⋙Kapitel 14⋘

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~Ich würde es immer wieder tun. Auch wenn ich einen anderen verletzen muss. Es wird nur ihn geben.~

Der nächste Tag vergeht schleppend langsam. Auch wenn ich den kompletten Nachmittag mit Jane shoppen war, ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Die ganze Zeit musste ich an die Person denken, die ich in ein paar Stunden verletzen werde. Wird er mir dies jemals verzeihen? Grübelnd starre ich Löcher in die Decke. Plötzlich vernehme ich ein leises Klopfen an meiner Zimmertüre. "Ja?" frage ich ebenso leise, wissend, dass die Person an der Tür mich so oder so versteht. Marcus betritt das Zimmer. Verwirrt setze ich mich auf. Was will der schweigsame Meister von mir?

"Meister? Was kann ich für Sie tuen?" frage ich noch immer verwirrt. "Nenne mich doch bitte Marcus." entgegnet er. Unschlüssig nicke ich. "Um auf deine Frage zu antworten. Ich bin hier um mit dir zu reden. Wie geht es dir mit dieser schweren Entscheidung?" fragt er mich fürsorglich. "Ich habe mich entschieden, aber ich möchte die andere Person nicht verletzen. Ich habe angst, das er es mir nie verzeiht, mir nie wieder in die Augen sehen kann. Es würde etwas in mir zerreißen, da ich ihn auch liebe." verzweifelt sehe ich ihn an. "Ich denke ich weiß, für wen du dich entschieden hast. Er wird dir verzeihen. Du bist seine Seelenverwandte, er kann dich nicht hassen. Auch wenn du dich für einen anderen entscheidest und es für ihn heißt, dass er für immer nur dein bester Freund sein kann, so habt ihr doch eine tiefe Verbindung, ein Band, das nie zerreißen und egal was passiert immer eins bleiben wird. Vertraue mir, Amber. Du wirst ihn nicht verlieren." entgegnet Marcus.

Berührt sehe ich ihn an. Als Mensch würden nun wahrscheinlich Tränen fließen. "Danke." flüstere ich, worauf er mich aufmunternd anlächelt und mich in eine feste Umarmung zieht. Warum tut ihr das? Warum seid ihr hier bei mir und nicht bei den anderen Meistern?" frage ich ihn. "Du erinnerst mich an meine ermordete Seelenverwandte. Ihr habt ein ähnliches Wesen und sogar dein Aussehen ist ihrem fast gleich." antwortet er mir. "Ermordet?" frage ich schockiert nach. "Ja, Aro hat sie getötet, seine eigene Schwester. Aber das ist jetzt egal, ich hätte noch eine Frage an dich." Nur noch mehr schockiert sehe ich ihm jetzt genau ins Gesicht. "Was wollt ihr fragen?" frage ich ihn.

"Da du mich so sehr an sie erinnerst und du nun wieder eine Waise bist, wollte ich fragen, ob du ein Problem damit hättest, wenn ich dich adoptiere." rückt er mit der Sprache raus. Erstaunt antworte ich. "Ja, ich mag sie sehr und würde mich freuen, sie als meinen Vater zu sehen. Schließlich schadet eine Bezugsperson nie." lächle ich. "Das freut mich, dann kannst du mich jetzt duzen." lächelt er erfreut. "Nein, nicht nur das. Wenn du kein Problem damit hast würde ich dich gerne Dad nennen, auch aus dem Grund, die Gesichter der anderen zu sehen. Die wären bestimmt zum schießen lustig." antworte ich, worauf er mir nickend die Erlaubnis gibt und von meinem Bett aufsteht. "Ich lasse dich dann wieder alleine. Wir sehen uns morgen." entgegnet er, worauf ich nicke und er das Zimmer verlässt. Glücklich drehe ich mich auf den Bauch und vergrabe mein Gesicht in den Kissen. Ich habe wieder einen Vater. 

Als es am nächsten Tag zu dämmern beginnt klopft es erneut an der Tür. "Komm herein Jane." entgegne ich und lege das Buch, in dem ich eben noch gelesen habe weg, worauf meine beste Freundin das Zimmer betritt. "Oh, du bist gar kein depressives Häufchen Elend mehr." entgegnet sie und bleibt erstaunt im Zimmer stehen. "Jaja, ich dich auch." entgegne ich augenverdrehend. "Die Leibwache soll sich im Thronsaal versammeln. Aro will die neue Einteilung der Wache bekanntgeben." gibt Jane den eigentlichen Grund für ihren Besuch bekannt. Schnell erhebe ich mich und gehe mit der blonden Vampirin Richtung Thronsaal. 

