Sacrifice - Don't touch her

By ChaosMary

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Eine Mordserie erschüttert das Land. Immer wieder verschwinden junge Mädchen, werden Wochen später tot und m... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Epilog
Hörprobe

22. Kapitel

5.8K 246 30
By ChaosMary

Das Krankenhaus war hell erleuchtet. Das Gebäude mit der weißen Fassade und den vielen Fenstern, wirkte nicht gerade beruhigend auf mich. Eher beängstigend und bedrohend. In diesem Gebäude starben Menschen, kämpften um ihr Leben. Gewannen oder verloren diesen Kampf.

Schon immer hatte ich Respekt vor meiner Mutter gehabt, die tagtäglich in das Krankenhaus ging und dort arbeitete. Jeden Tag sah sie das Leid von fremden Menschen, half ihnen bei Sachen, die für jeden anderen selbstverständlich waren. Und dennoch war diese Arbeit und Hilfe manchmal nicht genug. Manche Menschen starben trotzdem. Und manche Angehörigen drehten deswegen durch.

Drew war das beste Beispiel dafür. Leider hatte ich seinen Hass abbekommen, obwohl ich nicht dafür verantwortlich gewesen war. Das war niemand gewesen. Nicht meine Mutter, nicht das Krankenhaus und auch nicht die Medizin. Für manche Menschen kam jede Hilfe zu spät. So traurig das auch für die Hinterbliebenen war, es ließ sich nicht ändern.

Mike hielt den Wagen vor den großen Eingangstüren an. Mit einem Ruck zog er die Handbremse nach oben und in meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß. Alles in mir sträubte sich dagegen, dieses Krankenhaus zu betreten. Auch wenn ich dort Antworten bekommen würde. Antworten, die ich dringend brauchte. Aber es waren Antworten, die ich nicht wissen wollte. Die alles in meinem Leben zerstören könnten.

Wer würde schon ein Kind groß ziehen und austragen wollen, was von einem Psychopathen war? Der sich mit Gewalt das genommen hatte, was er wollte?

Traurig presste ich meine Lippen zusammen. Auf einmal saß ich gefühlt nicht mehr in dem sicheren Auto, sondern stand in Drews Villa. Sah die hohen Decken, die großen Fenster, die mir die Freiheit zeigte, die so unerreichbar weit weg war. Obwohl nur eine Glasscheibe mich davon trennte. Hinter mir konnte ich Schritte hören. Schwere, kraftvolle Schritte. Es waren die von Drew.

Er betrat das Zimmer, in dem ich stand. Mit einem Klacken fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Sofort fühlte ich mich noch mehr eingesperrt. Die Wände kamen immer näher, dieses Gefühl der Enge raubte mir die Luft zum Atmen. Verzweifelt schaute ich weiter durch das Fenster nach draußen. Sah, wie der Wind durch die Blätter eines großen Baumes fuhr. Wie die Blätter raschelten und ein Vogel auf einem der Äste landete. Er schüttelte sich und vereinzelte kleine Federn fielen aus seinem Gefieder. Er war frei. Er konnte fliegen, wohin er wollte. Wie gerne wäre ich in diesem Moment dieser kleine Vogel.

Doch stattdessen war ich in diesem Zimmer, mit Drew zusammen. Dieser war mittlerweile bei mir angekommen. Ohne etwas zu sagen, drehte er mich am Arm zu sich herum. Ich bemühte mich, möglichst flach zu atmen, um seinen ekeligen Geruch nicht einzuatmen. Sonst würde mir nur wieder schlecht werden.

Ein süffisantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Innerlich flüchtete ich mich in schöne Gedanken, war an einem anderen Ort. Stellte mir vor, dieser Vogel zu sein. Frei und unbeschwert durch die Luft zu fliegen, während Drew mir die Hose von den Beinen zog und mir voller Ungeduld die Unterhose zerriss. Fest biss ich die Zähne zusammen, versuchte mich noch weiter in meine Gedanken zurück zu ziehen. Versuchte zu ignorieren, wie er mich auf die Fensterbank setzte und dann aber wieder nah an sich heranzog. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen. Trotz der anderen Gedanken spürte ich seine Berührungen, den Schmerz, mit dem er sich das nahm, weswegen er in dieses Zimmer gekommen war.

