Kapitel 108: Ein Blick in die Zukunft?

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Ein kleiner Epilog - Wer weiß?

• Shade •

Es ist kaum zu glauben, aber ich bin mittlerweile 16 Vampirjahre alt. Und die Zeit vergeht echt schneller, als man denkt.

Der Geburtstag von Großvater steht in drei Tagen vor der Tür und man kann sagen, dass es immer das gleiche Gehabe ist.

Ich tummle mich gerade in den Bergen vor Großvaters Stadt, natürlich weiß absolut niemand davon. Es geht mir immer auf den Geist, wenn diese überbehütenden Vampire mir am Arsch kleben.

Enya stört das nicht, aber meine liebe Schwester kann ja tun, was sie will.

Und was soll mir schon passieren?

Ich gebiete über die Schatten und von dem Ausmaß meiner Visionsmagie ahnt keiner etwas, auch wenn ich als kleines Kind unbedacht damit umging. Auf so einen Ausprägungsgrad ist aber niemand gekommen. Kurz gesagt: Wenn sich ein Attentäter nähern will, warnen mich meinen Visionen. Und ganz im Notfall hole ich Noctis herbei, der wird das schon regeln.

Apropos, mit einem Lächeln auf den Lippen stehe ich auf, strecke mich, kicke einen losen Stein über die Klippe des Felsens und lege meine Konzentration dann auf die Schatten.

Genau wie Vater beherrsche ich die Schatten inklusive der Schattensicht, nachdem Noctis uns ohne Erbarmen blind hat durchs Schloss irren lassen. Enya hat das auch brav mitgemacht, ich habe meinen eigenen Nutzen daraus
gezogen. Noctis schmunzelt aber immer, also geht der mir dann auch auf den Geist!

Ich tauche nun aber bei Noctis auf, er sitzt auch an seinem Schreibtisch in seinem Regierungszimmer.

„Bist du mit den Unterlagen langsam mal fertig?", frage ich und fahre mit meinem Finger über die verzierte Lehne des nahen Sessels.

„Ich bin in der Rangfolge noch immer über dir, ein wenig mehr Respekt bitte, junger Shade", betont Noctis selbstgefällig.

„Und ohne mich hättest du keinen Herrscher über das Schattental, also hör auf zu lachen und mach dich an die Arbeit!", erwidere ich, kann mir das richtig fiese Grinsen dabei aber nicht unterdrücken.

Mir ist auch sowas von klar, dass Noctis das als Kriegserklärung sieht. Ok, Krieg ist übertrieben formuliert, nennen wir es Auseinandersetzung.

Noctis reißt mich mit seinen vier Armen nämlich erbarmungslos von den Füßen und er drückt mich fest an die nächste Wand. Zwei Hände drücken meinen Oberkörper nun streng gegen die hölzernen Paneelen und zwei Hände halten meine Schwingen leicht über mir ebenso fest.

Ich gebe nun alles, um ihm die Kontrolle der Schatten um uns herum abzunehmen, muss nach einiger Zeit aber keuchend innehalten und letztendlich aufgeben.

„Immerhin wirst du langsam besser, also bist du doch nicht eine so große Enttäuschung wie gedacht", meint Noctis eiskalt.

Er meint das als Scherz, weiß aber auch sehr genau, dass mich das auf 180 bringt. Ich zwinge mein Gemüt aber zur Ruhe und schaffe es sogar, nicht aus den Ohren zu dampfen. Sinnbildlich gesprochen, natürlich.

„Auch das funktioniert immer besser, du machst dich, Shade", lobt Noctis mich dann.

Und schon kratzt er mich vor der Wand, wir leisten einen coolen Handschlag und dann setzt Noctis sich zurück an seinen Platz.

„Morgen bin ich fertig mit dem offiziellen Schreiben, reicht das dem edlen Landesherrscher des Schattentals von zarten 16 Jahren?", hakt Noctis belustigt nach.

„Ja, gerade so", entgegne ich und pflanze mich auf den Sessel.

„Apropos, wann willst du es deinem Vater erzählen?", fragt Noctis mich dann ernst.

Kronprinz Silas IIWhere stories live. Discover now