Schwarz wie die Nacht: Vater...

De magicstarlight

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Während des gemeinsamen Urlaubs mit den Weasleys in Ägypten sieht die Welt für Adriana noch beinahe perfekt a... Mais

Prolog
Gen Süden!
Ein seltsamer Gefangener
Die Cheribakef-Gräber von Gizeh
Eine einzige Frage
Der Basar von Ez-Zamalek
Tierische Gesellschaft
Eine Schiffsfahrt die ist lustig ...
Ein kleines Rätsel
Zwischen Geburtstagsfeier und Sphinx-Magie!
Nur ein Gruppenphoto
Ein schwerer Abschied
Die Flucht
Eine böse Überraschung
Eine ernst gemeinte Warnung
Unsichtbare Blicke
Nicht für fremde Ohren bestimmt
Zurück nach Hogwarts
Verhängnisvolle Ähnlichkeit
Der Sprechende Hut und ein Geist
Scherbenhaufen
Ein neues Schuljahr beginnt
Ein Fenster zur Vergangenheit
Ein neuer Zauberstab
Tausend Jahre Unheil in Hogwarts
Übung macht den Meister
Eine kleine langweilige Stadt in Schottland
Unerwünschter Besuch zu Halloween
Endlich in Hogwarts
Der erste Todestag
Ein dickes Problem
Das Quidditchspiel
Was wirklich zählt
Wunderbares Hogwarts
Hogsmead
Allerfröhlichste Weihnachten
Silvester, Sternenschauer und Silberglanz
Ein froher Rutsch ins nächste Jahr
Vater und Tochter
Das Leben geht weiter
Ein silberner Hoffnungsschimmer am Horizont?
Ein furchtbar stressiger Winter
Dem Ziel so nah
Die Luft wird dünner
Für die Wissenschaft
Wiedersehen
Der Jubiläums-Cup
In Nacht und Nebel
Zurück zu alten Ufern
Ein Plan entsteht
Alles auf Anfang
Erwischt!
Auge um Auge
Zahn um Zahn
Zeitreisen für Anfänger
Zurück in die Zukunft
Veritaserum
Schokolade für alle
Ein guter Abschluss für ein anstrengendes Jahr
Endlich Ferien!
Schwarz wie die Nacht: Neuanfang

Schule ohne Magie

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De magicstarlight

Haha!
Donnerstag ist der neue Freitag! Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. Sorry nochmal, dass ich die letzten zwei Wochen kaum Kommentare beantwortet habe, ich werde mich sofort dran setzen ;) Also dann viel Spaß mit dem Kapitel ... und all' denen, die mittlerweile wieder die Schulbank drücken müssen: Ihr packt das schon!

Ich freue mich wie immer auf euer Feedback,
LG Magicstarlight
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Schule ohne Magie

Das Leben als Muggel war eines, an das ich mich erst gewöhnen musste. Dabei war es nicht der grobe Tagesablauf, der mich störte, sondern eher Kleinigkeiten, bei denen ich meistens am liebsten einfach zum Zauberstab gegriffen hätte. Eine aufgerissene Naht an einem meiner T-Shirts, die ich gerne mit Reparo wieder repariert hätte. Ein einfacher Schwebezauber, wenn schwere Gegenstände transportiert werden mussten. Nach mehreren Wochen in London hatte ich mir zwar abgewöhnt, in solchen Situationen erst einmal instinktiv meinen Zauberstab zu ziehen, aber es machte es nicht weniger ärgerlich.

Das einzige was mir blieb war Ufermenschenmagie, denn diese Art der Magie wurde vom Ministerium nicht registriert, sonst würde ja jedes Mal das Ministerium alarmiert, wenn einer der Ufermenschen sie benutzte. Es war auch die einzige Sorte Magie die ich meinen beiden Freunden zeigen konnte und auch wenn beide zutiefst beeindruckt gewesen waren, hätte ich ihnen liebend gerne mehr gezeigt.

