Carpe diem...

By vampiregroupie92

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Taylor hat in seinem Leben schon sehr viel Scheiße gebaut. Er ist der Badboy, vor dem Mütter ihre Töchter war... More

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nur so nebenbei...
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carpe diem 25 (die erste und unzensierte Fassung)
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Danksagung...

Carpe diem... 24

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By vampiregroupie92

Kapitel 24: Von Möglichkeiten und männlichem Charme...

Weihnachten kam und ging wieder. Onkel Tim und ich sind über die Feiertage zu meiner Familie gefahren, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen sauer auf irgendwas zu sein, dass mein Vater mir an den Kopf warf, denn Tatsache war nun mal, dass Mitch immer noch nicht mit mir redete und dagegen wirkte der Rest irgendwie unwichtig.

Naja, bis auf meine Arbeit mit der Stiftung. Nach der Schule arbeitete ich jedes Mal ein paar Stunden und am Wochenende den ganzen Tag. Zuerst ging's mir dabei nur um diese ganzen Optimierungsmaßnahmen, aber dann war ich eines Tages im Büro auf dem Schreibtisch eingepennt und geweckt hatte mich ein Mädchen, dass täglich in die Stiftung kam. Sie war fünfzehn, hatte große, traurige Augen und ungesunde blasse Haut. Außerdem konnte man die Schnitte an ihren Handgelenken deutlich erkennen und auch die entzündeten Einstichstellen an ihren Armen, wo sie sich spritzte.

"Du musst das mal von den Ärzten abchecken lassen. Das sieht nach Blutvergiftung aus." Hatte ich zu ihr gesagt und daraufhin hatte sie schnell den Ärmel darüber gezogen.

"Ich hab dir einen Kaffee gebracht." Meinte sie nur und verschwand dann wieder aus dem Zimmer.

Aber war ja klar, dass wenn man unsterile Nadeln verwendete um sich Heroin zu spritzen, dass man dann Blutvergiftungen bekam.

Und das hätte ich sein können, denn hätte ich nicht meinen Onkel und Mitch und die anderen gehabt, dann würde ich jetzt genau da sein, wo das Mädchen war. Nur im Gegensatz zu mir hatte sie niemanden der ihr da wirklich raushalf. In der Stiftung ging es bloß darum, dass die Kinder die Chance hatten zu Überleben, aber ihnen half halt niemand wirklich dabei ein Leben zu führen.

Also stand ich am nächsten Tag bei Elija auf der Matte und hatte mit ihm darüber diskutiert, was man verändern musste. Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, mit der Polizei und mit Psychologen.

Außerdem hatte ich mir einen wirklich coolen Typen geangelt. Bill hatte in seinem Leben schon jede Scheiße durch, die man nur durch haben konnte. Er war beim Militär gewesen, wurde im Irak angeschossen, dann rausgeschmissen und landete auf der Straße. Alpträume, Halluzinationen, Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit. Und er ist da nur wieder rausgekommen, weil er irgendwann seiner Schulfreundin über den Weg gelaufen war und die ihm geholfen hatte. Jetzt wollte er anderen Menschen helfen, denen es genauso geht wie ihm damals. Die beiden heiraten dieses Jahr im Sommer.

Außerdem war er ein Schrank, hatte eine Menge Tattoos und ließ sich nicht von irgendwem auf der Nase rumtanzen. Genau der Richtige um mit den Kids fertig zu werden. Denn mal ehrlich, was wollte irgendein O'Brian der sein ganzes Leben wohlbehütet in der Vorstadt bei seinen katholischen Eltern aufgewachsen war, diesen Kids denn erzählen? Das sie Gottglauben haben sollten, wenn sie nachts auf einer verpissten Bahnhofsbank einschliefen?

Naja, Bill hatte sich zunächst mal Respekt dadurch verschafft, dass er reinkam, den Kids gesagt hatte, dass die Fresse halten sollen und dann hatte er ihnen erzählt, was er schon durchgemacht hat. Die Jungs und Mädchen haben seine Geschichte aufgezogen, wie ein Verdurstender in der Wüste auf Wasser reagierte und respektierten ihn, denn in ihren Augen war er einer von ihnen, der die Stärke gehabt hatte, aus diesem Leben auch wieder rauszukommen.

Wir arbeiteten zusammen daran eine Art von Programm zu entwickeln, wobei wir aber weder vor noch zurück kamen. Das Ganze war zum Verrückt werden...

