Soulless - Auf ewig verbunden

By freezing_storm

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„Ihre Zeit ist gekommen", ertönte Athanasios' dunkle Stimme durch den dichten Nebel. ,,Ich werde sie nicht s... More

Aesthetics
Prolog
Kapitel 1: Sol
Kapitel 2: Atlas
Kapitel 3: Sol
Kapitel 4: Sol
Kapitel 5: Sol
Kapitel 6: Atlas
Kapitel 7: Sol
Kapitel 8: Sol
Kapitel 9: Atlas
Kapitel 10: Sol
Kapitel 11: Sol
Kapitel 12: Sol
Kapitel 13: Atlas
Kapitel 14: Sol
Kapitel 15: Sol
Kapitel 16: Sol
Kapitel 17: Sol
Kapitel 18: Atlas
Kapitel 19: Sol
Kapitel 20: Atlas
Kapitel 21: Sol
Kapitel 22: Atlas
Kapitel 23: Atlas
Kapitel 24: Atlas
Kapitel 25: Sol
Kapitel 26: Atlas
Kapitel 27: Sol
Kapitel 28: Sol
Kapitel 29: Sol
Kapitel 30: Sol
Kapitel 31: Atlas
Kapitel 33: Sol
Kapitel 34: Sol
Kapitel 35: Sol
Kapitel 36: Sol
Kapitel 37: Sol
Kapitel 38: Sol
Kapitel 39: Sol
Kapitel 40: Atlas
Kapitel 41: Sol
Kapitel 42: Sol
Kapitel 43: Sol
Kapitel 44: Atlas
Kapitel 45: Atlas
Kapitel 46: Sol
Kapitel 47: Atlas
Kapitel 48: Sol
Kapitel 49: Sol
Kapitel 50: Sol
Epilog
Nachwort

Kapitel 32: Atlas

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By freezing_storm

Noch ehe die Klinge sich durch ihren Hals schneiden konnte, sah ich, wie sie panisch die Augen aufschlug und ihre geweiteten Pupillen auf mich trafen. Es war nur ein Sekundenbruchteil, doch in diesem Augenblick sah ich in ihren Blick alles, was ich wissen wusste. All ihren Schmerz, ihre Angst und die Liebe, die sie für mich empfand. Einem Wesen, das nicht dazu fähig sein sollte zu lieben und nicht auf diese Weise geliebt werden sollte.

Doch all das spielte in diesem Moment keine Rolle mehr, denn ein markerschütterndes Beben überfüllte plötzlich den Raum, als die Tür aus ihren Angeln sprang und Kain quer durch den Raum flog.

Sofort schoss mein Blick zu der göttlichen Macht, die das Zimmer in helles Licht erstrahlen ließ und die Dunkelheit vollständig verdrängte. In der Tür stand ein wutentbrannter Dante, der sich schützend vor seine Seelenpartnerin stellte, die mit einem entsetzen Gesichtsausdruck zu ihrer großen Schwester starrte. Sie schlug die Hände vors Gesicht und wollte sich an Dante vorbeidrängen, doch er versperrte ihr den Weg.

,,Schieb deinen göttlichen Astralkörper beiseite und lass mich zu meiner Schwester'', schrie Hailee mit schriller Stimme und trat ihm gegen das Schienbein. Doch Dante ignorierte sie. Seine blonden Locken standen ihm zu allen Seiten ab. Sie schienen förmlich durch die Elektrizität in der Luft zu schweben.

,,Du bleibst, wo du bist'', knurrte er und versperrte ihr die Sicht auf das Zimmer. Aus seinen Augen war jegliche Emotion gewichen. Sie funkelten pupillenlos in einem solch intensiven Goldton, dass es mir für einen kurzen Moment die Luft zum Atmen nahm. Um ihn herum bildete sich ein leichter Schimmer. Zum ersten Mal, seit ich den Schicksalsgott kannte, entfesselte er seine wahre Macht. Nur mit seinem Blick hielt er Kain gegen die Wand gepresst, der schmerzverzerrt den Mund verzog.

,,Vielleicht kann Atlas sie nicht beschützen, aber ich kann es'', echote Dantes göttliche Stimme wutverzerrt durch den Raum. Durch die Gewalt seiner Kraft krachten die Fenster zurück in ihre Halterung.

,,Dante'', stieß Kain zähneknirschend hervor, während er sich unter seiner Macht schmerzhaft windete.

