Kapitel 67: In der Zwischenzeit

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• Silas •

Nach meiner kleinen Verletzung gestern, laufe ich richtig auf Hochtouren!

Die Sonne steht wieder hoch am Himmel, was in Anbetracht von Tod und Verderben eine makabere Botschaft ist. Als würde die Sonne mit ihren fröhlichen Sonnenstrahlen den tobenden Krieg auslachen. Schön bei Mittag und Kaffee und Kuchen.

Alessia und ich bilden ein enorm gutes Duo, unsere Absprachen funktionieren praktisch ohne Worte und von Angriff zu Angriff werden wir besser. Jetzt gerade steht die letzte Kampfroute aus, ehe die Pause für mich ansteht.

Mein Dämonenmeister Noctis ist mittlerweile wieder zurück in seiner Länderei, wäre im Notfall aber zur Stelle.

Zu Zweit preschen wir aus den Schatten hervor, die durch die pralle Mittagssonne leider alles andere als unauffällig sind. Für Angst und Schrecken sorgt der Anblick aber dennoch, also steht der Moment der Überraschung stets auf unserer Seite.

Gerade breche ich durch die Seite eines Schiffes und lande auf dem Deck, da halte ich echt schockiert inne.

„Sie wird sterben, wenn du dich bewegst!", ruft mir einer der feindlichen Streitkräfte zu, der eine wehrlose Frau am Zopf gepackt vor sich hält.

Die arme Frau hat sich bereits vor Furcht eingenässt und weint bittere Tränen, ihre Hände sind unsanft zusammen gebunden. Die Kleidung hängt ihr schlaff am Körper herunter und zahlreiche blaue Flecke deuten daraufhin, dass Männer ihren Spaß mit ihr hatten.

Diese Nummer erschüttert mich richtig und ich bleibe wie angewurzelt stehen. Wie skrupellos und respektlos kann man bitte sein?

Dann schubst der Mensch diese Frau auch noch in meine Richtung und natürlich fange ich das zarte Menschenwesen auf. Behutsam helfe ich der Frau, damit sie nicht hinfällt, dafür stütze ich sie und warte, bis sie wieder stabil steht. Im Hintergrund spannt der Mensch gerade einen Bogen und richtet die Pfeilspitze nun auf mich.

Weit kommt er aber nicht, denn Alessia ist bei ihm und beißt beherzt in seine Kehle. Noch bevor er den Pfeil los lassen kann, fällt der Bogen mit einem stumpfen Geräusch zu Boden. Das Klappern geht in den umliegenden lauten Kampfgeräuschen beinahe unter, so bedeutungslos klingt es. Ich bin nun fast schon dabei, die Seile der armen Frau zu lösen.

„Silas!", ruft Alessia mit großen Augen und wirbelt mitten in der Bewegung zu mir herum.

Die geschundene Frau in meinem Griff zieht nun ein Messer aus einem Halfter unter ihrer schlaffen Kleidung und ist auf bestem Wege, es direkt in meiner Herzgegend zu versenken.

Und dann ... wehre ich den Messerangriff fachmännisch ab, so wie Vater es mich gelehrt hat. In hohem Bogen wirbelt das Messer durch die Luft und bleibt mit einem Surren am Mast des Schiffes stecken.

In der nächsten Sekunde ertönt ein hässliches Knacken und ich schaue sparsam in den nun leblosen Blick der Menschenfrau. Ein Handgriff reicht aus und Alessia dreht der Frau ohne zu zögern den Kopf um, Halleluja.

„Welch dreiste Methode", knurrt Alessia und verwischt die dann wohl aufgemalten Blessuren der Frau.

Auch das Seil um den Handgelenken scheint drapiert zu sein, denn es ist nicht richtig gebunden und die Frau kann sich jederzeit befreien. Es liegt nämlich neben uns, statt dass es weiter ihre Handgelenke ziert.

Mit einem Nicken lassen wir die Frau liegen, sie wird mit dem Schiff untergehen und den Grund des Meeres verschönern.

Und so vollziehen wir den letzten Teil unseres Raubzuges.

• Fenja •

„Prinzessin Fenja, ab hier beginnt der nicht königliche Bereich", informiert mich einer der Bediensteten, die mich dann scheinbar verfolgen.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt