mond
26 | Wellen
27 | Fake-Bärte und Fallschirme
28 | Nebel und Champagner
29 | Guter, altmodischer Sexismus
30 | düstere Märchen
31 | Strafe
32 | kriminelle Wohngemeinschaft (alle Altersgruppen)
33 | Merry Men/Man/Christmas
34 | Praktikanten am Werk
35 | Reißverschluss zu, Affe tot

6 | Tiffany Großarsch (inklusive Rubys Trauma)

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By leylolaxo

,,Ruby, Ruby, Ruby..." Die Therapeutin schüttelte den Kopf.
In meiner Fantasie zwirbelte sie dabei ihren Ziegenbart.

Genau Ruby..., grinste Grins.

Hach, Ruby..., seufzte Alice.

Ruby, Ruby..., gluckste der Hutmacher.

,,So heiße ich!", zischte ich.

,,Bist du gereizt?", hakte die Frau nach.

,,Nein.", log ich.

,,Du wirkst gereizt."

,,Nur, weil meine Fantasiefreunde so nervig sind. Gerade. Sonst sind sie ganz okay." Letzteres musste ich hinzufügen, denn ich wollte sie nicht schlecht machen. Schließlich waren sie meine Freunde.

,,Und was war heute in der Schule? Waren sie da auch... nervig?"

Ach ja, die Schule. Wegen meiner Aktion dort saß ich jetzt hier. Meine Eltern hatten mich sofort abgeholt und die Therapeutin angerufen, die noch genug Termine frei hatte.

,,Ja. Naja. Nein. Doch, ja."

,,Haben sie dich wieder dazu gebracht, Dinge zu sagen?", hakte sie nach.

,,Mhm." Ich nickte. Sie nickte. Wir nickten beide. Während sie mir tief und traurig in die Augen starrte. Es war ein sehr intimer Moment.
Und auch ein wenig unangenehm. Deshalb fing ich zögernd an wieder zu sprechen.

,,In Nordkorea gibt es Teenagerinnen, die aus Schulen genommen werden, weil sie sehr hübsch sind." Ich wurde dezent irritiert angeblinzelt. Sie hatte jetzt bestimmt nicht erwartet, Demografie von mir zu hören zu bekommen.
,,Und dann werden sie verglichen und es wird nachgesehen, ob sie auch ja Jungfrauen sind." Ich wurde immer wütender. Man durfte Frauen nicht auf so etwas herabstufen. Schön und nicht schön. Jungfrau und widerliche Hure. Das war so ungerecht.
,,Und dann tanzen sie, wenn dieser Kim Young On Diktator Typ Reden hält. Und wenn sie gerade nicht tanzen... dann..." Meine Hände waren praktisch ineinander verknotet und ich sah die Therapeutin nicht an.

Grins und der Hutmacher begannen mir Dinge einzuflüstern. Ekelhafte, gemeine Dinge. Und Sexistische. Alice beschwerte sich und jammerte. Ich war kurz davor zu heulen und das sah man mir wahrscheinlich an.

,,...dann sind sie keine Jungfrauen mehr. Sie sind seine Konkubinen." Ich presste die Lippen aufeinander, mein Herz raste. Ich war. So. Wütend.

🔫🔫🔫

Ich war so wütend. Man behandelte mich wie einen Serienmörder. Dabei war ich nur ein Mörder und auch nur zu regulären Zeiten.
Es fehlten nur Handschellen, als mich fünf Windeldrogen-Mitarbeiter in das Restaurant eskortierten. Eigentlich sollten sie eine Mauer bilden, damit mich niemand sah, aber der Mann vor mir war so klein, dass sein Gesicht in meinem Schoß gelandet wäre, wenn er sich umgedreht hätte.

Im Grunde war es sowieso egal, denn das Restaurant war direkt im angrenzenden Gebäude, das war also nur eine Vorsichtsmaßnahme.

Warren war auch ein Teil meiner Mauer. Er lächelte mich stolz an, vermutlich, weil ich einen dunkelblauen Anzug trug. Irgendwann wurde es ihm dann doch zu peinlich und er holte sein Handy raus.

In dem Lokal angekommen schwärmten sie plötzlich aus. Nur der gute Warren blieb bei mir, um mich zu seinem Boss zu führen.
Als ich ihn zum ersten Mal sah, dachte ich, ich müsste ihn wirklich verführen. Er sah aus das Klischee eines schwulen Bösewichtes. Seine Haare besaßen ein helles Blond, das alleine in dem schummrigen Licht glänzte. Außerdem schien sein lila Seidenanzug sehr eng zu sein. Er gehörte zur italienischen Mafia, aber er hätte genauso gut ein schwedisches 2,08 Meter Model sein. Es fehlte nur mehr eine Augenklappe und ein weißer Hase - der auch eine Augenklappe hatte.

Schade, dass wir keine Feinde waren. Sonst hätte ich ihm die Augenklappe besorgen können.

,,Sangster!", rief er aus. Ich wusste nicht, ob er einen schwedischen oder italienischen Akzent hatte. Oder überhaupt einen. Hörte ich da vielleicht einen Funken koreanisch?

,,Mafiaboss.", antwortete ich.

,,Nennen Sie mich Carusoe."

Nach drei Gläsern würde ich ihn aus Versehen Crusoe nennen, das war mir klar.

🔫🔫🔫


,,Ruby, wieso stört dich das so?"

,,Sie nicht? Diese Mädchen werden vergewaltigt und müssen während ihrer Zeit in der Hölle ein Dauerlächeln behalten.", keuchte ich. Meine Sicht war irgendwie komisch. Überall sah ich das Grinsen der Grinsekatze. In den Wänden, in dem Gesicht der Therapeutin, in meinen Knien, auf die ich starrte. Außerdem weinte Alice und ich konnte sie nicht trösten, aber es brachte mich ebenfalls zum Weinen. Also fast. Noch war ich stark.

Und der Hutmacher tat irgendwas. Es war laut und störte und wenn ich versuchte rauszufinden, was es war, verschwamm das Geräusch irgendwie. Ich nannte es einfach Jodeln.

,,Hm.", machte sie. ,,Weißt du, dass ich weniger bezahlt bekomme als ein männlicher Therapeut, der gleich viel arbeitet? Wie findest du das?"

,,Gemein. Das ist... sehr gemein.", murmelte ich säuerlich. Aber meine weinerliche Stimme hatte sich sofort verabschiedet.
Und meiner Therapeutin schien das ebenfalls aufzufallen. Kurz sah sie so aus, als hätte sie auf diese Reaktion gewartet.

,,Stört es dich, wie man Frauen im Alltag behandelt?"

,,Nur der sexistische Teil."

,,Und stört es dich auch, wenn Frauen gegen ihren Willen angefasst werden?"

,,Natürlich." Ich presste die Lippen wieder aufeinander, denn der Hutmacher hatte mir im selben Moment in den Bauch geboxt. Sogar meine Stimme entfloh mir fast. Oh, und ich krümmte mich leicht.

Die Augen der Therapeutin glänzten immer mehr. Sie schien auf eine Goldmiene gestoßen zu sein.

,,Ruby, wurdest du unangebracht berührt?"

Ich schüttelte hektisch den Kopf. Da ich noch Tränen in den Augen hatte, glaubte sie mir nicht.

,,Du bist nicht alleine. Und du brauchst dich nicht zu schämen. Solche Fälle behandle ich oft, es ist nicht deine Schuld. Es ist niemals deine Schuld, schon gar nicht bei solchen Kriminellen."
Ich riss den Mund auf.

Oh, Gott. Nein. So war das nicht! Ich wurde zwar geküsst, aber erstens wollte ich es (ich Flittchen) und zweitens hatte er sonst nichts anderes getan.

Ich schloss den Mund wieder.

Und dann riss Alice mich an den Haaren nach unten, sodass ich aufkeuchte wie eine billige MarySue.
,,Nein.", stöhnte ich.

Hat er dir weh getan?, flüsterte der Hutmacher.

Ja, hat er, oder?, fragte Alice.

Natürlich, du hast geschrien, du hast nein gesagt, aber als Entführungsopfer - als FRAU - hattest du keine Rechte, weißt du nicht mehr? Grins wurde immer lauter.

,,Nein, nein, hat er nicht!", protestierte ich.

