29. Kapitel

1.7K 117 10
                                    

    Mein Herz krampfte und mir wurde eiskalt, als ich verstand, was sie soeben getan hatte. Cas rührte sich nicht mehr, in seinen echsenartigen Augen loderte kein Feuer mehr. Der eiserne Wille und die Leidenschaft und die Wut waren verschwunden und von einer beängstigenden Leere ersetzt worden, die nicht nur in seinen Augen zu sein schien, sondern auch in ihm selbst. Ich konnte nicht fassen, was sie getan hatte. Besonders, da ich keine Ahnung hatte, woher sie seinen Namen kannte. Nicht einmal ich kannte ihn. Jetzt verfluchte ich mich dafür, dass er ihn mir nicht verraten hatte. Ich verfluchte mich dafür, dass ich ihn davon abgehalten hatte.
      Dennoch erinnerte ich mich wage an die Bewegungen ihrer Lippe. Mir blieb nur ein bisschen Zeit, mir die Buchstaben zusammen zu reimen. Deswegen musste ich sie ablenken. Eisern fasste ich diesen Entschluss. Ich würde es ihr nicht durchgehen lassen. Niemals. Sie würde mir nicht auch noch Cas nehmen. Nicht ihn. Jeden, aber nicht ihn. »Woher kennst du seinen wahren Namen?«, sprach ich aus und bemühte mich nicht, das Zittern in meiner Stimme zu verstecken. Ich versuchte nicht zu verstecken, wie aufgebracht ich war. Ich versuchte nicht zu verstecken, wie ich mich fühlte.
      Meine Mutter drehte sich zu mir, auf ihren Lippen ein siegessicheres Lächeln. »Damals, bei deiner Geburt sagte eine andere Hexe mir voraus, wen du treffen würdest. Sie nannte ihn nicht Cas. Sie nannte ihn bei seinem wahren Namen. Lange Zeit wusste ich nicht, was es bedeutete, den wahren Namen eines Drachen zu kennen. Doch dann erfuhr ich es, als sein Vater starb. Da hatte ich den Namen aber wieder vergessen. Wenn sein Vater ihn nicht gehaucht hätte, dann hätte ich ihn vermutlich für immer vergessen gehabt. Als ich erfuhr, was man mit dem wahren Namen eines Drachen tun konnte, fasste ich gestern Nacht den Entschluss. Seine Liebe für dich würde ihn zu dir lenken, sobald ich in deiner Nähe sein würde und dann würde er gegen mich kämpfen wollen. Er würde nahe genug kommen, damit ich ihn erst lähmen und dann seinen Namen sagen könnte.«
      Ich runzelte die Stirn und dachte weiter daran, wie ich sie ablenken konnte. Gar nicht so einfach, wie es sich immer anhörte. »Aber wenn die anderen Hexen von seinem Namen wissen, dann könnten sie ihn dir wegnehmen.« Fireheart tänzelte unruhig auf der Stelle, der Feuerdrache hinter mir loderte gefährlich hell auf und ich spürte, wie Hitze durch meinen Körper rauschte, gepaart mit dem Knistern der uralten Energie, die durch meine Adern floss. Die Energie eines Drachen hatte sich in meinem Herzen festgesetzt und wollte jetzt hinaussprudeln angesichts der Tatsache, dass Cas unter ihrem Bann stand. »Nur ich kenne seinen Namen. Ich bin ja nicht so dumm ihn ihnen zu verraten. Sie würden mich hintergehen, um ihn zu bekommen. Cas ist ein sehr starker Drache. Sehr mächtig. Die Energie in seinem Herzen ist reiner als die von andere. Stärker. Mit ihm könnte man allein über 100 Hexen stärker machen.«
     Bei der Vorstellung, wie sie Cas so benutzen würden, wurde mir schlecht. So schlecht, dass ich im ersten Moment das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Doch ich blieb bei der Sache. Ich wusste, dass sie hinter das S in seinem Namen, ein T gesprochen hatte. Jetzt musste ich nur noch die restlichen Buchstaben entziffern. Angestrengt versuchte ich mich daran zu erinnern. Cas schien eine Abkürzung zu sein. Cas schien seinen echten Namen hinter einer Abkürzung versteckt zu haben, warum auch immer.
      Vielleicht, weil er seinen echten Namen mochte. Seinen wahren Namen, den er mir hatte verraten wollen. In diesem Moment wurde mir klar, wie groß sein Vertrauen in diesem Moment gewesen war. Was er bereit gewesen war zu tun. Sein wahrer Name konnte in den Händen anderer zu einer Waffe werden. Doch er war bereit gewesen ihn mir zu sagen. Vielleicht hatte er geahnt, dass so etwas passieren könnte. Tränen der Wut schossen in meine Augen. Ich hätte ihn ausreden lassen sollen, sagte ich zu mir selbst. Ich hätte seinen Namen erfahren sollen, denn dann könnte ich ihn jetzt retten.