Ich konnte nicht ganz abschalten. Meine Fingerspitzen waren eiskalt, vereinzelte Tränen verließen meine Augen und liefen meine Wange herunter.

"Mary?", fragte eine Stimme und ich riss meine Augen auf. Vor mir tauchte ein Gesicht auf, welches aber nicht zu Drew gehörte. Die grünen Augen, die mich sanft aber besorgt musterten, gehörten zu jemand anderem. Genauso wie der Drei-Tage-Bart, der sein Gesicht zierte und der ihn wirklich noch besser aussehen ließ als sonst schon. "Was ist los?", hakte Tilo nach, der meine gedankliche Abwesenheit bemerkt hatte.

Ich öffnete meinen Mund um ihm zu antworten, aber kein Laut verließ meine Lippen. Ich konnte es einfach nicht. Wenn ich ihm erzählen würde, was Drew mir angetan hatte, würde er durchdrehen. Zwar konnte er es sich denken, aber er kannte keine Details. Die würde ich auch erstmal für mich behalten. Vielleicht würde ich ihm irgendwann später davon erzählen können, aber momentan waren die Erinnerungen noch zu frisch. Viel zu präsent, auch wenn ich die Vermutung hatte, dass solche Erinnerungen niemals aufhören würden weh zu tun. Dafür waren sie zu grausam gewesen.

"Lass uns rein gehen", antwortete ich stattdessen und hielt mich an seinem Arm fest, während ich aus dem Auto ausstieg. Der sanfte Regen fiel auf mein Gesicht und ich drehte es zum Himmel hoch. Wenn da oben wirklich jemand war, der für etwas Gutes auf der Welt sorgte, dann wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt gekommen, um in Erscheinung zu treten.

Der Regen fühlte sich gut auf meiner Haut an. Kühlte mich ein bisschen und beruhigte mich. Tief atmete ich den Geruch von feuchter Erde ein und versuchte, mich zu beruhigen. Die Erinnerung abzuschütteln und den Mut zu finden, dieses Krankenhaus zu betreten.

Immer wieder redete ich mir ein, das ich nicht mehr alleine war. Aber es fühlte sich dennoch so an. Auch als Tilo von hinten seine Arme um mich legte und mich sanft aber bestimmt an sich zog, verschwand dieses Gefühl nicht ganz.

Aber dennoch führte diese Berührung dazu, dass ich ruhiger wurde.

"Ich bleib bei dir", flüsterte er mit rauer Stimme an meinem Ohr. "Egal wie das gleich endet, da musst du nicht alleine durch. Auch wenn es für uns beide wirklich schwer wird...aber ich bleibe bei dir", fügte er hinzu. Ich nickte leicht, dankbar für diese Worte. Auch wenn ich aus ihnen heraus hörte, dass er selbst nicht wirklich daran glaubte, Vater zu werden. Dabei klammerte ich mich an dieser Möglichkeit fest. An das andere wollte ich lieber nicht weiter denken. Dafür wäre noch Zeit genug, wenn es wirklich so war.

"Komm... Bringen wir es hinter uns", sagte ich leise und zog ihn mit mir auf das Krankenhaus zu. Mike folgte uns in einem gewissen Abstand, überholte uns dann aber irgendwann und suchte drinnen nach einer bestimmten Person.

Ich blieb mitten in dem Gang stehen und versuchte, nicht durchzudrehen. Tilo blieb dicht neben mir stehen, aber ich konnte ihm anmerken, dass er sich selbst nicht wohl fühlte.

Nach einigen Minuten kam eine Ärztin den Gang hinunter gelaufen. Sie trug ihre braunen Haare zu einem Zopf und machte einen freundlichen Eindruck. Mike stellte sich ihr in den Weg, sodass sie abrupt stehen bleib und ihn verdutzt ansah.

"Du weißt, was du machen musst?", fragte er sie und die Ärztin nickte.
"Ja weiß ich" seufzte sie und schob sich an ihm vorbei und setzte ihren Weg zu mir fort.