Der Schicksalsgott war wie ausgewechselt. Er schien förmlich über den Boden zu schweben, während sein Blick erbarmungslos auf Kain lag. Es war nichts mehr von seiner lebenslustigen Art zu spüren, die einem dreijährigen Kind im Bällebad glich und die mir sonst meinen letzten Nerv raubte. Stattdessen offenbarte Dante uns eine Seite von ihm, von der ich nie wirklich geglaubt hatte, dass er sie besaß.

,,Du hast gesündigt, Erstgeborener'', donnerte Dantes göttliche Stimme durch den Raum. Sie klang unnatürlich verzerrt in meinen Ohren. ,,Es ist dir verboten, die Seele eines Menschen zu holen, wenn dieser noch einen Funken Leben in sich trägt. Dir sind die Gesetze bekannt. Nur Seelen von bereits verstorbenen Menschen darfst du dir aneignen. Dein Schöpfer wird die Konsequenzen für deinen Auftrag tragen!''

Kain knurrte etwas Unverständliches. Auch er war nur eine Marionette des Bruders der Dunkelheit.

,,Du bist kein Mörder, Erstgeborener. Vergiss das nicht!''

Kurz bildete ich mir ein, einen Ausdruck von Schock in Kains blutunterlaufenden Augen gesehen zu haben, doch ich konnte es mir auch eingebildet haben. Denn in der nächsten Sekunde verhärteten sich seine scharfen Kiefermuskeln und er spannte sich an.

Kains Macht war zwar stark, aber auch er konnte nichts gegen einen Gott ausrichten. Er war nicht so dumm, ihn herauszufordern – das war niemand. Deshalb senkte er leicht seinen Kopf, um dem Schicksalsgott zu signalisieren, dass er verstanden hatte.

,,Und nun verschwinde! Heute gibt es nichts für dich zu holen'', sagte Dante mit scharfer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.

Mit einem Mal verschwand die erdrückende Macht, die alle Anwesenden an Ort und Stelle gehalten hatte. Sofort löste sich der Druck um meine Brust. Ohne groß darüber nachzudenken, setzte ich mich in Bewegung und lief auf meinen Gefährten zu, der sich noch immer nicht rührte. Ganz sanft nahm ich seinen schlaffen Körper in meine bebenden Hände, ehe ich mit dem Raben im Arm auf Sol zuging. Diese hatte sich mittlerweile in eine sitzende Position aufgerichtet und lehnte an der Wand. Ihr Atem röchelte und ging stoßweise. Doch ihr schien es den Umständen entsprechend gut zu gehen.

Als ich bei ihr war, nahm ich sie wortlos in meine Arme und bettete ihren Kopf an meine Brust. Wir beide wussten, dass ich versagt hatte – mal wieder. Und wieder musste sie und Horus den Preis für meine Schwäche zahlen. Zitternd verfestige ich den Griff um meinen Gefährten und strich sanft über sein Federgewand.

Eine warme Berührung an meinen Fingerspitzen ließ mich zurückzucken. Tränen liefen ihr über das bleiche Gesicht, als sie ihre Hand vorsichtig auf Horus' Kopf legte.

,,Das ist alles meine Schuld'', wisperte sie erstickt. Ein Teil von mir starb bei ihren Worten.

,,Nichts davon ist deine Schuld. Hast du gehört?'', sagte ich mit fester Stimme und zwang sie dazu, mich anzusehen. ,,Horus wird wieder gesund. Ich kann es spüren'', versicherte ich ihr und legte ihre Hand an meine Brust.

Noch ehe ich etwas weiteres zu ihr sagen konnte, spürte ich eine mächtige Präsenz hinter mir. Sofort war ich in Alarmbereitschaft versetzt und drehte mich um. Mein Blick begegnete Kains ausdruckslosen Gesicht, das mich starr ansah. Die Hand, in der er die zwei Meter große Sense hielt, zitterte. Pechschwarzer Nebel windete sich um seinen muskulösen Körper. Die Sehnen an seinem Bizeps waren zum Zerreißen gespannt.

Stumm schien er mit etwas mitzuteilen wollen, doch ich erkannte nicht, was es war. Ehe die Rauchschwaden ihn komplett verhüllten, trafen seinen blutroten Augen auf Sol.

,,Du wirst nicht immer von ihnen geschützt werden. Früher oder später werde ich dich kriegen. Und bis dahin werde ich geduldig warten.''

