R O M E R O {Riccardo Mancini...

By MirinaKenna

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~ABGESCHLOSSEN~ Valencia strahlt Stärke aus. Valencia weiß was sie will. Und sie ist bekannt unter den Studen... More

~Auszug~
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~64 [2/3]~
~65 [3/3]~
~After All~
R O M E R O II

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By MirinaKenna

Riccardos Blick war mehr als nur angsteinflößend. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

Er ballte die Hände angriffsbereit zu Fäusten und ich hörte seine Zähne knirschen.

Ich wusste nicht länger, was ich tun sollte. Sollte ich los rennen und sie suchen oder Riccardo zur Hilfe eilen?

"R-Riccardo?", fragte ich wie ein scheues Reh und wandte mich an ihn. Ich rüttelte ihn ein paar Mal, aber seine Augen schauten leer drein.

"I-ich verstehe das nicht. Wo sind denn deine...deine Männer?", meine Augen wanderten umher, aber ich konnte keinen von ihnen entdecken. Ich fing an zu zittern.

Was hatte das zu bedeuten?

"Keiner von ihnen ist noch länger hier", gab er von sich mit einer Ausdruckslosigkeit in der Stimme, die mir mein Herz in die Hose rutschen ließ.

Panik ergriff mich. Erst jetzt realisierte ich, dass Sofia und Adriano tatsächlich verschwunden waren.

"Wir müssen sie finden!", rief ich verzweifelt und fasste mir an den Haaren. 

Ich begann mich im Kreis zu drehen und nach ihren Namen zu rufen.

"Sofia! Adriano! Sofia! Wo seid ihr?!", ich wollte schon los rennen, als Riccardo unsanft nach meinem Oberarm griff und mich feste zog, sodass ich zurück zu ihm fiel und mit dem Rücken gegen seine Brust stoß.

Als ich seinem Blick folgte, sah ich an der Stelle des Wächters jetzt jemand anderen stehen.

Einen verdammten Gauner.

Ein gefährlicher Gedanke bahnte sich mir im Kopf an, den ich sofort verwerfen musste, wenn ich nicht durchdrehen wollte.

In seiner unmittelbaren Nähe, tauchten eine Hand voll anderer Männer auf, die uns vernichtende Blicke zuwarfen. 

Der erste von ihnen nickte in Richtung des Kristallpalastes und Riccardo verstand. 

Er stürmte hinein und zerrte mich hinter sich her. Als ich ihn hilflos ansah, merkte ich, wie eine Hand von ihm zum Hosenbund wanderte und schwarzes Metall in mein Auge fiel.

Nein.

Gleich passiert ein Massaker. 

"Ich werde ihn vernichten", erreichte es leise mein Ohr und ich biss mir feste auf die Lippen, um nicht los zu schreien. Um nicht durchzudrehen. Ich musste die Ruhe bewahren.

Um meinetwillen. Um seinetwillen. Um der Kinder willen.

Drinnen in dem Palast mit den glasigen Wänden, sichtbar für alle, nackt für die Öffentlichkeit, doch draußen ist niemand außer diese Gauner, stellten wir uns dem Täter.

Dem gefährlichsten Mann Spaniens.

Ich hörte einen Gehstock auf dem Boden klackern und nur sehr langsame und bedachte Schritte. 

Ich schluckte meine trockene Spucke herunter, die Feuchtigkeit fühlte sich wie eine Klinge an, die meine Lunge empor wanderte. Unauffällig machte ich einen Schritt zurück und versteckte mich hinter Riccardos Statur.

Ein schicker alter Mann mit einem vornehmen Hut und einem dünnen, dem Wetter angepassten Mantel, erschien und stellte sich etwa fünf Meter vor uns auf. Er betrachtete Riccardo.

Nur Riccardo. 

Ich wollte vom Erdboden verschluckt werden.

Mehr wünschte ich, dass das ein verdammter Traum war. 

Meinetwegen ein Alptraum, aber es sollte nicht real sein.

"Mancini", die Stimme dieses alten Mannes ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. 

