Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und weinendem Herzen winkte ich den Jungs das letzte mal zu, bevor sie in den Jet stiegen und so außer Sichtweite waren.
Die Türen schlossen sich, genau wie El's Hand um meine. Sie lehnte sich an mich und strich sanft mit ihrem Daumen über meinen Handrücken. Es war ja nicht so, dass ich jeden Moment anfangen würde zu weinen, aber traurig war ich schon, dass die Jungs jetzt weg waren.
Die Tür schloss sich hinter Niall, der mir noch ein letztes Mal zugewunken hatte und kurz darauf starteten die Maschinen. Langsam rollte das Flugzeug weg und hob am Ende der Flugbahn ab. Weg waren sie... Nicht für immer, aber für 30 Tage. 720 Stunden waren sie jetzt mindestens weg. Da rollte mir doch glatt eine Träne über die Wange...
3 Stunde früher
"Danke, dass du mich abgeholt hast." sagte ich zu El und stieg in ihr kleines rotes Auto. Schon süß, wenn die kleine, zierliche El in ihrem knallroten Audi A1 vor der Tür stand und etwas brüllte, weil die Musik voll aufgedreht war. Ich war so froh, dass sie mich mitnahm, denn in dem Haus war es ohne Liam doch etwas gruselig. Coco hatten die anderen gestern gleich nach dem Dungeon Zuhause abgeliefert und so war ich die letzten 4 Stunden alleine gewesen. In denen hatte ich die Wäsche gewaschen, in den Trockner geschmissen und weggeräumt, gesaugt, gewischt, die Küche geputzt und die Betten gemacht. Jedes Mal wenn ich in Liams Zimmer stand musste ich an gestern Abend und heute Morgen denken.
Alleine der Kuss ging mir nicht aus dem Kopf, aber das, was heute morgen passiert war, brachte mich noch immer zum Schmunzeln.
*FlashBack*
"Was ist denn hier los?" rief jemand und weckte mich damit. Wiederwillig drehte ich mich um und setzte mich auf. Die Hand von meiner Hüfte rutschte runter und ich sah zur Seite. Liam neben mir schlummerte immer noch wie ein Baby und in der Tür räusperte sich jemand.
Dort stand Niall. Die Arme verschränkt und die Beine überkreuzt, mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen.
Gott, hatte man von denen denn nie Ruhe?
Ich seufzte und pellte mich aus der warmen Decke heraus. Dann stand ich auf und schubste Niall leicht um, als ich durch die Tür ging.
"Ey, willst du mir nicht sagen, was..."
"Da gibt's nichts zu erzählen!" rief ich und schmiss meine Tür zu. Nachdem ich mich leicht geschminkt hatte zog ich mir eine Jeans und einen lockeren Pulli an. Da klopfte es an meiner Tür.
"Ja?"
Ein Wuschelkopf steckte sich durch den Türspalt und grinste mich an.
"Na, alles gut?" sang er und kam in das Zimmer gewackelt. Er schien erstaunlich gute Laune zu haben. Statt irgendwo stehen zu bleiben kam er zu mir und umarmte mich von hinten.
"Man Harry, ja es ist alles gut. Verdammt, wieso hast du so gute Laune?" fragte ich als ich mich aus seiner Umarmung gewandt hatte. Er lachte immer noch und hielt meine Hand fest.
Sein Blick glitt einmal an mir hoch und runter, sein Grinsen wurde breiter und dann steckte er seine Hand in seine Hosentasche.
"Naja, wir sind ja ab heute ziemlich lange weg und..." sagte er und drehte mich an meiner Hand im Kreis. Irgendwie ahnte ich nichts Gutes, aber seine gute Laune steckte mich an. Ich ließ seine Hand los und lehnte mich an die Wand neben mir.
Harry kramte und kramte in seiner Tasche und schien langsam nervös zu werden. Grade als ich ihm helfen wollte hatte er es anscheinend geschafft.
"Ah hier ist es ja. Und deswegen hab ich dir was mitgebracht." Wieder nahm er meine Hand und kniete sich hin. Verdammt, er sah verlegen zu Boden und sah dann unsicher zu mir auf.
