Ihr wahnsinniges Herz

By JayleenTurner

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Ich weiß jetzt, wer du bist. Ein Stalker. Ein Mörder. Ein verdammter Psychopath. Ich habe dich an mich hera... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20

Kapitel 16

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By JayleenTurner

Ich wusste nicht, ob er bewaffnet war oder ich ihn schnell genug erledigen konnte, 

ehe eine Kugel ihren Schädel durchbohrte.

>> Waylen <<

Diese kleine Bitch. Ich hatte genug. Verfickte Scheiße nochmal. Warum konnte sie nicht ein einziges verschissenes Mal auf mich hören? Das Bedürfnis, ihren Schädel gegen eine Wand zu knallen, wurde übermächtig. Ich hatte ihr genau einen sehr einfachen Befehl gegeben. Sie sollte pissen gehen und dann wieder direkt zurück zu mir laufen. Natürlich hatte sie nicht auf mich gehört. Sie war unserem Feind direkt in die Arme laufen.

Ich sollte sie erwürgen. Sie brachte nicht nur sich selbst sondern unsere gesamte Organisation in Gefahr.

„Nimm deiner Finger von meiner Frau", presste ich zwischen den Zähnen hervor.

Ricardo wirbelte herum. Er schien wenig überrascht zu sein mich zu sehen. Harlows Schultern sackten vor Erleichterung nach unten, nachdem sie mich erblickt hatte. Sie sollte sich nicht zu sehr entspannen. Ich wusste noch nicht, wie viele seiner Männer im Club lauerten. Ich wusste nicht, ob er bewaffnet war oder ich ihn schnell genug erledigen konnte, ehe eine Kugel ihren Schädel durchbohrte.

„Jetzt wird die Party erst richtig interessant", grinste mich der Wichser an.

„Ich habe gesagt, dass du deine hässlichen Wülste von meiner Frau nehmen sollst", wiederholte ich mich lauter.

Ricardo schnalzte mit der Zunge und verfestigte seinen Griff um Harlows Arm.

„Entspann dich, Waylen. Meinst du nicht, wir hätten einiges zu besprechen?"

„Großartige Idee: Möchtest du lieber eine Kugel in deinem Schädel haben oder soll ich dir die Kehle aufschlitzen?", hakte ich nach.

Das Monster in mir regte sich in freudiger Erwartung wieder etwas Blut zu Gesicht zu bekommen. Langsam stellte sich das Summen in meinen Adern ein.

Racardo hob eine Braue. Seine Mundwinkel zogen sich weiter hoch. Er wirkte siegessicher. Wie viele Männer hatte er hier? Ich versuchte unauffällig meinen Blick über die Fläche schweifen zu lassen. Hier oben war es zu dunkel, um etwas zu erkennen. Die Gefahr für Harlow war damit für mich nicht abschätzbar. Ich konnte mich nicht auf den Tod des Wichsers vor mir freuen, wenn ich Harlow dabei verlieren konnte. Fuck.

So lange hatten wir nach dem Erben des Crystal Clans gesucht. Er hatte sich wie eine verfickte Ratte in der Dunkelheit der Kanalisation versteckt und jetzt stand er direkt vor mir. Ich müsste nur meine Waffe hervorziehen und wir hätten endlich ein Problem weniger. Es wäre so verfickt leicht, stände Harlow nicht neben ihm.

Das Arschloch hatte uns jeden Nerv in den letzten Monaten gekostet. Er verdiente einen schmerzhaften Tod. Einen langsamen Tod.

„Ich habe eine bessere Idee. Du kannst die kleine Schlampe haben und noch viele neue, frische Pussys. Du könntest dich zur Ruhe setzen und ich lasse dich deine letzten Jahre genießen, solange du mir nicht in die Quere kommst."

Ich legte den Kopf schief, wartete auf seine nächsten Worte. Ricardo starrte mich jedoch nur an.

