Kapitel 3 - The Sleepover

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"Astrid, mein Schatz, wenn wir es rechtzeitig schaffen wollen, solltest du jetzt runterkommen!", Paul Larsen versuchte es zuerst freundlich. Als seine Frau immer noch nicht die Treppe herunterkam, sah er auf die Uhr. "Wir haben noch drei Minuten!"
"Das nächste Mal kannst du Max ins Bett bringen!" Endlich kam sie heruntergepoltert. 
Katy taucht aus dem Wohnzimmer auf.
"Wann seid ihr zu Hause?"
Missmutig sah Paul seiner Frau hinterher, die wieder entflohen war. "Vor 12 Uhr, wenn wir überhaupt losfahren." 
"Gut." Katy wollte in der Küche verschwinden.
"Wie wäre es mit einem Aufwiedersehen, um es weniger unauffällig zu machen?"
"Auf wiedersehen und habt einen wunderschönen Abend.", antwortete Katy resolut.
Astrid rauschte in den Flur und ermahnte Katy: "Kein Alkohol, keine Jungs und fackelt mir nicht das Haus ab. Viel Spaß, Darling!" 
Paul drehte den Schlüssel um und Astrid hackte sich bei ihm ein. Gemeinsam marschierten sie in die Nacht hinaus. Die Tür fiel zu. Stille.
Katy schlenderte in das Wohnzimmer. "Die Luft ist rein."
Sara Davis und Olivia Tremblay saßen auf der Couch und zappten lustlos zwischen den TV-Sendern.
"Na endlich." Sara erhob sich energisch.
"Wieso habt ihr kein Netflix?"
"Weil nicht jeder in einer Villa mit fünf Fernsehern lebt, Olivia.", entgegnete Sara.
Olivia schmollte.
"Was ist jetzt, legen wir los?", fragte Katy.
"Oh ja! Ich habe Rum und Cola mitgebracht." Olivia klatschte, wieder vergnügt, in die Hände und hastete zu ihrem Rucksack, um die Zutaten zu holen.
"Hast du den Kokossirup?", erkundigte sich Sara.
Katy hob eine Plastiktüte hoch.
"Wer hat das schon einmal gemacht?"
Sara sah in die Runde, alle verneinten. Sie lächelte.
"Das Rezept habe ich von meinem älteren Bruder, er nennt es Black Widow Magic. Okay, wir brauchen einen Mixer und Eiswürfel."
"Haha!" 
Die Mädchen drehten sich zur Tür, wo ein höhnisches Lachen erklungen war. Der Verursacher dieses spöttischen Lautes war Max. Er fühlte sich dazu veranlasst, weil er das Gespräch der Mädchen auf seiner Kamera aufgenommen hatte, inklusive des Wortes "Rum" und einer Sequenz, in der auf die dunkle Flasche in Olivias Hand hingezoomt wurde. Max konnte es nicht mehr erwarten, seiner Mutter dieses Produkt seiner Boshaftigkeit vorzuführen. Doch vorerst begnügte er sich damit, Katy und deren Freundinnen zu terrorisieren. 
"Ich habe alles aufgenommen." Hämisch grinsend schwenkte er die Kamera vor sich her. Max wagte sich einige Schritte in die Küche hinein. "Und Morgen zeige ich es Mom." Er genoss es, die drei Älteren in seiner Gewalt zu haben. 
Sara stürzte fauchend auf ihn zu. Max triumphierender Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine angstvolle Fratze, wie ein Plum Pudding, der zu lange in der Küche gestanden hatte und anfing in sich zusammenzufallen. Quiekend rannte Max in Richtung seines Zimmers.
"Max! Wartet!" Katy lief den beiden hinterher. Sie hastete die Treppe hinauf und sah gerade noch wie Max, Sara die Tür vor der Nase zuschlug und sich einsperrte. Sara blickte Katy mit zornesroten Wangen entgegen, ihre braunen Haare kräuselten sich wild um ihr Gesicht.
"Dein Bruder ist ein Monster!", rief Sara und um ihre Aussage zu unterstreichen, trat sie gegen die Tür. 
Olivia kam die Treppe herauf, ihr Gesicht zeigte nicht das Mindeste an Erregung, trotzdem konsultierte sie: "Was werden wir jetzt machen? Wenn meine Eltern das erfahren, darf ich nie wieder zu dir!"
"Wenn das rauskommt bin ich tot!", entgegnete Sara.
Katy lauschte an der Tür und hörte gedämpftes Siegesgebrüll.
Sie winkte ihre Freundinnen zu sich. "Meine Eltern haben einen Sicherheitsschlüssel für sein Zimmer. Also warten wir bis er eingeschlafen ist, dann brechen wir in sein Zimmer ein, stehlen die Kamera und löschen das Video."
Olivia lachte entzückt. "Das ist wie in einem Film."
Sara hatte ihre Zweifel. "Dann hoffen wir mal, dass er die Kamera nicht zu gut versteckt hat." Sie wusste wovon sie sprach. Sara hatte drei Brüder, die ihr das Leben zur Hölle machten.
"Und jetzt zu unserem Cocktail." Olivia rannte voraus. 

Das Black Widow Magic schmeckte scheußlich. Das war ihren Gesichtern auch anzusehen. 
"Es schmeckt scheußlich." Katy schob das Glas weg von sich. 
"Irgendwie nach Medizin?" Olivia kaute an einem großen Zuckerstück. "Wie steht es eigentlich zwischen dir und Noah?"
"Noah? Das war letztes Jahr." Katy machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Dann sind wir alle single. Oder?" Olivia wandte sich an Sara.
Die nippte schweigsam an ihrem Cocktail.
"Du stehst immer noch auf Jason, stimmts'?" Olivia lachte. "Seit der ersten Klasse hast du einen Crush auf ihn, auf den Jungen von nebenan. Doch er gab sich immer mit andern Mädchen ab. In der Fünften war er mit Cindy zusammen, dann kam Mary, die drei Jahre älter war-"
"Olivia, das reicht!" Katy sah ihre Freundin verständnislos an.
"Was?", entrüstete die sich.
"Was ist eigentlich mit dir Olivia, mit dir und ...niemandem?" Sara erhob sich mit süffisantem Lächeln und ging zur Toilette.

