• Lucia •
Die Nachfeierlichkeit ist ein absolut gelungenes Ereignis, jeder spricht über die tapfere und mutige Fenja. Und über Silas mit seiner Gemahlin Shani und deren Zwillinge Shade und Enya. Dennoch teilen sie sich Platz Eins der Gesprächsthemen heute.
Shani ist gerade auch mit Silas auf der Tanzfläche zugange, aber es gibt auch genug Vampire, die gerne die Dämonenbabies betüddeln wollen. Jetzt gerade zum Beispiel Königin Yara, die gleich beide Babies an sich kuscheln will. Vittorius muss ihr dabei ein wenig helfen, weil so Dämonenbabies mit schwarzen Schwingen nicht so handlich wie „normale" Vampirbabies sind.
Ich drehe mich nun aber meinem Liebsten zu.
„Gehen wir spazieren? Botanischer Garten? Nur wir Zwei?", schlage ich mit einem Lächeln vor.
Valorian hört als mein Vampirmann natürlich auf's Wort, also springt er auf und geleitet mich vorbildlich zum botanischen Garten. Dort angekommen gehen wir einige Wege und Kreuzungen weit, ehe ich auf eine Parkbank deute.
„Ohne meinen Umhang setzt du dich da aber nicht hin", haut Val selbstgefällig raus und legt mir den dünnen Stoff um meine Schultern.
Warm genug wäre es, aber ich liebe es, wenn er das macht. Also belasse ich seinen Umhang genau dort und setze mich mit Val kuschelnd auf die Parkbank. Fast, als wäre es eine gemütliche Decke zum bequemen Herumhängen auf dem Sofa.
Kommen wir zum Thema, ich habe nämlich einen Plan!
„Du?", frage ich und schaue hoch in seine dunkellila Augen, von denen ich noch immer träume. Vom ersten Tage an, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.
„Ja?", hakt er amüsiert nach.
„Ich habe den perfekten Tag für unsere Vermählung!", kommt es dann aus mir heraus.
Da ist es bei Val vorbei, normalerweise ist dies das Ding der Vampirmänner. Sie lieben es nämlich die ganze Organisation drum herum in die Hand zu nehmen, um den Tag perfekt zu machen. Aber anstatt mir ins Wort zu fallen, sieht er mich fragend an.
„Lass es uns an deinem Vampirgeburtstag dieses Jahr vollziehen, ja?", frage ich schließlich.
Kurz hält er inne und denkt darüber nach.
„Aber meine liebste Lucia, warum nicht an deinem Geburtstag?", hakt Val nun nach.
Auch eine berechtigte Frage, aber ich habe das Gegenargument!
„Weil an meinem Geburtstag der Antrag war und ich finde, die Vermählung passt nun perfekt zu deinem Geburtstag! Das ist was ganz besonderes und so verbindet es uns!", stelle ich meinen Plan vor.
Nun breitet sich doch ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.
„In Ordnung, bin dabei!", erwidert er erfreut und drückt mich ganz fest an sich.
Wie aufregend, dann ist es bald soweit!
„Lucan wird umfallen, das ist dem zu kurz zum Planen", meint Val nun belustigt.
„Da Vater nicht die Planung übernimmt, weil du das tun wirst, ist mir Vaters Panikanfall egal", haue ich ebenso belustigt raus.
„Punkt für dich, meine liebste Lucia", erwidert Val mit einem Grinsen.
„Wenn ich noch irgendwo bei helfen", beginne ich, doch Val legt bestimmt seinen Zeigefinger auf meinen Mund, um mich zum Schweigen zu bringen.
„Als dein Vampirmann mit 2000 Vampirjahren an Lebenserfahrung werde ich selbstverständlich alles organisiert bekommen und im Blick haben. Alleine, Lucia! Diese Ehre und dieses Privileg als dein Zukünftiger lasse ich mir nicht nehmen!", betont Val aus tiefstem Herzen.
Ich weiß auch so, dass es die perfekte Vermählungsfeier wird. Val besitzt außerdem den Vorteil der Visionsmagie und Nathan und Alessia hören auf's Wort, wenn Val als unser „Kumpanenmeister" was sagt.
Also nicke ich und kann meine fast kindliche Freude nicht verbergen.