"Taylor? Ty? Ist irgendwas los?" Fragte Leah mich. Ich war gerade bei ihr um mich von ihr zu verabschieden, denn mein Flieger würde in ein paar Stunden gehen.

"Nein... Ich hab nur gerade über die Kids in der Stiftung nachgedacht."

"Schon wieder Arbeit?" Fragte sie genervt nach. "Irgendwie denkst du in letzter Zeit an nichts anderes mehr..."

"Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns trennen." Erklärte ich ihr dann plötzlich, obwohl ich mich weder darin erinnern konnte, wann ich den Entschluss dazu gefasst hatte, noch wann ich mich entschieden hatte, es ihr auf diese Weise zu sagen.

"Was?" Sie musterte mich einen Augenblick und lachte dann. "Hör auf mich andauernd zu verarschen!"

"Genau das meine ich." Sagte ich, stand von ihrem Bett auf und ging durch ihr Zimmer. "Du solltest wissen, dass ich über sowas niemals scherzen würde. Du solltest dich für meine Arbeit interessieren und nicht jedes Mal die Augen verdrehen, wenn ich darüber rede. Du solltest wissen, dass es mir wichtig ist und es respektieren."

"Aber..." Fing sie an und runzelte die Stirn. "Du willst also einfach mit mir Schluss machen, weil ich eben nicht jedes kleine Detail über deine Arbeit wissen möchte?"

Bei ihr klang das, als würde ich übertreiben und unfair sein, aber... "Ich will mit dir Schluss machen, weil ich das nicht mehr kann... Ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein."

"Und wenn ich dir verspreche, dass ich mir in Zukunft Geschichten über deine Arbeit anhöre?" Fragte sie nach und schon wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. "Ich würde alles für dich machen..."

"Und genau das, will ich nicht. Ich will nicht, dass du dich für mich verbiegst und veränderst. Ich möchte jemanden, der ehrlich daran interessiert ist." Ich atmete einmal tief durch. "Oder... Was hast du später mal vor? Wo siehst du dich in zehn Jahren?"

"Ich... Bei dir." Antwortete sie dann ehrlich. "Wir haben geheiratet und vielleicht ein Kind, um das ich mich dann kümmern kann..."

"Du hast also vor, dein Leben auf meinem aufzubauen. Und das ist was, womit ich nicht klar komme. Ich möchte eine unabhängige Frau, die mich unterstützt, aber trotzdem noch ihr eigenes Leben hat und nicht in jedem kleinen Detail auf mich angewiesen ist. Ich möchte keine Hausfrau, die zu Hause auf mich wartet und meine Kinder hütet. Ich will eine selbstständige Frau, die für sich selbst einstehen kann und die ich nicht behüten muss, sondern die mir den Rücken stärken kann." Ich seufzte, denn das klang jetzt so, als wäre Leah eine wirklich beschissene Freundin, Frau, egal was. "Das ist nichts gegen dich und du hast daran keine Schuld... Aber ich habe mich verändert..."

"Das merke ich." Sagte sie bissig, als wäre es etwas Schlimmes. "Wir haben immer darüber geredet. Das war immer unser Plan. Und ich soll dir glauben, dass du auf einmal deine Meinung änderst? Von heute auf Morgen?"

"Das ging nicht von heute auf Morgen, Leah... Ich habe da in den letzten Wochen, Monaten drüber nachgedacht und auch mit meiner Psychologin geredet und..."

"Du redest mit einer fremden Frau über unsere Beziehung?" Schrie sie auf.

"Meine Psychologin ist keine fremde Frau." Verteidigte ich sie und blieb weiterhin ruhig, während Leah anfing zu heulen. Mist. Aber im Moment konnte ich echt nicht auf ihre Tränen reagieren, denn dann würde ich mich ja doch nur wieder breitschlagen lassen. "Wir haben über meine Aggressionen geredet und das meine Freundin dazu in der Lage sein sollte, damit umzugehen. Aber das bist du nicht. Du hast Angst vor mir, wenn ich ausraste und wenn ich im Nachhinein mit dir darüber reden will, dann tust du so, als wäre es niemals passiert..."

"Aber ich dachte, dass war es, was du immer wolltest!"