„Dein Angebot klingt nicht unbedingt verlockend. Ich kann auch jetzt jede Schlampe in dieser Stadt haben und bekomme jeden Monat ein hübsches Sümmchen für eine aufgeschlitzte Kehle. Warum soll ich in Rente gehen?"

„Weil ich dich und deine Schlampe dafür am Leben lasse. Dem Rest deines Clans gebe ich nicht diese Möglichkeit", zischte das Arschloch vor mir.

Ich lachte. Glaubte er wirklich, er könnte uns auslöschen?

„Warum bekomme ich dieses Angebot?"

„Du stehst Kiril nah. Für dich wäre es ein leichtes an ihn heranzukommen. Ein letzter Auftrag und danach kannst du deinen Ruhestand genießen: Töte Morzov."

Das Lachen aus meinem Gesicht verschwand. Ich war sicherlich vieles, aber ich war kein Verräter. Ich sollte ihm für seine Worte die Haut vom Schädel ziehen. Dass er überhaupt diese Dreistigkeit besaß mich zu überreden einen meiner Brüder zu ermorden, sprach nicht gerade für seine Intelligenz.

„Fick dich", lehnte ich sein Angebot ab.

„Falsche Entscheidung", presste Ricardo hervor. Wie aufs Stichwort tauchten zwei Männer aus der Dunkelheit auf. Zielstrebig liefen sie auf uns zu. Ohne lang darüber nachzudenken, zog ich meine Waffe und feuerte los. Eine Kugel. Ein kleiner Schwenker. Noch eine Kugel.

Ein Schriller Schrei drang durch meine Konzentration. Ich sah zu Harlow. Mit zusammengekniffenen Lidern stand sie stocksteif in Ricardos Griff. Wahrscheinlich hatte ich ihr Angst eingejagt. Das war nicht wichtig. Zumindest jetzt nicht. Ein bisschen Angst vor mir konnte ihr nicht schaden. Ich blickte wieder hinter die beiden.

Auch wenn ich das Messer bevorzugte, konnte ich mit einer Kanone umgehen. Ich hatte jahrelang bis zur Perfektion geübt. Ein Grinsen machte sich in mir breit, nachdem ich zufrieden festgestellt hatte, dass beide Männer zu Boden gingen. In jedem Schädel prangte ein Loch.

„Netter Versuch", sah ich Ricardo an.

Von der vorherigen Selbstsicherheit sah man ihm nichts mehr an. Unruhig huschten seine Augen durch den Raum.

„Denkst du wirklich, es sei so einfach mich zu erledigen?"

Er presste die Lippen zusammen. Er hatte es wirklich angenommen. So dämlich konnte doch nicht einmal er sein.

„Du hattest überhaupt keinen Plan, oder? Der ganze Scheiß der letzten Monate ist nicht auf deinen Mist gewachsen. Du führst nur Befehle aus", zog ich meine Schlussfolgerungen.

Das hatten Kiril und ich längst vermutet. Ricardo war zu dumm für so viel Ärger.

„Was springt für dich dabei heraus?", interessierte ich mich für sein Motiv.

Plötzlich hielt er eine Waffe in seiner Hand. Mit zitternder Hand drückte er die Mündung gegen Harlows Schädel. Mir wurde schlecht. Eine falsche Bewegung seinerseits und ich könnte die Reste ihres Gehirns vom Boden kratzen. Er war nervös und die ersten Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Ein unerfahrener Schütze, der sich bedroht fühlte, und eine Waffe waren eine beschissene Kombination. Selbst mit meinen Skills könnte ich nicht vor der Kugel bei Harlow sein, falls Ricardos Finger unglücklich abrutschen sollte.

„Wovon sprichst du?", brüllte er fast.

„Komm schon. Das war doch alles nicht deine Idee. Du tauchst hier nur mit zwei Männern auf. Das ist leichtsinnig. So lebensmüde warst du die letzten Monate nicht."

„Halt deine Scheißfresse."

