10. Bei den Tika

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„Wie bitte?“ fragte mein Seelengefährte aufgebracht und sprang auf. Seine Augen glühten und ich spürte, wie seine Macht als Alpha sich im Raum ausbreitete. Ich erschauderte und starrte ihn fasziniert an. Ich hatte ihn so noch nie gesehen. Nicht einmal als Alistair vorgeschlagen hatte, mich zur Mate-Bindung zu zwingen. „Komm runter. So ist es eben. Ich mache damit nicht dein Rudel schlecht. Die Tika hassen dein Rudel schon seit vielen Generationen.“ meinte ich schließlich, als ich Harrys eingeschüchterten Blick sah. Es wunderte mich zwar, dass Aidans Alpha-Ausstrahlung sogar auf Harry wirkte, aber das musste daran liegen, dass Aidan ein ziemlich starker Werwolf war. An was auch sonst?

„Was?! Mein Rudel? Die Aev werden irgendwann auch dein Rudel sein, Avalon!“ knurrte Aidan dann und im selben Moment, in dem er es aussprach, erkannte er seinen Fehler. Unsere Blicke gingen erschrocken zu Harry, der beinahe sofort aufsprang und Abstand zu Aidan nahm. „Du hast einen verdammten Aev hierhergebracht?!“ schrie er panisch und presste sich ängstlich an die Wand. Mist. Das wollte ich eigentlich vermeiden. „Schau, was du jetzt angerichtet hast!“ knurrte ich meinen Mate an, doch dieser schnaubte nur wütend und sah beleidigt weg. Er war so kindisch! „Er hat angeboten uns zu fahren und Helin wollte unbedingt nach Hause. Larissa hat eingewilligt. Sie weiß, wer Aidan ist.“ wandte ich mich also an meinen panischen Cousin und hoffte, ihn damit beruhigen zu können. Wenigstens ein wenig.

„Ein verdammter Aev, Avalon! Die sind bösartig und betrügen ihre Mates.“ fauchte Harry und starrte Aidan hasserfüllt an. Na wunderbar. Hätte ich gewusst, dass diese Vorurteile teilweise der Wahrheit entsprachen, hätte ich wohl nie auch nur ein Wort mit Aidan gewechselt. Ich seufzte. Es hätte so viel erleichtert. „Entspann dich, Harry.“ murrte ich einfach nur und fuhr mir gestresst durch die Haare. Harrys Blick fiel auf die weißen Strähnen, dann weiteten sich seine hellbraunen Augen, als er wohl erst jetzt den Rest realisierte. „Du wirst eine von ihnen, oder? Dein Aev hier ist der nächste Alpha, oder? Verdammte Sch… “ schrie er auf und ich stand schnell auf, um ihm den Mund zuzuhalten. Er war mir gerade einfach zu laut und ich hatte es allgemein noch nie gemocht, wenn er fluchte. „Ich werde gar nichts. Ich bin immer noch ich selbst. Eine Tika durch und durch. Egal, ob Aidan der nächste Aev-Alpha wird. Die Tika sind mein Rudel… meine Familie.“ stellte ich klar und sah meinem Cousin tief in die Augen.

Wenn er sich nicht bald beruhigte, wurde ich noch verrückt. „Also ziehst du es nicht mal in Betracht, obwohl wir eine Lösung gefunden haben?“ verlangte jetzt der Aev-Alphas Sohn zu wissen und ich seufzte frustriert auf. Es war wirklich anstrengend, mit beiden gleichzeitig zu diskutieren. In diesem Moment klingelte es dann auch noch an der Haustür und ich lief genervt hin. Harry ließ ich einfach mit Aidan allein in der Küche. Sollten sie das doch unter sich ausmachen. Mit wütendem Blick öffnete ich die Haustür. „Oh. Was hat Aidan denn jetzt schon wieder angestellt?“ fragte meine Gegenüber leicht belustigt und trat ins Haus. Sofort streckte Harry seinen Kopf aus der Küche. Ich sah ihn warnend an und er verschwand wieder, wobei Helin in aber natürlich schon erblickt hatte. „Was macht Harry hier?“ fragte sie verwundert und zog ihre Schuhe aus, während ich die Tür hinter ihr schloss.

Na wunderbar. Jetzt konnte ich die beiden doch nicht voneinander fernhalten. „Er wollte herumschnüffeln und hat sich dabei verbrannt.“ murrte ich genervt und lief an der Küche vorbei. Ich wollte dieses Drama einfach vergessen und in meinem Zimmer mit Helin reden. „Okay. Lass uns hoch gehen. Ich habe keine Lust, mein Herz noch mehr brechen zu lassen.“ erwiderte meine beste Freundin traurig und lief mit mir langsam die Treppe hoch. Ich erblickte Harrys neugieriges Gesicht nochmal, bevor ich oben ankam. Er sollte sich wirklich lieber von Helin fernhalten. „Wollen wir einen Film schauen? Vielleicht gehen die beiden weg und ich kann das Eis dann holen.“ schlug ich in meinem Zimmer vor und ließ mich auf den türkisen Sitzsack fallen, während Helin zu einem meiner Schränke ging und einen Film herauszog. „Klar. Woran hat Harry sich denn verbrannt?“

Wolves QueenWhere stories live. Discover now