What the fuck?! WAS ZUM TEUFEL HATTE ER VOR???
Alles in mir schrie, dass ich davon laufen musste, doch ich konnte mich nicht rühren.
Das Einzige, was ich tun konnte, war meine Hand wegzuziehen und ihn perplex anzustarren.
Wie dumm konnte man bitte sein? Wer kam bitte auf so eine dumme Idee?
Ich starrte Harry immer noch komisch an und er? Er lachte. Harry sprang wieder auf und lachte sich fast zu Tode. Er schmiss sich auf mein Sofa und kicherte wie ein kleines Mädchen.
Verdammt, er hatte mich verarscht. Aber so richtig...
Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn mit meinem Todesblick an, bis er sich endlich wieder eingekriegt hatte.
"Du hättest dein Gesicht sehen müssen." lachte er und holte erst mal tief Luft. Er war ganz außer Atem von dem ganze Gelache und Gekicher, was sich eher angehört hatte, als hätte er einen Anaphylaktischen Schock oder so gehabt.
Ich boxte ihm gegen die Schulter und ging zur Tür, doch Harry hielt mich am Arm fest.
"Hey, sorry, aber das musste sein. Du hast mich ja gestern Abend einfach vor der Tür stehen lassen. Also sind wir jetzt quitt."
Ok, da hatte er Recht. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, mich so zu verarschen.
"Hier." sagte er und hielt mir die Schachtel hin. Ich rollte mit den Augen und nahm ihm die kleine blaue Schachtel aus der Hand. Sie war ziemlich schwer, für ihre Größe.
Ich beobachtete Harry genau, als ich die öffnete. Seine Augen strahlten und schon wieder lag so ein Grinsen auf seinem Gesicht, was mich ziemlich nervös werden ließ.
In der Schachtel lag ein kleiner Schlüssel, der an einem kleinen roten Bändchen hing. Ich nahm ihn vorsichtig raus und hielt ihn hoch. Was...?
"Das ist der Schlüssel zu meinem Herzen." flüsterte Harry. Plötzlich stand er wieder direkt neben mir und zwar so nah, dass ich zu ihm hochsehen musste.
Dann lachte er wieder.
"Naja, eigentlich ist es der Schlüssel zu unserem Haus. Du kannst bei und wohnen, solange wir weg sind. Dann sind du und El nicht alleine."
Gott, bald würde ich den Typen umbringen. Wenn er so weiter machte eher früher als später.
Statt ihm jetzt sofort den Kopf abzureißen legte ich meine Arme um Harry's Hals und umarmte ihn fest. So fest, dass selbst ich fast keine Luft mehr bekam. Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht zu weinen. Eigentlich war ich ja nicht so ein emotionaler Mensch, aber ich fand es einfach schrecklich süß, wie sehr er sich um mich sorgte und kümmerte.
"Danke Harry. Aber mach das nicht noch ein mal, sonst bringe ich dich wirklich noch mal um." Harry lachte und es bebte an meiner Brust.
Wir wurden schon wieder von unserem kleinen blonden Liebling unterbrochen.
Er stand wieder in der Tür und räusperte sich.
"Toni, Toni, Toni. Zwei an einem Tag. Findest du das nicht ein bisschen schlampig?" sagte er und lachte übertrieben laut. Ich lachte mit und schlängelte mich dann mal wieder an ihm vorbei aus der Tür.
"Wieso zwei?" hörte ich Harry fragen und musste noch breiter grinsen.
"Hab sie heute morgen bei Liam im Bett erwischt." sagte Niall und stieß mir mit dem Ellenbogen in die Rippen. Diese Jungs waren echt die Hölle.
Unten in der Küche erwartete mich der Rest von denen. Zayn schlief mit dem Kopf auf dem Tisch, während Louis wie wild auf der Kaffeemaschine rumdrückte. Ohne Erfolg.
Nachdem ich ihm kurz geholfen hatte setzte ich mich neben Zayn.
Die Küche füllte sich schnell und genauso schnell war sie auch wieder leer.
