• Silas •
Mittlerweile ist es spät am Abend und das Sommerfest ist soweit zu Ende. Meine zwei süßen Dämonenbabies schlafen ausnahmsweise mal friedlich und unter den wachsamen Augen ihres Leibwächters Mikul in meinem Gemach.
Shade lässt Enya sogar genügend Platz und Enya bekommt keinen Heulkrampf!
Ich genieße richtig die Ruhe und den Frieden, zumindest soweit es möglich ist.
„Das wird für nicht gerade wenig Aufsehen sorgen", wendet Lucan mal wieder verärgert ein.
„Meinetwegen kann Alessia mal ordentlich der Hintern versohlt werden", haut Sorin gleichgültig raus.
Die Zwei haben sich dann wohl immer noch zum Fressen gern.
„Sorin! Das ist aber nicht nett!", mischt Derya sich ein und wirft ihm ein vielsagenden Blick zu.
„Das interessiert mich aber nicht, also kannst du dir deinen Einwand schenken", legt Sorin noch einen nach.
Schlechte Idee!
„Pass auf, wie du mit meiner Gemahlin sprichst!", wendet Daryun sofort in seinem Temperament und eindeutig als ihr Vampirmann ein.
„Hört auf!", spricht Vater nun sein Machtwort aus, wo beide dann tatsächlich voneinander ablassen und keiner mehr ein weiteres Wort sagt.
Und dann ist es endlich soweit, die kleine Vermählungsgruppe betritt locker und fröhlich den Raum.
„Jetzt sind wir offiziell vermählt! Und diese blöde aristokratische Vampirgesellschaft kann mich mal!", posaunt Alessia direkt hoch glücklich heraus.
Vaters Faust ballt sich bedrohlich und ich sehe, wie Mutter sich unauffällig an ihn schmiegt, um ihn zu beruhigen.
Die meisten schauen aber eher erstaunt, hier und da ertönen die ersten Glückwünsche.
Das beste Szenario kommt aber jetzt: Lucan springt vom Sofa hoch und geht stocksauer mit großen Schritten auf Lucia zu.
„Lucia! Was fällt dir eigentlich ein, dich einfach aus meinen Armen zu teleportieren? Ich bin dein Vater und so gehst du nicht mit mir um! Ich schwöre es dir, wenn du ... Aus dem Weg, Valorian!", betont Lucan knallhart.
Lucia schaut mit großen Augen voran, Val stellt sich als ihr Zukünftiger aber direkt vor ihr. Eine denkbar ungünstige Situation.
„Nein", kontert Val strikt.
Seine dunkellila Augen fixieren Lucan, und zwar nicht gerade freundlich.
„Aus dem Weg, ich rede mit meiner Tochter!", wird Lucan nun richtig laut.
„Wage es ja nicht, dich ihr so gegenüber zu stellen! Es ist mir komplett egal, ob du ihr Vater bist! So redest du nicht mit meiner Liebsten!", bringt Val nun mindestens genau so laut hervor.
„Stelle dich niemals zwischen meinem Kind und mir! Aus! Dem! Weg!", brüllt Lucan voller Zorn.
„Nein!", brüllt Val nun laustark zurück.
Die Zwei haben echt die volle Aufmerksamkeit des Raumes, selbst die Pflanzen hören fast schon neugierig zu.
Ja und dann eskaliert es, Lucan geht in völliger Rage auf Val los, der Lucans Schwinger abfängt und ihn knurrend in die nächste Wand befördert.
„Lucan!", ruft Runa hoch besorgt und springt bereits auf, weil sie ihm hinterher eilen will.
Sorin vereitelt das allerdings, er schlingt seine Arme um seine Tochter und behält sie an Ort und Stelle. Jetzt hat Sorin sein eigenes, kleines Drama, aber die zarte Runa ist nicht gerade der große Aufwand.
Das kämpft sich nämlich gerade ziemlich brachial durch Taavis Wohnbereich, weil Val und Lucan in blindem Zorn aufeinander einprügeln. Erste blaue Flecke und Blutergüsse sind bereits sichtbar.