Sein Zeigefinger zuckte. Die Genugtuung das Weichei vor mir in die Enge getrieben zu haben, wurde von einer inneren Unruhe vertrieben. Ricardo könnte jeden Moment etwas Unüberlegtes tun. Ich hatte nicht viele Möglichkeiten. Stürzte ich mich auf ihn, würde er schießen. Entweder ich hätte Glück und wäre vorher bei ihm, sodass nicht unbedingt Harlows Kopf die Kugel abbekäme, oder ich käme zu spät.

Ich hielt meine Waffe immer noch in der Hand. Ich könnte versuchen ihm direkt in den Schädel zu schießen. Vielleicht träfe ich Harlow. Sie verdeckte die Hälfte seines Körpers. Ricardo müsste sich nur ungünstig bewegen. Dann hätte ich die Frau auf dem Gewissen, die ich so dringend an meiner Seite haben wollte. Außerdem bekämen wir so auch nicht heraus, wer hinter all dem steckte. Nur lebend konnte uns Ricardo Informationen liefern.

Wie man es auch drehte, ginge ich an diesem Abend nicht als Sieger aus der Geschichte. Für wen entschied ich mich? Für Harlow, die mein Leben in den letzten Monaten in ein Höllenloch verwandelt hatte, weil sie sich nicht zu mir bekennen wollte? Oder für die Organisation, die mir mehr ermöglicht hatte, als ich es jemals für möglich gehalten hätte?

Ich hielt mich für einen loyalen Mann. Ich würde jederzeit für meinen Clan durch die Hölle gehen. Ich würde Kiril immer schützen. Ich würde das Kind beschützen, das mir einst die Hand gereicht hatte und nur mit mir hatte sprechen wollen. Ich würde den Mann, der aus dem Kind hervorgegangen war, schützen, weil er mir meine Fürsorge mit Reichtum, Sinnhaftigkeit und Treue vergolten hatte.

Konnte ich für all das Harlow aufgeben? Ein ganzes Leben und meine Loyalität für einen Mann, der alles für mich getan hatte?

Mein Handgelenk rutschte höher. Ich drückte auf den Abzug. Deutlich vernahm ich den Knall, als die Kugel die Waffe verließ. Dann wartete ich. Ich sah Ricardo direkt in die Augen.

Für mich gab es keine Wahl. Bevor ich mir die Frage hatte stellen können, hatte meine Entscheidung bereits festgestanden. Ich verdankte Kiril mein Leben. Wäre er nicht gewesen, wäre ich längst auf der Straße bei einem Kampf verreckt.

Ricardo taumelte. Harlow zitterte am ganzen Körper und ließ weiterhin die Augen geschlossen. Wahrscheinlich wollte sie die Bilder nicht in ihrem Kopf haben. Sie wurde bereits vom Mord ihres Vaters verfolgt. Die Tatsache, dass sie selbst Cara aufgeschlitzt hatte, machte die Sache auch nicht besser.

Ricardos Beine knickten ein. Der Griff um Harlow hatte sich gelockert. Sie taumelte.

Ich hatte mein eigentliches Ziel verfehlt. Ich hatte ihm eine Kugel zwischen die Augen ballern wollen. Es hatte jedoch nur das Auge erwischt, dennoch befand sich jetzt eine Kugel in seinem Gehirn und beendete sein elendiges Dasein.

Es hatte nie eine Wahl gegeben. Für Kiril würde ich alles tun, doch für Harlow gäbe ich mein Leben. Ihr Leben ging über meinen Clan hinaus.

Ich atmete durch, steckte die Waffe weg und trat auf Harlow zu. Fest packte ich sie bei den Schultern. Sie quiekt auf. Im schummrigen Licht erkannte ich ein paar Blutspritzer in ihren hellen Haaren. Ich überprüfte die wichtigsten Stellen ihres Körpers. Keine Verletzungen. Ein riesiger Stein fiel von meiner Brust. Fast sofort stellte sich die Wut wieder ein. Das alles wäre nicht passiert, wenn sie auf mich gehört hätte. Ich hatte genug von ihrem Trotz.

