Sacrifice - Don't touch her

By ChaosMary

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Eine Mordserie erschüttert das Land. Immer wieder verschwinden junge Mädchen, werden Wochen später tot und m... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Epilog
Hörprobe

15. Kapitel

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By ChaosMary

Das warme Wasser prasselte beruhigend auf mich nieder. Ich spürte den Wasserstrahl auf meiner Haut. Und spürte ihn irgendwie auch nicht.

Wenn es etwas gab, was ich in den letzten Monaten gelernt hatte, dann war es eine Sache: Mit meinen Gedanken aus meinem eigenen Körper zu fliehen. Abstand zu der Realität zu bekommen und sich in eine Welt zurück zu ziehen, in der alles in Ordnung war. In der man nicht von einem fremden Mann angefasst, missbraucht und geschlagen wurde.

Ich gab mir wirklich Mühe, auf Drew zu hören. Denn dann hielt er seine Versprechen. Ich durfte in einem Zimmer unter dem Dach wohnen. Auch den eingezäunten und bewachten Garten betreten durfte ich. Von da aus hatte man einen schönen Blick zu einem Fluss, der gar nicht so weit entfernt vom Grundstück durch die Landschaft floss. Aber manchmal war mir der Preis dafür zu hoch. Dann verbannte er mich zurück in den Keller. Natürlich erst, nachdem er sich mit Gewalt das genommen hatte, was er ursprünglich von mir wollte und ich ihm verweigern wollte.

Ich konnte nicht mehr. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushalten würde. Wenn ich tat was er von mir verlangte, war er nicht so grob. Aber es änderte nichts an den Sachen, die er mit mir machte.

Langsam wusste ich nicht mehr, wie lange ich schon hier war. Bestimmt schon drei oder vier Monate. Jeder Tag war wie der andere. Jeder Tag war schrecklich und jeden Morgen könnte ich vor Verzweiflung weinend liegen bleiben. Aber das ging nicht. Dann kam er und ließ mich holen. Ich musste ihm gehorchen wie ein Hund.

Wenn ich bei ihm war, gelang es mir meistens die Fassade aufrecht zu erhalten. Mittlerweile vertraute er mir. Ich versuchte extra, sein Vertrauen zu gewinnen. Dann würde er mir vielleicht endlich mal sagen, warum er mich hergeholt hatte. Warum er mich so quälte und seinen Spaß daran hatte. Ich spürte, dass ich ihn bald so weit hatte. Aber ich wusste nicht, ob es bis dahin nicht schon zu spät war.

Ich kippte mir Duschgel auf die Hand und rubbelte mit den Händen über meinen Körper. Schrubbte meine Haut ab, aber die Erinnerungen verschwanden nicht. Stockend fuhr ich über meinen Oberkörper. Meine spannenden Brüste und dann über den leicht vorgewölbten Bauch.

Das war mir schon seit längerem aufgefallen. Ich dachte erst, ich hätte vielleicht zu viel gegessen. Oder allgemein einfach zugenommen. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass ich hier noch nie meine Tage gehabt hatte. Erst schob ich es auf die Umstellung. Neue Umgebung, neue Menschen. Meine innere Unruhe, sodass meine Monatsblutung ausblieb. Sowas konnte schließlich immer psychische Ursachen haben.

Jedoch schien es bei mir nicht so zu sein. Und das machte mich wahnsinnig.

Ich konnte mich abkapseln, ich konnte mich zurückziehen, in meine eigene Gedankenwelt flüchten. Drew von mir drängen. Er berührte nur von außen meinen Körper, drang aber nicht bis in mein tiefstes Inneres durch. Doch jetzt trug ich vielleicht etwas von ihm in mir. Davor konnte ich mich nicht schützen. Das konnte ich nicht von mir stoßen. Es würde in mir heran wachsen, immer größer werden und mich immer mehr an das erinnern, was passiert war.