Im nächsten Moment hockt Thorne über Val und Vater über Lucan, die beiden Vampirältesten drücken die Zwei nun ordentlich zu Boden.
„Benehmt euch, verflucht!", brüllt Vater nun genervt.
Sowohl Lucan, als auch Val stemmen sich nun voller Zorn gegen die Hebeltechnik, haben aber keine wirkliche Chance. Die arme Lucia steht betreten am Rand und weiß gar nicht richtig, wohin mit sich. Clarissa steht bereits als fürsorgliche Großmutter bei ihr und legt ihr beruhigend die Hände auf die Schultern.
„Ihr habt jetzt genau eine Chance aufzuhören, oder ich raube euch die Magie und ihr verbringt die Nacht in der Kerkerzelle!", spricht Vater laut und deutlich.
Die Wut schmälert es keineswegs, aber beide sind sich wohl einig, dass sie darauf keine Lust haben. Schließlich richten sich beide auf und sagen kein Wort.
Val trägt nun Lucia von dannen und Lucan gibt sich mit Runa zufrieden, die er aus Sorins Umklammerung heraus löst. Auch er verschwindet in sein Gemach.
„Du behältst Val im Auge, ich gebe auf Lucan Acht", raunt Vater Thorne zu, der bedächtig nickt.
„Adan!", ruft Taavi nun ruhigen Wortes.
Der steht sofort neben Taavi beim Sofa und schaut fragend.
„Organisiere die Reparaturarbeiten, die Rechnung davon teilst du gleichmäßig auf Val und Lucan auf, danke", instruiert Taavi seinen Hauptmann.
Da machen meine Kinder mal kein Drama, da eskaliert es hier. Irgendwas ist ja immer.
• Delian •
Eine kleine Gruppe, bestehend aus Taavi, Jore, Jaron, Fenja, Fenix, Clarissa, Sorin und mir stehen gerade am Sandstrand der kleinen Seenplatte, um die erste und für dieses Jahr einzige Kitesurf Stunde zu erhalten. Es ist auch bewölkt, sonst wäre Fenja nicht dabei.
Uns wurde aber schon gesagt, dass Taavi bei Bedarf gerne in der Sommerpause zu Jaron per Teleport kommt, um noch mehr Unterricht zu geben.
„Also, zunächst lasst mich bitte betonen, dass das Kitesurfen eine Extremsportart ist, wenn ihr lieber Yoga machen wollt, geht ihr besser. Aber das ist euch sicher bereits klar. Nun, es ist so, dass wir heute zusammen herausfinden können, ob euch diese Sportart Spaß macht. Da draußen benutzt ihr Luft und Wasser, um euch fort zu bewegen. Wenn es euch doch wirklich absolut öde vorkommt, dann distanziert ihr euch besser davon. Die Verletzungsgefahr ist nicht gerade gering, aber wir passen natürlich gut auf euch auf, darum hat jeder von euch einen Erfahrenen von uns dabei. Das Kitesurfen werdet ihr heute nicht final erlernen und beherrschen, das wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Für das erste Mal würde ich euch aber empfehlen, dass wir Erfahrenen euch auf eine Proberunde mitnehmen. Wie sieht's aus?", erklärt Taavi kurzerhand.
Dabei schaut er uns wirklich prüfend an.
Fenja und Fenix sind sofort begeistert. Immerhin starrt Clarissa die Kitesurf Sachen genau so mit Respekt an wie ich.
„Habt keine Angst, ihr habt sogar einen Vorteil, wenn ihr Respekt davor habt. So werdet ihr konzentrierter beim Üben sein und weniger Unfälle haben", spricht Taavi uns mit einem Lächeln zu.