Aber zumindest hatte das Ministerium noch immer keinen blanken Schimmer, wo ich mich aufhielt. Lillia hatte erzählt, dass sie eine ganze Reihe ihrer Verwandten dazu überreden konnte, immer neue falsche Spuren zu legen, sodass die zuständigen Ministeriumsangestellten momentan vor allem damit beschäftigt waren, von einem Strand zum anderen zu reisen und dort nach mir zu suchen. Selbst der Tagesprophet hatte noch immer keine Artikel über mich oder meine Flucht gebracht und die Zwillinge vermuteten, dass das Ministerium einfach nicht zugeben wollte, dass einige ihrer besten Zauberer von einer Gruppe Schüler übers Ohr gehauen worden war. Und auch den Muggel-Autoritäten war meine Tarnung in London bis jetzt noch nicht aufgefallen, worüber ich mehr als froh war.

Es waren jetzt mehr als vier Wochen, die ich an der John Roan Schule in Greenwich verbracht hatte. Vieles war anders, aber überraschend viele Dinge wurden auch ähnlich wie in Hogwarts gehandhabt. Es gab vier Häuser, die in einem Punktewettstreit gegeneinander antraten, Sportteams und Schulclubs. Es waren sicherlich mehr Schüler als in Hogwarts und das, obwohl Hogwarts Schüler aus ganz Großbritannien aufnahm. Und die Fächer, von denen mir manche gar nicht und andere nur aus der Grundschule bekannt waren, sorgten auch dafür, dass es mir in meiner Zeit hier bislang noch nicht langweilig geworden war.

Es war ein Mittwochmorgen, an dem ich mühsam die Augen aufkämpfte, als Zacks nervtötender Wecker viel zu früh zu klingeln begann. Eine Muggel-Erungenschaft auf die ich getrost verzichten konnte. Immer noch gähnend zog ich mir die Uniform von Jackies Schwester über und zupfte mir mit den Fingern die schlimmsten Knoten aus den Haaren, ehe ich meinen Rucksack packte und mit Zack aus dem Haus schlich, bevor seine Mutter mich sehen konnte. Es war wirklich ein Wunder, dass wir auch vor ihr meine Anwesenheit bis jetzt hatten geheimhalten können und ich hoffte, dass das auch noch eine Weile so bleiben würde, auch wenn Zack bereits angekündigt hatte, dass wir uns für die nächste Woche eine temporäre Planänderung überlegen mussten, da dann sein Vater für einige Tage zuhause sein würde.

„Hast du das letzte Kapitel für Englisch gestern Abend noch fertig gelesen?", fragte ich ihn, während wir uns auf den Weg zu einer kleinen Bäckerei auf der Hauptstraße machten, wo wir uns fast jeden Morgen unser Frühstück holten.

Er nickte. „Es passiert nicht mehr wirklich viel wichtiges. Viel Drama, viel Tod. Das Übliche halt."

Das war gut zu wissen, denn ich hatte nicht die Nerven gehabt, die Englischlektüre zu beenden. Kaum zu glauben, dass so öde Bücher als Klassiker gehandelt wurden. „Denkst du, dass Mr Ayles das heute abfragen wird?" Wir bestellten zwei Sandwiches und Zachary zuckte mit den Schultern.

„Ich bezweifle es. Selbst dieser Shakespeare-Fan hat endlich eingesehen, dass er unsere Klasse nicht für diese Art von Literatur begeistern kann. Aber ich kann dir später nochmal kurz eine Zusammenfassung geben, nur für den Fall."

„Englisch ist doch eh erst ... heute Nachmittag, oder?" Ich nahm einen großen Bissen von meinem Brot, während wir gemächlich die leicht abfallende Straße zur Schule hinabschlenderten. „Heute früh haben wir nur Mathe, Französisch und Sport."

