3. Dezember

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Anna hat es gestern tatsächlich noch geschafft, sowohl Aiden als auch mich davon zu überzeugen, ihr bei den Vorbereitungen für ihr großes Weihnachtsfest zu helfen. Da sie selbst schon im siebten Monat schwanger ist, wird sie nicht so viel helfen können, außer uns herum zu kommandieren.

Wie jeden Morgen hole ich die Zimtschnecken, Muffins, Cookies und anderes Gebäck aus dem Ofen, bevor ich das Café aufschließe.
Bis auf die Weihnachtsmusik, die den ganzen Tag läuft, sieht es noch nicht besonders weihnachtlich in meinem Café aus. Das muss ich heute dringend ändern.
Ich platziere das noch warme Gebäck, welches ich selbst gebacken habe, in der Vitrine unter der Theke.
Sara und Josh, einer der Mitarbeiter, bereiten schon den Innenraum für die Gäste vor.
Fünf Minuten vor der Öffnung des Ladens lasse ich mein geschultes Auge über jeden Zentimeter des Cafés wandern. Als ich nichts auffälliges bemerke, schließe ich die Tür auf und begrüße unseren ersten Gast.

Nachdem ich unzählige Bestellungen über die Theke gegeben habe und drauf geachtet habe, dass auch im restlichen Café alles seinen Weg geht, wird die Ladentür erneut geöffnet.
Aiden tritt mit einem kalten Windstoß ein. Hätte ich nicht gewusst, dass es draußen furchtbar kalt ist, hätte ich gedacht, die Kälte die er mitbringt, stammt von seinen eisigen Augen.
Vor der Theke bleibt er stehen und durchbohrt mich wie mit einem Eiszapfen mit seinem starken Blick. Ich muss mich beherrschen meine Augen nicht zu senken und damit der Intensität seines Blickes zu entgehen.

"Was kann ich für dich tun?" frage ich ihn freundlich. Auf meine Lippen stiehlt sich ein kleines Lächeln.

"Anna hat mich damit beauftragt die ersten Planungen für die Party mit dir zu besprechen." antwortet er ohne jegliche Reaktion in seinem Gesicht.

"Und das kann nicht warten bis das Café geschlossen hat? Du siehst doch wie viel hier los ist." Ich lasse meine Augen demonstrativ durch den großen Raum schweifen. Tatsächlich ist gerade allerdings gar nicht mehr so viel los. Sara und Josh würden es auch einen Moment ohne mich aushalten.

"So wie ich das sehe, ist gerade nicht allzu viel zu tun. Außerdem opfere ich extra meine Mittagspause hier für." erwidert er überlegen. Arrogant lässt er seine Augen über mich wandern.

Ich erschaudere unter seinem blauen Blick. Augenblicklich wird mir kalt und heiß zugleich. Wieso hat er so eine ungewohnte Wirkung auf mich?

"Wenn du darauf keine Lust hast, sag es doch einfach Anna. Sie ist schließlich deine Schwester. Aber ich nehme mir gerne Zeit für dich. Willst du etwas trinken?" frage ich höflich.

"Einen Cappuccino." Aiden tritt einige Schritte von der Theke weg, bevor er sich umdreht und einen der hinteren Tische ansteuert.

"Kann er nicht einmal Bitte oder Danke sagen?" frage ich mich flüsternd, bevor ich einen Capuccino und einen Kakao zubereite.

Schnell gebe ich Sara bescheid, dass ich Pause mache, bevor ich mit den Getränken zu Aiden gehe. Ich stelle ihm das Getränk vor und setze mich dann ihm gegenüber.

"Ist es wirklich nötig so eine peinliche Schürze zu tragen?" fragt er und runzelt die Stirn.

Entsetzt starre ich ihn an. Beleidigt er gerade meine Arbeitskleidung?
"Weißt du was ich für nötig halte? Bitte und Danke zu sagen. Wie kann man nur so unhöflich sein?" rutscht es mir unbeabsichtigt raus.
Überrascht über meine Ausdrucksweise schlage ich mir die Hand vor den Mund und starre ihn mit großen Augen an.

"Dein Capuccino schmeckt nicht, also muss ich nicht Danke sagen." kontert er und sieht mich mit blau funkelnden Augen an.

"Sag mal spinnst du?" rufe ich entrüstet.
"Das nimmst du sofort zurück! Und das mit der hässlichen Schürze auch."

"Wieso sollte ich?"

"Weil ich sonst Anna sagen werde, dass du die ganze Party alleine organisieren wirst, weil du absolut keine Empathie besitzt. Du willst doch sicher nicht, dass Anna böse auf dich ist, weil du ihre beste Freundin beschimpfst." Ich weiß, dass Anna eine temperamentvolle Person ist, gerade jetzt wo sie schwanger ist. Sie wird sicher keine Sekunde zögern, um ihrem Bruder die Leviten zu lesen.

"Na schön. Also, ich habe einen Zeitplan erstellt. Wenn wir uns an diesen halten, wird es kein Problem in 21 Tagen eine Weihnachtsfeier zu organisieren." erklärt Aiden und sieht mich dabei eindringlich an. Sein Blick bohrt sich in meine braunen Augen und mir bleibt die Luft weg.

"Ok, was ist der erste Punkt?" frage ich leise. Vorsichtig schlürfe ich an meinem heißen Kakao mit Marshmallows. Fluchend stelle ich die Tasse wieder ab. Natürlich muss ich mir die Zunge heftig verbrennen.

Amüsiert zieht Aiden eine Augenbraue hoch, was ich nur mit einem genervten Blick erwidere.

"Wir müssen eine Location finden. Ich habe schon einige Anlaufstellen herausgesucht und für morgen die ersten Termine gemacht." fährt Aiden ruhig fort. So langsam fühle ich mich wie bei einem Geschäftstermin, was es in gewisser Weise vielleicht auch ist.

"Morgen? Wie stellst du dir das vor? Ich muss das Café am laufen halten. Da kann ich nicht einfach mal frei machen." beschwere ich mich.

"Soll ich Anna sagen, das du nicht kooperativ bist?" schlägt mich Aiden mit meinen eigenen Waffen.

Ich verdrehe die Augen.
"Na schön, ich werde eine Lösung finden." lenke ich schließlich ein.

"Ich hole dich morgen früh um 10 Uhr ab." mit diesen Worten steht Aiden auf, legt einen 10$ Schein auf den Tisch und verlässt das Café.

Verdutzt bleibe ich sitzen und starre ihm nach, obwohl ich ihn gar nicht mehr sehen kann.

"Bella, übernimmst du hier vorne wieder?" unterbricht Sara meine Gedanken.

Nickend stehe ich auf und bediene den nächsten Gast.
Schnell werfe ich einen Blick auf mein Handy, während ich auf den nächsten Gast warte.
Eine Nachricht von Anna wird mir angezeigt.

"Hey Süße, ich hoffe du verstehst dich gut mit Aiden. Ich weiß er kann ziemlich anstrengend sein, aber eigentlich ist er ein netter Kerl. Gib ihm eine Chance.
Und bevor ich es vergesse: ich habe Aiden deine Nummer und Adresse gegeben, damit die Planung für euch einfacher wird. Viel Erfolg und halt mich auf dem Laufenden.
Kuss, Anna."

                                               

The Grinch and The Christmas AngelWhere stories live. Discover now