Jaron macht bereits sein Board und seinen Lenkdrachen fertig, er trägt die Sachen zum Wasser und Fenja folgt ihm neugierig. Übrigens wundert es mich echt, dass am Rand nicht irgendwelche Frauen zu den Vampiren rüber starren. Wir tragen zwar sowas wie altertümliche Neoprenanzüge, aber die Muskelpartien von Jaron, Taavi, Jore und Sorin sind mehr als deutlich. Ich fühle mich wie die Hühnerbrust des Jahrhunderts daneben, ich sag's euch. Am eindrucksvollsten sieht übrigens Sorin aus, er kommt der Statur des Königs ja am nächsten. Die anderen drei Vampire sind zwar auch muskulös, aber nicht so breit gebaut und eher athletischere Typen.
„Ist es in Ordnung, wenn ich Fenix bei mir mitnehme?", fragt Jore dann an mich gewandt.
Das tut er, weil ich ihr Vampirmann bin und das Gang und Gäbe ist. Taavi hat sich bei Valerie auch das Einverständnis geholt, dass er uns heute nah betreuen darf. Auch wenn das nur zum Zweck des Kitesurfens ist.
„Natürlich. Pass gut auf Fenix auf und lass dir nicht auf der Nase herumtanzen, sie kann echt wild werden", meine ich lachend.
Fenix will mich nun auf den Oberarm hauen, aber Jore sackt sie amüsiert ein und folgt dann Jaron und Fenja mit seinen Kitesurf Sachen ins Wasser.
„Du wirst bei mir mitsurfen, wenn das in Ordnung für dich ist", sagt Taavi mit einem Lächeln zu mir.
Da habe ich nichts gegen, auch wir folgen Jaron und Jore auf's Wasser. Einige Meter in den ersten seichten Wellen halten wir aber inne und schauen an den Rand des Strandes.
„Verzeih mir, Sorin. Es ist zwar nur eine Seenplatte, aber es erinnert mich doch sehr ans Meer", höre ich Clarissa sagen und sie schaut betreten auf das Kitesurfboard von Sorin.
„Nicht schlimm, Liebes. Wir haben alle Zeit der Welt. Wollen wir lieber zurück ins Schloss gehen und uns einen entspannten Tag machen?", erwidert Sorin liebevoll.
„Ihn sowas sagen zu hören ist echt ungewohnt. Aber gut, dann ohne die Zwei", raunt Taavi mir leise zu und zieht mich dann weiter ins Wasser.
Schließlich klettere ich fast unbeholfen auf das Board von Taavi, er hält mich dabei aber wirklich gut und geschickt fest. Und so stehen wir drei Anfänger bereit, um unsere ersten Erfahrungen darin zu sammeln.
Eine gute Stunde später legen wir eine Pause ein und wir Anfänger haben ein richtig breites Grinsen auf den Lippen.
„Das ist nicht so leicht wie es aussieht, aber es macht echt Spaß!", sprudelt es aus Fenja hervor.
„Ich muss das dringend an der Küste bei uns üben, das ist echt unterhaltsam", pflichtet Fenix sofort bei.
„Davon rate ich dir dringend ab, Fenix. Das solltest du erst tun, wenn du es gelernt hast und dich sicher bewegen kannst. Aber Delian wird dich sicher zu den Einheiten dazu abholen, nicht wahr?", mischt Taavi sich schmunzelnd ein.
Als wäre ich nun in der Lage dazu zu Fenix Nein zu sagen. Das erfreut meine Liebste natürlich, dann bin ich auch zufrieden!
Orangen!
„Für den Nachmittag empfehle ich weiter als Duo auf dem Board zu surfen, ich würde euch aber erste Manöver und das Lenken der Drachen anvertrauen. Es ist doch sehr windig heute, der Tag eignet sich nicht besonders gut für Anfänger alleine auf dem Board", erklärt Taavi dann mit einem prüfenden Blick.
Dem stimmen wir zu, am Ende des Tages sind wir dann um die Erfahrung der ersten Kitesurf Stunde reicher und allem voran sehr kaputt von der Anstrengung. Aber es lohnt sich!
