SOUL

By Ambi63

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Jeder Mensch hat in seinem Leben bestimmte Ziele, die er erreichen möchte, nur sehen diese von Fall zu Fall v... More

Vorwort
Trailer
Songliste Teil I & Collage
Songliste Teil II und Collage
Prolog
01. Hazard
02. First Conversation
03. Call
04. American Diner
05. Trace
06. Beginning
07. Audition
08. Headlines
09. Rumours
10. Recording
11. Freedom
12. Astonishment
13. Different Level
14. Escalation
15. Evidence
16. Discomfort
17. Late Late Show
18. Everywhere
19. Kicked out
20. Visitor
21. Vacation
22. Verdict
23. Final Stroke
24. Encounter
25. Impact
26. Bedlam
27. Banyan House
28. Cycle
29. Celebration
30. Breathless
31. Trip
32. Dates and Appointments
33. Pureness
34. Bad Reputation
35. Guilty
36. Apologize
37. Panic
38. Aspiration
39. Plans
40. Heartbeat
41. Peak
42. Ideas
43. Disclosure
44. Outing
45. Release
46. Vitreous
47. Two Hearts, One Soul
48. Christmas Party
49. Friendship
50. Upside Down
51. The Call
52. Steps
53. Chicago
54. Approach
55. Madison Square Garden
56. (Un) - perfect
58. Moving
59. Shine
60. For You
61. Epilog (Legacy)
Time
Danksagung

57. Journey

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By Ambi63

A/N Bitte nehmt euch später die Zeit, meine Anmerkungen unterhalb des Kapitels zu lesen. Danke, Ambi xxx



♪ Life is a Highway – Rascal Flatts


~~~ Niall ~~~


Es war Montag, neun Uhr morgens, als ich bei Eve vor der Tür stand. Wir hatten uns dazu entschieden, unseren Trip nicht am Wochenende zu absolvieren, da die Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten unter der Woche bei weitem nicht so ausgebucht oder überfüllt waren.

Kaum trat ich durch die Tür, kam meine beste Freundin auf mich zu. In ihrer rechten Hand eine Reisetasche, in der linken ihre Handtasche.

„Guten Morgen, Niall, bist du bereit mich zu entführen?" Sie küsste mich auf die Wange und ich griff nach ihrer Reisetasche, nachdem ich ihr ebenfalls einen Begrüßungskuss auf die Wange gedrückt hatte.

„Na klar", erwiderte ich grinsend.

„Gut, dann können wir los."

Ich freute mich wahnsinnig auf diesen Trip, der bestimmt toll werden würde. Eve und ich hatten genügend Zeit Dinge anzuschauen, zu reden und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Dabei mangelte es nicht an Ausflugsmöglichkeiten.

Unsere erste Station war der Hoover Dam, welcher an der Grenze von Nevada zu Arizona lag. Wir hatten uns entschieden, in einer kleinen Stadt namens Boulder City zu übernachten, die unweit des Hoover Dams lag. Genau genommen hatte man die Stadt damals gebaut, um den Arbeitern, die den Hoover Dam errichteten, eine Wohnmöglichkeit anzubieten. Ich hatte das alles nachgelesen und fütterte Eve mit den Informationen, während wir unserem Ziel entgegenfuhren. Allerdings stellte ich fest, dass Eve diese Tatsache bereits bekannt war.

„Ich war schon zehn Jahre nicht mehr am Hoover Dam", sprach sie, „und bin gespannt, wie viel sich verändert hat."

„Ich war noch nie dort", gestand ich schmunzelnd. „Deswegen finde ich es toll, mal ein bisschen Kultur zu schnüffeln." Kultur und Geschichte, gepaart mit den Wundern der Natur, genau das beinhaltete unsere Reise.

Auf dem Weg von Los Angeles nach Boulder City hörten wir Musik aus dem Radio, zuerst die aktuellen Charts, dann aus den 80iger Jahren und wir beide sangen permanent mit. Meine Gitarre lag auf dem Rücksitz, am liebsten hätte ich darauf gespielt, aber das würde ich heute Abend für Eve tun.

„Also", wandte ich mich an meine beste Freundin", was ist nun mit dir und Johnny? Willst du mich dumm sterben lassen oder rückst du mit der Wahrheit heraus?"