„Mach deine Augen auf", befahl ich.

Sie riss ihre Lider auf. Das Dunkelblau ihrer Augen war in Angst getränkt.

„Du bist in Sicherheit", informierte ich sie.

„Du hast sie erschossen", flüsterte sie, sodass ich kaum ein Wort bei der lauten Musik verstand.

„Hätte ich sie am Leben lassen sollen? Jeder einzelne dieser Wichser wollte uns tot sehen."

Ihre Lippe zitterte. Tränen bildeten sich in ihren Augen, die ich kaum ertrug. Ich hatte ihr noch mehr Futter gegeben, weshalb sie nicht bei mir bleiben konnte. Diesen Gedanken konnte ich ihr deutlich vom Gesicht ablesen, aber dieses Mal ließe ich sie nicht gehen. Es war keine Option. Ich hatte mich gegen die Sicherheit meines Clans und für die ihre entschieden. Sie sollte verdammt nochmal dankbar sein!

„Komm mit", knurrte ich. Ich ließ einen ihrer Arme los und zog sie am anderen über die Plattform, die Treppe nach unten, vorbei an den Toiletten. Sie stolperte fast, folgte mir jedoch ohne Widerstand.

Die Meute im Laden tanzte und soff weiter. Dank der lauten Musik hatte kein Schwein mitbekommen, dass ich drei Männer von ihrem Leid erlöst hatte.

Vor der Tür blieb ich stehen und wandte mich an die Türsteher.

„Niemand betritt den VIP-Bereich", stellte ich klar.

Sie gehörten zwar nicht direkt zum Clan, zahlten aber auch eine hübsche Summe, damit keine Drogen im Laden und auf der Straße auftauchten. Sie würden daher auf mich hören.

Ich verfrachtete Harlow auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Erst danach ließ ich mich hinters Steuer fallen und wählte sofort Kirils Nummer.

„Du störst", ging er ran.

„Nicht ohne Grund. Ricardo und zwei seiner Männer liegen im Smoke. Kannst du die Reinigung beauftragen?"

„Du hast den Bastard erwischt?", fragte Kiril ungläubig.

Ich konnte es auch immer noch kaum fassen. Es war viel zu leicht gewesen.

„Ja."

„Komm zum Haupthaus."

Ich sah zur Seite. Harlow sah aus dem Fenster, festgefroren auf meinem Sitz. Nur ihre zitternden Hände verrieten ihren wirklichen Gefühlszustand.

„Ich kann nicht. Ich muss Harlow nach Hause bringen."

Es herrschte Stille am anderen Ende.

„Wie viel hat sie mitbekommen?", wollte Kiril wissen.

„Alles", war ich ehrlich zu ihm.

„Wir sehen uns morgen. Ich komme zu dir", beendete Kiril das Gespräch. Ich war froh über die Galgenfrist.

Ich parkte mein Auto in der Tiefgarage und stieg aus. Harlow schien überhaupt nicht mitbekommen zu haben, dass wir unser Ziel erreicht hatten.

Ich zog sie aus dem Wagen, um diesen anschließend abzuschließen und die abwesende Frau in den Fahrstuhl zu bugsieren. Ich ließ sie die ganze Zeit über nicht los. Sie wehrte sich nicht gegen mich.

Ich dirigierte uns ins Badezimmer und ließ Wasser in die Badewanne ein. Selbst als ich sie begann zu entkleiden, kam kein Wort über ihre Lippen. Sie ließ es einfach über sich ergehen. Ich wollte sie schütteln. In mir kämpften zwei Seiten. Einerseits war ich wütend auf sie, weil sie wieder mein Wort missachtet hatte, andererseits tat sie mir leid. Wenn man in meine Welt nicht hineingeboren wurde, war es schwer sich darin zurecht zu finden. Es musste ihr komplettes Verständnis von Moral und Gesetz durcheinanderbringen.

