7. Kapitel

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Kurzes wichtiges Detail: Der Vater von Yui heißt Kouki und Kouki heißt so viel wie Hoffnung, Fröhlichkeit.
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Die Schulklingel läutete – das Zeichen, dass die Schule endlich vorbei war. Der Geschichtsunterricht mit Midnight hat sich total in die Länge gezogen. Ich kapierte eh nichts von Geschichte und Mineta und Kaminari kriegten gefühlt jedes Mal Nasenbluten, wenn die Lehrerin sie nur angesprochen hat.

Alle packten ihr Schulzeug zusammen und gingen dann aus dem Raum zu deren Dorms.

Doch zwei Leute blieben unabsichtlich noch ein bisschen länger als die anderen und waren jetzt alleine im Klassenzimmer – Todoroki und ich. Gerade wollte ich einen Fuß aus dem Klassenzimmer setzen, da wurde ich von seiner tiefen Stimme aufgehalten: „Hey Hata, warte mal kurz." Ich drehte mich um und schaute ihn an. So gut wie jedes Mal lag ein kleines sanftes Lächeln auf meinen Lippen, damit niemand zu mir ankam und irgendwie fragte, ob es mir gut geht. Das wollte ich auf keinen Fall und man kam so freundlicher und glücklicher rüber.

„Kann ich dich was fragen?" fragte er daraufhin. „Natürlich! Du kannst mich alles fragen." lächelte ich ihn mit meinem (eigentlich) überzeugenden Fake-Lächeln an.

„Hör auf damit." sagte er monoton aber bestimmend. „Wa-was?" Was meinte er damit? „Du weißt genau, was ich meine. Ich erkenne jedes Mal den Schmerz, der hinter deinem Pokerface liegt. Denkst du etwa, ich merke das nicht?"

Bei dem Satz Ich erkenne jedes Mal den Schmerz, der hinter deinem Pokerface liegt. kamen mir die Tränen. Dieser Schmerz... Ich schaute nach unten und Tränen tropften von meinem Kinn. Zähne zusammenpressend versuchte ich, den Schmerz nicht zu zeigen, doch man konnte stark erkennen, dass seine Worte etwas in mir auslösten.

„Hata, was ist los mit dir? Geht- Geht es dir gut?" fragte er vorsichtig. „Nein... nein, nein, nein!" meinte ich kopfschüttelnd unter Tränen.

Seit fast 3 Jahren hatte ich ständig einen unglaublichen Schmerz zu erleiden. Mindestens einmal pro Monat weinte ich wegen der Sehnsucht zu meinem Vater. Er gab mir jeden Tag das Gefühl von Hoffnung. Eine Woche nach dem Tod meines Vaters hatte ich immer ein Fake Lächeln drauf und jeder konnte es mir abkaufen. Niemandem ist der Schmerz hinter dem Ganzen aufgefallen, worüber ich sehr zufrieden war. Nicht mal meiner Mutter ist es aufgefallen, doch sie hatte zu viel mit sich selber zu tun.

Und jetzt stand ein Typ vor mir, den ich zwei Tage lang kannte, und er hat es gesehen, wie gebrochen ich hinter meiner Maske war.

Verkrampfend stand ich nun da und versuchte, die Tränen aufzuhalten. Mit schnellen Schritten ging er auf mich zu und legte sanft seine Arme um mich. Mit einem leichten Druck zog er mich näher zu sich, sodass ich seine Wärme spürte. Mein Körper war sehr kalt - eigentlich immer. Mir war so gut wie immer kalt. Keine Ahnung wieso das so war.
Als er bemerkte, wie kalt ich war, nutze er seine linke Seite. An der Stelle, wo seine Hand auf meinem Rücken lag, strömte nun eine sehr angenehm kuschelige Wärme aus. Sofort fror ich nicht mehr.

Meine Hände überdeckten meine Augen.

„Es...tut so... weh." sagte ich verheult.
„Hey... hey, Shhh, es ist alles gut. Alles ist gut, Hata. Was tut so weh?" Seine Stimme klang sehr ruhig und vorsichtig. „Einfach alles, ich... ich will nicht mehr leben." In seinen Armen fühlte ich mich irgendwie unglaublich sicher.

Er gab mir das Gefühl, dass ich ihm alles erzählen konnte.
Dass es okay war, zu weinen.

Ich wollte ihm unbedingt erzählen, wie es mir die ganze Zeit über ging und alles raus lassen, was sich in mir anstaute.