Riccardo war mucksmäuschenstill. So kannte ich ihn gar nicht. Scharf zog er dann die Luft ein und rutschte mit einem Fuße seitlich, sodass er nun breitbeinig da stand.

"Fernando."

"Carlos Mancini. Ich erinnere mich. Weißt du, ich habe ihn geschätzt. Ihn respektiert. Wir waren damals im selben Alter, hatten die selben Absichten... Es gab nur Platz für einen, deshalb bin ich hierhin gekommen, Mancini."

Der Alte kratzte sich an seinem Bart und meine Hand wanderte zu meiner Brust und massierte die Stelle, an der mein Herz begann zu schmerzen. 

Mein Vater wird ihn in Stücke reißen.

Je beherrschter er war, desto aussichtsloser war ein friedvolles Ende.

Ich kannte seine Taktiken gut. 

Zu gut.

"Ich habe etwas aufbauen können. Aber ich hätte niemals gedacht, welche Ehre es für mich gewesen wäre, Mancini wieder zu treffen", die Rauigkeit seiner Stimme und jedes Mal, wenn er den Namen Mancini in den Mund nahm, ließ mich vergessen, zu atmen.

Riccardo schluckte hörbar laut und ich sah, wie er am ganzen Körper zu zittern begann.

Ich konnte es nur darauf zurückführen, wen mein Vater in Gewahrsam hatte.

Augenblicklich wurde Julian her geschleift und erbarmungslos zu Boden geworfen. Ein jüngerer Gauner packte nach seinem Nacken und schleuderte seinen Kopf auf die kalten Fliesen. Er spuckte Blut und ächzte. Aber er gab keinen Ton von sich.

Riccardo knurrte unerfreut, aber mehr tat er auch nicht.

Ich rechnete damit, dass er die Waffe aus der Hose zog und auf alles und jede in dieser Halle schießen würde, der atmete. Aber nada.

Mein Vater holte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und betrachtete diesen: "Unter anderen Umständen hätte ich dir sicherlich angeboten, mit mir eine Zigarre zu rauchen", er packte das Teil wieder zurück in die Tasche, "Weißt du, was mir zusteht, wenn die Mancinis nach Spanien kommen? Sich erlauben, mein Land zu betreten?"

Ich merkte, wie Riccardos Hand langsam zu seinem Hosenbund wanderte. 

Nein.

Bitte nicht!

"Du hast meine Männer getötet, Junge. Und meine Gebiete beansprucht. Während ich geduldig wartete, bis du wieder abziehst. Ich frage mich, wie viel sind dir dein Neffe und deine Nichte wert?"

Riccardos Hand versteifte auf dem Weg zur Waffe und ich lehnte mich vor, um ihn anzusehen.

Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und seine Kiefermuskeln spannten. 

Tränen?

So richtige Tränen?!

"Soll ich sie dir in Teilen zukommen lassen? Am besten wir probieren gleich dein neues Postunternehmen aus. Waren es nicht deine Worte an meine Berater?!", die Stimme dieses Mannes erhob sich, aber er hatte sich noch im Griff.

Fernando hatte sich immer im Griff.

Mein Vater verabscheue nämlich Respektlosigkeit.

Ich drehte den Kopf zur Seite und sah mit bebenden Lippen zu Riccardo.

Die erste Träne entrann seinem Auge.

Ich konnte seinen Schmerz förmlich spüren. Ich wusste nur nicht damit umzugehen. Ich wusste ihm nicht zu helfen. 

Nicht, wenn es Riccardo war, der hilflos da stand.

Mein Blick landete zurück auf meinem Vater, der mir keines Blickes würdigte.

Riccardo senkte den Kopf und lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf sich.

Was tut er da?!

Langsam bewegte er sich. Aber nicht nach vorne, in Richtung meines Vaters, sondern hinunter.

Auf die Knie.

Den Kopf immer noch unterwürfig gebeugt.

Nein!

Was zur -

"Ich tue alles, was du von mir willst, Romero. Lass die Kinder gehen und im Gegenzug gebe ich dir etwas anderes."

"Ich bin ganz Ohr, Mancini", Spott begleitete die Stimme meines Vaters.

