criminal man

By leylolaxo

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Der Bandenkrieg um den nicht mehr ganz mysteriösen USB-Stick ist nun fast zwei Monate her. Die Bösewichte si... More

1 | Prolog
2 | lauschende Neurotikerin
3 | der geheimnissvolle, geheime Geheimtunnel
4 | Voldemort und Titten
5 | Dramatische Theatraliken
6 | Tiffany Großarsch (inklusive Rubys Trauma)
7 | Toilettendrama
8 | hormonisierter Patriarchenhass
9 | Ich werde zu oft gepackt
10 | unerotischer Sadismus
11 | Psychos unter sich
12 | Katze, Bösewicht und der Perversling in der Ecke
13 | Ahoi, Landratten
14 | bärtliche Überraschung
15 | Disneyprinzessin mit 600°C Lenden
16 | Aufzug-Odyssee mit deiner Mama
17 | heißes Verhöhr trotz fehlender Peitschen
18 | So viele Muskeln
19 | Aggressionen und Sachertorte
20 | Entschuldigungen von feuchten Würmchen
21 | ganz viel Gerede um feige Feigennüsse
22 | Let's talk about (therapy), baby
23 | Mutter Gottes und ein Plot Twist
24 | Feen in gutem Umfeld
25 | Viele Küsschen und eine Reise zum (Halb-)Mond
26 | Wellen
28 | Nebel und Champagner
29 | Guter, altmodischer Sexismus
30 | düstere Märchen
31 | Strafe
32 | kriminelle Wohngemeinschaft (alle Altersgruppen)
33 | Merry Men/Man/Christmas
34 | Praktikanten am Werk
35 | Reißverschluss zu, Affe tot

27 | Fake-Bärte und Fallschirme

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By leylolaxo

Ob ich kurz davor war, mich zu übergeben, wusste ich nicht genau. Die Übelkeit kam eher durch die Schmerzen. Am liebsten hätte ich meinen Kopf ein paar mal gegen die Wand geschlagen, in der Hoffnung bewusstlos zu werden.
Den Balkon hatte ich bald gefunden. Anstatt mich aber wie eine Disneyprinzessin mit wundervollem Outift und einem melancholischen Gesichtsausdruck über das Geländer zu lehnen und die Aussicht zu beseufzen, krümmte ich mich auf dem Boden zusammen.
Mein Keuchen war alles, was ich hörte. (Auch, wenn der Straßenverkehr sich bemühte, in elf Stockwerken Höhe immer noch eine Belästigung abzugeben)

Immerhin, selbst wenn sie nicht gut wurden, die Schmerzen wurden besser.

Dadurch hatte ich nun die Möglichkeit, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich Sangsters großen Moment verpasste.
Und, wie sehr ihn das vielleicht enttäuschte.
Und was für ein Arsch mein Körper doch war.
Und über die Gestalt in schwarz, die gerade über das Geländer kletterte.

Warte, was.

Im ersten Moment dachte ich, ein Ninja hatte den Balkon betreten. Dann erkannte ich eine viel zu große Jogginghose (dem Anschein nach aus der nächsten Mülltonne gefischt) und einen ebenfalls gigantischen Kapuzenpulli. Um die Hüfte trug die Gestalt einen Gürtel mit einer unidentifizierbaren, länglichen Waffe.
Vielleicht hätte ich ohne Schmerzen schneller reagiert.
Vielleicht auch nicht.
Sehr wahrscheinlich nicht, meinte Grins streng.

So blieb ich jedenfalls wie erstarrt in meiner Durchfallpose sitzen und starrte hilflos auf den Eindringling, der sich im Sprung vom Geländer umdrehte und sich die Kapuze runter zog.

,,Oh, hi, genau zu dir wollte ich gerade.", stellte Lydia fest. Sie trug einen buschigen Oberlippenbart.

,,Mit einem Knüppel?", fragte ich mit den einzigen Worten, die mein Hirn momentan bilden konnte.

,,Ja also, mein Plan war eigentlich, dich KO zu schlagen und an einen sicheren Ort zu schleifen."

Jetzt gab es noch weniger Worte, die mir einfielen.

Ich dachte stark nach. Sekunden verstrichen.

,,...du trägst einen Fake-Bart?", brachte ich hervor.

