Kapitel 29: Die Bitte an den König

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• Fenja •

Der Trennungsschmerz von Jaron und mir ist fast vergessen, wir hängen auch nicht mehr den ganzen Tag zusammen ab. Selbst gestern auf der Verbindungszeremonie von Val und Lucia habe ich zwischendurch mit anderen Vampirfamilienmitgliedern getanzt und gelacht.

Heute aber haben wir zusammen einen Plan, der neue Tag steht schon vor der Tür und Jaron kleidet sich gerade edel wie immer. Elegant knöpft er sein weißes Hemd zu und zieht seine anthrazitfarbene Anzugweste darüber. Das Hemd spannt wieder ansehnlich über Jarons Muskeln und die Weste betont seinen Oberkörper auf sinnliche Art und Weise.

„Wenn du mich dabei weiter so ansiehst, tun wir erst andere Dinge, bevor wir zu Vittorius gehen", droht Jaron mir mit einem schelmischen Grinsen.

Ich habe aber andere Dinge im Kopf: Kuchen!

„Vergiss es, ich werde solange auf Vittorius einreden, bis er zustimmt!", erwidere ich und schwinge mich aus dem Bett.

Jaron lacht herzhaft, dann reicht er mir meine ausgewählte Kleidung für den heutigen Tag. Ein lockeres Kleid in dunkelrot, passend zu den warmen Temperaturen. Seine Liebste darf nämlich nicht in wahllos ausgewählten Sachen herumlaufen, zumindest nicht, wenn er anwesend ist. Den Versuch mich mal heimlich umzuziehen, um ihn zu ärgern, habe ich längst aufgegeben. Außer ich will, dass wir so unsere Spielchen mit den Seilen machen, dann fange ich einfach an im Kleiderschrank zu wühlen.

Schließlich gehen wir vernünftig und ohne Stelldichein aus unserem Gemach und sammeln unterwegs Delian ein, den habe ich gestern schon vorgewarnt. Der Rest des Hauses tut andere Dinge, wir laufen niemandem sonst über den Weg.

Zu Dritt stolzieren wir quasi in das Regierungszimmer von Lucan, dort sitzen auch Vittorius und Lucan an ihren Angelegenheiten.

Mist, Lucan ist ungeplant. Aber egal.

„Mir schwant übles", meint Vittorius direkt.

Lucan fängt herzhaft an zu lachen, aber auch er sieht interessiert zu uns herüber.

„Falls Ihr kurz Zeit erübrigen würdet und uns euer Gehör schenken könnt, mein König?", fragt Jaron ganz formell nach.

Vittorius erhebt sich und wir lassen den protestierenden Lucan in seinem Regierungszimmer zurück. Der wäre am liebsten mitgekommen, aber ihm wurde befohlen da zu bleiben.

Im nächstbesten Raum, einen Aufenthaltsraum, stehen wir nun in der Mitte des Raumes und Vittorius sieht uns fragend an.

„Ich mache es kurz. Die Zwei hier haben einen Kuchen gebacken und ihn gegessen", haut Jaron uns nun in die Pfanne, dabei steht er nun hinter Delian und mir und legt seine Hände auf unsere Schultern. Wie, als führe er uns damit vor.

Dem König klappt die Kinnlade herunter.

„Ihr habt was?", will Vittorius sofort ungehalten wissen.

„Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass Jaron und Benedikt auch ein Stück mitgegessen haben. Und Khojin auch nach anfänglicher Skepsis", bringt Delian ruhigen Wortes auf den Tisch.

„Das ist ein Scherz, oder?", fragt Vittorius prüfend.

Also das hier ist die mit Abstand beschissenste Art ein Problem anzusprechen, Jaron hat sie doch nicht mehr alle!

„Um genau zu sein nicht, nein. Und Jaron ließ bereits forschen, ob es Erfahrungsberichte dazu gibt. Gibt es aber nicht. Und wir wollen gerne Kuchen essen, wenn uns danach ist. Ich muss gestehen, ich hätte es ja einfach gemacht, aber Jaron will unbedingt wie ein Kind bei euch um Erlaubnis bitten, mein König", sage ich nun und schaue erhobenen Hauptes in die tiefroten Augen des Königs.

Kronprinz Silas IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt