SOUL

By Ambi63

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Jeder Mensch hat in seinem Leben bestimmte Ziele, die er erreichen möchte, nur sehen diese von Fall zu Fall v... More

Vorwort
Trailer
Songliste Teil I & Collage
Songliste Teil II und Collage
Prolog
01. Hazard
02. First Conversation
03. Call
04. American Diner
05. Trace
06. Beginning
07. Audition
08. Headlines
09. Rumours
10. Recording
11. Freedom
12. Astonishment
13. Different Level
14. Escalation
15. Evidence
16. Discomfort
17. Late Late Show
18. Everywhere
19. Kicked out
20. Visitor
21. Vacation
22. Verdict
23. Final Stroke
25. Impact
26. Bedlam
27. Banyan House
28. Cycle
29. Celebration
30. Breathless
31. Trip
32. Dates and Appointments
33. Pureness
34. Bad Reputation
35. Guilty
36. Apologize
37. Panic
38. Aspiration
39. Plans
40. Heartbeat
41. Peak
42. Ideas
43. Disclosure
44. Outing
45. Release
46. Vitreous
47. Two Hearts, One Soul
48. Christmas Party
49. Friendship
50. Upside Down
51. The Call
52. Steps
53. Chicago
54. Approach
55. Madison Square Garden
56. (Un) - perfect
57. Journey
58. Moving
59. Shine
60. For You
61. Epilog (Legacy)
Time
Danksagung

24. Encounter

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By Ambi63


♪ When we were young – Adele


~~~ Niall ~~~


Der Moment, den ich brauchte, um mich zu sammeln, der machte mir bewusst, wie haarscharf dieser Kelch an uns selbst vorübergegangen war. Harry, Liam, Louis und ich waren fertig gewesen. Ausgelaugt, ausgebrannt, jeden Tag in der gleichen Tretmühle, die für Syco die Gewinne einfuhr.

Aber wir hatten rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Eve schien dies damals nicht getan zu haben oder besser gesagt, es wurde ihr nicht gestattet. Ich wusste, wie es in unserem Business lief und gerade deshalb lag es mir fern, sie dafür zu verurteilen. Im Gegenteil, es wühlte mich auf, dass ihr solche Dinge widerfahren waren.

Langsam streckte ich den rechen Arm aus, tastete nach ihrer Hand und streichelte über ihre Fingerspitzen.

„Eve, es tut mir so leid, dass du das durchmachen musstest."

Mein Blick lag auf ihr und ich bemerkte, wie ihre Atmung ein wenig ruhiger wurde. Gleichzeitig machte sich so etwas wie Erleichterung in ihrem Gesicht breit.

„Ich bin froh, dass ich es dir nun gesagt habe, Niall. Es ist mir wichtig, dass du alles über mich weißt, aber ich wollte den geeigneten Zeitpunkt abwarten."

Nickend antwortete ich: „Das verstehe ich vollkommen und um ehrlich zu sein, gibt es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Ich habe dir mein Herz ausgeschüttet und du kannst das Gleiche bei mir tun."

Ihr sanftes Lächeln, welches sie mir daraufhin schenkte, ließ mich wissen, dass es nichts gab, was wir uns nicht erzählen konnten. Bei Eve war ich frei, ich fühlte mich geborgen, anerkannt und auf seltsame Art und Weise sogar geliebt. Mir war es wichtig, dass sie Ähnliches empfand und somit fragte ich ruhig: „Was ist damals passiert?"

Eve strich sich eine der langen Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe sie antwortete.

„Ich war sehr gefragt, meine Karriere auf dem Höhepunkt. Ein Auftritt nach dem anderen bewältigen, ständig in ferne Länder reisen, die Zeitverschiebungen aushalten und die Krankheiten übergehen, so lief es damals für mich. Oftmals schleppte ich mich nur noch auf die Bühne, so müde war ich. Doch niemand interessierte das wirklich, denn Eve Lancaster brachte allen das Geld."

Kurz lachte sie sarkastisch auf. „Dabei bin ich ein Mensch und keine Maschine. Als ich das begriff, da war es bereits zu spät. Ich hatte begonnen, Tabletten zu schlucken, die mich vor den Auftritten aufputschten. Danach benötigte ich jedoch Tabletten zum Relaxen, ansonsten kam ich nicht mehr zur Ruhe. Es ist ein Teufelskreis, wenn du da drin bist, Niall."