Verzweifelt wusch ich mir den Schaum ab, fuhr mir mit den Händen über das Gesicht und durch die Haare. Mich hielt nur noch ein einziger Gedanke auf den Beinen. Es könnte auch noch von Tilo sein.

Kaum dachte ich an ihn, liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich brauchte ihn so sehr wie noch nie. Aber er war so unerreichbar weit weg. Für ihn musste es genauso schwer sein. Und sollte ich hier jemals rauskommen, würde es für ihn bestimmt unmöglich sein, weiter mit mir zusammen zu sein, wenn ich das Baby von einem Psychopathen in mir trug.

Zitternd stellte ich das Wasser aus und kletterte aus der Dusche. Barfuß lief ich bis vor den großen Spiegel. Ich erkannte mich nicht wieder. Mir blickten leere Augen entgegen, die nichts mehr mit den lebhaften, lachenden Augen von früher zu tun hatten. Meine Haut wirkte fahl, die Haare hingen mir nass und in Strähnen um das Gesicht bis auf die nackten Schultern hinunter.
Ich stellte mich seitlich hin und begutachtete das erste Mal so richtig meinen Bauch. Vorher hatte ich es verdrängt, versucht zu ignorieren. Doch das ging nicht mehr.

Hart schluckte ich. Die kleine Kugel war größer als erwartet. Ich würde es nicht mehr lange verstecken können. Panik wallte in mir auf. Was würde Drew tun, wenn er es sah?
Es würde ihm auf jeden Fall nicht gefallen. Wahrscheinlich würde er einen einfachen Weg wählen und mich verprügeln, sodass ich es verlieren würde.

Aber das wollte ich nicht. Immerhin bestand die Chance, dass es nicht seins war. Und ich könnte es mir nie verzeihen, Tilos Kind getötet zu haben.

Langsam trocknete ich mich ab. Dabei fing ich an, einen Plan zu machen. Ich musste definitiv hier raus. Dringender als jemals zuvor. Ich musste zu einem Arzt und das Fruchtwasser untersuchen lassen, damit ich sicher gehen konnte, wer der Vater war. Und ich musste das Kind vor Drew beschützen. Ich wollte zurück zu Tilo. Auch wenn ich nicht wusste, ob er mich zurücknehmen würde. Aber alles war besser, als weiter hier zu bleiben. Jeder weitere Tag brachte mich weiter an meine Grenzen. Und jetzt musste ich stark sein. Nicht nur für mich alleine.

Ich zog mir einen weiten Pulli und eine Jogginghose an. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass sich der Bauch selbst unter dem Pulli abzeichnete. Wie hatte ich es nur geschafft, die Tatsache das ich wirklich schwanger war, so lange zu ignorieren?

Ohne auf diese Frage eine Antwort zu finden, kämmte ich meine Haare und sah meinem Spiegelbild dann möglichst entschlossen in die Augen.

Ein Klopfen ließ mich zusammen fahren. "Er wartet auf dich", teilte mir eine strenge Stimme durch die Tür mit. Sie gehörte zu Jason. Er war noch jung, schien aber keine eigene Meinung mehr zu haben. Hier war er mein persönlicher Wächter, damit ich keinen Mist machte. Er führte jeden von Drews Befehlen blind aus. Genau deswegen vertraute Drew ihm.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Jason war meine Lösung. Er war einfacher zu knacken als Drew. Ich musste ihn nur um den Finger wickeln.

"Einen Moment noch", antwortete ich und war dankbar dafür, dass meine Stimme fest klang. Schnell zog ich mir die Hose wieder aus, band mir die Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen und öffnete dann die Tür.
"Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat", sagte ich und trat aus dem Badezimmer heraus. Der Pulli reichte mir bis knapp über den Hintern. Jason bemerkte es und starrte mir direkt auf den Arsch, als ich mich auf den Weg in Richtung Drews Wohnzimmer machte.