,,Woher willst du wissen, dass er fake ist?"

,,Guter Punkt."

Wir schwiegen uns kurz an.

,,Also ist er echt?", hakte ich beiläufig nach.

,,Nein.", gestand sie. Hörte ich da Enttäuschung heraus?

,,...Wieso?"

,,Mit weiblichen Hormonen einen krassen Bart zu bekommen, geht eben schwer." Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das offensichtlich die richtige Antwort auf mein "Wieso" gewesen.

,,Nein, wieso hast du den Fake-Bart auf?", versuchte ich es noch einmal, jetzt allerdings leicht verzweifelt.

,,Hey, du kennst ja nicht die ganze Verkleidung!", verteidigte sie sich pikiert. ,,Und du musst nicht darauf rumreiten, dass er nicht echt ist. Sag einfach Bart. Lass das Fake weg."

***

,,Kommen wir zum Organisatorischen." Gott, ich klang wie ein Lehrer. ,,Ich biete jedem, der mich unterstützt einen Platz in meinem... Gefolge. Allerdings kann nicht jeder am ersten Platz sein." Ich legte eine Kunstpause ein. Das waren gefährliche Worte, ich musste aufpassen, was ich sagte. Damit konnte ich mir jetzt ein paar Feinde gemacht haben.
,,Wer an welcher Stelle steht, habt ihr jetzt zu entscheiden." Ein Raunen ging durch dem Raum, ich spürte eine Mischung aus Misstrauen, Aufregung und Feindseligkeit gegen die baldigen Mitstreiter. Gut.
Es sollte keine Verbrüderlichung gegen mich geben.

,,Vor dem Anfang des Sommers habe ich meine Gefangenen und Geiseln verloren. Sie sind alle entweder in Schutzhaft oder im Zeugenschutz. Oder verstecken sich so, vor mir und der Polizei." Ich nahm eine Karte aus der Innenseite meines Jacketts. ,,Ich will sie alle wieder zurück. Ein paar lebendig. Ein paar sind Freiwild."
Und einige davon würde ich eigenhändig umbringen, nach ein paar intensiven Einheiten mit Frage-und-Antwort-Spielchen.

Das war einer der Gründe, warum ich Ruby hier raus haben wollte. Die Geschäfte sollte sie nicht mitbekommen. Diese Art von Geschäften. Sie sollte mich schließlich nicht für einen grausamen Massenmörder halten (auch wenn ich einer war).

,,Und wer mir die meisten bringt, ist an der Spitze."
Für die erste Runde, zumindest.

Aus dem Augenwinkel sah ich Carusoe, wie er sich lächelnd zurück lehnte und einen Schluck Wein nahm. Er wusste natürlich, dass keiner ihn an Rang übertreffen würde. Das war der Deal. Das war ich ihm schuldig.

Ich dachte wieder an Ruby.
Zum Glück befanden sich die größten Gefahren für sie momentan in diesem Saal mit mir, wo ich sie gut sehen konnte.
Außerdem gab es da noch die Wachleute, die im Gang einen besseren Überblick hatten.
Ruby, Ruby, Ruby...

Vielleicht sollte ich doch noch Dylan hinterher schicken.

***

,,Was macht ihr hier?", rief Cassandra nach Atem ringend. Sie betrat gerade den Balkon, allerdings durch die Tür und nicht über den Himmel. Hinter ihr folgte Seth.

,,Andere Frage, was macht sie hier?", wollte Seth wissen.

,,Keine Ahnung, sie sitzt schon so da seit ich gekommen bin.", erklärte Lydia, die dachte, mein Freund meinte mich.
,,Und jetzt reden wir gerade über meinen Bart."

,,Die wichtigen Dinge zuerst.", nickte Seth.

,,Was macht ihr hier?", fragte ich Cass, weil mein Hirn sich noch immer nicht mit Dringlicherem befassen wollte.

,,Sangster hat uns nachgeschickt. Er sagt es geht dir schlecht. Kreislauf? Oder war es die Vorspeise?", hakte sie nach. Ihr Gesicht nahm eine besorgte Miene an.

,,Es war sicher die Vorspeise, ich meine hast du gesehen, was das war?", mischte sich Seth ein. ,,Ich nämlich nicht, das Zeug war unidentifizierbar!"

,,Oh, Essen!", meldete sich Lydia erfreut.