Das tiefe Blau ihrer Augen in die ich blickte, ließ mich ein wenig frösteln. Eve erzählte keine Märchen, ich kannte genügend Musiker, denen es ähnlich erging oder ergangen war.

Ich nahm einen großen Schluck Rotwein, ehe ich die nächste Frage an sie richtete. „Wie kam es, dass man nie etwas darüber gelesen hat?"

Und wieder lächelte sie vage. „Damals gab es zum Glück noch kein Internet. Nachdem meine Mutter mich völlig zugedröhnt in meinem Schlafzimmer fand, brachten meine Eltern mich in eine Entzugsklinik. Sie achteten streng darauf, dass niemand etwas davon mitbekam. Die offizielle Erklärung, dass ich mich von meinem Manager getrennt hätte, stimmte ja, denn damals war ich schon nicht mehr mit ihm zusammen. Man nahm dies als Ausrede, weshalb ich mich verschanzt haben sollte und aus dem Business zurückzog. Die Wahrheit war jedoch eine andere."

Meine Neugierde trat nun hervor. „Wie lange warst du denn in dieser Klinik?"

„Ich war insgesamt sechs Monate dort, durfte am Anfang nicht mal raus. Der Mix aus Tranquilizern und Uppern, die ich ständig zu mir genommen hatte, hatten ein Wrack aus mir gemacht. Fast zwei Monate benötigte ich, um von dem Teufelszeug loszukommen, die restliche Zeit wurde meine Psyche behandelt. Gruppensitzungen, Entspannungstherapie, all dieser Kram."

Jeder ihrer Sätze brannte sich in meinen Kopf und in meine Seele. Es tat weh zu wissen, dass es in Eves Leben eine Zeit gab, in welcher sie sehr gelitten hatte. Aber ich wollte genau wissen, wie ihre damalige Sucht sich äußerte und so stellte ich die nächste Frage. „Welche Art Tabletten hast du genommen?"

Gemächlich streckte Eve ihre langen Beine auf dem Teppich aus, ehe sie zum Reden ansetzte.

„Amphetamin zum Aufputschen und Benzodiazepine zum Relaxen."

Natürlich wusste ich, was das bewirkte, ganz hinter dem Mond lebte ich nicht, auch wenn ich selbst niemals mit dem Zeug in Berührung gekommen war. Dafür kannte ich etliche Musikerkollegen, die regelmäßig den Konsum der eben genannten Mittel zusprachen oder zugesprochen hatten. Justin gehörte dazu. Im Moment war er clean und ich hoffte sehr, dass dies so blieb.

Stück für Stück rückte ich näher an Eve heran, bis ich meine Arme um sie legen konnte. Der Moment, indem ich sie festhielt war ein ganz besonderer für mich. Ich wollte einfach nur die Zeit anhalten, hier mit Eve sitzen, die Seele baumeln lassen und ihr zeigen, wie wundervoll ich sie fand, obgleich es diesen dunklen Punkt in ihrer Vergangenheit gab.

Leise seufzend lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter, das lange Haar kitzelte meine Wangen und ich schmunzelte selig vor mich hin. Ein wenig spürte ich die Wirkung des Alkohols, denn ich trank diesen auf fast nüchternen Magen. Aber das juckte mich nicht. Ich musste heute nicht mehr fahren und wusste zudem, wo mein Bett im Gästezimmer stand. Zeit mit Eve zu verbringen, ob in nüchternem oder beschwipsten Zustand, das war mir wichtig. Somit kam die nächste Frage völlig natürlich über meine Lippen: „Darf ich heute Nacht hier schlafen?"

Wie auf Kommando schenkte Eve den Rotwein nach, nickte und prostete mir zu. „Auf unser Wohl. So jung wie heute kommen wir nicht mehr zusammen, Niall."

Anschließend erhob sie sich, um sich auf dem Hocker am Flügel niederzulassen. Ihre schlanken Finger glitten über die Tasten, formten eine Melodie, die mir sehr bekannt vorkam und als Eve zu singen anfing, überzog sich mein Körper mit einer Gänsehaut.

Den Text kannte ich ebenso gut wie die Musik, Adeles 'When we were young' hörte sich aus Eves Mund einfach bombastisch an. Jede Zeile erfüllte mein Herz mit Freude, ließ mich aber auch wissen, dass man die Zeit nicht wirklich anhalten konnte. Doch am liebsten hätte ich das in jenem Moment getan.