„Leider ja ..." Zack war kein großer Fan von Sport, wohingegen ich es eigentlich ganz lustig fand, die verschiedenen Muggelsportarten auszuprobieren. Die Anforderungen waren ganz andere als beim Quidditch und auch wenn ich in den meisten eher mittelmäßig war, konnte ich nur zu gut verstehen, warum sie bei den Muggeln so beliebt waren.

Zack rückte seine Brille gerade. „Gab es gestern eigentlich noch irgendwas Neues von George?"

Ich schüttelte den Kopf. Wir liefen gerade an der Abzweigung vorbei, die zu meinem alten Haus führte und ich spürte bereits wieder den altbekannten Kloß im Hals, weshalb ich schwieg, bis wir ein gutes Stück weiter die Straße entlang gegangen waren. „Alles ist noch beim Alten. In Hogwarts sind gerade Prüfungen und die Zwillinge haben gerade ihre ZAGs, also ihre erste Reifeprüfung, deshalb haben sie gerade ziemlich viel um die Ohren."

Zack schaute überrascht auf. „Muss man dann vorzaubern? So vor einem Prüfer? Oder wie kann man Prüfungen in Magie haben?" Er senkte die Stimme, als wir uns langsam der Schule näherten und uns immer mehr andere Schüler in dunkelgrüner Schuluniform über den Weg liefen.
„Ja, so ziemlich. Es gibt immer einen praktischen und einen theoretischen Teil ... außer in Geschichte, da kann man beim besten Willen keine praktische Prüfung machen. Und je nach Fach muss man dann beim Praxisteil einen Zauber vorführen, einen Trank brauen oder bestimmte Sternenbilder am Nachthimmel finden ... sowas halt."

„Ich hätte gerne Astronomie ...", schwärmte mein Freund, als wir durch ein Tor auf das Schulgelände schritten. „Vielleicht kann ich ja später irgendwann mal einen Kurs darin belegen. Sterne und Planeten sind toll."

Ich zuckte mit den Schultern. Astronomie war sicherlich kein schreckliches Fach, aber mit Sicherheit auch keines meiner Lieblingsfächer. Klar, Kräuterkunde und Geschichte waren deutlich schlimmer, aber im Vergleich dazu wäre wohl so ziemlich jedes Fach spannend.

Auf dem Weg zum Mathematik-Unterricht trafen wir bereits einige von Zacks Klassenkameraden ... von meinen Klassenkameraden. Die erste Woche war es mir furchtbar schwer gefallen, all die unterschiedlichen Gesichter auseinander zu halten, aber mittlerweile kannte ich die meisten meiner Mitschüler, vor allem die, die mit Zack und Jackie befreundet waren.

Einer davon Scott Padgett kam uns jetzt auf dem Gang entgegen. „Morgen! Ihr seid heute aber spät dran."

Ich warf einen verwirrten Blick auf die große Uhr, die den Korridor zierte. „Es sind noch fast zehn Minuten bis zum Unterrichtsbeginn! Und Mrs Higham kommt eigentlich meistens fünf Minuten zu spät."

Der dunkelhaarige Schüler warf mir einen schiefen Blick zu. „Sonst seid ihr immer viel früher da."

Zack zwinkerte mir zu. „Keine Sorge, Scott, vielleicht standen wir heute einfach etwas länger beim Bäcker als sonst. In welchem Zimmer haben wir heute Unterricht?" Scott zeigte auf den Raum ganz am Ende vom Gang.

„Denkt ihr, Mrs Paddock wird den Vokabeltest in Französisch heute nochmal um eine Woche verschieben?"

Zack warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Das hat sie jetzt schon zweimal gemacht. Ich glaube kaum, dass sie sich nochmal überreden lässt. Hast du die Vokabeln schon wieder nicht gelernt?"

„Ich bin einfach nicht für Französisch gemacht", stöhnte der etwas größere Schüler dramatisch, während wir vor dem verschlossenen Zimmer innehielten. „Ich hätte doch Spanisch wählen sollen. Französisch wird mein Untergang sein!"