„Weißt du, Niall, Gefühle klopfen nicht an deine Tür und fragen, ob es gerade passt. Wenn sie da sind, sind sie da", erwiderte sie lächelnd.

„Also dann hast du dich verliebt?"

„Könnte man so sagen."

Ich warf ihr einen Blick von der Seite zu. „Das geht klar, aber wehe du wirst mir untreu."

Eve platzte mit einem lauten Lachen heraus. „Dir doch nicht, wo denkst du hin?"

Die Fahrt zum Hoover Dam gestaltete sich lustig, zwischendurch stoppten wir an einer Raststätte, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Die Sonne strahlte vom Himmel und unsere gute Laune wuchs von Minute zu Minute. Je näher wir dem Hoover Dam kamen, desto ungeduldiger wurde ich. Zuerst passierten wir die kleine Stadt, in der wir heute übernachten würden, jedoch war es zu früh, um in das Hotel einzuchecken. Deshalb fuhr ich einfach weiter auf der Straße, die immer kurviger wurde. Dann tauchten plötzlich ein Hinweisschild und kurz darauf der Hoover Dam vor unseren Augen auf.

Er war einfach nur mächtig und sehr beeindruckend.

Wir stellten den Wagen in dem dazugehörigen Parkhaus ab und liefen dann zur Brücke, von welcher aus man das Wasser betrachten konnte.

„Huch", machte Eve erschrocken, „vor zehn Jahren war das Wasser noch viel höher."

„Hm, hoffentlich trocknet er nicht eines Tages aus", erwiderte ich nachdenklich.

Eves Antwort ließ mich automatisch die Stirn runzeln. „Das werde ich zum Glück nicht mehr erleben."

„Ich mag es nicht, wenn du so redest", wies ich sie zurecht, doch die Sängerin zuckte nur mit den Schultern.

„Eines Tages segnen wir alle das Zeitliche."

„Ja, aber du tust manchmal so, als ob das für dich bald der Fall wäre." Ich wusste nicht, weshalb es mich so aufregte, wenn sie so sprach.

„Sei nicht albern", kam es zurück, „es ist eine Tatsache, dass niemand unsterblich ist. Auch du nicht."

Anschließend nahm Eve meine Hand und zog mich zur Brücke, die wir langsam überquerten. „Siehst du, jetzt sind wir mal kurz nach Arizona rüber gelaufen", meinte sie grinsend. „Von einem Staat zum anderen."

Es war ein Foto wert, uns vor dem Schild, welches auf Arizona hinwies, zu fotografieren. Im Anschluss daran liefen wir zum Wagen zurück. Weder Eve noch ich verspürten große Lust, mit dem Aufzug in den unteren Teil des Hoover Dams zu fahren. Ich litt unter Platzangst und Eve merkte an, dass sie dies bereits einmal hinter sich hätte. Somit stand der Abfahrt nichts mehr im Wege.

Im Boulder Dam Hotel hatten wir zwei Zimmer reserviert, die wir nun bezogen. Diese wirkten sauber, gemütlich und für ein Kleinstadthotel sogar ziemlich elegant. Wir beschlossen uns vor dem Abendessen ein wenig frisch zu machen und ich telefonierte kurz mit Blake, um ihr mitzuteilen, dass wir die erste Etappe gut hinter uns gebracht hätten. Anschließend holte ich Eve ab und wir marschierten fünfhundert Meter zu Fuß zu einem Restaurant, das den Namen Southwest Diner trug. Dort stopften wir uns mit dem wohl leckersten Chilli aller Zeiten voll, tranken Bier und plauderten angeregt.

Ich spürte, wie ich mich total entspannte und die Zeit genoss. Jeden Tag ein anderer Ort, ein neues Abenteuer, gutes Essen und meine beste Freundin an meiner Seite. Ein besseres Geschenk hätte mir nicht einfallen können.

Der nächste Tag begann erneut mit strahlendem Sonnenschein und die Route führte uns an Las Vegas vorbei zunächst durch das Valley of Fire, einer der zahlreichen National Parks Amerikas. Dieses Mal saß Eve hinter dem Steuer und ich genoss die Aussicht. Beige Felsformationen, die sich, je tiefer wir durch das Valley fuhren, in rötliche verwandelten, ließen mich staunen. Außer ein paar Sträucher und den Steinen gab es hier nichts, jedoch übten die Maserungen der Felsen eine große Faszination auf uns beide aus.