"Nein, das wollte ich nicht. Und..." Es war schwer ihr so weh zu tun, denn ich hatte sie nun mal wirklich gern. "Würdest du mich kennen, dann wüsstest du das auch."

"Und jetzt machst du einfach so mit mir Schluss?"

Na klar, dass war es, was sie sah. Aber dass ich da wirklich drüber nachgedacht hatte, mir den Kopf darüber zerbrochen hatte, dass es mir wehtat, dass sah sie alles nicht. Ich wollte diese Beziehung nicht beenden und gäbe es eine Möglichkeit, wie das alles weitergehen könnte, dann... Aber die gab es nicht. Wir hatten uns auseinander gelebt und für sie war es wohl besser, wenn sie nicht wüsste, wie weh mir das tat, denn diese Tatsache würde sie ausnutzen. "Ja." Antwortete ich deshalb einfach nur.

"Das glaube ich dir nicht!" Rief sie. "Ich wette, du machst nur Schluss, damit du mit ihr zusammen sein kannst! Mit deiner Schlampe!"

Was sollte ich darauf denn antworten? "Es geht hier um uns beide, Leah. Das hat nichts mit Mitch zu tun, sondern einfach damit, dass es zwischen uns nicht mehr klappt."

"Und daran hat sie Schuld!"

Wollte sie denn nicht sehen, dass Die Einzigen die daran Schuld hatten, wir beide waren? Es klappte halt nicht und wir hatten es die letzten Monate trotzdem versucht und waren gescheitert. Irgendwann musste man sich seine Niederlage ja mal eingestehen. "Wenn du das so sehen willst, dann kann ich dich nicht davon abhalten, Leah..."

"Raus! Verschwinde! Hau ab!" Rief sie heulend und deutete auf die Tür.

Okay... Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir das irgendwie zivilisierter auf die Reihe bekommen, aber wohl nicht. Ich wollte ihr noch irgendwas Tröstendes sagen, irgendwie... Aber ich kniff mir den Spruch: Lass uns doch Freunde bleiben, weil das einfach unter aller Sau wäre.

Als ich dann auf die Straße ging, dachte ich mir: Frohe Weihnachten, Taylor. Du hast keine Freundin mehr, keine beste Freundin mehr... Und das alles obwohl doch eigentlich das Fest der Liebe ist...

Tim merkte natürlich das mit mir was nicht stimmte, aber er fragte nicht nach und deshalb verlief der Rückflug und die Fahrt nach Hause in angenehmer Stille. Also für mich angenehm, denn ich hatte gerade endgültig mit meinem alten Leben abgeschlossen. Da gab es nichts mehr, was mich noch mit dem Taylor verband, der im Sommer mit mieser Laune in San Franzisco angekommen war.

Aber das machte das Ganze nicht einfacher. Ich hatte innerhalb von einem halben Jahr eine komplette Veränderung durchgemacht und manchmal wusste ich gar nicht mehr, wer ich eigentlich bin.

Als wir wieder zu Hause angekommen waren, suchte ich die Geschenke zusammen, die ich für die Kids gekauft hatte. Und was schenkte man Straßenkids? Ganz einfach. Neue, dicke Pullover, die warm hielten und Winterschuhe ohne Löcher. Die waren vielleicht nicht besonders hübsch, aber besser als alles andere was ich ihnen geben könnte. Denn würde ich jedem von ihnen einfach nur ein bisschen Geld in die Hand drücken, dann würden sie es für Kippen und Drogen ausgeben.

"Hey. Warte mal, Ty." Rief Onkel Tim, als ich schon an der Tür angekommen war. "Willst du denn dein Geschenk gar nicht haben?"

"Was für ein Geschenk?" Ich meine, klar, ich erwartete keine Geschenke von ihm. Immerhin hatte er mich hier aufgenommen und gab schon genug Geld für mich aus. Da dachte ich nicht auch noch an Geschenke.

"Hier. Fang." Er schmiss mir etwas Kleines mit roter Schleife dran zu und ich fing es gerade so mit einer Hand auf.

Es waren... "Autoschlüssel? Du schenkst mir nicht wirklich ein Auto?!" Fragte ich, schwer von Begriff wie ich nun mal war.

"Ich find, du hast es dir verdient. Außerdem ist es nervig, wenn du immer mit einer meiner Ladys losmusst. Zur Arbeit und zur Schule und so. Also ist das quasi auch ein Geschenk für mich. Du hast ein eigenes Auto, ich muss keine Angst mehr um meine haben."