Als Kain von der Dunkelheit verschluckt wurde, ballte ich die Hand zu Fäusten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Seelenvereinigung ein Stadium erreichte, in dem nicht einmal Athanasios eingreifen konnte. Bis dahin musste ich sie unter allen Umständen beschützen. Auch wenn es bedeutete, dass ich dem dauergrinsenden Sonnenschein dafür einem Gefallen schuldete. Denn nur Dante konnte sie vor Kains Macht bewahren.

Es wird mir eine Ehre sein, meine Schwägerin zu beschützen, hörte ich Dante protzend in meinen Gedanken. Ich verdrehte die Augen und begegnete seinem Blick. Als wäre er vor ein paar Minuten nicht zu einem wahrhaftigen Gott mutiert, stand er augenbrauenwackelnd vor mir. Klasse, er hatte die Eintrittskarte zum Bällebad wohl wiedergefunden.

,,Lass mich das Federvieh mal ansehen'', sagte er, ohne auf meinen Kommentar einzugehen, und beugte sich zu meinem Raben hinunter.

In dem Moment, als seine Hand Horus berührte, riss der Vogel das Auge auf und krächzte lauthals auf. Sofort begann er mit den Flügeln zu schlagen, um sich gegen Dantes Kuschelversuche zu wehren.

,,Siehst du, sogar der Vogel kann dich nicht ausstehen'', wetterte Hailee, während sie geradewegs auf ihre Schwester zulief.

Autsch, das tat weh. Ich versuchte erst gar nicht, mir ein Lachen zu verkneifen, als Dantes Gesichtszüge bei ihren Worten entglitten.

Doch dieser kleine Rückschlag hielt ihn nicht auf. Vielmehr schien er noch motivierter zu sein, Hailee für sich zu gewinnen. Mit herausgestreckter Brust und einem selbstsicheren Grinsen im Gesicht richtete sich der Lockenkopf auf und baute sich vor seiner düster dreinschauenden Seelenpartnerin auf.

Wenn ich du wäre, hätte ich Angst vor ihr, dachte ich in Gedanken, in der Überzeugung, dass er mich hören würde.

Sein Mundwinkel zuckte leicht.

Ach was, diese Frau ist ein Engel, schwärmte er.

Ich schüttelte nur grinsend den Kopf über seine Vorstellung eines Engels. Vielleicht stand er ja eher auf den Luzifer-Typ.

,,Na, war das nicht total abgefahren von mir? Sag jetzt nicht, dass dich das nicht beeindruckt hat'', sagte er augenbrauenwackelnd an Hailee gewandt, während er auf sie zu stolzierte.

Ein Keuchen entwich ihr und sie drehte sich fassungslos zu ihrer Schwester um, die nur grinsend mit den Schultern zuckte.

Gerade als er neben ihr zum Stehen kam und einen Arm um ihre Schultern legen wollte, erwachte sie aus ihrer Starre. ,,Wag es, mich anzufassen und ich breche dir deinen Arm'', stieß sie warnend hervor, woraufhin Dante mitten in der Bewegung stoppte und sie mit einem dümmlichen Grinsen anlächelte: ,,Natürlich, meine Liebste'', säuselte er.

Ich verzog angeekelt das Gesicht.

,,Und hör auf mich so zu nennen, Herr Gott nochmal!'', rief sie und hielt ihm drohend den Zeigefinger vors Gesicht. ,,Du hast recht. Ein Gott bin ich. Du kannst sehr gerne so viel zu mir beten, wie du möchtest. Ich werde all deine Wünsche erhören und sie wahr machen.''

Verführerisch zwinkerte er ihr zu.

Wenn er weiterredet, picke ich ihm die Augen aus, krächzte Horus, während er munter durchs Zimmer flog.

Stimmt. Ich erinnerte mich nicht, wann ich mich das letzte Mal für ihn so fremd geschämt hatte. Wahrscheinlich erreichte seine zwanghafte ADHS gerade den Höhepunkt.

Hailee zog eine Schnute und wandte sich an Sol.

,,Sag ihm, er soll verschwinden, ja?'', flehte sie ihre große Schwester an und klammerte sich dabei an ihren Oberarm fest.

,,Das wird er nicht'', sagte sie lächelnd und warf mir dabei einen kurzen, liebevollen Blick zu.

,,Ich weiß'', murrte sie. ,,Es kann doch nicht sein, dass Seelenverwandtschaften, Götter und Sensenmänner wirklich existieren und ausgerechnet ich habe das große Los gezogen, diesen Schwachkopf als Seelenpartner zu haben'', jammerte sie.

Ein ersticktes Lachen entfuhr mir.