      Doch stattdessen musste ich raten. Musste erraten, wie sein wahrer Name war. Eine Schande. Eine wirkliche Schande. Ich hätte es ihn einfach sagen lassen sollen. »Warum möchtest du so mächtig werden?«, fragte ich, um weiter abzulenken. Meine Mutter lachte kalt auf. »Ist das nicht offensichtlich? Hexen könnten sehr alt werden und über alle hier herrschen. Niemand hätte eine Chance gegen uns. Niemand. Keine Waffe der Welt könnte uns niederzwingen. Nicht einmal das Alter. Die Drachen standen lange genug an erster Stelle der Nahrungskette. Und Menschen? Wer braucht die schon. Schlussendlich hätten sie uns früher fast verbrannt.«
      Hatte wohl seine Gründe, warum sie euch verbrennen wollten, schoss es mir durch den Kopf. Wenn die Hexen damals auch so rachsüchtig und machtgierig gewesen waren, war das wohl kein Wunder. »Die Drachen aber euch nie etwas getan«, versuchte ich es weiter, während ich mir immer und immer wieder vorstellte, wie sie ihre Lippen bewegte. Cast... Castr... Castriel? War das sein Name? »Natürlich nicht aber es ist auch nicht fair, wenn nur sie länger leben als wir, oder etwa nicht? Du hattest Glück. Du kannst genauso lang leben wie einer von ihnen. Die Frage ist nur, ob du das ohne deinen Gefährten möchtest. Schließe dich mir an und ich entlasse ihm den Bann.«
      Das sie ihn gegen mich verwenden würde, war klar gewesen und doch überraschte es mich. Sie war so gerissen. »Und wenn du lügst? Wie soll ich sicher sein, dass du es tun wirst?«, hakte ich nach und trieb Fireheart, der sowieso tänzelte, geschickt einen Schritt nach vorne, ohne dass meine Mutter es bemerkte. »Wieso sollte ich lügen, mein Schatz? Ich will doch meine Tochter an meiner Seite.« Be ihren Worten drohte mir die Galle hochzukommen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie dachte, dass ich so sein würde. Dass ich mich von ihr bestechen lassen würde.
Wieder ließ ich Fireheart einen kleinen Schritt nach vorne tänzeln. Sie würde es gar nicht merken. Sie bemerkte es auch nicht. Sie sah es nicht. Ihr Blick war auf Cas gerichtet, der ganz ruhig dasaß. Er war in ihrer Gewalt und wartete auf den ersten Befehl. Doch so weit würde ich es nicht kommen lassen. »Darf ich zu ihm?«, fragte ich leise nach. Zaghaft. Mit Bedacht. Denn wenn ich selbstsicher geklungen hätte, dann hätte es mich und meinen Plan verraten. Sie durfte es auf keinen Fall merken. Auf gar keinen Fall. Sie hob eine Braue und sah mich an.
     »Und was gedenkst du zu tun?« Ich zuckte mit den Schultern. Wirkte mit Bedacht und voller Absicht unsicher. »Ich will wissen, ob er mich wirklich nicht mehr erkennt.« Meine Mutter seufzte, ließ mich aber in dem Glauben zu ihm, dass ich mich ihr anschließen würde. Doch das würde ich nicht. Das würde mir im Traum nicht einfallen. Überhaupt nicht. Das würde ich nicht zulassen. Nicht bei ihr. Nicht wegen ihr. Fireheart trottete langsam voran und kurz darauf standen wir vor Cas. Er rührte sich nicht. Er blinzelte nicht einmal. Er saß ruhig in seiner Drachengestalt da und wartete auf Befehle. Über mir kreisten Fero, Wren und Howlan. Alle drei unruhig. Sie sahen mir zu.
      Ob sie dachten, ich würde mich ihr anschließen, konnte ich nicht sagen. Sie beobachteten uns und schienen bereit sich jeden Sekunde auf uns zu stürzen. Jedenfalls hatte ich das Gefühl. Mit Bedacht glitt ich von Firehearts Rücken, der nervös mit den Ohren zuckte. Sein Blick glitt umher und er wirkte so unsicher wie noch nie. Er tänzelte auf dem Boden umher und sein Schweif zuckte in alle Richtungen. Als ich nahe genug an Cas stand, musterte ich ihn noch einmal, um wirklich sicher zu sein, dass das hier kein Trick war. Es war es nicht. Sein Blick blieb leer und er erkannte mich nicht. Das konnte niemand spielen. Mein Herz krampfte, als ich mir vorstellte, dass er noch immer da drinnen war und das vermutlich gerade hasste. Ich stellte mir vor, wie Cas sich in seiner menschlichen Gestalt gegen die Ketten des Bannes wandte und schrie. Doch der Drache rührte sich nicht.