,,Nicht für dich! Wie bist du hier überhaupt hochgekommen?", fragte Cassandra.
Ach ja, solche Dinge sollten jetzt wohl auch geklärt werden.

Eine exzellente Erkundigung, anaphierte der Hutmacher.

,,Ich bin geflogen." Lydia zwinkerte.

,,Auf einem Pegasus?" Ich zog eine Augenbraue nach oben.

Sie nickte. ,,Es heißt Fallschirmi."

,,Okay, aber kommen wir zur Hauptfrage.", setzte Cassandra an. Oh nein. ,,Was machst du hier, Lydia?" Diese Frage war zu viel für meine Schmerzen. Ich stöhnte auf und legte den Kopf auf meine Knie.
Ach lass das Ruby, sie sind jetzt fast wieder weg!, protestierte Alice. Sie hatte zwar recht, aber ich blieb theatralisch.

,,Ich bin hier um Ruby zu entführen.", verkündete sie und zog ihren Knüppel aus dem Gürtel.

,,Aber warum der Fake-Bart?"

Lydia hielt inne und funkelte Seth wütend an. ,,Sag einfach nur Bart!"
Ich hob den Finger und fügte hinzu: ,,Außerdem hast du den Rest des Kostüms noch nicht gesehen."

,,Ganz genau." Lydia nickte, dann wandte sie sich mir zu. ,,Also, soll ich dich jetzt bewusstlos hauen, oder kommst du freiwillig mit?"

Es gibt so Momente, da bedeutet einem Freundschaft viel. Man schätzt die Personen, die immer zu einem stehen besonders dann, wenn sie es gerade tun.

So ein Moment war das hier entschieden nicht.

,,Aber was sollen wir dann Sangster erklären?", wollte Seth panisch wissen.

,,Er wird uns in Essigsäure kochen, wenn wir ihm beichten, dass uns Ruby abhanden gekommen ist!", stellte Cassandra verzweifelt fest.

,,Ach, aber davor machst du dir noch Sorgen um meinen Kreislauf?", motzte ich sie an.

Lydia runzelte die Stirn. ,,Stimmt." Ihr schien etwas einzufallen. ,,Ach ja, euch wollten wir ja sowieso da rausholen." Sie schlug sich auf die Stirn (mit der Hand ohne Knüppel).

,,Was?", kam es von Cassandra.

,,Ja, ihr kommt mit."

,,Wieso?"

,,Weil ihr verräterrische Arschgesichter seid.", fuhr ich sie vom Boden aus an, aber niemand beachtete mich.

,,Rubys Eltern bestehen darauf. Janson hätte damit noch gewartet, zumindest bei Seth, aber so kann er ihnen wenigstens nicht mehr helfen den Stick zu aktivieren. Trotzdem schade. Du wärst eine ausgezeichnete Informationsquelle, wenn du länger bleiben würdest.", meinte Lydia, mehr zu sich selbst, denn wir verstanden nicht sonderlich viel von dem, was wir offensichtlich verpasst hatten.

,,Rubys Eltern?", hakte ich nach. Oh, Moment. Meine Eltern.

,,Ja, deine Eltern." Lydia verdrehte die Augen. ,,Sie und Janson kommen gut miteinander aus, wenn man bedenkt, dass er dich fast erschossen hätte."

,,Auskommen?!", wiederholte ich.

,,Naja, müssen sie ja, wenn sie jetzt fast jeden Tag bei uns im Hauptquartier rumlungern."

,,Rumlungern?!"

,,Sie erledigen schon einiges an Arbeit, also so meinte ich das jetzt nicht...", rechtfertigte sich Lydia.

,,Arbeit?!"

,,Ruby, es reicht!", schimpfte die Gangsterin.

,,Also ist das weniger eine Entführung als... Rettungsmission?", wollte Cassandra wissen.

Lydia seufzte tief ein. Genervt. Reserviert. ,,Ja..." Sie verzog den Mund. ,, Aber lasst es uns bitte Entführung nennen. Das klingt cooler."

***

A

ls ich vorlas, schrieb keiner mit. Nicht, dass ich das erwartet hatte, aber etwas enttäuscht war ich schon. Ich hätte ihnen nicht gleich verraten sollen, dass sie meine Hit-Liste später jederzeit unter einem Link abrufen konnten, als wäre sie ein Übungsblatt für die Schule.
Wie ich das Internet liebte.

