Criminal tension - Wie ich ei...

By Liesmeinbuch

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Ein Schwerverletzter wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Pflegerin Lynn versorgt dort seine Wunden. Ihre K... More

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23 (Lesenacht: Kapitel 1/5)
24 (Lesenacht: Kapitel 2/5)
25 (Lesenacht: Kapitel 3/5)
26 (Lesenacht: Kapitel 4/5)
27 (Lesenacht: Kapitel 5/5)
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45 (Lesenacht: Kapitel 1/4)
46 (Lesenacht: Kapitel 2/4)
47 (Lesenacht: Kapitel 3/4)
48 (Lesenacht: Kapitel 4/4)
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80 (Lesenacht: Kapitel 2/5)
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82 (Lesenacht: Kapitel 4/5)
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103 - Letztes Kapitel, Epilog und Q&A

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By Liesmeinbuch


„Nein nein Opa, alles gut, ich habe noch jede Menge da, du musst nichts vorbeibringen. Und außerdem fühle ich mich heute auch nicht so gut und will mich einfach nur ausruhen", erklärte ich meinem Großvater am Abend über das Telefon und hoffte ihn überzeugen zu können zu Hause zu bleiben.

Er hatte angeboten noch schnell vorbeizukommen um etwas Gemüse aus seinem Garten bei mir abzugeben.

Er meinte es wie immer nur gut, aber ich musste ihn dringend abwimmeln.
Niemals hätte er erfahren dürfen, was in meiner Wohnung gerade vor sich ging.

Mein Opa war jemand, der nicht einfach nur kurz irgendwo irgendetwas abgeben konnte und dann weiterfuhr. Nein, er erzählte und erzählte an der Tür, brachte sich selbst immer wieder auf neue Themen und am liebsten kam er dann natürlich rein und fragte nach einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen.

In jeder anderen Situation hätte ich sein Angebot liebend gern angenommen, aber mit meinem Patienten bei mir zu Hause war das absolut undenkbar. Sicherlich würde mein alter Herr einen riesigen Schrecken bekommen, wenn nicht sogar einen Herzinfarkt, wenn er wüsste was ich getan hatte.

Meinem „Nachbarn" konnten wir Lügengeschichten auftischen, aber mein Opa war nicht dumm, er hätte sofort gewusst, was er bei mir zu suchen hatte.
Er kannte jeden aus meinem Freundeskreis und hätte sofort gemerkt, dass mein Gast nicht einfach irgendein guter Kumpel von mir war. Und selbst wenn: was hätte so jemand in frisch operiertem Zustand bei mir auf dem Sofa gemacht? Das wäre niemals glaubwürdig zu erklären gewesen.

Abgesehen davon wollte ich ihn nicht dermaßen anlügen müssen.
Eine kleine Ausrede hier und da war sicherlich manchmal notwendig, um ihn nicht unnötig aufzuregen, aber eine solche Lüge, dass ich plötzlich - und wie aus dem Nichts - einen neuen, festen Freund hatte, hätte ich ihm einfach nicht vorsetzen können.
Und außerdem kannte er die Geschichte von dem Patienten, dem eine Kugel aus dem Bauch geholt werden musste, denn die hatte ich ihm ja beim Kuchenessen erzählt. Er hätte sich alles sofort zusammenreimen können.
Dann hatte ich keine Ahnung, ob er es verkraften würde wenn ich ihm mitteilte, dass ich einen  - höchstwahrscheinlich - Kriminellen, der sein Gedächtnis verloren und den ich aus dem Krankenhaus geschmuggelt hatte, bei mir wohnen ließ, weil er von noch gefährlicheren Gangstern verfolgt wurde.

Shit! Nachdem ich es mir selbst genauso vor Augen geführt hatte, spürte ich einmal mehr, wie wahnsinnig die ganze Sache eigentlich war.

Opa durfte das einfach nicht erfahren. Niemals!
Dafür liebte ich ihn zu sehr. Vielleicht hätte er es gesundheitlich nicht ertragen können, wenn er so viel Angst um mich gehabt hätte oder wäre so enttäuscht von meinem Handeln gewesen, dass unser Verhältnis kaputt gegangen wäre.

Das durfte ich einfach nicht riskieren.

Auch wenn das hieß, dass ich meinen Großvater einige Tage lang nicht sehen konnte und ihn auf Abstand halten musste.
Er würde in meinem Gesicht lesen können, dass ich ihm etwas verheimlichte.


„Okay mein Kind, dann ruh dich schön aus und mach es gut", sagte mein Opa und ich atmete erleichtert aus. Er hatte mir also geglaubt und würde nicht mehr vorbeikommen. Zum Glück!

„Danke Opa, bis bald", hauchte ich beruhigt und legte auf, ehe ich zu meinem Patienten aufsah, der alles mitangehört hatte.

Eine Gefahr für heute weniger.

-

Nachdem der cholerische Nachbar einige Stunden zuvor gegangen war um den echten Unfallverursacher samt blauem Auto zu suchen, hatte ich mich schnell und so galant wie möglich aus der Umarmung meines Patienten herausgewunden.

Obwohl ich seine intensive Berührung sehr genoss, machte sie mir gleichermaßen Angst. Ich fühlte mich überfordert durch die plötzlich Intimität zwischen uns und wollte ihn emotional nicht zu nah an mich heranlassen.
Ich spürte einfach, dass es nicht gut ausgehen würde, wenn ich es tat.

Mein Gast hatte den ganzen Nachmittag über auf dem Sofa gelegen und entweder gelesen, geschlafen oder fernsehgeguckt, bis mein Opa anrief.

Nach dem Telefonat nahm ich mir noch einmal die Wunden meines Patienten unter die Lupe.

Die Blessuren in seinem Gesicht sahen schon recht gut aus, doch die riesige Narbe an seinem unteren Bauch hatte sich entzündet.
Sie war knallrot, das Fleisch war heiß und die Eiterbildung hatte bereits eingesetzt.

Vorsichtig säuberte ich die Wunde, desinfizierte sie und rieb die rote Stelle mit Salbe ein.
Ich hoffte sehr, dass das in Kombination mit den Tabletten und den Schmerzmitteln ausreichte, um zu verhindern, dass es zu einer Blutvergiftung kam.
Denn wenn dieser Fall eintreten würde, konnte ich allein nichts mehr tun um ihm zu helfen.
Und dann ging es um sein nacktes Überleben.

Wieder stöhnte er unter meinen Berührungen schmerzlich und krallte sich dabei an meinem Shirt fest.

„Oh Gott, ich halt's kaum noch aus!", keuchte er durch seine aufeinandergepressten Zähne.

„Halt durch. Nur noch einen kleinen Augenblick."

Ich versuchte alles um ihn zu beruhigen, doch es gelang mir nicht. Wer schon einmal erlebt hat, wie eine entzündete Wunde gesäubert wurde wusste, welch unerträgliche Schmerzen man dabei ertragen musste.

Als ich ihm mitleidig in seine Augen mit der faszinierenden Farbe sah, erkannte ich, wie gerötet und glasig sie geworden waren, bevor er sie fest zusammenkniff und erneut aufstöhnte.

Dieses Geräusch raubte mir den letzten Nerv und verursachte nicht nur Schmerz in ihm, sondern auch in mir. In meiner Brust.

Ich hatte in meiner Laufbahn schon hunderte Wunden versorgt und ebenso viele Patienten dabei schreien und wimmern gehört. Obwohl ich jedes Mal Mitgefühl verspürt hatte, nahm ich keinen Schmerz in mir wahr. Anders als hier, anders als heute, anders als bei ihm. Wieder mal.

Überfordert - und genervt von meinen eigenen Gedanken und Gefühlen - hatte ich versucht, mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren und es geschafft, endlich einen neuen Verband anzulegen.

„Fertig", brachte ich heraus und spürte, wie der Schmerz in meinem Inneren allmählich nachließ.

Mein Patient öffnete nach einiger Zeit langsam die Augen. Seine Atmung ging flach. Sein Brustkorb hob und senkte sich ungleichmäßig.

Zögerlich löste er seine verkrampfte Hand um mein Shirt herum, bis er den Kontakt zum Stoff verloren hatte.

Einige Sekunden lang blieb es still, bis er mich ansah und die Stille unterbrach.

„Lynn", seufzte er kehlig.

„Es tut mir so leid, ich wollte das nicht."

Verwirrt starrte ich ihn an.

Was meinte er? Was tat ihm leid?

„Ich kaufe dir ein neues, sobald ich kann."

Mit großen Augen deutete auf die Stelle, an der er mich gepackt und sich festgekrallt hatte.
Erst jetzt hatte ich bemerkt, dass er so fest am Stoff meines Oberteils gerissen hatte, dass es kaputt gegangen war.

„Achso, nein. Das, das macht nichts. Gar nichts. Es, es war sowieso ... super alt und nicht mehr schön", rechtfertigte ich die Situation und wollte ihm damit ein besseres Gefühl geben.

Dabei hatte ich wahrgenommen, wie sich meine Wangen ein bisschen erwärmten. Irgendwie war es mir unangenehm, wie ich vor mich hin stammelte und versucht hatte mich zu erklären.

Mein Patient blickte mir daraufhin tief in die Augen und schmunzelte mit schiefem Mund.

„Na dann möchte ich gar nicht sehen, wie umwerfend du aussiehst, wenn du etwas neues und schönes trägst."

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Hola Amigas y Amigos,

hier kommt ein neues Kapitel und im Anschluss daran gleich ein weiteres.
Ich hoffe das gefällt euch 😉.

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