Criminal tension - Wie ich ei...

By Liesmeinbuch

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Ein Schwerverletzter wird in ein Krankenhaus eingeliefert. Pflegerin Lynn versorgt dort seine Wunden. Ihre K... More

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24 (Lesenacht: Kapitel 2/5)
25 (Lesenacht: Kapitel 3/5)
26 (Lesenacht: Kapitel 4/5)
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45 (Lesenacht: Kapitel 1/4)
46 (Lesenacht: Kapitel 2/4)
47 (Lesenacht: Kapitel 3/4)
48 (Lesenacht: Kapitel 4/4)
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82 (Lesenacht: Kapitel 4/5)
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103 - Letztes Kapitel, Epilog und Q&A

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By Liesmeinbuch


„Nummer 6", teilte ich Mrs. Preston erneut mit, als
wir schnellen Schrittes durch die Gänge marschierten und dabei das Bett des jungen Patienten schoben.
Er wurde künstlich beatmet und hatte Infusionen in seinem Körper stecken.
Sein schwarzes Shirt unter der Lederjacke hatten ihm die Sanitäter aufgeschnitten um seine große, klaffende Wunde provisorisch versorgen zu können.
Sein Gesicht zierten kleinere Schnittverletzungen, sowie auch seine Unterlippe.

Im OP angekommen verlief alles schnell und routiniert, so wie immer.

Meine Kollegen und ich waren mehrere Stunden damit beschäftigt, eine Kugel aus seinem unteren Bauch zu entfernen, verletzte Organe zu vernähen, Flüssigkeiten abzusaugen, die Wunden zu säubern und wieder zu verschließen.

Das alles war sehr anstrengend, lief aber nach Plan.

Doch als die Arbeit fast getan war, passierte es.

Plötzlich setzte sein Herz aus.

Mist!

Damit hatten wir nicht gerechnet.

Das laute Piepen des Monitors, das ohne Unterbrechung in meinen Ohren schrillte, ließ mich erstarren. Ich hielt die Luft an und fühlte mich schlagartig wie versteinert und handlungsunfähig.

Was war bloß los mit ihm? Es war doch alles gut verlaufen. Hatte ich etwa einen Fehler gemacht?

„Jason, Herzstillstand", rief Mrs. Preston meinem Kollegen zu. „Defi."

Einige Sekunden lang blickte er unsere Vorgesetzte stumm und fragend an, bis sie ihre Augen weit aufriss, woraufhin er sich aus seiner Starre löste.

Schnell griff er zum Defibrilator, lud ihn und rief:
„Weg vom Bett", bevor ein heftiger Stromstoß den Körper des Patienten traf und dieser sich dadurch kurz aufbäumte.

„Peeeeeeeeeeeeeeep"

Nichts passierte. Das Herz war immernoch still.

Innerlich war ich unheimlich nervös, regte mich äußerlich jedoch überhaupt nicht. Ich konnte einfach nicht.

Mein Kopf spielte verrückt.
Sein Herz musste doch wieder anfangen zu schlagen.

Was war denn bloß los mit mir?

Ich kannte solche Situationen doch seit Jahren, nur heute schien ich neben mir zu stehen und wie eine Anfängerin alles von außen zu beobachten ohne mich zu rühren.

Schweiß bildete sich auf meiner Oberlippe, während Jason begann, den Reanimationsversuch zu wiederholen.
Mit erhöhter Voltzahl versetzte er dem leblosen Körper einen weitern Stromstoß.

Wieder hielt ich die Luft an.

Und wieder passierte nichts.

Was lief denn hier bloß schief?

Mein Hirn war leer.

Auch nach zwei weiteren Versuchen regte sich das junge Herz nicht.

Meins schlug dagegen wie wild.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich hektisch zwischen Jason und Mrs Preston hin und her.

„Peeeeeeeeeeeeeep"

Es konnte doch nicht sein, dass ein so junger Mensch jetzt hier sterben würde - in meiner letzten Arbeitswoche an dieser Klinik.

Ich musste mich zusammenreißen!

Und im nächsten Moment kam ich wie auf Knopfdruck wieder zu mir und realisierte geschockt, dass alles falsch war, was gerade passiert war.

Mrs Preston schien nicht bei der Sache zu sein, Jason handelte trotzdem nach ihrer Anweisung und ich... ich hatte mich einfach nicht bewegen können. So etwas hatte es noch nie zuvor gegeben.

Doch dann kam ich wieder zu Sinnen.

„Manuell", schoss es auf einmal aus mir heraus, als hätte man mich zurück in die Realität geschubst.

Ohne auf eine Reaktion von Mrs Preston oder Jason zu warten, presste ich meine Hände auf den blassen Oberkörper des jungen Menschen, der vor uns lag und ums Überleben kämpfte.

„Ja, wollte ich... gerade auch vorschlagen", entgegnete Mrs. Preston und übernahm dann die Beatmung mit dem Beatmungsbeutel.

Ich hatte keine Zeit dafür, meine Vorgesetzte verwirrt anzusehen, obwohl mir danach war.

Plötzlich fühlte ich mich wieder wie ich selbst - so, als hätte mich endlich jemand aufgeweckt und startete routiniert die Reanimation.

Im korrekten Rhytmus drückten meine Hände gegen seinen Brustkorb.