Es war ein wunderschöner, schwarzer, eleganter Audi A-4 in der Sportausführung und mir stiegen doch glatt Glückstränen in die Augen. Ich bedankte mich, glaube ich, zehn Minuten lang in einer Tour bei Onkel Tim, während ich mein Auto anfasste, bewunderte, mich reinsetzte, wieder ausstieg, mir anhörte wie schön das Geräusch war, wenn sich der Kofferraum schloss... Es war Liebe auf den allerersten Blick. Anders kann man es gar nicht beschreiben.

Aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich immer noch keine Mitch hatte, die ich in so einem Moment angerufen hätte und die meine absolute Begeisterung mit mir teilte. Also fuhr ich einfach zur Jugendhilfe.

"Hey Ty!" Wurde ich von den Kids begrüßt, die gerade da waren. Im Allgemeinen waren es immer die gleichen Verdächtigen. Zehn Kinder im Alter von siebzehn bis dreizehn. Hin und wieder kamen auch ein paar andere vorbei, aber diese Kinder hier kamen jeden Tag. "Sind das Geschenke?"

"Ja. Für euch." Sagte ich und stellte die Tüten auf den Boden. "Ich weiß, Weihanchten war schon Vorgestern und sie kommen ein bisschen zu spät, aber ja..." Die Kids begannen sofort die Tüten zu durchwühlen und waren aufgeregt. "Wenn sie nicht passen, dann kann ich sie auch wieder... Was ist das?"

Irgendwas hatte mir gerade über die Hand geleckt und als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es ein goldenes Fellknäuel war. "Ist das ein Welpe?"

"Ja. Er gehört uns." Erzählte mir das Mädchen, Lisa, mit den entzündeten Einstichen. "Er ist ein Golden Retriever."

"Und wo habt ihr den her?" Fragte ich und nahm das Fellknäuel auf den Schoß um ihn zu streicheln. "Und hier drin sind Tiere gar nicht erlaubt. Und wo habt ihr überhaupt das Geld für einen Hund her?"

"Doch er ist erlaubt." Meinte Gordan, ein siebzehn Jähriger Roadie, der mindestens genauso viele Anzeigen wegen Diebstahl hatte wie ich. "Mitch hat ihn uns geschenkt und wenn sie sagt, dass er erlaubt ist, dann ist er das auch. Sie is ja der Oberguru."

Ich ließ das Fellknäuel beinah fallen. "Mitch? Warum sollte Mitch euch einen Hund schenken?"

"Sie sagt, dass wir ihn nur behalten dürfen, wenn wir uns auch um ihn kümmern. Du weißt schon, Gassi gehen, ihn füttern, ihn erziehen, ihn kämmen und so." Erklärte Lisa stolz. "Wir haben ihm sogar schon ein Halsband besorgt."

"Ich hoffe ihr habt es nicht geklaut." Aber ich verstand, was Mitch damit bewirken wollte. Das diese Kids Verantwortung lernten. Sie alle hatten jetzt Pflichten mit diesem Hund und die mussten sie berücksichtigen und wenn sie das nicht taten, dann kam der Hund wieder weg. Und diese Kids liebten das Fellknäuel, dass konnte man schnell erkennen. Ich glaube nicht, dass überhaupt einer von ihnen schon mal ein Haustier gehabt hatte und jetzt strahlten ihre Augen vor Freude.

Später am Abend redete ich noch mit Bill. "Weißt du, ich glaube wir müssen ihnen einfach nur einen Anreiz geben um zur Schule zu gehen."

"Ja. Aber hast du eine Idee?" Brummelte er, während wir beide im Türrahmen standen und dabei zu sahen, wie die Kids ihr Weihnachtsgeschenk streichelten und tätschelten und ihn behandelten, als wäre er ein Schatz. Ihr Schatz."Wir können ihnen nicht jedes Mal einen Hund schenken."

"Ein ganz einfacher Kinobesuch, oder so was. Ein schöner Tag, wo sie sich aussuchen können, was sie machen wollen, wenn sie alle es schaffen, zwei ganze Wochen in die Schule zu gehen und nicht zu schwänzen." Schlug ich es vor. "Natürlich musst du sie als Gruppe belohnen und bestrafen, denn so kann auch keiner sagen, dass er da keinen Bock drauf hat und sich quer stellt. Denn er würde dann ja alle enttäuschen."