„Sag mir, wo genau soll es stattfinden?", erfragt Val das einzige Detail, was er quasi mit mir absprechen muss.
In Frage kämen mehrere Standorte, so ist es nicht.
„Zuhause, im Schloss von Vater. Und ich möchte von Vater und Großvater zu dir gebracht werden", sage ich mit einem Grinsen.
Dem stimmt Val zu und ich kann sein Gehirn quasi nebenbei schon arbeiten hören. Bis es soweit ist, auch wenn das schon bald ist, stehen aber noch ein paar andere To Do's auf dem Plan.
• Fenja •
Genüsslich recke ich mich im warmen und weichen Bett von Jaron und mir. Dabei stoße ich mit meinem Arm an Jarons entblößtem Körper, so wie ich auch entblößt da liege.
Die Nachfeierlichkeit gestern war der absolute Oberhammer, ich war aber sowas von fertig, weil wir es völlig übertrieben haben und bis spät in die Nacht gefeiert haben.
„Das Bett gehört mir auch, Liebes", meint Jaron mit einem Schmunzeln.
Wie er aussieht ...
Aber sein Gesichtsausdruck ...
„Nein, das gibt's nicht, du hast einen Kater?", frage ich total überschwänglich und lehne mich übereilt hoch.
Leute, das hätte ich lassen sollen, denn ich falle nun stöhnend zurück in meine Liegeposition. Gegen Ende der Feier haben wir ... getrunken. Und zwar viel getrunken. Sekt, Whiskey, Wein, Sekt, Bier, Wein, Whiskey.
Oder so in der Art.
„Nicht so laut", meint Jaron und reibt sich die Schläfen.
„Das passt überhaupt nicht zu dir", kommt es aus mir heraus.
„Zu dir schon", kontert er leicht belustigt.
Für eine volle Belustigung ist er zu fertig mit der Welt, was echt total süß aussieht! Er liegt mit seinem Arm über der Augenpartie gelegt und mit einem Bein aufgestellt angewinkelt im Bett. Fast so, als wenn eine Vision heftig war, was ab und an mal vorkommt, aber durch Benedikt immer sofort behandelt wird.
„Halt die Klappe", entfährt es aus mir und ich setze mich vorsichtig hin.
Scheiße, in meinem Kopf dreht sich alles und irgendwo spielt eine Hintergrund Musik, ich finde nur den Gedankenraum nicht, um die Tür zu zu knallen.
Neben mir richtet Jaron sich ebenfalls auf, er stützt sich einen Moment, ehe er sich aus dem Bett schwingt. Er greift schnell nach einer Trainingshose und einem seiner Hemden. Jetzt sieht er aus, als habe er eine wichtige, militärische Sportbesprechung, wobei er das Hemd nicht in die Hose stopft. Barfuß geht er so nun auf die Tür zu unserem Gemach zu.
„Jaron! So kannst du doch nicht rausgehen!", entfährt es aus mir.
„Bleib liegen, ich hole von Taavi was gegen den Kater", meint Jaron leicht verplant und reißt dann überschwänglich die Tür zum Gemach auf.
Das erste Mal in meinem Leben sehe ich, wie Jaron sich erschreckt. Und so hoch irritiert wie unser Besuch in der Tür steht, ist dem das auch noch nie untergekommen.
Zum Glück ist es direkt Taavi, unser Retter!
„Valerie und Jore sind völlig am Rand ihrer Wahrnehmung, denen geht's richtig bescheiden. Ich dachte ich sehe mal nach euch, nachdem ihr genau so viel wie Valerie gestern gebechert habt", bietet Taavi schmunzelnd an und hält zwei Gläser in die Höhe.
Dunkle Erinnerungen, wie Taavi auf Valerie einredet und sie ihn ignoriert drängt sich in mein Gedächtnis.
„Bitte, Valerie. Morgen wird es dir wahnsinnig schlecht gehen. Höre bitte auf meinen Rat und bleibe bei einer Alkoholsorte".
„Geh doch mit einem deiner Vampirbrüder spielen, ich habe das im Griff".
„Wirklich, morgen liegst du mir wieder in den Ohren, warum ich dich nicht aufhalte. Nun stell das Glas schon weg, Liebes".