• Lucia •
Dieses Jahr bleiben wir zum Glück nicht einige Tage länger, um Simeons Training zu genießen. Nur bis zum fünften Tag des siebten Monats, weil noch eine Anfänger Kitesurf Stunde gestern stattfand. Simeon distanziert sich zum Glück davon, selbst Valerie wählt wohl wieder den freundlichen Trainingsstil. Scheinbar war das alles nur eine Kompensation, um mit der Erpressung umzugehen. Valerie tut mir da wirklich wahnsinnig Leid, seit dem Vorfall ist sie eher in sich gekehrt und zieht sich oft zurück. Und der arme Taavi ist immens besorgt, dass Valerie ein Trauma davonträgt. Zum Glück geht es Adan soweit gut, er ist normal weiter Hauptmann und erledigt seine Arbeit.
Ich stehe nun in meinem Gemach und packe leichtes Handgepäck zusammen, die Teleportationen finden gleich statt. Dann klopft es aber an meiner Tür.
„Herein!", rufe ich in Gedanken versunken und packe weiter Vals und meine Sachen zusammen.
Als dann niemand herein kommt, gehe ich verwundert zur Tür und öffne sie. Stehen tut da niemand, aber vor meiner Tür liegt ein Brief auf dem Boden. Neben dem Brief liegt eine kleine hölzerne Schachtel, beides hebe ich auf und nehme es ins Gemach.
Mit großen Augen schaue ich dann auf das Schreiben:
Vampirprinzessin Lucia,
leider stellen wir fest, dass unsere Ansprache dem König gegenüber kein Gehör findet. Wir sehen uns gezwungen, die Drohung auf die Tochter seines ältesten Vampirsohnes auszuweiten. Und richtet auch bitte Prinzessin Fenja aus, dass wir sie beobachten. Ob sie uns schon bemerkt hat?
Das kleine Präsent könnt Ihr gerne an Kronprinz Silas weiterleiten, wir sind uns sicher, dass er die Botschaft versteht.
Anonym.
Im Auftrag für das Volk.
Mir bleibt echt ein dicker Kloß im Halse stecken, jetzt werde auch ich schon bedroht? Mein Blick geht dann zur hölzernen Schachtel, die ich mit leicht zittrigen Händen öffne.
„Vater!", rufe ich laut und leicht panisch, weil ich weiß, dass er gerade ebenfalls im Schloss sein sollte. Der Rest erledigt wohl noch die eine oder andere Besorgung.
Es ist aber nicht Vater, der nun im Türrahmen steht.
„Was ist, Kleines?", ertönt Großvaters Stimme, der nun ohne Umwege zu mir eilt.
Mit großen Augen schaut auch er auf den Inhalt der kleinen Schachtel: Auf einem weißen, samtenen Kissen liegen zwei Paare abgeschnittener Fledermausflügel, das Blut im Samt ist eingetrocknet.
Großvater reißt mir förmlich den Brief aus der Hand und findet das Ganze nicht weniger alarmierend.
„Kilean!", ruft Großvater nun lautstark.
Der Hauptmann hört auf's Wort, er steht sofort im Raum.
„Pass auf Soraya auf, geh mit ihr zu Clarissa und lass beide nicht mehr aus den Augen", befiehlt Großvater und verschwindet dann sang und klanglos.
Mitsamt Brief und kleiner Schachtel übrigens. Kilean sieht mich nun fragend an, deutet mir aber bereits an ihm nun zu folgen. Ich packe noch schnell meine letzten zwei Sachen ein und stelle die Tasche dann bereit hin. Auf dem Weg zu Großmutter weihe ich Kilean schnell in die Lage ein, er hält mich sogar kurz im Gang zurück.
„Diese Art von Briefen häufen sich zunehmend. Hör zu, ich darf darüber eigentlich nicht mit dir reden, aber auch Sorin bekommt mittlerweile Drohbriefe, weil der König die Beziehungsformen auflockert. Und auch du wurdest da bereits bedroht, genau wie Clarissa. Bitte bleib immer in der Nähe eines älteren Vampirs, hörst du?", erläutert Kilean und sieht mich eindringlich an.