Er hob den Kopf an und seine Augen blitzten gefährlich auf.

"Mich."

Nein. 

Bitte, Gott, nein.

"Dich?", auch meinen Vater schien es zu überraschen.

"Ich liefere dich mir aus, du kannst mit mir anstellen, was du willst. Ich ziehe meine Gefolgschaft zurück. Keiner von uns wird je wieder auch nur einen Fuß in dieses Land setzen. Das schwöre ich. Bei Carlos Mancini."

"Nein!", schrie ich. Zu laut, als mir lieb war. Zu verzweifelt, als ich eigentlich klingen wollte. Zu offensichtlich, als ich es eigentlich vorhatte zu sein.

"Nein?", jetzt sah mich mein Vater an. 

"V-Valencia. Ich bin Valencia Exposito. Die rechte Hand des Paten...d-der gerade nicht klar denken kann. Und ich möchte verhandeln."

"Halt den Mund!", zischte Riccardo, er wollte nach mir greifen, aber ich entzog mich ihm und wich zur Seite aus.

"Alleine, Fernando", meine Stimme barg keinen Platz für Interpretationen. Ich sagte, was ich meinte. Und ich klang beherrschter, denn je. Ruhiger, als üblich. Weil ich dem ein Ende setzen musste. Es wurde endlich an der Zeit, einzugreifen.

"Eine Frau, die sich das Recht nimmt, in dieser Branche Fuß zu fassen? Ich bin überwältigt. Ich wollte schon immer eine Frau an der Spitze sehen", Fernando lächelte boshaft.

Ja, Vater. Du wolltest mich an der Spitze sehen.

Als hätte ich das vergessen.

Er klatschte geistesabwesend in die Hände, während er mich fokussierte.

"Wegtreten."

Zwei Männer packten Riccardo, er und Julian wurden abgeführt. 

Ich sah ihnen nicht hinterher. Denn mein Vater und ich waren dabei, uns einen Blickduell zu liefern.

Erst, als ich wusste, dass Riccardo auch draußen weit entfernt war, fühlte ich mich sicher genug, sprechen zu können.

Mein Vater machte Anstalten, sich mir zu nähern. 

"Bleib, wo du bist!", fauchte ich und machte einen schnellen Schritt zurück.

"Mia figlia [ital.: meine Tochter], Gott, wie sehr habe ich dich vermisst."

Wieder wagte er sich nach vorne, als ich stoppend die Hand vorhielt.

"Du stellst mich als ein Monster dar. Dabei verkehrst du mit dem Größten."

"Riccardo ist kein Monster!", schäumte ich verhasst.

"Weiß er wer du bist?"

Farbe entglitt meinem Gesicht.

"Weiß er, dass du zu mir gehörst? Dass du sein größter Gegner bist? Dass du ihm in den Rücken fällst und nichts anderes als eine Verräterin bist, mia figlia?"

"Hör auf!", schrie ich. Meine schrille Stimme echote, doch mein Vater ließ sich von mir nicht einschüchtern.

"Liefere ihn mir aus, dann werde ich dein kleines Geheimnis hüten."

"Ich kann nicht."

"Du kannst nicht oder du willst nicht?"

Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich biss die Zähne aufeinander, um mich zu kontrollieren. Hatte ich vergessen gehabt, wie das ging? Mein Vater duldete keine Emotionen. Nur Fakten.

Wütend blies ich Luft und ließ meine vorderen Strähnen hoch schweben.

"Ich liebe ihn. Wenn du ihn tötest, kannst du mich gleich mit erschießen."

"Sowas wagst du nicht zu sagen!", knurrte er und schlug mit dem Stock auf die weiße Fliese, während er sich weit vor lehnte. Er war immerhin ein Vater, mit einem beachtlichen Stolz.

"Oh doch, Vater. Ich liebe Riccardo Mancini und ich werde nicht zulassen, dass man ihm auch nur ein Haar krümmt. Ich werde nie wieder für den Tod eines anderen verantwortlich sein."

"Davide hat es verdient, Valencia. Versteh doch. Dich trifft keine Schuld", er näherte sich mir und legte die Hand auf meine Schulter.