Als ich auch meine Kleidung losgeworden war, hob ich sie in die Wanne und stieg mit hinein. Ich setzte mich hin, wobei ich sie zwischen meine Beine zog. Sobald das Wasser den Wannenrand erreichte, drehte ich den Hahn ab.

Harlow schnaufte und schüttelte den Kopf. Ich rieb ihr über die Arme und wartete.

„Du hast sie einfach getötet", murmelte sie das erste Mal, seit wir den Club verlassen hatten.

„Ja", stimmte ich ihr schlicht zu.

Warum sollte ich es leugnen? Ich hatte jedem einzelnen von ihnen in den Kopf geschossen.

Sie drehte den Kopf in meine Richtung. Ihr Blick klärte sich leicht.

„War es schwer?"

Ich zuckte mit den Schultern. Wollte sie eine ehrliche Antwort von mir?

„Nicht schwerer als zu Atmen", erwiderte ich.

Ihre kleinen Brauen schoben sich zusammen.

„Wie viele?"

„Wie viele wovon?"

„Wie viele Menschen hast du schon getötet?", verlangte sie nach einer Antwort.

„Ich habe nie mitgezählt. Unzählige. Genug, dass es nicht schwerfällt", erklärte ich.

Ich hatte tatsächlich nicht nachgezählt. Ich hatte auch nicht mehr jedes Gesicht vor Augen. Ich konnte mich an meinen ersten Toten erinnern. Dieser hatte sich genau wie mein erster Fick in mein Gehirn gebrannt.

„Was wollten die Männer von uns?"

„Das war Ricardo. Du erinnerst dich an Alejandro? Er ist sein Bruder. Der Kerl, der in unser Geschäft pfuscht und die Prostituierte getötet hat. Er wollte, dass ich Kiril töte. So hätte er gewonnen", führte ich die Geschehnisse dieser Nacht aus.

„Und was habe ich damit zu tun? Du warst nicht einmal in der Nähe, als er aufgetaucht ist."

Meiner Hände wanderten auf ihre Schultern. Sanft begann ich die verspannten Muskeln zu kneten.

„Und darüber unterhalten wir uns auch noch, Harlow. Du hast dich nicht an meine Anweisung gehalten. Was wäre passiert, wenn ich nicht nach dir gesucht hätte? Der Wichser hätte dich gefickt und anschließend getötet", zischte ich. Ich war bemüht. Wirklich. Ich wollte meine Wut jetzt nicht rauslassen, aber sie erinnerte mich genau an meinen wunden Punkt.

„Danke. Das du mich geholt hast", stotterte sie widerwillig.

„Immer. Ich werde dich immer holen."

Sie betrachtete mein Gesicht. Die Brauen waren noch immer zusammengeschoben. Sie sollte sich endlich entspannen. Hier konnte ihr nichts passieren.

Ich schob meine Hand auf ihren Hals und presste ihren Rücken gegen meine Brust. Sie ächzte leicht. Sie wollte zum Sprechen ansetzen, aber ich hatte keine Lust mehr zu Reden. Sie war wieder der nächstbesten Gefahr in die Arme gelaufen. Sie hatte nicht auf mich gehört und ich hätte sie fast ein weiteres Mal verloren.

Ich kippte ihren Kopf ein Stück nach hinten und presste meinen Mund auf ihre zarten Lippen. Das Wort blieb ihr im Halse stecken. Ich nutzte die Gelegenheit meine Zunge in ihre Mundhöhle zu schieben. Fuck. Sie schmeckte wie reinstes Aphrodisiakum. Ein leises Seufzen verließ ihre Lippen, das ich nur zu gern in mich aufnahm. Sie war nicht immun gegen mich, was mich mehr als freute. Selbst nach heute. Obwohl sie mich hatte töten sehen, was ich nie beabsichtigt hatte, schaffte sie es nicht gegen ihre Gefühle für mich anzukämpfen. Sie mochte es, wie ich sie berührte. Ich war mir sicher, dass sie die Orgasmen, die ich ihr bereiten konnte, sogar liebte.