,,...Anna Rontanna, Walter McFay, Steve Dobbs, Stephen Wendy und Giuseppe Verdo.", endete ich mit dem ersten Teil.

Zwar schrieb hier niemand mit, aber dafür hörten die Gangster mir aufmerksamer zu, als ein Lehrer sich das von seinen Schülern wünschen würde. Genau genommen würde ein Lehrer bei so intensiv starrenden Schülern vermutlich aus der Klasse flüchten. Gut, dass ich kein Lehrer war.
Gut, dass ich wusste, wie ich mit Meinesgleichen umzugehen hatte.

Keine Schwäche zeigen. Niemals, erinnerte ich mich an den Rat, den ich vor einer halben Ewigkeit bekommen hatte.
Und das konnte ich wunderbar. Ich war sozusagen geschaffen für den Job als Welt beherrschender Gangsterboss.

,,Die nächsten Genannten sind Freiwild. Tot oder lebendig, egal wie ihr sie mir bringt - sie sterben am Ende."

Die Psychopathen im Publikum freuten sich über diese Ansage, die Alten, die alles gerne unkompliziert angingen, verdrehten reserviert die Augen. Mord war in unserer Branche nicht unbedingt Lösungsmittel Nummer Eins, wenn man lange Ruhe von der Polizei haben wollte.
Die Mafiosi waren besonders zäh, denn sie warteten lange, bis sie jemanden endgültig aus dem Weg räumten. Ihr ewiges Bestechen und Drohen; ich hatte sie mit ihrer Geduld früher lange an der Nase herumführen können.

,,Freddie Pope-..." Freddie Popel war nicht sein Name. Ich räusperte mich und fing noch einmal an. ,,Frederick Staine..." Minho bekreuzigte sich neben mir, offensichtlich erleichtert, dass wir den Popel-Kerl nicht noch mal gefangen nehmen mussten. ,,... Norton Effie, Tristan Clerk, Sally Zarid, Mohammed Ghanar, Richard LeFond..."

Sie wussten gefährliche Dinge über mich. Und ihr Problem dabei war, dass sie ich alles andere, was sie wussten, bereits aus ihnen rausgekitzelt hatte. Das machte sie unbrauchbar.

Warum ich Freddie Popel so lange überhaupt am Leben gelassen hatte, wusste ich nicht. Man verlor schnell den Überblick, wenn man so viele Leichen in seinem Keller hatte. Buchstäblich. Und Freddy war eben eine Person, die man gerne vergaß.

Gegen Ende der Namensliste stellte ich fest, dass dieser Teil länger war. Ich wollte mehr Leute tot, als lebendig. Seltsam, anfangs hatten die beiden Teile der Hit-Liste fast gleich groß gewirkt.

,,Außerdem haben wir von nun an einen gemeinsamen Feind, den es zu vernichten gibt. Die Merry Men. Die Mitglieder sollen gnadenlos gejagt, und zu mir gebracht werden. Ihr seid frei sie zu behandeln, wie ihr wollt, solange sie bei mir noch sprechen können."
Wenn ich sie nicht mehr richtig verhören konnte, würde ich ziemlich unangenehm werden.
,,Die für mich wichtigsten Mitglieder sind Lydia Welsh, ihre Partnerin Eva Patterson und ihr Bruder Felix Welsh..."

Ein paar Meter weiter wandte Dylan ruckartig den Blick ab und fixierte auf seinen leeren Teller. Seine Miene blieb hart. Auch er zeigte keine Schwäche, zumindest hütete er sich gerade davor. Felix war früher sein Kumpel gewesen, sie hatten die meisten Aufträge zusammen erledigt.

Bei jedem anderen wäre ich misstrauisch gewesen, aber Dylan war loyal. Für den Rotschopf würde er mich nicht verraten.
Aber ich würde dafür sorgen müssen, dass er nicht so viel davon mitbekam, sollte Felix leiden
(was wahrscheinlich der Fall sein würde).

,,...und natürlich der Anführer der Merry Men, Jason-" Ich seufzte über seinen bedauernswerten Nachnamen. ,,-Rattingman."

***

Er wird töten. Mehr als jetzt. Willst du dabei wirklich noch hinter ihm stehen?, hatte Lydia gesagt.

Mehr als jetzt?, hatte ich nachgehakt.

Heute, gestern, vorgestern... Lydia zog beide Augenbrauen nach oben. Aber natürlich weißt du davon nichts. Er sagt dir nichts davon. Ich wette, er sorgt sogar extra dafür, dass du nichts mitbekommst.

Meine Freunde hatten ebenfalls nichts davon gewusst - von all den Menschen, die Sangster in den letzten Tagen, als ich bei ihm war, töten lassen hatte. Oder selbst umgebracht hatte. Wir waren nicht immer zusammen gewesen, diese Zeit hatte wohl ausgereicht.

Mir war davor schon flau im Magen gewesen, aber mir als Lydia ein paar Zeitungsausschnitte aus ihr Hosentasche vorlegte, kotzte ich beinahe die horrorartige Vorspeise wieder aus.
Vermisste. Sie hatten alle Konflikte mit deinem Lover, oder standen einfach nur im Weg. Oder er wollte etwas von ihnen wissen, dass sie ihm schwer freiwillig sagen konnten.

Ich schluckte bei der Erinnerung an ihre Worte.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind sie tot.

Mein Mund war trotzdem wahnsinnig ausgetrocknet.

Er hat drei von unseren Leuten bereits erwischt, sie haben nichts verraten. Sie waren tapfer.

Als ich Billard mit Freunden gespielt hatte, was hatte er da gemacht? Gefoltert? Jemanden erschossen? Und als ich sein Geschenk - die Kette für Königinnen - entgegen genommen hatte, mit Minho und Dylan, wieso war er da nicht da gewesen? Womit war er zu dieser Zeit beschäftigt gewesen?
Die letzten Nächte war ich schon kurz davor gewesen, einzuschlafen, als er endlich ins Bett gekommen war. Ich dachte, er...
Nein, ich hatte gar nichts gedacht.


Vermutlich aus Angst, mich mit Eifersucht über eine mögliche Affaire auseinandersetzen zu müssen.
Vielleicht sollte ich mir jetzt wünschen, er hätte statt den ganzen Morden hinter meinem Rücken einfach mit Mama Murat oder einer Hotelangestellten rumgemacht.

Allerdings tat ich das nicht.

Ein Mörder darf er also sein, aber eine andere Person küssen, das geht nicht?, fragte der Hutmacher streng die Hände in die Hüfte stämmend.

,,Nein, er darf kein Mörder sein.", murmelte ich.

Aber noch weniger soll er andere küssen... Alice verdrehte die Augen.

Ich bejahte das nicht. Es war bereits klar, dass Alice und der Hutmacher recht hatten.

Ich hockte weinend auf dem Rücksitz eines Autos, das Lydia fuhr. Sie hatte uns per Fallschirm auf das Dach des nächsten Wolkenkratzers gebracht, auf dem uns zwei Gangmitglieder der Merry Men erwarteten.
Sie hatten uns ein paar Stockwerke tiefer in eine Garage geführt, wo zwei Schrottkarren für uns standen.
,,Baujahr Steinzeit.", frotzelte Seth.

,,Ich bitte dich, so alt sind die auch wieder nicht. Höchstens kurz nach Christus!", verteidigte Lydia sie.

Mein Kopf lag auf Seths Schulter. Er saß zwischen mir und Cassandra und war als einziger nicht kurz davor zu heulen (oder mitten drinnen, in meinem Fall). Er drückte seine Wange gegen meine Stirn, um etwas Trost zu spenden. Es half nicht, aber ich schätzte die Geste.

Mir blutete das Herz. Hätte es ein Eigenleben gehabt (und wäre mehr als nur ein Muskel gewesen), wäre es vermutlich aus meiner Brust gesprungen und zurück zu meinem Entführer gelaufen.

So mussten wir uns aber beide damit begnügen, das Richtige zu tun. Oder so.

Was auch immer das Richtige war.

Was hast du dir auch dabei gedacht, dich in einen Gangster zu verlieben? Die Grinsekatze schüttelte traurig den Kopf, schaffte es dabei aber trotzdem zu Grinsen.

Hast du erwartet, er nennt sich Krimineller, ohne jemals etwas Kriminelles zu tun? Was hast du gedacht, was er macht? Ohrfeigen verteilen und Leuten mit Nachsitzen drohen? Der Hutmacher strich mir die Haare aus dem Gesicht und drückte mich an sich.

,,Ja.", flüsterte ich mit meiner verheulten Stimme. ,,So sollte es sein."

Oh, süßes Rotkäppchen..., hauchte Alice bedrückt. Das hier ist aber grausam.

Das hier ist die Realität.

,,...Aber wenn wir im Wunderland wären, dann wäre alles anders.", kam es von Alice und mir gleichzeitig, aus meinem Mund.

***

Als Dylan zurück kam, war er um 60 Prozent nasser als beim Weggehen. Und schneller.
Etwas war vorgefallen. Es gab Probleme.

,,Wo ist Ruby?", fragte ich mit meinem besten Pokerface, ohne ihn richtig anzusehen.

Meine Rede war beendet, doch Blicke fixierten mich immer noch. Und das würden sie auch noch tun, wenn ich diesen Saal lange verlassen hatte, wenn auf der Heimfahrt war, wenn ich morgen mein Frühstück aß und bei allem, was ich die nächsten Jahre tun würde.

Dylan holte tief Luft, antwortete dann doch nicht und stieß sie wieder aus. Er versuchte es ein zweites Mal.

,,Hast du eine Panikattacke?", fragte Siggy besorgt.


,,Ich hab was gegen Kopfschmerzen da.", meinte Minho halbherzig.

,,Wo ist Ruby, Dyl? Und was ist mit ihren Freunden?", fragte ich noch einmal, dieses Mal schärfer.

Eric fächelte Dylan etwas Luft unter die Achseln, die mittlerweile den Niagarafällen glichen. Ich sah es nicht besonders gut aus dem Augenwinkel, aber ich konnte es riechen.
,,Mann, du brauchst echt Deo.", stöhnte Walt.

,,CASSANDRA IST WEG!", platzte Dylan hervor.

,,Weg?" Ich blinzelte verwirrt. Haltung bewahren, Haltung bewahren...

,,MIT DEM SETH-TYPEN! ", ergänzte er. Haltung, Pokerface, Haltung, Pokerface...

,,UND RUBY!"

Ich schlug fast mit der Faust auf den Tisch, öffnete diese aber noch im richtigen Moment und es wurde nur die flache Hand. Die wohl um einiges lauter war.
Meine Gangster zuckten zusammen, ein paar der anderen Mafiosi wandten sich kurz in meine Richtung. Ich zwang mich ungezwungen zu lächeln.

,,Fuck!", grinste ich.

(,,Oh Gott, er sieht aus wie ein Soziopath.", flüsterte Eric.)

,,Wie zum FICK ist das passiert, Dylan?" Ich grinste weiter.

(,,Mama mia, er verwandelt sich gleich in den Teufel persönlich!")

,,Lydia.", erklärte Dylan knapp.

,,Rattingman...", knurrte ich.

,,Fallschirm." fügte mein treuer Untertan hinzu.

,,Vom Balkon?", hakte Siggy schockiert nach.

,,Hab sie gerade wegfliegen sehen."

Haltung bewahren, Pokerface, Haltung bewahren, Zeig keine Schwäche...


,,GROSSARTIG!", lachte ich, eine Spur zu übertrieben, und schlug noch einmal auf den Tisch, sodass alle Weingläser im Radius von drei Metern bebten.

Eric wimmerte auf.















ICH BIN WIEDER DA-HAAA

NEUES KAPITEL, NEUES DRAMAAAA

(...oder sollte ich sagen... endlich wieder Drama? ^-^)

Wie sehr hasst ihr mich gerade?
Wenn die Antwort nicht "überhaupt nicht" lautet, dann bitte denkt an die Tatsache: Ich habe geupdatet. Ich bin jetzt wieder eine Heilige, okay?!

Ich meine, ich kann doch kein Happy End am ANFANG der Geschichte durchgehen lassen, pffffff...

Anyway, kommentiert, was euch so einfällt, ich liebe es zu wissen, was man über meine Fabrikationen denkt und ihr bringt mich oft zum Lachen mit euren Reaktionen hier xD
(...es ist meistens so ein evil laugh...)

Ciao, bis zum nächsten Update :)
(...in fünf Jahren dann)

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