Sacrifice - Don't touch her

By ChaosMary

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Eine Mordserie erschüttert das Land. Immer wieder verschwinden junge Mädchen, werden Wochen später tot und m... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
Epilog
Hörprobe

4. Kapitel

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By ChaosMary

Während Tilo sich eine beachtliche Menge Zucker in seinen Kaffee kippte, musterte ich mein belegtes Brötchen und fragte mich, warum ich mir überhaupt etwas zu essen bestellt hatte.

Mir war der Appetit gründlich vergangen, weswegen ich das Brötchen auch erstmal liegen ließ.

Ich sah aus dem Fenster und dachte einen entsetzlich langen Augenblick, jemanden von der Presse zu sehen. Aber dann war es nur irgendein Idiot, der eine Sprachnachricht auf seinem Handy aufnahm und dabei hektisch an dem Café vorbei hastete.

"Glaubst du wirklich, er würde Kontakt mit uns oder meinen Eltern aufnehmen?" Tilos Stimme durchschnitt die Stille und ich riss meinen Blick vom Fenster los, da ich schon den nächsten Passanten analysierte und nach Hinweisen von der Presse suchte.

"Ich weiß es nicht", gab ich ehrlich zu. Der Gedanke daran, dass der Entführer von Mia sich bei Tilos Eltern melden würde, machte mir Angst. Oder dass er sogar Kontakt zu uns suchen würde.

Was würde er wollen? Wollte er die Angehörigen erpressen? Ihnen drohen? Und warum war davon bisher überhaupt nichts in die Öffentlichkeit gelangt?

Immerhin hatte ich gerade am eigenen Leib erfahren, wie wissbegierig die Presse war und auch, dass die Journalisten mehr wussten, als sie in den Medien schrieben. Wer hatte ihnen diesen Maulkorb verpasst?

Tilo trank einen Schluck von seinem Kaffee und knallte die Tasse mit einem würgenden Geräusch zurück auf den Tisch. Ich zog meine Augenbrauen hoch.
"Zu viel Zucker."

"Das hätte ich dir auch vorher sagen können." Er schnaubte auf und lehnte sich dann ein bisschen zurück. Während er mich nachdenklich musterte, widmete ich mich dann doch meinem Brötchen. Es schmeckte so hervorragend wie immer, aber ich war eindeutig der Meinung, dass es sonst eindeutig noch besser schmeckte.

"Ich frage mich, wer dahintersteckt. Ich meine, wieso Mia? Wieso wir?" Während mir die Remoulade die Finger herunter lief, dachte ich über diese Fragen nach. Klar, Mia war nicht das erste Kind, was entführt wurde in den letzten Wochen, oder waren es schon Monate?

Ich wusste es gerade nicht mehr. Aber natürlich fragte man sich, wieso es ausgerechnet uns passieren musste. Ich überlegte, ob ich deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen sollte, aber ich entschied mich dagegen. Die anderen Familien werden sich sicherlich das gleiche gefragt und keine Antwort bekommen haben.

"Entschuldigung?" Ich hob den Blick und sah in das Gesicht einer jungen Frau. Sie hatte einen Notizblock in der Hand und mein Herz fing an zu rasen. "Sind sie Tilo Conroy?" Tilo beäugte die Frau kritisch und verschränkte dann seine Arme vor der Brust, ohne eine Antwort zu geben. Das schien für die Frau jedoch ein eindeutiges "Ja" zu sein, da sie schnell einen Stift hervorholte.

"Dann hätte ich ein paar Fragen an Sie."
"Nein."
"Nein?" Die Frau sah Tilo enttäuscht an und ließ ihren Stift sinken. "Oh Verzeihung, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt, ich bin Maike Fernandés." Sie streckte ihm ihre Hand hin und ich stopfte mir derweil schnell den letzten Bissen von dem Brötchen in den Mund.

"Sehr schön", grummelte Tilo und sah mir abwartend dabei zu, wie ich meine Hände und den Mund von der Remoulade zu befreien. Kaum hatte ich die Serviette auf den Tisch gelegt, sprang er auf und zog mich im Vorbeigehen vom Stuhl.
"Wir müssen jetzt gehen", teilte er der Frau mit, die verdattert am Tisch stehen blieb und uns hinterher sah. Auf dem Parkplatz fiel Tilo ein, dass er unser spärliches Frühstück besser noch bezahlen sollte und ging hektisch wieder hinein.

"Vielleicht können Sie mir sagen, ob..." Ich erschrak fürchterlich und fuhr zu der Frau herum, die wie aus dem Nichts wieder hinter mir erschienen war. Unsicher sah ich mich um, aber von Tilo war weit und breit nichts zu sehen, andere Journalisten sah ich glücklicherweise jedoch auch nicht.

"In welcher Beziehung stehen Sie zu der Familie Conroy?" Blinzelnd sah ich sie an und biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte ihr keine Antwort geben und wich deswegen langsam zurück. Wo zum Teufel blieb Tilo?

Die Frau folgte mir unbeirrt und hielt mir ihren verdammten Notizblock unter die Nase, so nah kam sie mir. Es klingt wahrscheinlich dämlich, aber ich kam mir in diesem Moment sehr bedrängt vor. Mein Gehirn schaltete auf Durchzug, ich hörte ihre Fragen nicht mehr, sah nur, wie sich ihre Lippen bewegten und sie mich abwartend ansah.

Als ich mit dem Hintern gegen ein Auto stieß, breitete sich Panik in meinem Körper aus.
Jetzt blieb mir nur noch die Möglichkeit, seitlich das Weite zu suchen. Ich wandte mich nach rechts und schrie erschrocken auf, als eine dicke Kamera auftauchte und es kurz grell blitzte. Ich flüchtete in die andere Richtung und stolperte über die Füße eines anderen Journalisten. Dass die sich auch immer so schnell vermehren mussten...

Von allen Seiten prasselten Fragen auf mich herein, sie schienen sich einig zu sein, dass ich die einzige Person war, die ihnen ein paar Insiderinformationen geben könnte. Aber das konnte ich nicht und hatte ich auch nicht vor.
Ich atmete tief durch. Es konnte ja schließlich nicht so schwer sein, aus diesem Gewühl herauszukommen. Wie hatte Tilo es vor unserem Haus geschafft? Kopf runter und sie einfach zur Seite schieben?

Dummerweise war Tilo deutlich größer und kräftiger gebaut als ich, mich überragten die meisten Leute um mich herum um einige Zentimeter.

Als ich anfing darüber nachzudenken, ihnen einfach die Fragen zu beantworten, um wieder Luft zum Atmen zu bekommen, wurden die Journalisten an einer Stelle grob zur Seite geschoben.

Ich hätte vor Erleichterung heulen können, als ich Tilo sah, der sich einen Weg zu mir bahnte. Er fluchte, als er ebenfalls von Fragen bombardiert wurde, legte einen Arm um mich und zog mich mit sich durch die Menge.

Um den Blicken der vielen fremden Leuten auszuweichen, versteckte ich mein Gesicht an seiner Schulter. Ein paar hartnäckige Reporter folgten uns, bis Tilo aufgebracht stehen blieb und sich zu ihnen umdrehte.

"Wir wollen keine Antworten geben, ist das so schwer zu verstehen?!" Ein Mann trat vor und blickte Tilo kalt an.
"Ich will auch gar nichts von Ihnen. Ich möchte mit ihr sprechen." Er deutete mit dem Kinn auf mich und ich trat unwillkürlich einen großen Schritt zurück.

"Sie aber nicht mit ihnen", antwortete Tilo für mich, was gut war, da mir so überrumpelt wie ich war, keine Antwort einfiel.

"Das ist mir egal." Der Mann steckte mir einen kleinen weißen Briefumschlag zu und tauchte in der Menge der anderen Journalisten unter.

Verdattert sah ich den Brief in meiner Hand an.
"Idiot", knurrte Tilo und schob mich weiter zum Auto. Ich stieg ein, ohne es zu realisieren, mein Blick war nur auf den Brief gerichtet. Es stand kein Absender darauf und eine Briefmarke fehlte auch. Der Absender hatte also geplant, mir diesen Brief persönlich zu überreichen. Ich war mir sehr sicher, dass dieser Brief für mich war, da eindeutig mein Name darauf stand.

Auf dem Seitenstreifen einer Landstraße hielt Tilo an.
"Was ist da drin?" Er zog ruckartig die Handbremse an und beförderte mich somit wieder in die Wirklichkeit zurück.

Ich zuckte mit den Schultern, öffnete dann aber den Brief mit zittrigen Fingern.
Ein Bild fiel heraus und blieb falsch herum auf meinen Beinen liegen. Es stand nichts auf der Rückseite und es fiel auch kein Zettel aus dem Briefumschlag, egal wie fest ich ihn schüttelte. Er enthielt nur dieses eine, mysteriöse Bild.

Tilo nahm es in die Hand, stöhnte auf und warf es zurück auf meinen Schoß. Es blieb andersherum liegen und es dauerte, bis ich realisierte, was ich da auf dem Foto sah.
Es war ein dunkler Hintergrund, wie eine graue Steinmauer. Auf dem Boden lag eine kleine Gestalt mit blonden Haaren. Ihre Handgelenke und auch die Beine waren mit einem Seil zusammengebunden. Sie trug ein weißes Kleid, welches ihr bis zu den Knien reichte. Das Kleid war an einigen Stellen allerdings nicht mehr weiß, sondern rot. Es war Mias Blut.

Mir wurde schlecht und ich sah aus dem Fenster. Tilo hatte seine Hände zu Fäusten geballt.
"Wir müssen sie da rausholen", knurrte er, löste die Handbremse und fuhr entschlossen los.

Das Bild rutschte von meinen Beinen, aber ich ließ es auf dem Boden des Autos liegen. Ich wollte es nicht noch einmal sehen müssen. Es war einfach zu schrecklich, mir vorzustellen, was Mia angetan wurde.

Vielleicht sogar genau in diesem Augenblick...

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