Dort angekommen bemerke ich, dass alle, bis auf Demetri natürlich, bereits anwesend sind. "Meister Aro, Meister Caius, Dad." verbeuge ich mich vor den drei Meistern zur Begrüßung, worauf Jane mitten im Satz stockt und mich verwundert ansieht. "Tochter." nickt Marcus mir zu. "Nichte." grinsen Caius und Aro gleichzeitig. "Soll ich euch jetzt etwa Onkel nennen?" frage ich die beiden. "Natürlich. Du bist ja die Tochter unseres Bruders." lacht Aro. "Na dann, Onkel Caius, Onkel Aro." lache ich und gehe auf meinen Platz neben Felix, welcher mich genau wie Jane und Alec verwundert ansieht, wobei Jane noch immer in einer halben Verbeugung vor den Meister festgefroren zu sein scheint. Bei ihren Blicken kann ich mir ein Lachen einfach nicht mehr verkneifen und breche vor Lachen fast auf dem Boden zusammen. Auch die drei Meister können sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Dann erzähl mal. Wie kommt es, dass du Marcus Dad und Caius und Aro Onkel nennst?" fragt Jane mich mit einem brennenden Blick, der mich fast zu durchlöchern scheint. Auch Felix und Alec können ihre Neugierde nicht verbergen, als wir nach der Versammlung zu viert auf meinem Bett sitzen. "Naja, gestern war Marcus bei mir und hat mich gefragt, ob er mich adoptieren darf." erzähle ich kurz, die Details weglassend und zucke mit den Schultern. "Also bist du jetzt seine Tochter?" fragt Alec mich erstaunt. "Was hat sie denn gerade gesagt?" fragt Jane ihn. "Ich wollte nur eine Bestätigung!" regt er sich auf. "Weil nichts in deinem Erbsenhirn Platz hat!" ruft Jane aufgebracht und schon liegen sich die beiden wieder in den Haaren. Plötzlich vibriert mein Handy und ich sehe, dass Demetri mir geschrieben hat.

-Deme-

Jay und ich warten im Garten auf dich. Bitte komme runter.
10:46 Uhr

Ich schließe den Chat wieder und stehe auf. "Demetri hat geschrieben. Sie sind da." antworte ich. Sofort stehen die anderen drei auch auf und verlassen, gefolgt von mir, mein Zimmer. Mit schnellen Schritten verlasse ich das Schloss und gehe in den Garten und sehe den Vampir und den Werwolf der Bank sitzen, auf der ich damals fast gestorben wäre. Langsam gehe ich auf die beiden zu. Als sie mich sehen stehen sie schnell auf und jeder der zwei sieht mich mit Hoffnung aber auch Schmerz in den Augen an. "Ich habe mich entschieden." entgegne ich und sehe sie abwechselnd an. "Es tut mir leid Jay." fahre ich fort und sehe Jay mit ehrlicher Trauer an. Schmerz spiegelt sich in seinen Augen und Tränen sammeln sich. 

"Am, ich verstehe das. Ich werde trotzdem immer an deiner Seite sein." lächelt er und zieht mich in eine Umarmung. Als er sich wieder von mir löst verlässt er schnell die Lichtung und das einzige das man noch hört ist das sanfte Rauschen des Wasserfalls hinter Demetri. Eben genannter kommt nun langsam auf mich zu. "Demetri, ich habe mich für dich entschieden. Ich-" beginne ich, werde jedoch durch Lippen auf meinen unterbrochen. Ein elektrisierender Schauer läuft meinen Rücken hinab und vorsichtig erwidere ich den Kuss. "Danke Am." flüstert er und legt seine Stirn an meine. "Ich liebe dich." antworte ich darauf nur. "Ich liebe dich auch." strahlt er und Küsst mich erneut. Es wird immer Demetri sein.

 ⋙⋗⋖⋘

Midnight - Bis(s) ich sterben mussWhere stories live. Discover now