Nachdenklich legte ich den Kopf schief. „Trotzdem scheint Mrs Paddock dich aus irgendeinem unerfindlichen Grund gern zu haben, also wenn du mal wieder zu ihr vor gehst und versuchst, sie zu überreden ... vielleicht verschiebt sie den Test dann nochmal."

Zack stöhnte. „Du hast die Vokabeln auch nicht gelernt, oder?"

„Warum sollte ich, ich weiß, dass Scott sie eh wieder überredet kriegt. Diese Lehrerin hat wirklich einen Narren an ihm gefressen", flüsterte ich ihm zu, als Scott ein Stück zurückfiel, um ein Gespräch mit Lara Emmert zu führen. Einer rothaarigen Schönheit, in die er so offensichtlich verknallt war, dass einem seine verzweifelten Versuche ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen beinahe Leid tun konnten.

„Hallo Adriana!" Mitchell, der Schüler, der gerade das Zimmer betreten hatte, zwinkerte mir übertrieben auffällig zu und ich schenkte ihm ein gequältes Lächeln. Mitchell war einer der Söhne der Sekretärin, der uns dabei geholfen hatte, mich in die Schule zu schmuggeln. Er war zwar wirklich nett, aber Unauffälligkeit zählte ebenso wie bei Scott nicht gerade zu seinen Stärken.

Zack runzelte die Stirn und warf noch einen weiteren Blick auf Scott, der noch immer bei Lara stand. „Mrs Paddock mag ihn auch nur, weil ihr Ehemann unser Sportlehrer ist und Scott so gut in Hockey ist."

Ich zuckte erneut mit den Schultern. „Gut möglich. Fakt ist, diesen Französischtest schreiben wir mit Sicherheit noch nicht diese Woche." Mein Blick wanderte zurück zur Uhr. „Wo bleibt eigentlich Jackie?"

„Vermutlich hat sie mal wieder verschlafen." Er warf einen Blick aus dem Fenster, durch welches man die Straße und den Schuleingang beobachten konnte. „Also ihre Schwester kommt gerade ... wenn Jackie nicht dabei ist, dann kommt sie mit Sicherheit zu spät!"
„Danke für diese Information", meinte eine Stimme hinter uns und wir starrten geradewegs in das runzlige Antlitz der Mathelehrerin Mrs Higham, einer alten Dame mit schlohweißem Haar und einem verschmitzten Lächeln. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie während meiner Zeit hier jemals pünktlich gekommen war. Was für ein seltsamer Start in den Tag.

„Denkt ihr Miss Rosenberg wird zumindest die Mathematik-Hausaufgaben zur heutigen Stunde erledigt haben?"

Wir wechselten einen schnellen, alarmierten Blick. Jackie und Mathehausaufgaben? Nie im Leben. „Ja, bestimmt!", antworteten wir wie aus einem Mund und die Lehrerin schüttelte nur lächelnd den Kopf, ehe sie die Stimme erhob und die Stunde begann.

Wenn es um den Matheunterricht ging, war ich mehr als froh, dass ich Arithmantik gewählt hatte. Zwar war das Lösen von Gleichungen nur ein Teil der Lehrinhalte von Arithmantik und man beschäftigte sich zusätzlich auch mit der magischen Bedeutung und den Fähigkeiten verschiedener Zahlen, aber es war eine gute Grundlage für das Fach Mathematik. Außerdem war Mrs Higham eine ziemlich geduldige Lehrerin, die kein Problem damit hatte, mir bestimmte Rechnungen nochmal zu erklären, nach dem sie gemerkt hatte, dass ich den Unterrichtsstoff durchaus verstehen wollte.

Jackie kam tatsächlich zehn Minuten zu spät, wie immer mit knallbunten Strümpfen und neonfarbenden Ballerinas, die von der alten Lehrerin etwas missbilligend beäugt wurden. Die Hausaufgaben hatte sie leider zuhause vergessen. Mrs Paddock verschob den Französischtest tatsächlich nochmal weiter nach hinten, auch wenn sie mittlerweile nicht mehr ganz so gutwillig schaute wie vor zwei Wochen. Und in der Sportstunde danach bei Mr Paddock wurde unsere Hockeymannschaft von der gegnerischen Mannschaft – in der unter anderem Scott und Jackie spielten – plattgemacht, eine Tatsache, die wir die gesamte Mittagspause von Jackie zuhören bekamen, während wir in der großen Mensa des Gebäudes saßen.