„Lass! Mich! In! Ruhe! Das ist meine Entscheidung".
„Wie du willst. Ich bleibe in der Nähe, wenn was ist ruf nach mir, in Ordnung?".
„Mach halt".
Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwas ist mit Valerie. Vorerst drängt sich mein Schwindelgefühl aber in den Vordergrund.
Jaron winkt Taavi umgehend rein, aber bevor Taavi weiter geht, bleibt er stehen und starrt Jaron nun einfach an. Der nimmt das erste Glas schon entgegen und kippt es direkt herunter.
„Was für eine Premiere, ich habe dich noch nie mit einem Kater erlebt. Und auch nicht in so einem lockeren Aufzug", meint Taavi belustigt und deutet auf Jarons Sporthose-Hemd Kombination.
Mit einem Stöhnen setzt Jaron sich auf einen der Sessel in unserem Gemach und Taavi kommt zu mir herüber. Er muss mir sogar helfen das Glas zu heben, ich bin völlig im Arsch. Sachte stützt Taavi mich dabei und streicht effektiv über meinen Rücken, was die aufsteigende Übelkeit vertreibt.
„Besten Dank, kleiner Vampirbruder", murmelt Jaron vom Sofa aus.
„Danke, Taavi", sage ich dann auch und lasse ihn einfach noch einen Moment lang meine Übelkeit im Zaum halten. Dazu lehne ich eingehüllt in der Decke an Taavi an und fixiere einen Punkt vor mir auf dem Boden.
„Legt euch noch eine Stunde hin, es wird einen Moment dauern, bis die Wirkung eintritt", rät Taavi uns und drückt mich mitsamt Decke nun zurück auf die Matratze.
Dann verzieht Taavi sich und Jaron kommt zu mir, um sich ins Bett neben mir zu legen.
„Du hast vergessen dich wieder auszuziehen", sage ich leicht amüsiert.
„Was soll's", meint Jaron und nimmt es so hin.
Eine ganze Weile liegen wir dann noch im Bett und versuchen klar zu kommen.
• Delian •
In kleiner Runde sitzen wir auf dem Sofa, während Taavi ein paar Gemächer mit Medizin abklappert. Jetzt gerade ist er noch bei Jaron und Fenja im Gemach, da scheint's ein wenig zu dauern.
Silas kuschelt gerade mit Enya und streichelt den niedlichen Babykopf, ich habe mir sogar Shade gesichert und spiele gerade mit seinen Ärmchen, während er auf meinem Schoß liegt. Fenix ist schon zurück im Walddorf, genau wie Mavie. Das Tier ruft wohl, habe ich mir sagen lassen.
Vittorius trägt nun Yara aus dem Regierungszimmer, die ein wenig empört guckt.
„Lass mich runter, ich kann auch alleine zu Hendrik und Frederik gehen! Es gibt zwar keine Bedrohung mehr, aber ich will das Meistern!", beschwert Yara sich, während Vittorius sich nun über die Sofalehne mit ihr schwingt.
„Es hat heute aber keiner sonst Zeit und ich habe für heute schon die Trainingspause eingeläutet", erwidert Vittorius unbeeindruckt.
„Ich hätte aber Zeit. Und Delian doch auch, der sitzt da! Mit Shade kann er auch später spielen!", zetert Yara drauf los.
„Delian muss später noch die ersten Vampire teleportieren, vor Taavis Feierlichkeit und dem Sommerfest will jeder meiner Vampirsöhne ein paar Tage in seinem Land verbringen. Also reisen Lucia, Delian und Fenja heute ab, mein Liebling. Mikul hat ab morgen wieder Zeit, dann kommst du auf dein Trainingspensum, keine Sorge. Und auch dein Training für Beschattungen erkennen startet bald, ich muss dafür nur noch einen Feinschliff am Plan vornehmen", erklärt der König nun in aller Ruhe.
Sein Sohn meldet sich bei dieser Gelegenheit gleich mit dazu an, das klingt aber auch sehr brauchbar. Ich habe aber schon genug auf meinem Tagesplan, bei mir wird das erst später dazu kommen.
Yara versteht das scheinbar, sieht das aber nicht ein. Aber gegen ihren Gemahl hat sie keine Schnitte, also rutscht sie rüber zu Silas, kuschelt sich da an und redet auf Enya ein. Vittorius schaut ihr dabei aber amüsiert zu und wir tauschen einen belustigten Blick.