Es musste einfach klappen. Ich hatte seit einem Jahr nicht mehr manuell reanimieren müssen. Damals hatte es leider nicht funktioniert, obwohl Mrs. Preston, die unheimlich viel Erfahrung und Wissen auf diesem Gebiet besaß, mich unterstützt hatte.

Doch heute, verhielt sie sich merkwürdig.

Ich ließ mich leiten und massierte das Herz genauso, wie ich es gelernt hatte.

Aber dann knackte es auf einmal laut unter meinen Fingern.

„Shit!", stieß ich schockiert heraus.

Ich hatte ihm eine Rippe gebrochen und damit eventuell seine Lunge verletzt.

Panisch wollte ich abbrechen, doch in diesem Moment traf ein bekannter, erlösender Klang meine Ohren.

„Peep, peep, peep, peep".

Oh Gott. Wir hatten es geschafft!
Sein Herz schlug wieder.

Ich schwitzte wie verrückt, war aber unheimlich glücklich, dass wir es geschafft hatten, den Patienten zurückzuholen.

Erleichtert entzog ich meine Hände seiner Brust.

Mrs. Preston, Jason und ich lächelten uns an und mein Atemrhythmus begann sich wieder zu normalisieren.

„Wir haben ihn wieder. Sehr gut ...", lobte Mrs. Preston.

Eine Weile sagte niemand etwas, bis meine Chefin wieder ansetzte.

„ ... Jetzt müssen wir sehen, was die Rippenfraktur angerichtet hat."

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Drei Stunden später stand ich im Schwesternzimmer und goss heißen schwarzen Kaffee in meine Tasse, bevor ich mich laut seufzend auf meinen Stuhl plumpsen ließ.

Die weiteren Untersuchungen hatten  glücklicherweise ergeben, dass die Rippe, die ich bei der Wiederbelebung verletzt hatte, nur angeknackst war und keinen weiteren Schaden angerichtet hatte.

Ob der Patient sich allerdings wieder komplett erholen würde, war ungewiss.


Während dieser Schicht hatte ich das erste Mal Zweifel bekommen, ob es richtig war, Medizin zu studieren.
Im OP hatte ich auf einmal keine Ahnung mehr davon, was zu tun war oder wie ich mich bewegen sollte. Ich war unglaublich nervös, hatte geschwitzt und wie versteinert da gestanden ohne zu reagieren.

Wie ein Blackout.

Immerhin fing ich mich kurze Zeit später wieder, doch diese Situation hatte mich mehr als nur verwirrt. Plötzlich war ich mir unsicher, ob ich den Ansprüchen einer Ärztin überhaupt gewachsen war.



Einen Moment später gesellte sich Jason zu mir.

Wir Beiden hatten im OP schlecht reagiert und fatale Fehler gemacht - das war mir zu Kopfe gestiegen. Mein Kollege drängte sowas schnell von sich - im Gegensatz zu mir.
Auch Mrs. Preston schien ebenfalls geistig abwesend gewesen zu sein. Sie war nicht eingeschritten, als Jason mehrere Male und sogar auf ihre Anweisung hin, versucht hatte, den Puls des Patienten mit Strom zurückzuholen, bevor er die Herzdruckmassage eingeleitet hatte.

„Puh, was für eine Schicht", stöhnte mein Kollege und ging sich mit der Hand durch die Haare. Dann öffnete er seine Brotdose und holte einen Apfel heraus.

„Kannst du laut sagen! Heute war nicht unser bester Tag..."

Ich schüttelte meinen Kopf und atmete langsam aus.

„Er liegt jetzt übrigens in Zimmer 12", informierte Jason mich, ohne auf mich einzugehen.

Doch ich hatte keine Kraft mehr, mich mit ihm auseinanderzusetzen, daher nickte ich bloß.
Das Wichtigste war, dass der Patient überlebt hatte.

„Weiß man schon mehr? Über die Umstände der Schussverletzung meine ich?"

„Bisher nicht."

Wieder nickte ich und begann die letzten Schlücke Kaffee meine Kehle hinunterlaufen zu lassen.

Nachdem ich die Tasse in den Geschirrspüler geräumt hatte, verabschiedete ich mich von meinem Kollegen, schlurfte müde zu meinem Spind und zog mich um.
Diese Nachtschicht hatte mich total geschlaucht und nachdenklich gestimmt.

Gedankenversunken schloss ich die Tür der Umkleide hinter mir und schlenderte durch den Flur zum Ausgang.
Ich wollte nur noch in mein Bett.

Mein Blick fiel auf ein kleines Schild auf der linken Seite des Ganges.

„12" stand darauf.

Schlagartig beschleunigte sich mein Herzschlag.
Ich blieb stehen.

Hinter dieser Tür lag er.

Der Patient, der mit Anfang 20 durch Schüsse verletzt wurde. Der, den ich manuell reanimiert hatte, nachdem ich zuvor durch einen Blackout handlungsunfähig gewesen war. Und das in meiner letzten Arbeitswoche.

Ich musste nach ihm sehen bevor ich ging.

Es reizte mich.

Ich legte meine rechte Hand auf die Türklinke.

Ich war unfassbar nervös. Ich hatte keine Ahnung was mich in Zimmer 12 erwarten würde.

Ich zögerte.

Sollte ich wirklich eintreten?

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