,,Du musst es nicht mehr verdrängen.", redete die Therapeutin weiter auf mich ein.

,,Hören Sie auf. Hören sie alle auf.", jammerte ich.

,,Wie oft wurde dir das denn angetan?", hakte sie sanft nach.

Ja, Ruby wie oft hat er dich angefasst?

Wie oft hast du gelitten?

Die Frau vor mir öffnete den Mund aber heraus kam die Stimme der Grinsekatze. ,,Stell dir vor, wie er dir näher kommt und du zuerst nicht weißt, was er will. Aber dann fasst er dich an, du wehrst dich, er zerrt an deinen Haaren, zieht dich aus, du schreist und niemand hilft dir, weil es allen, die es hören können, egal ist."

Ich wand mich auf dem Stuhl. Ich schwöre, ich konnte die Berührungen spüren. Das Zerren an den Haaren, das Packen. Und während Grins so erzählte, sah ich die Bilder in meinem Kopf. Das alles hätte wirklich passieren können. Andere Entführer hätten an andere Dinge gedacht. Vielleicht hatte er das auch getan? Er war erwachsen, Erwachsene hatten nun mal öfters... Geschlechtsverkehr.

Ich würgte beinahe. ,,Lass das.", wimmerte ich. Die Berührungen waren noch immer da, ich fühlte sie ganz deutlich und trat gegen die Luft.
Was soll ich lassen? Du weißt genau, wer das macht.

,,Nein!"

,,Ruby, wie oft?"

Wie oft hat er dich angefasst?

,,Gar nicht."

Und was ist mit den Küssen? War das nichts? Kein anfassen?

,,Doch..."

Und wie oft hat er dich geküsst?

,,Nicht oft."

Die Therapeutin setzte sich kerzengerade auf. Sie war nicht in dem Gespräch zwischen meinen Fantasiefreunden involviert, also verstand sie das falsch. Sie dachte, ich wurde 'nicht oft' vergewaltigt.

,,Vier mal.", murmelte ich an Alice gerichtet.

,,Vier mal!", keuchte die Therapeutin auf.

🔫🔫🔫

Gut, er war nicht schwul. Ich war seit fünf Minuten hier, aber da er alle zwei Sekunden auf den Arsch der Kellnerin starrte, hatte ich noch nicht viel von seiner Aufmerksamkeit gehabt.

Nach zehn Minuten allerdings war ich ebenfalls neugierig und verschaffte mir eine eigene Meinung von der Faszination eines Hinterteils. Vielleicht sah ihrer einfach männlich genug aus und Caruso war noch immer schwul.
Ich wandte den Kopf dezent zur Seite. Ein Blick reichte. Ihr Hintern war definitiv sehr weiblich.

,,Also, wo fangen wir an?", räusperte sich Carusoe freundlich grinsend.

,,Muss ich mich noch bedanken und schleimen, oder wollen sie ihre Fragen stellen?"

Carusoe grinste breiter. ,,Ich komme gleich zu meinen Fragen, obwohl ich Komplimente sehr gerne habe." Sein Akzent änderte sich mit jedem Laut, den er aussprach. Es war faszinierend, ihm zuzuhören. Faszinierender als ein Arsch.

Apropos; der Mafiaboss nickte in die Richtung der Kellnerin, als sie endlich in unsere Richtung blickte. Sie nickte freundlich zurück und eilte schnurstracks auf uns zu.

,,Wollen Sie bestellen?"

,,Ja, Champagner für uns beide und einen gemischten Salat für mich, bitte.", verlangte Carusoe. Und dann erklärte er an mich gerichtet. ,,Ich bin Vegetarier. Einer, der sehr auf seine Linie achtet." Er lachte, als hätte er einen Witz gemacht. Die Kellnerin und ich schmunzelten, weil er reich war und reichen, weißen Männern pflichtete man einfach bei, bis sie endlich ausgestorben waren (zusammen mit ihrem Patriarchismus) (...Siggy hatte mir in der Werbepause zwischen Godzilla viele Vorträge darüber gehalten).

,,Und für Sie?"

Ich hatte nicht in die Speisekarte gesehen. ,,Irgendwas mit Fleisch."
Carusoe verzog den Mund.

,,Und... was?"