Im nächsten Moment sehe ich Taavi, er bringt zwei leere Gläser in sein Gemach und springt dann äußerst belustigt direkt neben Vittorius.
Mittlerweile habe ich von Shades Armen zu seinen Füßen gewechselt, die er immer zurück ziehen will, aber ich halte einfach fest. Es ist zu niedlich. Natürlich lasse ich ihn dann aber und spiele weiter mit seinen Armen, das mag er scheinbar sehr gerne.
„Mein König, ich muss euch was erzählen!", platzt es aus Taavi heraus und er wendet sich aufgeregt Vittorius zu.
„Dafür, dass du gerade ein paar Leiden bekämpft hast, wirkst du ein bisschen zu sehr erfreut, mein Vampirsohn", betont Vittorius mit einem kleinen Lachen.
„Jaron hat einen Kater vom Alkohol!", verkündet Taavi eindrucksvoll.
„Echt jetzt? Jaron?", fragt Vittorius mit erhobener Augenbraue nach.
„Nein, unser Jaron?", fragt auch Yara sichtlich verwundert.
„Ja! Und er stand mit Trainingshose und losem Hemd da, so unpassend war er noch nie gekleidet! Wobei selbst das irgendwie Stil hatte, es ist immerhin Jaron", redet Taavi nun freudestrahlend drauf los.
Bei dem Fakt mit der Kleidung schauen Yara und Vittorius echt ungläubig, Silas kümmert das aber Null, der ist auf Babywolke Sieben.
„Silas! Hör zu verdammt! Sei doch entsetzt!", tadelt Yara direkt drauf los und boxt Silas kräftig auf den Oberarm.
„Au! Mutter! Lass das!", erwidert Silas und starrt sie böse an.
Jetzt fängt Enya an zu weinen und Silas schmiegt sein Dämonenbaby fest an sich, um es zu trösten.
„Oh, das wollte ich nicht, entschuldige bitte, mein kleines Enkelkind. Besser du kommst zu mir. Silas, nun gib schon her!", betont Yara und streichelt schon Enyas Kopf.
Mit einem Augenrollen übergibt Silas sein kleines Mädchen an seine Mutter und Yara kuschelt nun freudig mit ihrem Enkelkind. Taavi und Vittorius schauen solange dabei zu und freuen sich einfach, Babies scheinen echt hoch im Kurs zu stehen.
„Delian, du bist ein richtiger Babyflüsterer. Shade ist ja absolut tiefenentspannt", lobt Taavi mich nun und sogleich taucht er neben mir auf. So kann er den Minidämon aus der Nähe betrachten.
„Er ist schon niedlich, aber wenn er jetzt weint wüsste ich nicht, was ich tun soll", gestehe ich mit einem Grinsen.
„Ach sowas kommt mit der Zeit, mach dir keine Sorgen. Sicher wirst du auf Shade oder Enya mal aufpassen, dann wirst du es so oder so lernen. Das erging dem einen oder anderen Vampir aus unserem Hause auch so, als Lucia und Silas noch Vampirbabies waren. Daryun zum Beispiel hat die Zwei immer angefasst, als würde er Steine hochhalten, das war urkomisch. Und Isajah hat die Zwei immer hilflos angestarrt, wenn er auf sie aufgepasst hat und einer von beiden mal geweint hat. Einmal hat Isajah sogar Mikul herbei gerufen und Lucan holen lassen, weil er Lucia nicht beruhigt bekommen hat. Also ganz locker, jeder fängt mal klein an", erzählt Taavi und lockert so die Stimmung ein wenig auf.
Da wäre ich damals ja gerne dabei gewesen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Mini Lucia weint und nach ihrem Vater ruft, während Isajah tausend innere Tode stirbt. Dabei wäre sie bei Isajah absolut sicher und hätte sich ruhig trösten lassen können. Mal sehen wie das mal bei Shade und Enya wird.
Eine Weile verbringen wir noch entspannt unsere Zeit, bis wir am Nachmittag die große Teleportation starten. Also nichts weltbewegendes, jeder ist dann zurück in seinem Land in der üblichen Aufteilung.