"Entschuldigung" sagte sie direkt, als sie meinen verwirrten Blick bemerkte und streckte mir ihre Hand hin. Vorsichtig ergriff und schüttelte ich diese, während sie mir ihren Namen sagte, den ich jedoch sofort wieder vergaß. Warum hatte Mike sie gefragt, ob sie wusste, was zu tun war?

Sofort fühlte ich mich hier unsicher. Dabei hatte ich mein ganzes Vertrauen in Mike gesetzt. Hatte ich wirklich der falschen Person vertraut?

Leichte Panik blitzte in meinen Augen auf, was die Ärztin sofort bemerkte und mir beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.

"Hör zu, Mary....darf ich dich so nennen?", fragte sie vorsichtig nach und ich nickte leicht, da mir in diesem Moment wirklich völlig egal war, wie sie mich nannte.

Die Ärztin nickte ebenfalls. "Du warst insgesamt 12 Wochen weg gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, was du in der Zeit durch gemacht hast. Aber du willst genauso wie wir anderen, dass er dafür bestraft wird. Deswegen muss ich mir gleich deine Verletzungen ansehen und für die Anklage gegen Drew dokumentieren. Das meinte Mike. Nichts weiter. Nur die Formalitäten, die wir erfüllen müssen, auch wenn du eigentlich eine ganz andere Antwort von mir haben möchtest", erklärte sie mir mit ruhiger Stimme und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich hatte mich also doch nicht in Mike getäuscht.

Dieser versicherte mir, dass er in der Nähe bleiben würde, damit nichts passierte.
Die Ärztin nahm mich in ein Behandlungszimmer mit. Während sie mich untersuchte, wartete Tilo draußen bei Mike. Ich fühlte mich aber dennoch nicht alleine, denn ich vertraute der Ärztin. Sie wusste, was sie tat und erklärte mir jeden einzelnen Schritt, den sie machte.

Schnell waren die sogenannten Formalitäten erledigt, meine Verletzungen fotografiert, dokumentiert und versorgt. Anschließend bat sie mich, mich auf die Liege zu legen. Neben mir konnte ich das Ultraschallgerät erkennen und verkrampfte mich sofort wieder. Mittlerweile trug ich eine Jogginghose, welche sie mir vom Krankenhaus geliehen hatte und ein normales T-Shirt. Ich fühlte mich nicht mehr ganz so nackt und fror auch nicht. Dennoch zog sich jetzt eine Gänsehaut über meinen Körper.

"Soll ich ihn herein holen?", fragte sie mich und ich nickte, ohne darüber nachzudenken. Sie stand auf und holte Tilo ins Zimmer, welcher sich auf einen Hocker neben der Liege setzte und nach meiner Hand griff. Die Anspannung war ihm deutlich anzusehen, er klammerte sich genauso an mir fest, wie ich mich an ihm.

Langsam zog die Ärztin mein Oberteil nach oben und entblößte meinen Bauch. Ich drehte meinen Kopf von ihr und dem Gerät weg. Ich wollte das Ultraschallbild nicht sehen. Stattdessen sah ich Tilo an, der jede Bewegung der Ärztin skeptisch mit den Augen verfolgte.

Ich zuckte kurz zusammen, als sie mir das kalte Gel auf die Haut schmierte. Dann setzte sie den Kopf des Ultraschallgeräts auf meinen Bauch und fuhr damit ein bisschen herum, bis sie eine gute Sicht hatte.

Mein Herz schlug mir währenddessen bis zum Hals und ich war so nervös wie noch nie. Ich konnte sehen, wie Tilos Kiefermuskel arbeitete, so angespannt war er.

"Also soweit ich es erkennen kann, sieht alles gut aus", sagte die Ärztin und ich drehte meinen Kopf dann doch langsam wieder zu ihr. Ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen und ich hielt meine Luft an.
"Herzlichen Glückwunsch euch beiden. Eure Tochter ist schon mindestens 16 Wochen alt", teilte sie uns dann mit.

Fassungslos starrte ich sie an, dann breitete sich Erleichterung in mir aus. Von Tilo fiel eine so große Belastung ab, das er in Tränen ausbrach, als er die Bedeutung dieses Satzes verstand.

Es war nicht Drews Baby, sondern seins.

Er wird Vater werden.

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