You still look like a movie

You still sound like a song

My God, this reminds me

Of when we were young

Let me photograph you in this light

In case it is the last time

That we might be exactly like we were

Before we realized

We were sad of getting old

It made us restless (+)

Einer inneren Eingebung folgend zückte ich mein Handy, trat an Eve heran, die gerade den Song beendet hatte, beugte mich zu ihr und schoss ein Foto von uns beiden.

„Das sollten wir unbedingt tun, der Aussage des Songs Folge leisten", erklärte ich mit ernster Stimme, worauf Eve mir einen Kuss auf die Wange hauchte. Dann ergriff sie meine Hand und lief mit mir durch das Wohnzimmer.

„Wo gehen wir hin?", fragte ich verwundert.

„Zu meiner Galerie."

Besagte Galerie befand sich im oberen Geschoss, am Ende des Flurs. Dort hingen unterschiedliche Collagen, welche aber eines gemeinsam hatten. Die Bilder zeigten Eve, jedoch in verschiedenen Lebensabschnitten.

„Oh wow", stieß ich hervor, „die zeigst du mir erst jetzt?"

„Na, ein Geheimnis musste es doch noch geben", schmunzelte sie.

Ich schaute mir die Bilder der Reihe nach an und jedes einzelne hatte die gleiche Wirkung auf mich. Eve war eine unglaublich anziehende Frau, ja selbst ein anziehendes Mädchen gewesen.

„Wie alt bist du auf diesem Bild?", wollte ich wissen und deutete auf das Exemplar, auf welchem sie als Schulmädchen zu sehen war.

„Ungefähr vierzehn."

„Krass, und wann war das?" Ich wies mit dem Finger auf ein Bild, auf welchem sie kurze Haare besaß.

„Das war nach meinem Entzug, da habe ich mir die Haare abschneiden lassen. Ich sah furchtbar dünn aus, oder nicht?"

„Ach was, so dünn auch wieder nicht. Aber ehrlich gesagt gefällst du mir mit einigen Pfunden mehr am Leib besser."

Laut erklang Eves Lachen in meinen Ohren, zum Glück nahm sie mir diese Bemerkung nicht übel. Erneut betrachtete ich die bezaubernden Bilder einer Frau, die inzwischen zwar älter geworden war, jedoch nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hatte.

Und dann sah ich es, das Foto, das mir deutlich machte, was vermutlich passiert wäre, wenn Eve und ich etwa im gleichen Alter gewesen wären. Meine Augen weiteten sich und ich stand mit offenem Mund vor den Collagen.

„Wow! Das Bild, rechts unter dem wo du deiner Ansicht nach so dünn aussiehst, ist unfassbar scharf."

Der Alkohol löste meine Zunge erheblich, somit wagte ich es, die Worte auszusprechen, die gerade in meinem Kopf herumgeisterten. „Ich hätte dich nicht von der Bettkante gestoßen."

Sanft wuschelte Eve durch meine Haare, ehe sie sagte: „Ich bin gespannt, ob du dich morgen noch daran erinnern kannst, was du heute so alles erzählst hast."

„Und ob! Das vergesse ich nicht und es ist mir auch nicht peinlich", sprach ich verschmitzt grinsend.

„Dann ist ja alles gut."

Eve hakte sich bei mir ein, um mich in Richtung Gästezimmer zu führen. „Es ist spät und ich bin müde. Was hältst du von Schlafengehen?"

„Gute Idee."

Vor dem Gästezimmer angekommen, stieß ich die Tür auf, um sogleich die Überraschung meines Lebens zu bestaunen. Eve, die meinen Blick auffing, sagte: „Stimmt, du hast ja noch gar nicht gesehen, was Blake fabriziert hat."

Stumm stand ich da und ließ das Zimmer auf mich wirken. Es sah so irisch aus, es roch nach Heimat und es griff nach meiner Seele. Auf dem weißen Untergrund befand sich ein zartgrüner Streifen in Augenhöhe, dessen Verzierungen mich sprachlos werden ließen. Kleine, grüne vierblättrige Kleeblätter, jedes einzigartig in seiner Form, denn sie waren handgemalt. Wie viel Mühe musste diese Raumausstatterin hier hineingesteckt haben? Der Knaller war jedoch die Gitarre an der Wand, wo das Bett stand. Diese war in Originalgröße aufgemalt und ähnelte verdammt meiner Les Paul. Jedes noch so kleine Detail stimmte, was mich einen verwunderten Laut ausstoßen ließ.