,,Überraschen Sie mich.", zwinkerte ich.

Sie ging unsicher ein paar Schritte zurück und nickte langsam. ,,Okay.", hauchte sie.
Sobald sie weg war, bekam ich sofort ein "Wussten Sie, dass es nicht sehr umweltfreundlich ist, Fleisch zu essen?" von Carusoe.

,,Haben Sie vor mich zu bekehren? Ich hatte mir nämlich etwas anderes von diesem Abend erwartet."

,,Nein, nein...", lachte Carusoe, doch es klang gekünstelt.
Im Hintergrund krachte etwas zu Boden, sodass wir instinktiv zur Seite schielten.
Die Kellnerin bückte sich gerade nach einem Tablett.
Aus einem Blick wurde ein Starren. Von uns beiden. Carusoes Mund stand sogar ein wenig offen.

Leider waren wir zu tief in dem Zauber des Arsches gefangen und als sie sich endlich aufrichtet, sah sie genau, wie wir glotzten. Ruckartig wandten wir uns wieder einander zu.

,,Äh...", machte ich.

,,Ja...", machte er.

Etwas wütend raste die Kellnerin an uns vorbei. Sie sah uns nicht an, aber wir wussten, auf wen sie sauer war.

,,Also."

,,Mhm."

,,Fragen."

,,Ja."

,,Sie hatten Fragen."

,,Richtig."

,,GEILER ARSCH!", brüllte jemand hinter mir. Wir wussten, wer gemeint war. Besonders, als besagte Person "FICK DICH!" zurück schrie.

,,Äh.", kam es von Carusoe.

Ich zwang mich, mich nicht umzudrehen.

,,Fangen Sie an."

,,Fragen...", hauchte er. Er wirkte sehr hypnotisiert. Vermutlich hatte er wieder sehr gute Sicht. Bis er plötzlich zusammenzuckte und auf seine Knöchel starrte. Jetzt wurde er wieder erwischt von ihr.
,,Ja, ich hatte Fragen. Zu... Ihren Plänen. Und, äh, Ihrer Arbeit. Was haben Sie vor?"

,,Wissen Sie etwas über Ruby Mendley?"

,,Die Kleine, die Sie übers Ohr gehauen hat?"

Hach, wie gerne ich jetzt etwas hauen wollte!
Sowas wie Rubys Gesicht. Oder... ihren Arsch? Hatte ich das schon einmal getan? Ich konnte mich jedenfalls nicht daran erinnern.

,,Ja, die Kleine hat den USB-Stick, den wir beide brauchen, um über so ziemlich alles zu herrschen, was wir wollen."

🔫🔫🔫

Ich wurde nicht vier mal vergewaltigt. Meine Therapeutin glaubte das aber. Und es half nicht, sie vom Gegenteil zu überzeugen zu wollen, während ich zitterte und weinte, als würde ich gerade ein sehr tief sitzendes Trauma ausgraben. Meine Fantasiefreunde sorgten dafür - doch diese Erklärung würde bei dieser Frau nichts nützen.

,,Wer hat es getan? Hast du es gesehen, kanntest du ihre Namen?"

,,HÖREN SIE AUF!", kreischte ich. Ich konnte Hände auf mir spüren und es war widerlich. Wenn sie aufhören würde zu sprechen, dann wären die Hände auch weg. Aber sie tat es nicht.

,,Ruby, es ist wichtig, dass du das nicht verdrängst. Das könnte die Ursache sein für deine stärker werdende Neurose. Und Missbrauch ist etwas schreckliches."

,,WENN ES SO SCHRECKLICH IST, WIESO SOLL MAN ES DANN NICHT VERDRÄNGEN?!" Das hätte ich nicht sagen sollen. Jetzt war sie sich noch sicherer.
Dass der Hutmacher mir halbe Zwiebeln unter die Augen hielt, machte es nicht besser.

,,Weil du es dann nicht verarbeiten kannst."

,,ICH MUSS NICHTS VERARBEITEN, ICH WUR-" Ich brach quietschend ab. Etwas berührte mich und zwar an einer Stelle, an der es wirklich unangenehm war. Ich sprang auf und wand mich wie ein aufrechter Aal. ,,STOPP, STOPP, STOPP!"
Er hat es getan, Ruby, und es war ihm egal, dass du nein gesagt hast. Dass du gefleht hast.