„Was gibt's heute?", fragte Jackie grinsend, als wir das Gebäude betraten. „Nach dieser phänomenalen Partie hab ich richtig Hunger!"

„Arrogante-Bohnen mit Angeber-Kartoffelbrei und Wichtigtuer-Steak", brummelte Zack, wodurch ihr Grinsen nur noch breiter wurde.

„Hmmm ... ich glaube dann nehme ich doch lieber die Schlechte-Verlierer-Suppe! Vielleicht noch ein Grummel-Muffin für dich, Zack?" Er verdrehte die Augen und sie lachte. Sich gegenseitig fertig zu machen gehörte wirklich zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

„Schon irgendwelche Pläne für heute Nachmittag?", fragte Scott, den Mund voller Kartoffelbrei.

Waaas, heute verbringst du deinen Tag nicht damit, Lara Emmert aus der Ferne zu vergöttern?", fragte Jackie sarkastisch, bevor sie in ihren Muffin biss und Scott verdrehte die Augen.

„Vielleicht können wir uns wieder mal im Park treffen. Ihr wisst schon, bei den Sportanlagen", schlug ich vor, während die anderen sich noch böse Blicke zuwarfen.

„Dann sollten wir aber früh genug da sein, bevor wieder die älteren Schüler alle Bänke in Beschlag genommen haben!", wandte Zack ein.

„Kein Problem!" Scott grinste. „Meine Eltern sind heute nicht Zuhause. Ich kann heute direkt nach der Schule runter in den Park gehen und dort auf euch warten. Dann könnt ihr euer Zeug wegbringen und dann runter kommen."

„Gute Idee ... ich schau mal, ob ich ein Kartenspiel oder sowas mitbringen kann!", schlug Jackie vor. „Und was zu essen. Mein Dad hat gestern mal wieder viel zu viel eingekauft. Da können wir bestimmt was abzweigen."

„Super, dann machen wir das so ..."

Es läutete und wir erhoben uns, um unsere Tablette weg zu räumen, bevor wir uns auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde machten.

Als wir zwei Stunden später im allgemeinen Trubel des Unterrichtsschlusses auf den Heimweg machten, war Zack immer noch ein bisschen schlechtgelaunt wegen der Sportstunde, auch wenn die Englischstunde seine Laune wieder etwas hatte anheben können, da er vom Englischlehrer Mr Ayles dafür gelobt worden war, dass er wahrscheinlich als Einziger die Lektüre zuende gelesen hatte.

Unser Plan war es, nur kurz die Bücher in seiner Wohnung abzuladen, die viel zu warmen Uniformen loszuwerden und dann gleich wieder in den Park zu eilen, doch eine kleine Überraschung bei ihm zu Hause brachte uns etwas aus dem Konzept.

Er hatte den Schlüssel bereits im Schlüsselloch und wollte gerade aufschließen, als die Tür von innen geöffnet wurde. Mit großen Augen starrten wir beide in das Gesicht von Mr Kent, Zacks Vater. Er war ein großer Mann mit blondem Haar und Brille. Eigentlich sah er genau so aus, wie ich mir Zack in zwanzig Jahren vorstellen würde. Und eigentlich sollte er erst nächsten Dienstag von seiner Dienstreise zurück sein, also warum bei Merlin stand er da in der Tür?

Zack stellte sich offensichtlich die gleiche Frage. „Hey Dad ...", brachte er gerade so hervor. „Du ... bist ... Zuhause?"