„Gefällt es dir? Sie hat sich richtig Mühe gegeben, oder?", drang Eves Stimme in meine Gedanken.

„Es sieht so irisch aus", entfuhr es mir prompt.

„Ja, das sollte es auch werden." Eves trockene Bemerkung ließ mich grinsen und ich pflanzte mich auf das Bett. Sicher würde ich heute Nacht gut schlafen, so müde wie ich war und so toll wie dieses Zimmer auf mich wirkte. Ich fühlte mich zuhause und obwohl diese Raumausstatterin mich nicht kannte, so hatte sie dennoch meinen Geschmack getroffen. Mehr noch, es schien als ob sie in meine Seele vorgedrungen sei, was ich ein bisschen gruselig aber gleichzeitig interessant fand. Woher wusste sie so genau, was ich präferierte? Selbst Eve konnte nicht ahnen, dass diese Zusammenstellung vollkommen meinen Wünschen entsprach.

„Brauchst du deine Tasche?", erkundigte sich Eve. Als ich meinen Kopf schüttelte, wünschte sie mir eine gute Nacht und verschwand aus dem Zimmer.

Ein wenig umständlich entledigte ich mich meiner Klamotten bis auf die Boxershorts und legte mich dann, die Hände hinter den Kopf, erneut auf das Bett, um noch einmal das Zimmer zu bewundern. Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich das Licht der Nachttischlampe löschte und kurz darauf fielen mir die Augen zu.

Am nächsten Morgen erwachte ich mit leichten Kopfschmerzen, dennoch konnten diese meiner guten Laune nichts anhaben. Als ich auf den Flur trat, um endlich meine Tasche zu holen, in welcher sich Zahnbürste und Ähnliches befanden, kam mir Eve entgegen.

„Na, ausgeschlafen?"

„Ja und ich weiß noch, was ich gestern alles zu dir gesagt habe", konnte ich mir nicht verkneifen anzubringen. „Und ich nehme es nicht zurück", setzte ich nach, als ich ihr schelmisches Grinsen erblickte.

„Ok, dann darf ich jetzt auch einen Kommentar dazu abgeben", meinte Eve.

Lässig kreuzte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich an die Wand. „Gerne."

„Ich hätte dich auch nicht von der Bettkante gestoßen."

Nachdem sie das ausgesprochen hatte, platzten wir beide gleichzeitig mit einem lauten Lachen heraus. Just in diesem Moment war ich wirklich froh, dass Eve und mich vierundzwanzig Jahre trennten, denn somit würden wir unsere Freundschaft nie durch unüberlegten Sex aufs Spiel setzen.

Nach einer erfrischenden Dusche frühstückten wir gemeinsam auf der Terrasse vor dem Pool. Die Ruhe, die uns dort umgab, währte jedoch nicht lange, denn das Telefon meldete sich prompt. Eve nahm den Skypeanruf sofort entgegen und als ich erkannte, wer da störte, erteilte ich demjenigen augenblicklich einen Rüffel.

„Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man, Louis."

Seine Erwiderung erfolgte binnen einer Sekunde. „Es ist Schluss mit lustig, Niall. Ich habe ein Studio angemietet. Ab morgen wird dort gearbeitet, also stelle dich auf lange Nächte ein."

„Das kommt mir gerade Recht", entgegnete ich und stopfte den letzten Rest des Muffins in den Mund. Das war nicht einmal gelogen, denn Ablenkung tat Not. Ich wollte mein Privatleben neu organisieren und vielleicht half mir die Arbeit ein wenig darüber hinweg.

„Wann geht es morgen los?"

„Um neun Uhr. Also seid bitte pünktlich."

Obwohl Louis uns zu einer sehr unchristlichen Zeit ins Studio bestellt hatte, war ich dennoch pünktlich. Mit Eve zu arbeiten und ihr Album fertigzustellen, hatte absoluten Vorrang vor allem. Auch vor meinem Privatleben, welches, gelinde gesagt, im Moment eher kümmerlich wirkte. Den Partys würde ich auf jeden Fall für eine Weile fernbleiben und da ich im Augenblick auch keine Frau datete, widmete ich ohne schlechtes Gewissen den Großteil meiner Zeit jenem Menschen, den ich sehr liebgewonnen hatte: Eve.