Du warst ein wehrloses, schwaches Mädchen. Eine Schande für alle Frauen, die für ihre Rechte kämpfen. Es war deine Schuld.

,,NEIN, WAR ES NICHT!"

Irgendwie war ich zur Tür gelangt und riss sie auf.

,,Ruby!", rief die Therapeutin, doch ich lief nach draußen - direkt in meine Eltern hinein. Ich hatte nicht gewusst, dass sie im Wartebereich saßen. Nun, mittlerweile waren sie wohl aufgestanden, weil ich so laut geworden war.

,,Mama, Papa...", schluchzte ich.

,,Ruby, was ist denn los?"

,,Misses Mendley, es tut mir leid, ich-"

,,Lasst nicht zu, dass sie weiterredet, die fassen mich alle an!", heulte ich.

,,Wie bitte?"

Ich hatte mein Gesicht in der Brust meines Vaters begraben und goss sein Hemd mit meinen Tränen. Wäre es nicht komisch, wenn seine Haare an dieser Stelle darauf nicht stärker wachsen würden?

,,Es tut mir leid, das zu sagen, aber ich denke wir haben es hier mit einem Vergewaltungstrauma zu tun.", hauchte sie.

,,Oh, Gott!"

,,Nein!"

,,Waren Sie schon bei einem Gynäkologen?"

,,Nein, es gab einen Arzt, der uns auf dem Polizeirevier untersucht hat, aber...", erklärte meine Mutter lückenhaft.

Die Berührungen wurden schlimmer, widerlicher und das Flüstern meiner Freunde immer lauter. Ich sah kaum noch etwas von der Realität. Und egal wie viel ich mich wand, ich konnte mich nicht wehren. Schwach und wehrlos, schwach und wehrlos. Eine Schande.

Das ging so weit, bis ich meinem Vater in die Eier trat.

Woran ich mich allerdings erst später erinnerte. Anscheinend hatte ich auch Mama getreten, bevor ich endlich gestoppt wurde.
Von der Therapeutin.
Die mir eine Spritze in die Armbeuge jagte.

Ab in die Anstalt mit uns!, freute sich der Hutmacher, bevor ich bewusstlos zu Boden kippte (wo mein sich krümmender Vater bereits lag).

🔫🔫🔫

,,Die Öffentlichkeit wird unser größtes Problem sein. Die Banken und alles andere zu kontrollieren wird einfach, sobald wir den Stick haben. Den bekommen wir durch Ruby Mendley. Und ein Mädchen zu entführen ist für Leute wie uns das einfachste."

Crusoe (ich war endlich bei meinem dritten Glas angelangt), pflichtete mir bei, indem er kichernd die Champagnerfalsche anhob.

,,Was schlagen Sie also vor, Sangster?"

,,Zuerst einmal: eine Geschichte. Es wurde eine Kaution für mich bezahlt, oder so. Über den Massenausbruch wird nicht mehr gesprochen. Wie über das Feuer im Amazonas. Wir sagen nicht direkt, dass er nie passiert ist, denn sonst werden die Leute sich direkt an alle Nachrichten darüber erinnern. Aber wir können ihnen Unsicherheit geben. Sie werden sich nicht mehr darüber im Klaren sein, was genau passiert ist. Vielleicht bin ich gar nicht ausgebrochen. Vielleicht war meine Anhörung auch nur pure Scheiße." Ich zuckte mit den Schultern.
,,Wir können es jedenfalls so aussehen lassen, als wäre ich in irgendwas mit Drogen verwickelt gewesen und nach Jahren auf der schiefen Bahn, habe ich nun endlich den richtigen Weg eingeschlagen."

,,Ich schätze, wenn wir sie zwischen Politiker und Stars unterbringen wollen, brauchen die Leute auch eine rührende Geschichte."

,,Und eine Menge Zensur."

,,Und Manipulation."

,,Und die Sache mit der Meinungsfreiheit..."

,,...Sobald wir alles kontrollieren, schränken wir dieses Thema natürlich auch ein wenig ein."

Wir stießen an, mit unserem besten Bösewichte-Schmunzeln, und kippten den Rest des Champagners hinunter.