,,Mal ganz unter uns gesagt.'' Sie lehnte sich ein Stückchen näher an ihre Schwester heran und flüsterte so laut, dass auch Dante es hören musste. ,,Dieser Typ hat eindeutig zu oft an irgendwelchen Pilzen geleckt. Die ganze Zeit, als wir unterwegs waren, hat er mich ununterbrochen zugetextet. Schlimm genug, dass meine Schwester einen Sensenmann zum Seelenpartner hat. Aber das ich mit meinem bombastischen Glück ausgerechnet ihn da als zweite Hälfte gesteckt bekommen würde, zeigt doch nur, welches unfassbares Pech ich mit Männern habe!''

Dass sie mit jedem neuen Satz immer lauter geworden war, schien ihr nicht einmal aufgefallen zu sein.

Mein Blick huschte zu Dante, der Hailee noch immer mit leuchtend goldenen Augen anstrahlte, als wäre sie seine persönliche Sonne. Ihre Worte schienen ihn in keiner Weise verletzt zu haben.

,,Hast du gehört, Atlas? Sie hat mich als Seelenpartner akzeptiert'', sagte er verträumt, ehe er sich nicht mehr halten konnte und seinen Arm um Hailee schwang und sie fest an sich drückte.

Doch diese windete sich aus seiner Umklammerung und griff nach seinem Ohr. ,,Ah!'', stöhnte Dante auf, während Hailee noch fester zudrückte. ,,Wie war das mit dem Anfassen?'', erinnerte sie ihn und zog sein Gesicht auf ihre Höhe. Obwohl sie im Vergleich zu ihm recht klein war, schien Dante alles mit sich machen zu lassen. Er stand schon jetzt unter ihre Fittiche.

Halt die Klappe, Grimreaper, sagte Dante genervt, was mir ein weiteres Glucksen entlockte.

,,Wenn du die Güte hättest, mich loszulassen, könnte ich mich um die Verletzungen deiner Schwester kümmern'', lenkte er von seiner eigenen Misere ab.

Seine Dackelaugen lagen dabei auf Hailee, die vor Schreck ihren festen Griff löste. Noch ehe sie reagieren konnte, hauchte ihr Dante einen schnellen Kuss auf die Wange. Hailee erfror zur Salzsäule und eine unnatürliche Röte stieg ihr in die Wangen.

Während Dante sich zu Sol beugte und ihre Wunden heilte, tauschten sie vielsagende Blicke miteinander aus. Als er fertig war, half er ihr sich aufzurichten. In dem Moment, als er seine Aufmerksamkeit zurück auf seine Seelenpartnerin warf, wurde ihm wohl sein Fehler bewusst.

Hailee erwachte aus ihrer Starre. Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste die Lippen fest aufeinander.

,,Sag mal, hast du mich gerade geküsst, du Hornochse?'', schrie sie und wollte sich auf Dante stürzen, doch dieser löste sich vor ihren Augen auf und teleportierte sich in sicherer Entfernung am Ausgang.

,,Hey, weißt du, es ist schon spät und ich muss früh schlafen...''

,,Du bleibst, wo du bist! Keine Zaubertricks!'', rief sie mit ausgestrecktem Arm und lief auf ihn zu.

,,War schön euch mal wiedergesehen zu haben. Atlas. Sol.'' Er nickte uns zu, ehe seine Augen wieder zu der von ihm entfesselten Skylla huschten.

,,Hey Destiny. Versuch bitte im Ganzen wiederzukommen'', sagte ich mit zuckenden Mundwinkeln und nahm Sols warme Hand in meine.

,,Ich versuch es, kann aber für nichts garantieren'', erwiderte er, ehe er seine Beine in die Hand nahm und das verwüstete Zimmer hinter sich ließ.

,,Bleib stehen und hol dir deine gerechte Strafe ab, du elender Feigling!'', schrie Hailee, während sie hinter ihm herlief.

Als die beiden verschwunden waren, legte sich eine angenehme Stille zwischen uns. Der Griff um meine Hand verstärkte sich, als Sol ihren Kopf an meinen Arm legte.

,,Denkst du, er wird es schaffen?'', fragte sie mich schmunzelnd.

,,Das wird er. Immerhin hat er nicht Jahrtausende lang gewartet, um jetzt zu versagen.''

Und wieder einmal wurde mir eine Sache schlagartig bewusst.

Dante war nicht so wie ich. Er beschützte das, was er liebte.

Nur ich schien jedes Mal bei dem Versuch zu scheitern. 

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