Und so machten wir es. Wir schlugen es den Kids vor und sofort kamen Ideen, was sie machen wollten, aber als es dann hieß, dass sie in die Schule gehen mussten, da kam das große Gestöhne.

Dann stellte ich Bill noch eine für mich sehr wichtige Frage. „Sag mal... War es einfach für dich, dir von deiner Freundin helfen zu lassen?" Wenn man es selbst nicht wusste, dann musste man einfach nur einen Typen fragen, der sich auskannte.

Bill lachte rau auf. „Natürlich nicht. Ich mein, sie is ein Mädchen und ich bin der Kerl. Ich sollte doch ihr helfen und nicht anders rum. Hat ganz schön an meinem Stolz genagt."

„Und hats sich gelohnt dein Ego runterzuschlucken?"

„Ich heirate sie im Sommer, also, was denkst du?" Fragte er grinsend nach.

Danach fuhr ich noch zu Mitch, ich hatte ja auch noch ein Weihnachtsgeschenk für sie und ich war jetzt auch endlich bereit meinen Stolz runter zu schlucken, denn ich vermisste sie und wollte sie einfach nur zurück haben. Das Miststück bedeutete mir mehr, als es gut für mich war...

Ich klingelte nicht, sondern ging einfach durch die Vordertür rein und fand sie im Wohnzimmer, wo sie gerade mit einem Buch auf dem Boden lag und laute Rockmusik aus den Boxen dröhnte. Ja, Elija war ja gerade irgendwo in Japan. Drei Tage Feiertage mussten für ihn, als gestandenen Workerholic, echt eine Qual gewesen sein.

Ich beobachtete sie eine Weile still. Wie sie da lag, ihr die Haare über die Schulter fielen und ihre Augen über die Seiten huschten. "Willst du da einfach stehen bleiben und mich beobachten, oder steckt da ein höherer Sinn hinter, dass du bei mir eingebrochen bist?"

Ja, stimmt ja. Die verfickte Alarmanlage hatte ich schon wieder total vergessen. "Ich bin nicht eingebrochen."

"Wie nennst du jemanden, der uneingeladen und ohne dein Einverständnis in dein Haus kommt? Einen Einbrecher." Und sie sah mich nicht mal an, sondern behielt ihre Augen stur auf das Buch gerichtet.

"Einen übereifrigen Stalker?" Antwortete ich auf ihre rhetorische Frage und ich schwöre, dass sich ihre Mundwinkel um einen sehr knappen Millimeter hoben.

"Wenn du dich über den Hund beschweren willst, weil ich mich wieder mal eingemischt habe, dann vergiss es. Das war nicht für dich, das war für die Kids."

"Könntest du mich wenigstens mal ansehen, Eisprinzessin?" Fragte ich sie, doch sie hob ihren Kopf einfach nicht. "Ich hab meine Lektion gelernt, okay? Du kannst dich so viel einmischen wie du willst. Bitte, misch dich ein. Komm morgens vorbei, um mir meine Klamotten raus zu packen, alles was du willst. Aber bitte, bitte, bitte, hör auf damit."

"Womit?"

"Mich zu ignorieren. Das fühlt sich scheiße an." Gestand ich ihr ein.

"Dann siehst du mal, wie es ist. Mir ging es auch nicht besser, als du mich ignoriert hast."

Ja, das war es, was sie hier machte. Wie du mir, so ich dir. Einfach, weil sie sich sicher sein wollte, dass ich verstand, worum es ihr ging. Und ich verstand es. "Ja und du musstest das nur eine Woche lang aushalten." Dann sah ich, dass etwas silbernes an ihrem Arm hing und es war tatsächlich mein Armband. Mit dem coolen Smiley-Anhänger. Und wenn sie dieses Armband trug, dann hieß das ja auch, dass sie nicht mehr ganz so böse war.