Ich riss mich von ihm los und sah ihn mit feuerspeienden Augen an: "Das macht es nicht ungeschehen, padre. Du hast zugesehen, wie ich meinen eigenen Bruder ermorde. Du hast es doch so gewollt. Dass ich ihn stoppe."

"Das gibt dir nicht das Recht, dich mit dem Feind zu verbünden, Valencia."

Ich konnte hier nicht länger stehen bleiben und warten, bis es abends wurde. Ich wusste, wie ich dem ein Ende setzen musste. Für andere Entschlüsse war keine Zeit mehr. 

Ich atmete tief ein und sammelte all meine Geduld, die ich gut zu beherrschen wusste, wenn ich es musste.

"Ein Deal."

Mein Vater blinzelte mich verwundert an.

"Ich möchte einen Deal. Lass Riccardo, die Kinder und seine Männer gehen."

"-Und im Umkehrschluss?"

Mehrmals atmete ich tief ein und rief mich zurück zur Vernunft.

"-Werde ich nach Hause zurück kehren."

Mein Vater schwieg eine lange Zeit. Er ordnete seine Gedanken und fasste sanft zu meinem Kinn. Sein Gesicht war gekennzeichnet von sehr viel Leid und Kummer. Seine Augen trugen aber auch eine gewisse Leere, die einen wissen ließ, dass er erkältet war.

Kein Wunder, nach so viel Morden war es logisch.

"Mia figlia. Du hast die Augen deiner Mutter."

Ich schwang den Kopf zur Seite und wartete auf seine Entscheidung.

"Nichts ist mir mehr wert, als dich bei mir zu haben. Also willige ich deinem Deal ein."

Mit einer raschen Handbewegung forderte er Riccardo wieder zurück und ich schluckte nur nervös.

"Mancini, deine rechte Hand ist ein kluges Köpfchen. Ich muss schon sagen, dass mir ihre Strategie durchaus gefällt. Ich verzichte auf deine Opfergabe und willige ein, dass ihr euch zurückzieht. Alle Gebiete werden an mich zurückgegeben und ebenfalls werden die Vorstädte Siziliens an mich vergeben. Diesen Deal bin ich bereit einzugehen."

Riccardo ballte die Hände zu Fäusten und stachelte mich mit einem Was-hast-du-getan-Blick an.

"Eine letzte Sache noch. Ich möchte, dass du mich als den rechtmäßigen Don betitelst."

Riccardos Augen weiteten sich. Er konnte es nicht wahrhaben.

"Sag es. Na los, sprich es aus."

Riccardo würde heute Nacht sicherlich um die hundert Mann erschießen. Und das aus reiner Frust.

"Denk dabei an deine Nichte und deinen-"

"Du bist der rechtmäßige Don."

Mir tat es weh. Es tat mir weh, zu sehen, wie sehr er sich meinem Vater unterwarf. Er litt und das sah ich ihm an. Für niemanden hätte er es getan. Wahrscheinlich nicht einmal für mich.

"Du bist die Macht Spaniens. Und keiner wird dir diesen Platz jemals streitig machen können, Fernando."

"Gut", mein Vater strich mit seinen Finger über den Griff seines Stockes. Er fuhr sich einmal über die Lippen, dann drehte er sich um und verließ mit ein Dutzend Gauner diesen Palast. 

Langsam und leicht hinkend.

Erst als wir absolut alleine waren, sammelten sich Riccardos Männer an, auch Julian. 

Mit Sofia in seinem Arm und Adriano an seiner Hand. 

Sie sahen unversehrt aus.

Riccardo fiel auf die Knie, hielt die Arme auf und sie rannten geradewegs hinein.

Sie eilten mit ihren kleinen Beinchen zu ihm und als sie ihm in den Arm fielen, drückte er sie feste, grub das Gesicht an ihre Hälse und nahm sehnsüchtig ihren Duft auf.

Er liebt sie.

Er liebt sie über alles.

Sie sind seine Schwäche.

Und genau diese hat mein Vater genutzt.

#EinweiteresEndeohneHerzinfarkt

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