„Bleib mal locker, Kilean. Ich habe das schon im Griff", entgegne ich entschieden.
Immerhin kann ich mich teleportieren und mein Vampirmann hat zufällig stets ein Auge auf mich!
„Glaubst du das wirklich? Was hättest du getan, wenn der Botschafter nicht nur den Brief vor deine Tür abgelegt hätte, sondern dir ein Messer in die Brust gejagt hätte? Sag es mir, Soraya, was hättest du getan?", will Kilean nun mit strengem Blick wissen.
Diese zahlreichen Drohbriefe müssen schlimm sein, wenn sogar ihm schon bange dabei wird und er das so betont.
„Mich natürlich weg teleportiert, was sonst?", kontere ich selbstsicher.
Keine Sekunde später kommt meine Wahrnehmung nicht mehr mit, ich werde kräftig von einem starken Unterarm gegen die vertäfelte Wand im Gang gedrückt und plötzlich befindet sich ein Messer an meinem Hals.
Kilean sieht mir drohend in die Augen.
„Der Angreifer hätte genau so leichtes Spiel, du bist ein Jungvampir, Soraya. Also tu uns den Gefallen und befolge meinen Rat", meint Kilean, löst sich von mir, steckt sein Messer entspannt zurück in seinen Brusthalfter und packt mich dann am Oberarm, um mich voran in Großvaters und Großmutters Gemach zu schieben.
Blöderweise hat Kilean ziemlich recht mit dem, was er sagt und tut. Also sage ich weder was dagegen, noch tue ich was. Er tätschelt nun sogar kurz mit einem Lächeln meinen Kopf, ehe er sich Großmutter zuwendet.
„Prinz Sorin schickt mich, wir haben wieder das vergnügen, werte Clarissa", meint Kilean und verbeugt sich provokant.
„Was, wieso dass denn? Das kannst du auch draußen vor der Tür, also raus hier!", betont Großmutter nun, die sich bereits seitlich an mich anschmiegt und uns Zwei zur nahen Récamière bringt.
„Dazu wäre ich in der Lage, aber das widerspricht meinen Befehlen. Willst du mich einfach direkt angreifen?", haut Kilean nun mit erhobener Augenbraue raus.
Ich sitze gerade so gemütlich auf der Récamière, da springt Großmutter förmlich in Rage auf Kilean los.
„Verschwinde! Raus hier! Kilean! Du sollst gehen! Ich brauche keine Leibwache! Kilean! Lass mich los! Was soll das? Kilean! Kilean!", brüllt Großmutter nun drauf los.
Beim bereits zweiten Angriff fängt Kilean Großmutters Faust auf, verdreht ihre Arme und drückt sie nun fest an sich. Ihr Bewegungsspielraum wird so nicht ansatzweise gegen Kilean was ausrichten können.
„Du bist mit Abstand die anstrengendste Frau, die mir je untergekommen ist. Und das hat Runa eindeutig von dir", haut Kilean eiskalt raus.
Eine Weile beobachte ich die Zwei in ihrem kleinen Machtkampf, wo ich mich echt frage, wer von den Zweien mehr Spaß daran hat.
Schließlich reißt mich jemand aus meinem Zuschauermodus und drückt mich an eine muskulöse Brust.
„Ist Clarissa nicht niedlich, wenn sie so ist?", raunt Großvater mir belustigt zu.
Kurz verharren Großvater und ich so, bis Großmutter ihn dann auch bemerkt. Kilean nickt auch schon wegen des „weiter festhalten" Handzeichens, was Kilean schmunzeln lässt.
„Sorin, jetzt sitz da nicht so blöd rum und komm zu mir! Du bist mein Vampirmann, jetzt hilf mir doch mal! Sorin! Kilean lässt mich nicht los, jetzt hilf mir verdammt noch mal!", zetert Großmutter und zerrt weiter an Kileans Griff.
Das geht eine Weile so weiter, bis Großmutter wieder zu Atem kommen muss. Da bringt Kilean sie dann schließlich zu uns auf die Récamière. Anstatt aber weg zu gehen, bleibt Kilean.