Zuerst nahmen wir 'I'd rather go blind auf', da dort nicht viel verändert werden musste. Das Stück sollte lediglich moderner und etwas peppiger klingen, was wir aber mühelos hinbekamen. Der nächste Song, der auf der Liste stand, war jener, den Harry für Eve geschrieben hatte. Das war ein echter Knaller und ich fragte mich, ob wir diesen nicht als zweite Single präsentieren sollten. Die Mischung aus Rock und Soul brachte es einfach, sie war genial.

An jenem Abend standen zum ersten Mal fünf Fans vor den Türen des Studios, als wir dieses relativ spät verließen.

„Eve, dürfen wir Fotos machen?", fragten sie.

Die Tatsache, dass sie vorrangig wegen Eve und nicht wegen uns hergekommen waren, rührte mich zutiefst. Sie hatte all die Anerkennung verdient, denn ihre Stimme war etwas sehr Besonderes.

Lächelnd umarmte meine beste Freundin die vier Mädchen und den Typen, nachdem ihr Bodyguard das Einverständnis gegeben hatte. Fünf Fans waren eine überschaubare Zahl, da konnte nicht viel passieren. Zum Schluss schossen wir ein Foto mit allen zusammen, was die Fans sehr glücklich machte.

„Jetzt noch ein Bild mit Nive", sagte die Eine. „Bitte."

Ihre braunen Kulleraugen blickten so drollig drein, dass ich nicht nein sagen wollte. Ich stellte mich mit Eve in Position, damit das junge Mädchen ihr Foto machen konnte.

„Dankeschön", verabschiedeten sich anschließend alle von uns.

Als ich an diesem Abend nach Hause kehrte, wurde mir bewusst, dass ich Eve noch niemals ein richtiges Dankeschön für alles, was sie für mich tat, hatte zukommen lassen. Dies sollte ich schleunigst ändern und ich wusste auch schon, wie ich das am besten tun würde. Nicht nur mit gesprochenen Worten, das wäre zu simpel. Das Dankeschön für Eve benötigte eine gewisse Eleganz, welche ich ihr unter allen Umständen zuteil werden lassen wollte.

Der nächste Tag verging wie im Flug und wir schafften das vorgenommene Pensum nicht. Es gab einen strikten Zeitplan, da das Studio auch nur für einen gewissen Zeitraum gemietet worden war. Deswegen beschlossen Louis, Eve und ich eine Nachtschicht im Studio einzulegen. Zur Nor konnten wir uns dort sogar einige Stunden hinlegen, da es einen separaten Raum mit einem großen und einem kleineren Sofa gab, der genau für solche Zwecke gedacht war. Nach Hause zu fahren hätte nur unnötig Zeit gekostet.

„Ok, wenn wir über Nacht hierbleiben, dann brauche ich aber meine Tabletten", hörte ich Eve sagen, als ich gerade eine der Gitarren stimmte.

„Die soll Niall für dich holen, wir können inzwischen mit der Gesangsaufnahme beginnen", meinte Louis.

„Ähm, ja, ok, kann ich machen, wenn du mir sagst, wo sie sind", lautete meine Antwort darauf.

„In meinem Badzimmer, im ersten Stock, gleich in der oberen Schublade des Schranks, der neben der Tür hängt. Es ist eine weiße Packung mit blauer Schrift, das kannst du gar nicht übersehen."

Nachdem Eve mir die klare Ansage erteilt hatte, machte ich mich sofort auf den Weg zu ihrem Haus. Es war nervig, sich durch den dichten Verkehr zu quälen aber für meine beste Freundin tat ich das gerne. Während ich an einer roten Ampel stand und das Ding förmlich mit meinen Blicken beschwor, endlich auf Grün umzuspringen, durchzog ein Gedanke meinen Kopf. Was waren das für Tabletten, die Eve unbedingt benötigte?

Da sie mir über ihre Tablettensucht aus der Vergangenheit berichtet hatte, bereitete mir dieser Aspekt doch einigermaßen Kopfzerbrechen. Hoffentlich mutete sie sich nicht zu viel zu. Die Nächte in einem Tonstudio durchzuarbeiten, verlangte einem einiges ab. Louis und ich waren noch jung, wir steckten das ganz gut weg, aber wie sah es mit Eve in dieser Hinsicht aus?