Das reichte mir für jetzt. Alles andere bekäme ich schon noch von ihr. Ich wollte ihren Verstand, ihre Seele und jeden dunklen Gedanken. Ich wollte, dass sie mir vollständig gehörte und mich mit meiner schwarzen Seele akzeptierte. Dafür gäbe ich ihr das, wozu ich vor ihr nie fähig gewesen war. Liebe. Sie hatte gewollt, dass ich sie liebe. Jetzt tat ich es. Jetzt verstand ich, warum man es sich wünschte.

Obwohl sie mich immer wieder zur Hölle jagte, kam ich wieder, weil ich nicht genug von ihr bekam. Liebe machte blind. Ich war dank ihr nicht mehr in der Lage klar zu denken. Es gab nichts, was ich nicht für sie täte.

Nur langsam löste ich mich von ihr. Ihre süßen Lippen glänzten von meinem Mund. Schwer atmete sie mir ins Gesicht, während ich meine Stirn an ihre lehnte und jede Regung ihrerseits beobachtete. Ich könnte sie stundenlang ansehen. Sie war so schön.

„Warum laufe ich nicht weg?", wisperte sie mehr zu sich selbst als zu mir, ehe sie die Lider hob.

Ich sah ihr direkt in die Augen. Wollte sie eine ehrliche Antwort von mir?

„Ich lasse nicht zu, dass du wieder davonläufst", stellte ich klar.

„Ich sollte Angst vor dir haben."

Dazu konnte ich nichts erwidern. Die meisten Menschen fürchteten sich von mir, sofern sie herausfanden, wie ich mein Geld verdiente. Ich nickte daher nur.

„Ich fürchte mich nicht", schob sie hinterher und schien irritiert darüber zu sein.

Dafür war ich dankbar. Ich wollte nicht, dass sie in Angst lebte. Ich wollte sie genau so, wie sie war. Mit Widerworten und Gegenwehr. Es war ein Teil von ihr. Auch wenn mich dieser immer wieder in den Wahnsinn trieb.

„Das ist gut. Hörst du jetzt endlich auf mich von dir zustoßen?", hakte ich nach.

Obwohl ich es wissen wollte und sie keinesfalls gehen ließe, machte mich meine eigene Frage nervös.

Ihr Mundwinkel zuckte. Dann atmete sie tief durch.

„Du hast doch gesagt, dass du mich nicht lässt. Habe ich dann eine Wahl, als bei dir zu bleiben?"

Ich streichelte von ihrem Hals über ihre Brust, bis ich ihren Bauch erreicht hatte, wo ich meine Hand liegenließ. So sehr ich ihre Nähe auch genoss, die Position war für keinen von uns wirklich bequem. Ich hob meinen Kopf. Harlow lehnte ihren gegen meine Schulter und machte keine Anstalten sich von mir zu lösen.

„Sag mir, was du willst. Willst du mich? Du hast heute gesehen, wie meine Welt sein kann. Ich kann dir nicht versprechen, dass so etwas nie wieder passiert."

„Ist das denn wichtig? Ich kann nicht gehen, weil du mich nicht lässt. Was ändert dabei meine Antwort?", murmelte sie und verschloss ihre wunderschönen Augen vor mir.

„Mir ist deine Antwort wichtig", brummte ich zurück.

„Ich weiß es nicht, okay? Ich bin völlig durcheinander. Ich möchte dich nicht wollen. Ich möchte nicht zu deiner Welt gehören. Dafür ist es aber zu spät. Ich bin mittendrin und weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Ich schätze, ich lasse es einfach auf mich zukommen", beantwortete sie endlich meine Frage.

Das war ein Fortschritt. Immerhin hatte sie nicht mehr vor abzuhauen. Ihre Worte schafften es, dass sämtliche Wut über ihr Handeln aus meinen Knochen verschwand. Wir mussten unbedingt noch darüber sprechen. Nur nicht jetzt. Ich hatte sie endlich dort, wo ich sie die ganze Zeit haben wollte: In meinem Armen und ohne Gegenwehr.

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