Irgendwann erreichten wir eine Kreuzung, auf welcher ein paar Ziegen herumliefen. Unbeeindruckt von dem Wagen, setzten sie ihren Weg fort.

„Na, was sagt man denn dazu?", meinte Eve grinsend. „Die haben die Ruhe weg."

Ich nutzte die Gelegenheit und schoss einige Fotos von den Tieren, bevor wir im Schritttempo an ihnen vorbeifuhren. Meckernd blickten sie uns hinterher, was uns beide zum Lachen reizte.

Nachdem wir den National Park verlassen hatten, ging es weiter in Richtung Bryce Canyon, unser nächstes Ziel. Als wir die Grenze zu Utah passierten, merkte ich an, dass wir nun eine Stunde Zeitunterschied haben würden. Leider zu unserem Nachteil, denn da die Uhren hier eine Stunde vorgingen, klaute man uns einfach sechzig Minuten vom Tag.

„Das ist ja empörend", scherzte Eve mit einem Augenzwinkern, „aber die holen wir auf dem Rückweg wieder rein." Zwischenzeitlich hatten wir die Plätze getauscht und ich saß wieder hinter dem Steuer.

Der Weg durch den Canyon glich einer reinen Achterbahnfahrt, was die Gefühle anging. Steinformationen, nach oben hin spitz zulaufend, mit rötlichen und beigen Farben begrüßten uns bereits am Eingang. Wir versuchten jeden Aussichtspunkt mitzunehmen und konnten uns nicht entscheiden, welcher der Schönste war. Die Fotos würde es nachher vielleicht zeigen. Je höher wir kamen, desto heller wurde das Gestein, teilweise wirkte es weißlich, kalkig und ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so etwas Tolles gesehen zu haben.

Als ich neben Eve stand und sie kurz meinen Arm berührte, sah ich zu ihr. „Danke für das schöne Geschenk, Niall", wisperte sie ergriffen. „Das werde ich nie vergessen und immer in meinem Herzen tragen."

Meine Erwiderung auf ihre rührenden Worte war eine Umarmung, die ich ihr ohne zu zögern gab. Es interessierte mich nicht, dass sich Menschen in unserer Nähe aufhielten, denn diese bestaunten eher den Canyon, als dass sie sich uns zuwandten. „Ich freue mich, wenn du Spaß hast", wisperte ich ihr ins Ohr, was Eve mit einem kleinen Lächeln quittierte. Ein Lächeln, das jedoch Bände sprach.

Nach einigen Fotos gingen wir wieder zum Wagen zurück und ich fuhr die Strecke bis zu unserem nächsten Ziel, einem kleinen Ort in Utah. Mit knapp viertausend Einwohnern gehörte Kanab wohl eher nicht zum Ziel der Touristenschwärme, trotzdem war das kleine Motel fast ausgebucht. Wie auch in Boulder City belegten wir hier zwei Zimmer, die sauber und ordentlich waren und mit einer guten Dusche ausgestattet. Sowohl Eve als auch ich legten bei dieser Reise keinen Wert darauf, in fünf Sterne Hotels abzusteigen, denn das taten wir während unserer Tourneen ständig.

Da es schon relativ spät wer, beschlossen wir bei dem Subways auf der gegenüberliegenden Straßenseite einzukehren und Sandwiches sowie einen gemischten Salat mit Hähnchenstreifen mitzunehmen. Wir setzten uns zu Eve ins Zimmer auf das Bett und vertilgten unser Essen mit Appetit. Dabei schauten wir Fernsehen.

„Schade, dass wir kein Netflix haben, ich hätte meinen Laptop mitnehmen sollen", meinte ich. „Dann hätten wir Stranger Things anschauen können, das ist meine Lieblingsserie."

Zu meiner Überraschung antwortete Eve: „Die habe ich mir auch angesehen."

„Echt? Wer ist dein Lieblingscharakter? Ich mag Eleven total. Sie ist super cool."