Als ich ihr Haus schließlich erreichte und aus dem Range Rover stieg, nahm ich mir vor, sicherheitshalber einen Blick auf die Tablettenpackung zu werfen. Nicht, dass ich ihr misstraute, ich machte mir einfach nur Sorgen um Eve. Fast hätte ich den weißen Transporter, dessen Seite mit einer gelben Sonne und dem Slogan „Blake O'Reilly's Renovierung bringt die Sonne in Ihr Haus" übersehen, so sehr war ich in meine Gedanken vertieft. Allerdings erinnerte ich mich sogleich daran, dass ich vor einigen Wochen fast mit diesem Transporter kollidiert wäre. Definitiv besaß die Frau, der er gehörte, einen heißen Fahrstil.

Weiterhin fiel mir ein, dass Eve gestern ein Telefonat mit ihrer Innenarchitektin und gleichzeitig Raumausstatterin führte, in dem es darum ging, das besagte Dame heute in ihrem Haus mit den noch anstehenden Renovierungsarbeiten beginnen würde. Da konnte ich mich ja gleich für mein schönes Zimmer bedanken, sehr praktisch.

Wie üblich betätigte ich den Fingerscan, um mir Einlass in das Haus zu verschaffen und lief mit schnellen Schritten durch den Flur. Automatisch ging mein Blick in den offenen Küchenbereich, wo jemand auf einer Leiter stand und sich an der Gardinenleiste zu schaffen machte. Die Leiter war so platziert, dass die junge Frau mir den Rücken zugewandte, was mir einen ausgezeichneten Blick auf ihr Hinterteil verschaffte.

Grinsend begutachtete ich dieses. Es war ein netter Hintern, um genauer zu sein. Rund und perfekt, was die Fülle anging, nicht zu viel und nicht zu wenig. Er steckte in einer weißen Latzhose, aus der ein blaugeringeltes Shirt hervorlugte. Weiße, mit allen Farben besprenkelte Converse, fielen mir als nächstes ins Auge. Sie hatte niedliche kleine Füße, höchstens Größe sechs, maximal sieben, schätzte ich. Ein brauner Pferdeschwanz schaute hinten aus dem weißen Snapback hervor, das sie trug und als ich ihre Stimme hörte, die sehr angenehm klang, da musste ich schon wieder grinsen.

„Ach, Eve, es ist gut, dass du schon da bist. Würdest du mir bitte den Laser-Entfernungsmesser reichen, der auf der Arbeitsplatte liegt? Meine Arme sind zu kurz, ich müsste sonst wieder von der Leiter steigen und habe gerade die optimale Position erreicht."

Nun denn, ich wollte diese Position auf keinen Fall zerstören und deshalb bewegte ich mich in Richtung Küche, griff nach dem Lasermessgerät, streckte meinen Arm aus und reichte ihr das gewünschte Utensil.

Das nächste was ertönte, war ihr gellender Schrei, der mich beinahe taub werden ließ. Hektisch drehte sie sich um, sodass die Leiter bedrohlich ins Wanken geriet, was mich dazu veranlasste, das Ding mit aller Kraft festzuhalten. Während ich dabei mächtig ins Schnaufen geriet, blökte sie mich an.

„Du Volltrottel hast mich total erschreckt! Was fällt dir eigentlich ein?"

______________________

(+) Songtextauszug aus dem Lied "When we were young" von Adele.

Voilá, meine Lieben, das erste Zusammentreffen von Niall und Blake. Ihr konntet nicht wirklich annehmen, dass dieses romatisch sein würde, oder? Immerhin schreibe ich die Geschichte *evilgrins*

Ich wollte es euch nicht länger vorenthalten und keine Sorge, am Wochenende kommt ebenfalls Lesestoff für SOUL.

Oben seht ihr eine Collage, die Jessi (horansunisverse) für mich gemacht hat. Sie zeigt Eve, als sie noch jünger war. Das Bild, in der Mitte rechts, ist das was Niall so scharf findet. Und hier gleich unter dem Kapitel findet ihr noch eine Collagen, die Jessi ebenfalls fabriziert hat. Ich liebe deine Arbeit, sie sind einfach wundervoll! Danke, danke, danke! ♥

Was denkt ihr was nun passiert? Wird Niall sich das bieten lassen? Oder wird er Blake kontra geben?

Und welche Tabletten soll er wohl für Eve holen? Irgendwelche Ideen?

Danke für eure tollen Kommentare, ich lese sie immer mit Genuss.

LG, Ambi xxx

Ich hasse Wattpad, es will die Grafik oben nicht laden, deswegen kommt die Collage hier als erste:



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