,,Wir würden gerne zahlen.", rief Crusoe.

,,Einen Moment, bitte." Die Kellnerin klang nicht mehr so freundlich, wie am Anfang. Da sie gerade noch bei einem anderen Tisch mit zwei ernstdreinblickenden Frauen und deren Aktenkoffern war, lächelte sie dabei trotzdem höflich.

,,Kein Problem, bei dem Anblick." Ich grinste in mich hinein und spielte an meinem Hemdkragen.

,,Ja, lassen Sie sich Zeit, es ist in Ordnung, Sie nur von hinten zu sehen.", antwortete der Mafiaboss.

Ganz üble Idee.

Die Kellnerin versteifte sich zuerst, dann drehte sie sich langsam um. Ihre Augen sprühten Funken.

,,Wissen Sie was?!", giftete sie uns an. Die Geschäftsfrauen zuckten zusammen.
Crusoe zuckte zusammen.
Ich zuckte zusammen.
Der alte Kerl fünf Tische weiter verschluckte sich an seiner Diet Cola.

,,Ich habe es sowas von - ABER SOWAS VON SATT, dass ich wie ein sprechender Arsch behandelt wäre. Als gäbe es an mir nichts mehr als das."

,,Deine Titten?", erwiderte ein junger Mann etwas weiter hinten. Darauf klatchte ihm sein Date so hart die Hand ins Gesicht, dass sein Kopf zur Seite flog. Das Date war noch im Flug seines Kopfes aufgestanden und weggestürmt.

,,Mein Gesicht ist da oben. Also sprechen Sie auch gefälligst damit, wenn sie etwas wollen. Ich meine, denkt ihr ernsthaft, ich werde mir das Höschen vom Leib reißen, wenn mir so ein reiches Sackgesicht sagt, mein Arsch ist größer als der Kleiderschrank seiner Frau?! Meint ihr nicht, dass ich mich diskriminiert fühle?"

Mittlerweile war das ganze Restaurant (zumindest der Bereich, in dem ich saß) fast totenstill. Ein paar Leute hörten mit halben Ohr zu, während sie ihr Besteck noch immer aktiv über die Teller kratzen ließen.

,,Meint ihr nicht, ich höre die Dinge nicht, die man über mich sagt, hä? Ich SEHE eure Blicke übrigens. Schlafe ich nicht mit euch, bin ich eine Schlampe, weil mein Arsch euch ja geil macht und mit euch deswegen nicht ins Bett zu hüpfen, ist unfair. UND WENN ich mit euch im Bett war, bin ich natürlich auch eine Schlampe. Und außerdem bin ich eine Schlampe, weil ich einen geilen Arsch habe."

,,Ja, könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie sie sich fühlt?!", ertönte eine mir bekannte Stimme. Ich drehte mich erst gar nicht um. Es war Siggy.
,,Sie will nur einmal charmant angelächelt werden, ohne, dass es ihrem Arsch gilt! Richtig?", fuhr er fort.

,,Richtig.", pflichtete die Kellnerin ihm bei.

,,Was wäre, wenn sie ein Mann wäre? Niemand würde sie so behandeln. Die Leute würden mit ihr umgehen, wie mit einem Kellner, nicht wie mit einer Stangentänzerin. Ihr seid Patriarchen, obwohl ihr behauptet, moderne Männer zu sein! Und wisst ihr was: Patrairchismus ist gar nicht modern. Ihr Patriarchen."

Die beiden Geschäftsfrauen fühlten sich etwas fehl am Platz.

,,Ich heiße Tiffany. Und ich habe einen großen Arsch. Und egal was ich tue, ich bin immer die Schlampe!", fügte die Kellnerin zischend hinzu.

,,Es... tut mir leid.", murmelte Crusoe in die beklemmende Stille hinein.

,,Mir auch." Ich nickte peinlich berührt. Da war ich nicht der einzige. Viele Männer nickten peinlich berührt. Laut meiner Vermutung gab es noch zwei Lesben hier, aber die waren von dem Feminismus zu sehr ergriffen, als dass sie gerade daran denken konnten, ebenfalls auf Tiffanys Arsch geglotzt zu haben.