Eve grinste über das ganze Gesicht. „Und ich mag Dustin am liebsten. Ich hätte fast geheult, als niemand beim Schulball mit ihm tanzen wollte."

„Das war allerdings gemein von den Tussen, aber er hat ja dann den Jackpot gezogen", warf ich ein und ließ mich anschließend nach hinten auf das Bett fallen.

„Wage es ja nicht einzupennen und mir meinen Platz wegzunehmen", hörte ich Eve sagen, worauf mein Konter erfolgte. „Du brauchst ein ganzes Queensize Bed für dich alleine? Lass das Johnny nicht hören."

„Johnny und ich können übereinander liegen, wir beide nicht."

„Willst du etwa damit sagen, dass ich fetter bin als McDaid und dich platt drücke?", entfuhr es mir lachend.

Ihre einzige Antwort war ein Zwinkern und ich richtete mich auf, um nach meiner Gitarre zu greifen, die neben dem Bett stand. Eve schaltete den Fernseher aus, lauschte meinem Spiel und applaudierte zum Schluss. „Das war toll, Niall. Ist das ein neuer Song?"

„Ja, ich glaube er könnte für One Direction taugen, oder?"

„Allerdings könnte er das."

Ich schlief super, allerdings in meinem Bett und als ich am Morgen nach einer Dusche und angezogen nach draußen wanderte, da stellte ich fest, in welch toller Gegend Kanab doch lag. Vor meinen Augen erstreckte sich ein riesiger roter Felsbrocken, auf den ich unentwegt starrte.

„Sieht klasse aus, oder?", vernahm ich Eves Stimme plötzlich neben mir.

„Oh ja, lass uns ein Foto machen."

Mit dem Felsen im Hintergrund schossen wir ein Selfie und als ich dieses an Blake schickte, bekam ich ganz viele Herzen zurück. Manchmal verfluchte ich es, dass ich fast nie aus LA herauskam, denn Amerika hatte landschaftlich unendlich viel zu bieten. Genau jetzt und mit Eve hier sein zu können, ließ das Gefühl einer großen Dankbarkeit in mir aufsteigen. Wir beide wussten es zu schätzen, diese Zeit miteinander verbringen zu können.

Die für uns größte Überraschung bot wohl der Abstecher in den Antelope Canyon, der in einem Gebiet lag, welches den Indianern gehörte. Dort bezahlte man die Gebühr für die Besichtigung direkt vor Ort, an die Indianer selbst. Ein Führer (unserer hieß Dan), begleitete seine jeweilige Gruppe und bevor man hinunter in den Canyon stieg, hieß es warten unter einer großen Überdachung. Das tat Not, denn die Sonne brannte zu dieser Jahreszeit heiß vom Himmel und da wir keine der frühmorgendlichen Führungen hatten buchen können, waren wir unglaublich froh, im Schatten zu stehen, während wir warteten, dass es voranging.

Einer nach dem anderen durfte eine enge Wendeltreppe hinuntersteigen. Ich ging vor Eve und als sie nach mir unten ankam, reichte ich ihr kurz die Hand. Es war angenehm kühl im Canyon und alles wirkte irgendwie bizarr. Wir starrten nach oben, betrachteten den Lichteinfall, der die Felsen in verschiedene Farben tauchte. Dan erklärte uns, wie wir die Kamera an den Handys einzustellen hatten, um die bestmöglichen Fotos rauszuholen. Auch machte er uns auf besonders schöne Stellen aufmerksam.

Ich schoss unzählige Bilder, ebenso wie Eve, und an einem Punkt wartete Dan, um einzelne Fotos von den Gruppenmitgliedern zu knipsen. Eve und ich stellten uns in Pose, grinsten und freuten uns anschließend über das schöne Bild.

„Hier unten ist kein Empfang, dann muss ich das Foto später an Blake schicken", murmelte ich.

Auf Eves Frage, ob es hier im Canyon Tiere gäbe, antwortete Dan, dass sich hier täglich Schlangen aufhielten, die man jedoch jeden Morgen, vor der ersten Führung, hinauswarf. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen, während Eve sich schüttelte. Schlangen wollte keiner von uns beiden sehen.