Jason war auch dumm. Und er war schnell geil. Das musste ich ausnutzen. Denn er trug immer ein Handy bei sich. Dieses Handy wäre meine einzige Möglichkeit, nach draußen zu kommunizieren. Ich hatte einen Plan, wie ich daran gelangen konnte. Und dann brauchte ich noch einen Plan, wie ich von diesem Grundstück herunterkam. Auch dabei könnte Jason mir behilflich sein, da er jeden Schlüssel von diesem Grundstück besaß.

Kurz vor der Tür blieb ich stehen und drehte mich zu Jason um. Es dauerte einige Sekunden, bis er es bemerkte und ebenfalls stehen blieb. Leicht peinlich berührt hob er den Blick und sah mich an. Ich erwiderte den Blick fest, grinste leicht und zog dann meinen Pullover ein Stück höher. Entblößte mehr von meinem Bein, doch bevor er zu viel sehen konnte, ließ ich den Stoff wieder fallen.

"Komm heute Nacht zu mir, wenn du mehr sehen willst", flüsterte ich nah an seinem Ohr. Perplex riss er die Augen auf und setzte zu einer Antwort an. Bevor er sie jedoch sagen konnte, ließ ich ihn stehen und betrat das Wohnzimmer. Mit einem Klacken zog ich die Tür hinter mir zu.

Ich war einigermaßen zufrieden mit mir. Ich hoffte, er würde kommen. Dann musste ich ihn irgendwie ablenken, um an das Handy zu gelangen. Und dann fehlte mir noch die Idee, was ich der Polizei mitteilen sollte. Ich brauchte einen Ort hier in der Nähe, wo sie mich abholen könnten. Aber selbst wenn ich einen finden würde, hatte ich noch ein Problem. Drew würde mich nie allein gehen lassen.

Also brauchte ich einen guten Grund, um hier vom Grundstück zu müssen. Mir war es egal, ob ich alleine oder in Begleitung gehen würde. Hauptsache ich kam irgendwie auf die andere Seite des großen Tores. Dann war ich endlich frei.

"Da bist du ja", riss mich Drews Stimme aus meinen Gedanken und ich nahm ihn erst jetzt richtig wahr. Er stand am Esstisch mit einem Bild in der Hand. Kurz streifte sein Blick meine nackten Beine. Ich bereute es, die Hose nicht mitgenommen zu haben. Ich wollte nicht, dass er auf falsche Gedanken kam. Aber das schien er nicht. Denn das Bild in seiner Hand lenkte ihn zu sehr ab.

Vorsichtig näherte ich mich ihm. Stellte mich neben ihn und betrachtete das Bild.
"Wer ist das?" fragte ich leise, als ich ein junges Mädchen erkannte. Sie hatte blonde Haare, blaue Augen und ein strahlendes Lächeln. Sie war ungefähr in dem Alter der Mädchen, die Drew entführt hatte. Aber es war keines von seinen Opfern. Das verwirrte mich.

"Lucy" antwortete Drew, ohne den Blick von dem Bild zu heben. "Ich hab es lange im Schrank liegen gehabt. Ich konnte es nicht ertragen, sie anzusehen", sagte er mehr zu sich selbst als zu mir.

Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ich nickte zaghaft. Durch die Bewegung erinnerte sich Drew an meine Anwesenheit und sah mich an. Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Ich war kurz davor, mich wieder in meine Gedanken zu flüchten, als ich seinen traurigen Blick bemerkte. So hatte er mich noch nie angesehen. So hatte er allgemein noch nie geguckt. Traurig und gebrochen.

Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Seine Lippen öffneten sich, ich konnte es fast nicht glauben, aber sie zitterten leicht. Er setzte zu einem weiteren Satz an, es schien ihm unglaublich schwer zu fallen, ihn laut auszusprechen.

Doch dann kamen die Worte über seine Lippen.
"Sie war meine Tochter."

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