Nachdem Tiffany bei uns abkassiert hatte (mit hervorragenden zehn Dollarn Trinkgeld pro Gangsterboss), atmete Siggy hinter mir tief ein.
Ich wusste, dass er irgendwas wollte. Sonst würde er nicht bei meinem Date stören. Er war bereits näher herangetreten und hatte die Hände auf meine Stuhllehne gelegt.
Sein Mund war praktisch nur eine gerade Linie.

Oh, oh, das bedeutete schlechte Nachrichten.

,,Was gibt's, Siggy?"

,,Äh... wegen Ruby Mendley..."

Nicht schon wieder. Ihr Name war kein gutes Omen. Schon gar nicht, wenn dieser Name mit dem USB-Stick zusammen hing.

,,Ja?", hakte ich nicht gerade entspannt nach.

,,Wir haben die Information erhalten, dass sie heute Nachmittag in eine Anstalt eingeliefert wurde.", beendete Siggy kurz und knapp.

Crusoe machte sich bereits daran, aufzustehen. ,,Interessant.", sagte er, lächelnd wie immer, während er sich seinen Mantel umlegte.

,,Tja, das bedeutet wohl Planänderung." Ich stöhnte leise auf. ,,In eine Anstalt reinzukommen - und jemanden mitgehen zu lassen - das könnte schwerer werden."

Siggy nickte schuldbewusst, als hätte er etwas damit zu tun gehabt. Dieser loyale Kerl war zu gut für diese Welt.

,,Nun, egal, wann Sie Miss Mendley da raus kriegen, es bleibt bei einem Monat für die ersten Ergebnisse unserer... Herrschaft.", seufte Crusoe.

Ich riss den Kopf hoch. Da war er, der lang erwartete Stress, der unmögliche Countdown.
Der Mafiaboss verabschiedete mit einem höflichen Nicken und seinem Model-Lächeln, dann ging er, ohne sich umzudrehen, davon.

,,Ein verfickter Monat!", zischte ich. Irgendwie war ich aufgestanden, ohne es zu merken. Eine Jacke hatte ich nicht dabei, aber anders als Robinson "eIn MOnAt" Crusoe fror ich nicht so schnell.
,,Wundervoll!"
Hinter mir bildete sich pünktlich meine Eskorte für den Rückweg.

Tiffany stand gerade an einem Tisch mit vier Männern, die brav auf ihre Stirn glotzten, als ich an ihr vorbei nach draußen ging. Dieses Mal sah auch nicht auf ihren Arsch.
Allerdings war da dieser Typ. Er war vorher schon nervig gewesen. Und genau dann, als ich nahe genug bei ihm war, machte er den Fehler.
Er brüllte in Tiffanys Richtung: ,,DER ARSCH IST NOCH IMMER GEIL!"

Nicht, dass ich Tiffanys Rechte nach ihrem Vortrag so radikal unterstützte.

Aggressiv war ich auch nicht wirklich.

Nur in diesem Moment... da konnte ich es irgendwie nicht mehr zurückhalten.

Ich brauchte das. Das dämliche Arschloch war einfach mein Ventil gewesen.

Deshalb schlug ich ihm aus heiterem Himmel mit so einer Wucht ins Gesicht, dass es ihn zu Boden riss.






Ich hoffe, gewisse Themen (Vergewaltigung und die "Schuld" des Opfers ) haben euch nicht getriggert oder so.

Und nochmal. ES. IST. NICHT. DEINE. BEKNACKTE. SCHULD.

Mädels, Jungs, alles dazwischen und darunter und darüber: lasst euch nicht so schnell anfassen. Lasst euch nichts einreden. Es ist besser ein paar Monate zu warten, als es ein Leben lang zu bereuen.

Und eines noch: ihr dürft sexy aussehen. Ihr dürft flirten. Ihr seid deswegen keine Schlampen. Und wenn ihr Sex haben wollt, seid ihr es auch nicht. Und wenn ihr öfters Sex mit verschiedenen Personen habt: genießt es doch. Ihr habt das Recht dazu, also lasst euch nicht runtermachen (nur bitte ruiniert damit keine Beziehungen von anderen Menschen, danke)

Ihr seid toll, Mädchen.

Okay, genug philosophiert.

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