16. Dezember

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Nachdem Aiden gestern wütend die Küche verlassen hat, brauchte er einige Minuten, um wieder ruhig zu werden. Danach hatte er sich bei mir entschuldigt. Wir haben den Kuchen gegessen und eine Menge Filme geschaut, bevor Aiden mich schließlich nach Hause gefahren hat. Aber wir haben kein einziges Wort über diesen kleinen Streit verloren. War es überhaupt ein richtiger Streit? Ich denke nicht. Die Stimmung war angespannt und nicht mehr so locker wie zuvor.
Umso gespannter bin ich wie Aiden heute Abend drauf ist. Heute steht das Probeessen mit Anna, James, Aiden und mir an.

Ich verlasse heute eher als sonst das Café. Schließlich brauche ich noch Zeit, um mich in Ruhe fertig zu machen, bevor Aiden mich 18 Uhr abholen kommt.

Nachdem ich mich geduscht habe, gehe ich in einem flauschigen Bademantel in mein Schlafzimmer. An meinem Schrank hängt schon das knielange hellblaue Kleid, welches ich anziehen werde.
Ich beginne meine Haare zu föhnen und drehe sanfte Wellen in sie. Dann beginne ich mir ein leichtes Make-up aufzutragen. Etwas Lidschatten, Wimperntusche und ein leichter Lippenstift genügen.
Als ich schließlich fertig damit bin, ziehe ich mir noch eine hautfarbene Strumpfhose über die schwaraze Unterwäsche, bevor ich mir das Kleid überwerfe.
Es strahlt in einem hellen blau. Am Oberkörper liegt es eng an und ist mit Glitzersteinchen und Pailletten bestückt. Ab der Taille fällt es in großen Wellen gleichmäßig bis zu meinen Knien.

Ich nehme eine kleine silberne Handtasche aus einem Regal und greife nach meinen silbernen High Heels.
Im Flur ziehe ich mir die Schuhe an, packe alles wichtige in die Handtasche und werfe mir einen knielangen schwarzen Mantel über. Ich betrachte noch ein letztes Mal mein Spiegelbild, bevor ich aus der Tür trete.

Vor dem Haus fegt ein kalter Windstoß über mich hinweg. Ich streiche einmal durch meine Haare, um sie wieder an Ort und Stelle zu bringen. Dann sehe ich wie Aiden's schwarzen Wagen vor mir am Bürgersteig hält.
Ich öffne die Tür und steige ein. Im Innern des Autos ist es wohlig warm.

"Hey." begrüße ich Aiden und werfe ihm einen Blick zu.
Erst jetzt betrachte ich den Mann neben mir genauer. Er trägt einen dunkelblauen Anzug und ein weißes Hemd. Wie immer sieht er viel zu gut aus. Seine Haare liegen perfekt gestylt auf seinem Kopf. Ein leichter Bart ziert sein Kinn und seine Wangen.

"Du siehst wunderschön aus." Ich kann spüren wie Aiden's Blick über mich hinweggleitet und dann schließlich kurz an meinen Lippen verharrt, bevor er mir wieder in die Augen sieht.

"Danke. Fahren wir los? Sonst kommen wir noch zu spät."

Die Fahrt dauert nicht lange und schon kurze Zeit später kommen wir an dem Restaurant an, in dem ich Aiden unter Tränen von dem Tod meiner Mutter erzählt habe.
Ich sehe wie Anna und James gerade auf den Eingang zusteuern und das Restaurant betreten. Natürlich hält James seiner schwangeren Verlobten die Tür auf.
Auch Aiden und ich steigen aus dem Auto aus und gehen auf den Eingang zu.
An unserem Tisch angekommen werde ich sofort von Anna, die sich gerade setzen will, in eine innige Umarmung gezogen.

"Schön, dass ihr alle da seid. Auf einen schönen Abend." sagt James, als wir alle sitzen und einen Champagner in der Hand halten. Fröhlich stoßen wir an.

"Wie laufen die Vorbereitungen?" will Anna wissen.

Mein Blick gleitet zu Aiden, um ihm anzudeuten, dass er antworten soll. Er ist eh derjenige von uns beiden, der den Überblick behält.
"Alles läuft nach Plan. Die Dekoration tirfft am 24. Dezember vormittags ein, das Essen ist bestellt, soweit es heute nicht noch zu Änderungen kommt und die Einladungen sind ebenfalls verschickt." erklärt Aiden alles.