Der große Mann musterte uns beide mit hochgezogenen Augenbrauen und man merkte, dass er schon jetzt genau wusste, dass irgendwas hier faul war. „Ja, ich bin Zuhause. Die Geschäfte in Liverpool waren schneller erledigt, als wir geplant hatten und jetzt habe ich eineinhalb Wochen frei." Seine Augen verengten sich. „Ich dachte, du würdest dich vielleicht darüber freuen."

Zack sah immer noch ein bisschen aus wie ein Fisch auf dem Trockenen und sein Vater tat mir irgendwie leid. Also stupste ich meinen Freund in die Seite, was ihn wieder einigermaßen zu Verstand zu bringen schien. „Ja, klar Dad!" Er trat hastig vor und schloss seinen Vater in eine Umarmung. „Es ist bloß ... überraschend. Sonst nichts."

Mr Kents Blick wurde weicher, als er die Arme seinerseits um seinen Sohn schloss, sein Blick wanderte unterdessen weiter zu mir. „Und wer bist du? Du kommst mir irgendwie bekannt vor ..."

Panisch versuchte ich mir schnell etwas Vernünftiges einfallen zu lassen. Wenn er herausfand, dass ich eine alte Freundin aus der Grundschule war, die nun plötzlich wieder aufgetaucht war und zur gleichen Schule ging ... Dann würde er ganz sicher Misstrauen schöpfen.

„Ähh ... Dora. Dora Black", antwortete ich schnell, während ich die zwei Namen nannte, die als erstes in meinen Kopf schossen. „Ich glaube nicht, dass wir uns schonmal gesehen haben, ich bin erst seit kurzer Zeit auf der John Roan Schule."

„Komisch ..." Noch immer wirkte der Mann nicht überzeugt und langsam wurde ich wirklich, wirklich nervös.

„Also ... äh Dad ..." Zack löste sich von ihm und schien jetzt eben so fieberhaft nach einem neuen Plan zu suchen wie ich. „Wir haben uns mit Jackie und Scott im Park verabredet und ich wollte nur kurz mein Zeug ablegen und dann machen wir uns auf den Weg. Wir sprechen heute Abend, okay?"

„Wenn das so ist ..." Mr Kent lehnte sich gegen den Türrahmen und ließ uns durch, was wir zum Anlass nahmen, so schnell wie möglich in Zacks Zimmer zu gehen, wo wir einander panische Blicke zuwarfen.

„Was nun?"

„Keine Ahnung ..." Zack sank auf sein Bett hinab. „Das erste Mal seit Jahren, dass er zusätzlich Urlaub hat und dann sowas ..."

Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich wusste wie sehr seinen Vater vermisste, wenn dieser unterwegs war. „Tut mir echt Leid!"
Doch er winkte nur ab. „Es ist ja nicht deine Schuld. Wir müssen uns nur was einfallen lassen, okay? Jackie fällt bestimmt was ein. Vielleicht kannst du einfach bei ihr übernachten ..." Sein Blick wanderte durchs Zimmer, als erhoffte er sich, dass die Lösung hier irgendwo einfach rumliegen würde. „Pack' am besten dein Zeug zusammen und nimm' es mit. So hast du auf jeden Fall alles dabei und mein Dad schöpft heute Abend keinen Verdacht, weil hier irgendwelche Sachen von dir rumliegen."

Ich nickte und machte mich schnell daran, meine wenigen Sachen in meinen Rucksack zu stopfen. Es wurde ein bisschen eng, aber mit Gewalt ließ sich alles schaffen. Die Tätigkeit beschäftigte mich einige Minuten lang, trotzdem machte sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen breit. Die letzten Wochen hatte alles so reibungslos funktioniert, doch diese Überraschung ... was, wenn wir auf die Schnelle keine Lösung fanden? Ein Hostel oder irgendeine andere Unterkunft würde bestimmt kein vierzehn Jahre altes Mädchen aufnehmen, das mitten in der Schulzeit mit nichts als einem Rucksack und einer Schuluniform unterwegs war.

Als wir uns auf den Weg zurück in den Park machten, saß Mr Kent gerade mit seiner Frau in der Küche, wodurch wir zumindest meinen nun deutlich volleren Rucksack unbemerkt aus dem Haus schmuggeln konnten. Auf dem Weg die Straße entlang sprachen wir kaum ein Wort und man merkte deutlich, dass auch Zachary sich Sorgen machte, egal wie positiv er sich auch gab.

Im Park warteten Jackie und Scott bereits an einer der Parkbänke auf uns. Jackie hatte eine Decke dabei, die sie neben der Bank ausgebreitet hatte und darauf lagen bereits zahlreiche Süßigkeiten und mehrere Kartenspiele.

„Na endlich, wir dachten schon, ihr kommt gar nicht mehr!", rief sie grinsend, als wir mit betretenen Mienen näher traten. Als ihr unsere Gesichter auffielen, wurde auch sie schlagartig ernster. „Alles in Ordnung bei euch?"

„Ja ...", meinte Zack gedehnt, während er Scott einen schnellen Blick zu warf. Der andere Junge hatte sich neugierig aufgesetzt und da wir ihn eigentlich nicht in unser Geheimnis einweihen wollten, mussten wir Jackie die Neuigkeiten so harmlos wie möglich vermitteln.

„Zacks Dad ist früher von seiner Dienstreise zurück", erklärte ich, betont beiläufig und ihre Augen weiteten sich sofort mit Erkenntnis. „Und er bleibt bis Ende nächster Woche."

„Das ist ja großartig Zack!", rief Scott und der Angesprochene brachte geradeso ein schwaches Grinsen zustande.

„Ja ... großartig ..." Ich konnte die Gedanken, die bereits jetzt hinter Jackies Stirn durch die Gegend tanzten förmlich sehen. „Also gut ... was machen wir jetzt ..."

Wir verbrachten den Nachmittag mit Essen und Spielen, auch wenn den Meisten von uns die Lust darauf deutlich vergangen war. Das schien auch Scott zu merken, denn bereits nach eineinhalb Stunden schlug er vor, dass wir uns auf den Heimweg machen sollten und verschwand, während Jackie ihre restlichen Vorräte in einem Korb verstaute und die Decke zusammenfaltete.

„Was machen wir jetzt?", fragte Zack mit besorgtem Gesicht und Jackie biss sich auf die Lippe ...

„Hört mal ... denkt ihr, es wäre möglich, dass Adriana noch eine Nacht bei dir übernachtet, Zack?" Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Nur für eine Nacht, da wird dein Vater bestimmt nichts ahnen. Und ich versuch unterdessen irgendwas mit meinen Eltern oder Schwestern auszuhandeln. Mir fällt bestimmt was ein." Sie klang nicht gerade zuversichtlich, versuchte aber trotzdem eine hoffnungsvolle Miene aufzusetzen. „Ich brauche nur ein bisschen Zeit."

„Okay ..." Zack strich sich nervös die Haare aus der Stirn. „Dann sollten wir uns auf den Heimweg machen ... Mein Dad hat bestimmt gekocht ..."

Ich verabschiedete mich von Jackie und machte mich dann mit ihm auf den Weg zurück zu seiner Wohnung, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass wir immer langsamer wurden, je näher wir dem Wohnblock kamen. Und es tat mir furchtbar Leid, weil die Zeit mit seinem Vater eigentlich etwas Tolles für Zack sein sollte.

Vor der Wohnungstür standen wir beinahe eine halbe Minute, bevor er tief durchatmete und den Schlüssel ins Schloss steckte. Und erneut wurde die Tür geöffnet, bevor er den Schlüssel ganz umgedreht hatte und Mr Kent starrte erneut auf uns herab. Diesmal – wenn überhaupt möglich – noch ein bisschen misstrauischer als davor. „Da seid ihr ja endlich ..." Sein Blick wanderte zu mir. „....Dora. Dein Vater ist vorhin vorbei gekommen und wartet in der Küche. Er wusste nicht, dass ihr heute in den Park gehen wolltet ..."