Zayn torkelte hinter Louis aus dem Haus, gefolgt von Niall der mir noch mal zuzwinkerte. Liam musste Harry aus dem Haus ziehen, weil er erst mal wissen wollte, wieso ich mit ihm in einem Bett geschlafen hatte. Das dachte ich zumindest. Das einzige was ich von ihrem Gespräch mitgekriegt hatte waren Worte wie unverschämt, unbekannt, Fremde und nicht dein Typ.
Als ich hinter ihnen dann endlich die Tür geschlossen hatten rief ich noch schnell El an, damit ich wusste, wann sie mich abholen würde. Danach ging ich erst mal ganz in Ruhe duschen und brachte dann das Haus in einen guten und vor allem sauberen Zustand. Immer in Gedanken bei Liam und Harry. Mit Mordgedanken an Niall Horan. Meine kleine blonde Zauberfee.
*FlashBackEnd*
Die Fahrt zum Flughafen dauerte nicht lange. Doch wir waren nicht die einzigen, die wussten, dass One Direction heute mal wieder das Land verlassen würden. Überall standen kleine Mädchen und auch große, aber mich störte das recht wenig. El zog sich ihre Kapuze ins Gesicht und die 10 Bodyguards um uns herum führten uns dahin, wo keiner von den Fans hin durfte.
Hinter der Absperrung stand noch mindesten 15 weitere Bodyguards und beäugten unsere Ausweise skeptisch.
"Sie gehört zu mir. Eine Freundin der Jungs." sagte El zu dem Typen, der mich aufgehalten hatte und zog mich weiter. Hatte schon Vorteile, wenn man mit den Insidern befreundet war.
"Toni." rief Liam, als wir in den Wartebereich für VIPs kamen und zog mich in seine Arm. Er drehte mich im Kreis und küsste mich dann wieder auf den Kopf. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen, wenn es nicht wieder so enden würde, wie gestern Nacht...
"Gott, auch wenn ich dich erst eine Woche kenne, werde ich dich schrecklich vermissen." Aus Liam's Mund sollte mir das nicht komisch vorkommen, aber aus Niall's Mund kam mir das etwas spanisch vor. Ich umarmte ihn lachend und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Pass mir ja gut auf die anderen auf. Vor allem auf Liam." zweiteres flüsterte ich, weil Liam nicht weit von mir entfernt stand und mich beobachtete. Nach Niall umarmte ich kurz Zayn, der sich dann wieder Perrie widmete, und Louis, der mich nur ganz kurz knuddelte und dann wieder zu El rannte. So süß diese Pärchen.
Harry knuddelte ich nur kurz. "Ich hab noch was für dich." sagte er und hob die Hände als ich ihn mit etwas Abstand und hochgezogener Augenbraue ansah.
"Nichts schlimmes, naja... Zumindest nicht schlimm für mich." Er zog einen Umschlag aus seiner Tasche und reichte ihn mir. Ich wollte ihn öffnen, doch Harry hielt meine Hand fest.
"Erst wenn wir weg sind." flüsterte er, als wäre in dem Umschlag ein Geheimnis oder so. Spielte ich sein Spielchen mal mit.
Als letztes verabschiedete ich mich von Liam. Das viel mir am schwerster. Er war mir in den letzten Tagen echt ans Herz gewachsen und fehlte mir jetzt schon. Ich fiel ihm um dem Hals und drückte ihn eng an mich. Seine stahlharten Arme schlossen sich um mich, sodass ich kaum noch Luft bekam.
"Du fehlst mir jetzt schon." sprach Liam meine Gedanken aus und drückte mich noch fester.
"Ich warte Zuhause auf dich." hauchte ich in sein Ohr, küsste ihn auf die Wange und ließ ihn los. Niall zerrte ihn von mir weg nach draußen auf den Flugplatz zu ihrem Jet.
Ich legte meine Hand an die Scheibe und sah ihnen hinterher.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und weinendem Herzen winkte ich den Jungs das letzte mal zu, bevor sie in den Jet stiegen und so außer Sichtweite waren.