Einen kurzen Moment streicht Großvater über Großmutters Haar und sie gibt sich mit einem verliebten Lächeln seiner Fürsorge hin.
Dann wird Großvaters Blick aber ernst.
„Die Lage mit den Beziehungsformen spitzt sich weiter zu, die Dämonenbabies bringen das Fass nur zum Überlaufen. Ich werde in drei Tagen vor dem Volk verkünden, dass jegliche Form der Anfeindung eine Straftat darstellt. Das handhaben der König und meine Vampirbrüder ebenso. Und du, Kilean, erarbeitest mit Lunas ein entsprechendes Konzept zur Ahndung. Außerdem sollen für Clarissa, Runa und Soraya stets je eine Einheit für die verdeckte Leibwache bereit stehen. Die Teleportationen von uns allen nach Hause finden gleich wie geplant statt", informiert Großvater uns und spricht seine Befehle aus.
Mutter und ich haben da keine Probleme mit, das ist nun mal reine Vorsorge und ich verstehe das. Genau wie Mutter, auch wenn sie es liebt, sich vor Kilean und Lunas wegschleichen zu wollen.
Bei Großmutter ist das aber nicht so.
„Nein, Sorin! Für mich keine verdeckte Leibwache!", erwidert Großmutter ungefragt.
Oh je.
„Willst du lieber beim Einkaufstag von Verfechtern alter Traditionen zusammen geschlagen werden, weil du eine selbstständige Frau bist?", kontert Großvater gedehnt.
Seine Laune wird gleich massiv in den Keller sinken.
„Das wird nicht passieren", behauptet Großmutter überzeugt.
„Und wenn sie dich überwältigen und im Keller einsperren, um mich zu erpressen?", will Großvater nun erbost wissen.
„Dann befreie ich mich selbst von dort, ich bin nicht hilflos, Sorin!", betont Großmutter selbstsicher.
„Ach und wie willst du das tun?", hakt Großvater nach und verengt seine Augen.
„Das wirst du dann schon sehen! Du unterschätzt vollkommen meine Fähigkeiten, Sorin! Ich brauche keine Leibwächter! Punkt, aus, Ende!", betont Großmutter nun stocksauer und funkelt Großvater an.
„Wenn du meinst", erwidert Großvater plötzlich ganz ruhig.
Da treffen sich kurz mal Kileans und mein Blick, das verstehen wir nämlich beide nicht. Bedeutet das jetzt, dass Kilean doch keine Leibwachen Einheit aufstellen soll? Sicher stellt der Hauptmann sich gerade dieselbe Frage, aber er traut sich gerade nicht nach zu fragen.
„Du kannst mit der Teleportation beginnen, Soraya. Bitte bring uns alle in mein Quartier", sagt Großvater dann an mich gewandt.
Das tue ich dann, ich teleportiere erst Kilean, dann Großmutter und schließlich Großvater. Auch wenn das nur ein Ding von Sekunden ist. Lunas wartet auch schon, der bekommt das direkt mit. Ich umarme ihn sogar kurz freudig zur Begrüßung, schließlich verstehe ich mich immer blendend mit den beiden Hauptmännern von Großvaters Länderei.
Plötzlich halten Lunas und ich inne, auch Kilean schaut sparsam zu Großvater und Großmutter.
Großvater krallt sich Großmutter nun äußerst unsanft und schleift sie nun hinter sich her aus dem Raum heraus.
„Sorin, hast du sie noch alle? Was soll das? Lass das! Hör auf!", hören wir ihre leiser werdende Stimme.
„Was macht er?", frage ich verhalten in den Raum hinein.
„Ich fürchte, Clarissa überschreitet mit solchen Aussagen Sorins Grenzen. Bei dem Thema Sicherheit ist bei Sorin eindeutig Feierabend", klärt Kilean mit belegter Stimme auf.
„Und was heißt das?", hake ich verwundert nach.
Diese Frage beantwortet Kilean mir nicht.