Katy war sich darüber bewusst, dass sich die drei lange nicht gesehen haben. Die Freundinnen gingen seit zwei Jahren auf getrennte Schulen. Gelegentlich traf man sich an der Winters' Street oder auf Partys. Trotzdem vermisste Katy die Zeit, als sie zusammen durch die Straßen geschlendert waren, auf der Suche nach etwas Neuem und Aufregendem, um der Langweile in der Stadt zu entfliehen. Die Tatsache, dass Olivia und Sara so unterschiedliche Persönlichkeiten hatten, machte die Sache nicht leichter. Doch Katy war schon immer der Pol zwischen diesen gegensätzlichen Naturgewalten gewesen, diejenige die alle wieder zusammenbrachte - die Streitschlichterin und Zuhörerin.

Als Sara von der Toilette zurückkam, setzte sie sich allein auf die Couch. Katy erhob sich und gesellte sich zu ihr, wiederwillig kam auch Olivia angetrottet. 
"Wollt ihr einen Film schauen?" Katy hatte vor, die Stimmung aufzulockern. "Ich habe oben, in meinem Zimmer Netflix."
"Dort wecken wir deinen Bruder auf und wir wollen doch, dass er tief und fest schläft. Habt ihr stattdessen irgendwelche DVDs?", fragte Sara.
Katy ging die Filme durch. "Star Wars, Liebe braucht keine Ferien, Santa Claus - Eine schöne Bescherung,-"
"Stopp." Olivia rutschte aufgeregt auf ihrem Gesäß herum. "Eine schöne Bescherung..." Sie sah sich fragend um. 
Sara nickte gnädig. 
Katy schaltete den Fernseher ein, legte die DVD auf und drückte den riesigen-roten Play-Button.
Es polterte.
Katy blickte beunruhigt an die Decke. "Was war das?" 
"Dein Bruder?" Olivia schnappte sich unbeeindruckt die Chips-Schüssel. 
"Eher der Weihnachtsmann." Sara stahl die Chips-Schüssel von Olivia.
Es rumpelte ein weiteres Mal, nun war die Erschütterung so stark, dass die Glöckchen am Weihnachtsbaum klingelten und die Champagnergläser über dem Fernseher klirrten. Olivia setzte sich beunruhigt auf und sah sich nach ihren Freundinnen um. Schwere Schritte schleiften über den Holzboden im zweiten Stock. 
"Katy, mach den Fernseher aus!" Sara wandte sich an Katy, doch die reagierte nicht. Stattdessen blickte sie auf die Decke, unfähig sich zu rühren. Sara ergriff die Fernbedienung und machte den Fernseher aus. Stille. Die drei wagten kaum zu atmen. 
Es war so leise, dass man die Uhren ticken hören konnte, gemeinsam mit dem Kühlschrank, der in seiner Ecke surrte. Da ganz deutlich! Als ob ein Holzbein über den Boden torkeln würde. Es suchte sich seinen Weg umwegslos zur Nordseite des Hauses, zu den Zimmern. 
Auf den ersten Blick sah die Szene, die sich in diesem Haus abspielte, ganz normal aus. Die Couchlampe und die Lichterketten tauchten das Zimmer in ein angenehm, honigfarbenes Licht. Der Heizkörper strahlte eine wohlige Wärme aus. Drei Freundinnen saßen auf einer Couch und wollten sich einen Film ansehen, doch, sie rührten sich nicht. Sie wagten es nicht einmal zu atmen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie horchten. Gebannt.

"Er will uns einen Streich spielen." Sara rührte sich als erste. "Kommt." Sie stand auf und zog Katy mit sich. "Wir sehen nach."
Katy zögerte. "Gut, aber wir sollten leise sein."
Sie wandten sich an Olivia.
"Nein! Dort könnte ein Einbrecher auf uns warten! Oder ein Vergewaltiger!"
"Bestimmt war das mein Bruder. Was sonst sollte dort oben sein?" Katys Stimme klang halb so sicher, wie sie für diese Aussage sein sollte. 
"Na gut, aber wir müssen uns bewaffnen!"
"Bewaffnen?", Sara sah ihre Freundin entgeistert an. Nicht einmal in dieser Situation konnte Olivia ihre Theatralik sein lassen.
Olivia ignorierte Saras Blick und wandte sich an Katy. "Hat dein Vater keinen Waffenschrank mit Sturmgewehren? Oder zumindest eine Schusspistole?"
"Damit du dich erschrickst und ihren Bruder niederschießt, außerdem sind Sturmgewehre seit dem Amoklauf in Nova Scotia verboten." Sara betonte das Wort "Amoklauf".
Dennoch hatte Olivia Katy zum Nachdenken gebracht. "Zur Sicherheit.", murmelte sie und verschwand im Flur. Katy kam mit einem Baseballschläger und einer Pistole zurück.
"Sie war im selben Versteck wie die Weihnachtsgeschenke.", bemerkte Katy trocken.
"Bist du verrückt geworden?", rief Sara.
"Nimmst du sie?" Katy hielt Sara die Pistole hin.
"Wieso ich?"
"Weil du nicht leichtfertig schießen wirst - keine Sorge, ich nehme Grannys' Eisenpfanne."





Ein Alptraum zu WeihnachtenWhere stories live. Discover now