Ich ging also zu ihr und setzte mich daneben. Mitch tat natürlich so, als wäre ich Luft, aber das ignorierte ich einfach mal, als ich mein Weihnachtsgeschenk für sie rausholte und es einfach mitten auf ihr Buch packte. Da konnte sie gar nicht so tun, als würde sie es nicht sehen. "Weißt du, in dem Laden, da gibt es wirklich total viele von diesen Anhängern." Erzählte ich ihr, denn ich war nun mal mies darin mich zu entschuldigen. "Die meisten sind wirklich kitschig, mit Herzchen und Sternchen und so. Aber andere sind total cool." Der neueste Anhänger war einfach nur ein kleiner Ring, mit einem hübschen grünen Stein drin. "Der hat dieselbe Farbe wie deine Augen." Sagte ich zu Mitch. "Und weißt du, da gab es noch so einen mit einem kleinen Würfel dran, ich glaub den schenk ich dir als nächstes..."

"Wenn du mir jedes Mal so einen Anhänger schenkst, wenn du Scheiße baust, dann hättest du vielleicht eher eine Kette kaufen sollen."

Ich tackelte sie einfach. Also, ich warf mich quasi auf sie und drückte sie ganz dolle. Denn sie akzeptierte mein Geschenk und redete darüber, dass ich in Zukunft Sachen machen würde, wegen denen sie angepisst sein würde. Was wirklich unglaublich toll war!

Denn um irgendwann mal auf mich sauer zu sein, musste sie mir jetzt ja erstmal verzeihen!

"Du verzeihst mir, ja?" Fragte ich sicherheitshalber nochmal nach, als sie ihre Arme um meinen Bauch schlang und mich ebenfalls umarmte.

"Fürs Erste." Sie lächelte, als sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Aber wir müssen da wirklich einen Zwischenweg finden. Und... Frohe Weihnachten."

"Frohe Weihnachten, Baby." Dann überlegte ich kurz, was jetzt. "Und ich fand das Fellknäuel, das du den Kids geschenkt hast, wirklich cool. Also die Idee war cool. Willst du wissen, was Bill und ich geplant haben?" Mitch nickte, wir setzten uns zusammen aufs Sofa, mit ihren Beinen über meinen Schoß gelegt und ich erzählte ihr einfach alles, was in der Stiftung passiert war. Von Plänen und Ideen und Dingen, die man für die Kids tun konnte und so weiter. Und sie hörte begeistert zu und diskutierte interessiert mit mir darüber.

Dann... "Oh... Und... Weißt du ja noch gar nicht..." Sagte ich. Die großen Neuigkeiten hatte ich ihr ja noch gar nicht erzählt. Sie hatte absolut keine Ahnung. "Ich hab jetzt ein Auto!"

"Hat Timmi es endlich hinbekommen?" Fragte sie schmunzelnd nach. "Was ist es denn geworden?"

"Audi A4. Wieso? Hat er mit dir darüber geredet?"

"Nein, mit Fin..." Mitch lächelte. "Wäre es nach mir gegangen, hättest du einen alten Austin Heeley in Babyblau bekommen. Ohne Servolenkung und Schaltwippen und Einparkhilfe. Das ist doch eine Karre für Mädchen..."

"Hey! Lass Stefanie in Ruhe!"

"Stefanie?" Fragte Mitch lachend nach. "Nur du kannst einem Auto so einen beschissenen Namen geben."

"Wenn du noch ein Wort gegen Stef sagst, dann werd ich dich niemals in dem Auto mitnehmen..."

"Stef?" Fragte sie nach und zog eine Augenbraue hoch.

"Das Mädchen, das mich entjungfert hat... Mann, war die heiß... Vielleicht sollte ich sie mal anrufen, oder so..." Überlegte ich vor mich hin... So viele Möglichkeiten hatte ich jetzt. Als Single...

"Sie anrufen? Taylor, du hast eine Freundin."

"Nein. Hab Schluss gemacht. Heute Morgen."

Mitch schlug mich auf den Arm. "Du mieses Arschloch! Du machst mit deiner Freundin Schluss und sagst nichts? Sondern lässt es mich praktisch durch Zufall herausfinden? Ich fass es nicht!"

Ich lachte einfach nur, denn ich hatte meine beste Freundin wieder, hatte ein Auto, Pläne wie ich den Kids helfen konnte und Weihnachten war im Endeffekt doch gar nicht so schlimm gewesen...

"Wir sollten feiern, dass wir uns wieder vertragen haben..." Begann ich, denn wenn ich im Augenblick über eine Sache nicht reden wollte, dann über Leah.

Das würde auf jeden Fall ein denkwürdiger Abend werden...

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morgen gibts den nächsten teil... ich weiß noch nich wann, weil ich damit echt probleme hab... *heul*

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