Teilweise war der Canyon recht eng, extrem dickleibige Menschen würden gewiss zwischen den Felsen steckenbleiben. Da hatten Eve und ich richtig Glück, denn wir passten überall mühelos durch und taten uns auch nicht schwer, als es nach oben ging. Mehrere Treppen, die man in den Canyon eingebaut hatte, galt es zu erklimmen, bevor wir den Ausgang am anderen Ende erreichten.

Die Sonne blendete enorm, da unsere Augen sich an den eher moderaten Lichteinfall im Canyon gewöhnt hatten. Zum Glück hatten wir unsere Sonnenbrillen parat, die wir beinahe synchron aufsetzten.

„Das war ein super schöner Ausflug", meinte Eve. „Wie bist du auf diese Idee gekommen, Niall?"

„Ein Freund von mir war mal hier und schwärmte in den höchsten Tönen davon. Ich wollte überprüfen, ob er übertrieben hat, aber ich muss sagen, er hat eher noch untertrieben."

Wir liefen zum Wagen, um unser Ziel für die nächste Übernachtung anzusteuern, Williams, in Arizona. Laut Google Maps betrug die Fahrzeit bis dorthin fast drei Stunden.

„Dann sind wir kurz vor dem Abendessen da", sprach Eve erfreut, „und wir haben übrigens die verlorene Stunde wieder reingeholt."

„Stimmt", erwiderte ich mit einem Blick auf meine Uhr, die sich automatisch umstellte. „Dann mal los nach Williams."

Während ich den Wagen auf die Straße steuerte, fütterte Eve mich mit zahlreichen Informationen. „Williams hat dreitausend Einwohner und liegt über zweitausend Meter über dem Meeresspiegel. Außerdem führt die Route 66 dort durch."

„Soll ich dir was verraten? Unser Motel liegt direkt an der Route 66", erklärte ich mit einem Augenzwinkern, was Eve in eine regelrechte Euphorie versetzte.

Schon bei der Ankunft hatte ich das Gefühl, dass das Motel nicht besonders toll sein würde und ich hatte mich nicht getäuscht. Die erste Hürde galt es an der Anmeldung zu nehmen, denn bei der Buchung war wohl einiges schiefgelaufen. Man hatte anstatt zwei Einzelzimmer, ein Doppelzimmer für uns reserviert.

„Tut mir leid, Sir, wir sind bis auf den letzten Platz ausgebucht, wir können Ihnen leider kein anderes Zimmer zur Verfügung stellen", bekam ich von der Tussi am Check In gesagt.

„Das ist nicht schlimm", mischte Eve sich ein. „Es ist ja nur für eine Nacht, das geht schon."

Mir war es egal, ich hatte kein Problem damit, mit Eve in einem Bett zu nächtigen und da es ihr ebenfalls nichts auszumachen schien, war die Sache somit erledigt. Allerdings verlangte ich mein Geld für das zweite Zimmer zurück, was anstandslos vonstattenging. Wir bekamen den Schlüssel ausgehändigt und ich ließ Eve den Vortritt. „Das Bett ist schon mal groß genug", kommentierte sie, „und einen Kühlschrank gibt es auch."

Das waren die positiven Dinge, die negativen, nämlich dass viel zu wenig Steckdosen vorhanden waren, neben dem Bett gar keine, und wir den Fernseher und Receiver vom Strom nehmen mussten, um überhaupt unsere Handys laden zu können, einschließlich einer schrecklich aussehenden Dusche, verkrafteten wir trotzdem mühelos.

„Lass uns ein wenig bummeln und dann essen gehen", schlug ich vor, nachdem wir die Reisetaschen abgestellt und jeder eine Jacke herausgeholt hatte. In Williams war es deutlich kühler als im Antelope Canyon, dafür blies uns extrem frische Luft um die Nase.

Gemächlichen Schrittes wanderten wir die Hauptstraße, die Route 66 entlang. Andenkenläden reihten sich aneinander, wir stöberten uns durch alles durch. Eve kaufte einen Kühlschrankmagnet und ich entschied mich dafür, auch einen für Blake mitzunehmen, den Klassiker mit dem Route 66 Zeichen drauf.

In einiger Entfernung entdeckte ich eine Leuchtreklame, welche auf ein Restaurant hinwies. „Rod's Steak House, das klingt gut", sinnierte ich.