„Was meinst du damit? Hata, bitte sag nicht, du meinst das gerade ernst?" Er drückte mich ein bisschen weg, sodass wir uns angucken konnten. Ich lachte ein bisschen auf. Irgendwie war es süß, wie fürsorglich und besorgt er war. Ich schaffte es, meine Tränen ein bisschen zu stoppen und wischte sie mir schniefend weg. Seine Stimme und seine Nähe konnten mich ein wenig beruhigen. Sein Blick war sehr besorgt, doch entspannte sich bei meinem Kichern wieder.

„Nein, ich werde mich schon nicht umbringen. Zu aufwendig mit dem ganzen drum und dran. Man müsste sich um so viel kümmern, ugh gar kein Bock."

Er musste ein bisschen grinsen. Sein Grinsen strahlte Erleichterung aus. Kurz verlor ich mich in seinen Augen. Doch sofort wurde er wieder ernst und schaute mich streng an. „Dann sag mir jetzt, was du damit meinst, dass es weh tut!" Ich hatte schon fast vergessen, weswegen ich geweint habe, als er mich wieder zurück zum Thema brachte. Mit gesenktem Kopf sagte ich daraufhin: „Es ist meine Vergangenheit, die weh tut. Mein Vater ist vor fast 3 Jahren gestorben und meine Mutter hat mich von da an ignoriert. Ich vermisse ihn so sehr. Er war der fröhlichste Mann und der beste Vater, den man haben konnte. Ihn zu verlieren war das schlimmste, was mir passieren konnte. Er hat es nicht verdient! Er war der tollste Mensch. Mein Vater hat mir viele  Weisheiten und Tipps fürs Leben gelehrt. Dann war ich 3 Jahre lang allein. Hatte niemandem, der mir aus diesem Loch raus helfen konnte, in dem ich fest steckte. Ich... kann nicht mehr." Ich kniff meine Augen zusammen, nochmal zu weinen, darauf hatte ich echt kein Bock. Todoroki nahm mich wieder in seine Arme und drückte mich sanft an ihn. „Das... das tut mir so leid mit deiner Vergangenheit. Aber alles ist gut, okay?" flüsterte er in mein Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus, als sein Atem auf meine Haut kam. Seine tiefe Stimme so nah an meinem Ohr zu haben, war unglaublich. Mein Bauch gribbelte so komisch. Dieses Gefühl hatte ich noch nie gespürt.

Jetzt war ich es, die sich von ihm weg drückte, damit wir Blickkontakt hatten. "Wieso tust du das? Ich meine, dir gehts doch mindestens genau so schlecht. Also wieso bist du so nett zu mir?" fragte ich.

Er schaute mir tief in die Augen. "Jedes Mal, wenn ich in deine Augen schaue, ist das einzige, was ich sehe, Schmerz. Ständig sehe ich, wie zerstört du bist. Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut, doch habe es akzeptiert. Ich will nicht, dass Menschen das, was ich ertragen musste, auch fühlen müssen. Doch du machst genau das auch durch. Ich will dir helfen. Ich will dich glücklich sehen. Deswegen tue ich das."

Wow... Ich hatte mit jeder Antwort gerechnet, doch nicht mit so etwas. Ich bin gewöhnt, dass niemand so verständnisvoll ist. "Danke, Todoroki." Ein sanftes Lächeln schlich über meinen Mund. Diesmal war es nicht gezwungen, sondern echt. Ich war ihm jetzt schon sehr dankbar.

Wenig später machten Todoroki und ich uns auf den Weg zu den Dorms.

Er ging nah neben mir und konnte mir somit ein Gefühl von Sicherheit geben. Du kannst mir alles erzählen. Diesen Satz strahlte er aus.

Ich war in Gedanken versunken. Du darfst auf dieses Gefühl nicht hören. Jetzt ist er zwar total nett zu dir. Doch jeder kann dich hintergehen und willst du das? Nein, du willst nicht noch mehr Schmerz erleiden. Du kannst niemandem vertrauen. Außerdem würde es dich nur noch mehr zerstören. Und auch er ist trotzdem nur ein Mensch. Er könnte genau so von dir gehen.

„Wirst du es den anderen sagen?" unterbrach er meine Gedanken. „Hm?"machte ich und schaute zu ihm auf. „Wegen dem, was passiert ist, meine ich." sagte er.

„Oh, ähm, nein, ich... äh, kann nicht." Damit meinte ich die Angst, alle zu verlieren. Doch mein Plan war es nicht, ihm davon zu erzählen.

„Wie meinst du das, du 'kannst nicht'?" fragte er mich verwirrt.

„Ich äh, will es ihnen nicht erzählen." sagte ich leise, aber fest entschlossen. „Oh, okay..."

Das schönste Lächeln (Shoto x Oc, Fanfiction)Where stories live. Discover now