Für einige Sekunden fühlte ich mich so, als würde ich keine Luft mehr bekommen und Zack starrte mich mit riesigen, weit aufgerissenen Augen an, die deutlich sagten: 'Sitzt da gerade ein Massenmörder in unserer Küche?'

„Vater?", brachte ich schließlich hervor und die Falte zwischen den Brauen von Zacks Vater wurde noch tiefer.

„Ja, hat sich mir vorgestellt, aber der Name war ziemlich kompliziert ..."

„Eridanus Black", erwiderte eine Person, die nun im Türrahmen zur Tür lehnte und für einen winzig kleinen Augenblick hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich Sirius Black gegenüber stand ... so ähnlich sahen sich die beiden. Dann wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst und er trat ins Licht, so dass ich die feinen Unterschiede in seinen Gesichtszügen erkennen konnte. „Es ist schon ziemlich spät ... kommst du Dora?"

Zack starrte mich weiterhin mit großen Augen an und ich hätte ihm gerne eine Entwarnung gegeben, doch das ging nicht, nicht hier vor seinem Vater. Also nickte ich nur stumm und versuchte meinem Freund irgendwie mit Blicken klar zu machen, dass dieser Mann nicht der Massenmörder war, von dem ich Jackie und ihm erzählt hatte. Auch wenn ich nicht genau wusste, ob Eridanus soviel besser war.

„Nun dann ... es war schön Sie kennenzulernen, Mr Black." Mr Kent schüttelte Eridanus Hand, bevor er uns beiden einen letzten seltsamen Blick zuwarf und mit Zack zusammen zurück in die Wohnung ging.

Wie betäubt folgte ich meinem Onkel die Treppe hinab ins Erdgeschoss. Konnte ich vor ihm weglaufen? Es schien eigentlich unmöglich, aber ich kannte mich hier besser aus als er, also hatte ich vielleicht ein Chance ... aber er konnte Magie benutzen und wenn ich es tat, würde es sofort das Ministerium auf den Plan rufen. Was war schlimmer? Ministerium oder Eridanus? Familie Black oder irgendwelche Verzweifelten PR-Berater von Fudge?

„Denk' kann nicht erst daran!", brummte der hochgewachsene Zauberer, während wir auf die Straße hinaustraten. Es war noch immer hell und auf der Straße war viel los. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr wir uns sorgen um dich gemacht haben!" Sein Blick wanderte über die Wohnsiedlung. „Mitten in London ohne jeglichen Schutz! Hast du vergessen, dass die Ufermenschen-Mörderin noch immer irgendwo unterwegs ist?"

„Nein", fauchte ich zurück, während ich ihn misstrauisch von der Seite her betrachtete. „Aber das Ministerium will mich als Sündenbock für ihre Unfähigkeit missbrauchen und mir ist auf die Schnelle nichts besseres eingefallen."

Ungläubig drehte er sich zu mir um. „Du hättest zu mir kommen können! Du weißt, dass ich bei Ollivander arbeitete!"
Nun war ich an der Reihe, ungläubig drein zu schauen. „Bitte was? Ich kenn dich nicht und du hast garantiert beim Ausbruch meines Vaters irgendwie die Finger im Spiel!"

„Oh ... das ..." Er schaute plötzlich unschlüssig drein, während wir in eine menschenleere Straße bogen. „Das ist tatsächlich etwas, über das wir dringend reden müssen." Er schaute sich um ... wie um sich zu vergewissern, dass niemand in der Nähe war. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich hätte auf der Hauptstraße wegrennen sollen, jetzt saß ich in der Falle!

„Vertraust du mir?", fragte er leise.

„Nein!", antwortete ich sofort mit hoher Stimme.

Er packte mich am Arm. Im einen Moment standen wir noch irgendwo in Greenwich, in einer verlassenen Gasse. Im nächsten Moment fühlte ich mich absolut scheußlich. Wir disapparierten!

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