„Ja, vor allem scheint es keiner dieser Ketten zu sein, lass uns mal reinschauen." Eve hakte sich bei mir ein, während wir auf das Restaurant zugingen. Schon von außen wirkte es einladend und vor allem sehr urig. Dunkles Holzmobiliar lud zum Sitzen ein und die Kuhfelle an den Wänden passten wie die Faust aufs Auge. Nachdem man uns einen Tisch zugewiesen hatte, studierten wir die Speisekarte und kamen zügig zu einer Entscheidung. Die Tour durch den Canyon hatte uns beide hungrig gemacht, sodass wir uns Vorspeise und Hauptspeise gönnten.

„Gott sei Dank hat keiner von uns die Bohnen bestellt", meinte Eve grinsend, worauf ich mit einem Lachen antwortete. „Das wäre fatal gewesen."

Die Steaks zergingen förmlich auf der Zunge und als Eve von ihrer Kartoffel kostete, verdrehte sie genießerisch die Augen.„Ich habe noch nie so eine gute Kartoffel gegessen, die schmeckt einfach richtig nach Kartoffel und nicht nach irgendwelchen künstlichen Aromen", lauteten ihre Worte, die sie beinahe schon andächtig hervortrug.

Man hätte uns vermutlich aus dem Restaurant rollen können, wenn wir noch einen Nachtisch gegessen hätten, deswegen verzichteten wir darauf. Der Spaziergang zurück zum Hotel tat gut und als wir das Zimmer betraten, überließ ich Eve das Bad zuerst. Ihr Spruch löste einen regelrechten Lachanfall bei mir aus.

„Na dann wollen wir mal zum Abschminken gehen, oder wie ich zu sagen pflege, das Gesicht auf Werkseinstellungen zurücksetzen."

Ich fand es toll, dass sie keine Probleme mit ihrem Alter hatte und sogar darüber scherzte. Eve war eine sagenhafte Frau, jemand, zu dem ich immer aufschauen würde, jemand, an den mir etwas lag und jemand, der meine Liebe zur Musik uneingeschränkt teilte. Es störte sie nicht, dass ich noch ein wenig auf meiner Gitarre klimperte, als sie schon im Bett lag. Sie textete auf ihrem Handy, vermutlich mit Johnny, und als ich das Instrument zur Seite legte, schaltete sie fast zeitgleich das Handy aus.

Seufzend lehnte ich mich in das Kissen zurück, bereit, den nächsten lockeren Spruch abzudrücken. „So viel wie wir gegessen haben, müssten wir heute noch zweimal Sex haben."

Eve ansteckendes Lachen ertönte in meinen Ohren. „Um Kalorien abzubauen?"

„Natürlich, oder dachtest du etwa zum Spaß?"

Die anschließenden Lachsalven, die wir abwechselnd abfeuerten, verursachten irgendwann echten Muskelkater im Bauch und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass unsere Reise fast zu Ende war.

Morgen ging es wieder nach Hause, zurück nach Los Angeles, doch ich hatte etwas sehr Wichtiges aus dieser Erfahrung mitgenommen. Einen Gedanken, den ich in einem Song verarbeiten wollte.

„Nimm dir Zeit für Dinge, die dir das Gefühl geben, am Leben zu sein."

_________________

Was soll ich sagen? Ich kenne alle diese Orte, die Niall und Eve besucht haben und konnte euch auf diese Art und Weise an einigen Stellen der Rundreise teilhaben lassen, die wir 2017 durch die USA gemacht haben. Der Antelope Canyon ist für mich einer der schönsten Plätze der Welt und solltet ihr einmal in der Gegend sein, kann ich euch nur ans Herz legen, diesen anzuschauen. Oben seht ihr ein Bild vom Inneren des Canyons durch den wir gelaufen sind.

Ich hoffe, ihr hattet ganz viel Spaß beim Lesen, denn ich hatte ihn beim Schreiben auf jeden Fall.

Wie fandet ihr die Nive-Momente? Ich hoffe, ich konnte alles gut rüberbringen.

Danke für all die tollen Kommentare, für euren Support, ihr seid der Wahnsinn. Es macht so viel Spaß diese Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zu schreiben.

LG, Ambi xxx

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