14. Stumme Übereinkunft

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Ich starrte meinen Gegenüber wortlos an. Was hatte er hier zu suchen?! Ich dachte, er wäre eben erst aus der Cafeteria verschwunden. Warum stand er nun direkt vor mir? „Wir müssen reden.“ beantwortete er meine unausgesprochene Frage. „Ich wüsste nichts, was ich mit dir besprechen wollte.“ gab ich knurrend zurück und starrte ihm feindselig in die blauen Augen. „Sei nicht so, Avalon. Was ist mit deinen Träumen?“ fragte er und kam langsam auf mich zu, fast als wäre ich ein Reh, das er nicht verschrecken wollte. Woher wusste er von meinen Träumen? Alle dachten, sie wären weg. Nur Helin wusste, dass ich sie noch hatte. Anscheinend wusste mein Gegenüber, was ich dachte, denn er sprach weiter, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah.

„Ich bin dein Mate, Avalon. Ich werde mitten in der Nacht wach, weil du unterbewusst nach mir rufst. Du nutzt unser Band im Traum.“ erklärte Aidan und stand jetzt dicht vor mir. Sein Blick wanderte forschend über mein Gesicht, bevor etwas weiches hervorbrach und er die Hand hob, um mich zu berühren. Blitzschnell schlug ich sie weg und trat erneut einen Schritt zurück. „Was gehen dich meine Träume an?“ verlangte ich zu wissen und lief langsam an ihm vorbei. Ich wurde in der Cafeteria erwartet und hoffentlich würde mein Seelengefährte mir nicht dorthin folgen. „Du gehst mich etwas an, Avalon. Wir gehören zusammen.“ gab dieser zurück und hielt mich am Arm zurück. Knurrend riss ich mich von ihm los und sah ihn aus glühenden Augen an. „Wir gehören nicht zusammen! Du hast mich verraten! Wenn jemals etwas von mir zu dir gehört hat, dann ist es seit dem Angriff gestorben!“ schrie ich Aidan an und stürmte dann davon.

Ich würde mir sicher nicht solch einen Mist von ihm anhören. Ich hatte gespürt, wie es zerbrochen war. Jedes positive Gefühl, dass ich für Aidan hatte. Es war zerstört worden und auch keine wirren Träume oder irgendwelche Mateverbindungen konnten das ändern. Ich verabscheute, dass ich so naiv war und ihm getraut hatte. Als ich in die Cafeteria stürmte, flog die Tür gegen die Wand, doch das interessierte mich nicht. Ich eilte zu dem Tisch der Tika und setzte mich mit grimmiger Mine neben Helin. „Was ist los?“ fragte diese bestürzt und sah sich alarmiert um. „Mein Mate hat mir aufgelauert. Er wollte reden.“ gab ich wütend zur Antwort und ballte die Hände zu Fäusten, um nicht irgendwas durch die Gegend zu schleudern. Am liebsten würde ich jetzt hier randalieren und meiner Wut freien Lauf lassen, doch das war keine gute Idee.

„Was wollte er denn von dir?“ fragte Helin überrascht und sah jetzt mich forschend an. Ich seufzte und stand auf. „Bist du fertig mit essen? Ich würde das lieber auf unserem Zimmer besprechen.“ erklärte ich und ließ meinen Blick suchend über die anderen Tische schweifen. Mit meinem Blick fand ich Lirim, der leicht schuldbewusst dreinschaute. War er Schuld, dass Aidan mich gefunden hatte oder hatte er James Zeit mit mir verschaffen wollen? Schließlich war der Betaanwärter vor meinem Zimmer herumgetigert. „Ich bring nur schnell mein Tablett weg, dann können wir gehen. Jace ist sowieso schon weg.“ antwortete meine Mitbewohnerin da und zog so wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich nickte daraufhin nur und folgte ihr nachdenklich. Vielleicht sollte ich Lirim vorerst nicht mehr allein bei mir lassen. Er war schließlich noch immer ein Aev und seinem zukünftigen Alpha verpflichtet.

Ich lief also in Schweigen gehüllt neben meiner besten Freundin zu unserem Zimmer. Sie war dabei ungewöhnlich still, doch das würde ich ihr nicht vorwerfen. Sie hatte selbst noch genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Ich hoffte zwar, dass es bald besser wurde, doch ich konnte es nicht wirklich beeinflussen. Als wir in den Gang zu unserem Zimmer ankamen, lief James noch immer davor auf und ab. Ich stöhnte genervt auf, was ihn dazu veranlasste, sich zu uns herumzudrehen. „Avalon!“ rief er mit seltsamer Erleichterung in der Stimme und kam auf uns zugestürmt. „Das ist nah genug.“ knurrte ich, als er vielleicht noch einen Schritt entfernt war und keine Anstalten machte, innezuhalten. Sofort blieb er stehen und lief leicht rot an. Was sollte das denn?

Wolves QueenWhere stories live. Discover now