"Sehr schön. Es freut mich, dass ihr beiden euch so gut versteht." Anna wirft mir einen bedeutungsvollen Blick über den Tisch zu. Ich weiß, dass sie darauf anspielen will, dass ich mich mit Aiden vielleicht ein bisschen zu gut verstehe. Vielleicht hätte ich ihr doch nicht sofort von dem Kuss erzählen sollen. Mir war klar, dass sie mir das immer wieder unter die Nase reiben wird. Gezwungen erwidere ich ihr Lächeln.

"Habt ihr denn schon alle Weihnachtsgeschenke beisammen?" fragt James, um das Thema zu wechseln.

Ich spüre wie Aiden sich neben mir verspannt. Was hat er nur immer, wenn jemand Weihnachten anspricht?
Anna geht freudig auf die Frage ihres Verlobten ein und erzählt ihm von ihren fabelhaften Geschenkideen.
Ich höre ihrem Gespräch nicht zu. Stattdessen richte ich meine Aufmerksamkeit auf Aiden.

"Alles ok bei dir?" frage ich ihn leise.

"Ja, wieso fragst du?"

"Du wirkst angespannt. Ist es wieder, weil wir über Weihnachten sprechen? Im Dezember kann man diesem Thema nun mal nicht aus dem Weg gehen, Aiden. Außerdem planen wir eine Weihnachtsfeier. " versuche ich einfühlsam auf ihn einzureden. Er soll sich besser entspannen. Schließlich ist das hier ein Probeessen und wir sollten alle Spaß haben.

"Entschuldigt mich bitte." sagt Aiden plötzlich und steht vom Tisch auf. Schnellenschrittes verlässt er das Restaurant.

Verwundert blickt Anna ihm nach. "Was ist mit ihm?"

"Es tut mir leid. Das ist meine Schuld. Ich sollte mal nach ihm sehen." Ich nehme sowohl meinen als auch Aiden's Mantel vom Haken und folge ihm nach draußen in die Dezemberkälte.

Aiden steht einige Schritte vom Restaurant entfernt. Sein Kopf ist in den Nacken gelegt und seine Hände vergraben in seinen Hosentaschen. Er muss sich die Sterne am Nachthimmel ansehen.
Langsam gehe ich auf ihn zu. Wortlos reiche ich ihm seinen Mantel. Sein Blick gleitet zu mir nach unten. Schweigend zieht er sich den Mantel an und wendet seinen Blick dann wieder in Richtung Himmel.

"Wieso bist du mir gefolgt?" will Aiden wissen. Seine Stimme lässt nicht erahnen, wie seine Gefühle sind.

"Es war meine Schuld. Ich hätte dich nicht noch einmal auf das Thema ansprechen sollen. Es tut mir leid."

"Du musst dich nicht entschuldigen." Aiden legt eine Pause ein. Niemand von uns sagt etwas. Wir betrachten beide schweigend den dunklen Himmel.
"Ich sollte mich dafür entschuldigen, dass ich so stark reagiere, wenn jemand Weihanchten anspricht und alles so wirkt als wäre es perfekt."

"Dann sag mir wieso du so reagierst." bitte ich ihn.

Aiden dreht sich so zu mir, dass er direkt vor mir steht. Sein warmer Atem trifft sanft auf mein Gesicht. Vorsichtig streckt er eine Hand aus und legt sie an meine Wange. Mein Körper reagiert mal wieder viel zu stark auf eine seiner Berührungen. Alles kribbelt und ich habe das Gefühl, die Berührung unserer Haut sendet Blitze in die Nacht aus.

"Vielleicht irgendwann. Aber nicht heute." Sanft drückt Aiden seine Lippen auf meine Stirn. Für einen Moment verharren wir so. Es gibt nichts schöneres für mich, als Aidens Lippen auf meiner Haut. Ich würde sie am Liebsten überall spüren. Quälend schließe ich meine Augen, um das Gefühl vollkommen zu genießen. Doch Aiden zieht sich wieder zurück. Seine Hand gleitet von meiner Wange und ich spüre wie er einen Schritt wegtritt.
"Wir sollten wieder rein gehen." flüstert er leise und geht an mir vorbei.

Tief atme ich die kühle Luft ein, um wieder klare Gedanken zu fassen. Dann folge ich Aiden.

                                                     

The Grinch and The Christmas AngelWhere stories live. Discover now