      Diese Vorstellung versetzte mir einen klaren Stich und mir wurde eiskalt. So kalt, dass ich nicht genau wusste, was ich tun sollte. Meine Gedanken überschlugen sich und im nächsten Moment schien mir die Luft wegzubleiben. Ich hatte das nicht für ihn gewollt. Für niemanden von ihnen. Wieder fiel mir ein, wie töricht ich doch war. Wie naiv. Wie ich hatte annehmen können, dass ich die Welt retten könnte. Zumindest unsere kleine Welt hier. Doch das war dumm gewesen. Doch daran durfte ich nun nicht mehr denken. Ich musste endlich aufhören. Also holte ich tief Luft und wisperte: »Castriel, ich möchte, dass du jeden anderen Befehl vergisst und das du dich nie wieder einem Bann unterziehen lässt. Ich möchte, dass du jetzt aus deinem Bann aufwachst. Das ist mein einziger Befehl an dich. Du wirst frei sein, du wirst selbständig denken und du wirst es wollen. Du wirst nur diesen einen Befehl von mir ausführen, sonst bist du ein freier Mann.«
      Hinter mir knurrte meine Mutter auf, als Cas aus dem Bann erwachte und mich ansah. In seinen Augen lag diese Liebe, die die Leere aus seinem Blick verdrängte. Lächelnd genoss ich, wie Cas wieder zum Leben erwachte und fröhlich wirkte. Meine Mutter schrie etwas, einige Drachen eilten herbei. Ehe ich reagieren konnte, stürzte Cas sich auf meine Mutter. Doch mir blieb keine Zeit ihnen zuzusehen, denn Drachen, so wie Ritter stürzten nun auf mich zu. Auch Hexen waren dabei. Alles geschah binnen ein paar Sekunden. Ein Drache flog auf mich zu, streckte seine Krallen aus.
      Mein Feuerdrache hatte Mühe und Not ihn zu vertreiben, während Fireheart immer unruhiger wurde. Immer und immer mehr. Ich wusste nicht genau, was ich tun sollte. Ein Pfeil würde nicht viel nützen. Seine Schuppen waren zu dicht. Am Boden hatte ich mit den Rittern zu kämpfen. Fireheart und mein Feuerdrache halfen mir so gut es ging dabei, mir alles vom Leib zu halten. Ein rotgoldener Fleck schoss an mir vorbei. Nein, kein Fleck. Fero. Er brüllte und stürzte sich auf einen Drachen, der mich von der Seite aus hatte angreifen wollen. Beide schlugen am Boden auf und rollten über die Erde.
      Gras und Staub wirbelte unter ihnen auf, während sie nacheinander schnappten und sich die Klauen in ihre Schuppen schlugen. Mit angehaltenem Atem sah ich Fero zu. Er war viel kleiner als sein Gegner und noch lange nicht so schmächtig. Eis schien nun durch meine Adern zu fließen, wo zuvor noch Feuer gelodert hatte, während Angst von mir Besitz ergriff. Ein eisiger Schauer rann über meinen Rücken, als der gegnerische silberne Drache seine Zähne in die Kehle von Fero grub. Blut spritze heraus und Fero brüllte vor Schmerz auf. Das Brüllen hallte über die Ebene und vibrierte in meinem ganzen Körper. Es erhob sich über die lauten Geräusche der Schlacht.
      Unruhe machte sich in mir breit und ich wusste nicht so genau, was ich machen sollte. Meine Beine bewegten sich wie von selbst. Fero schaffte es unter Aufbietung seiner letzten Kräfte den Drachen von sich zu stoßen und ihm die Klauen tief in die Brust zu graben. Kurz darauf bewegte sich der andere Drache nicht mehr. Doch Fero sank ebenfalls zu Boden, ein heller Lichtschein leuchtete auf und ein nackter Fero lag am Boden. Ich hastete durch die Mengen. Alles geschah wie in Zeitlupe. Die Ritter hörten auf zu kämpfen, als sie mein Schluchzen hörten. Heute Nacht war es mir leicht gefallen nicht an die gefallenen Drachen zu denken.
      Doch jetzt... jetzt wo ich Fero sah, dessen Hals rot vor Blut war und dessen Brust sich nur flach hob, packte mich die kalte Realität und riss mich auf den dunklen Abgrund zu. Fero... er war verletzt, weil er mich hatte schützen wollen. Er lag dort am Boden, sterbend, weil er mich beschützt hatte. Schluchzer schüttelten meinen Körper, während ich nicht so genau wusste, was ich tun sollte. Ich rannte ab einem bestimmten Zeitpunkt auf ihn zu. Immer weiter. Immer schneller. Übelkeit stieg in mir auf, als ich die klaffende Wunde sah. Ich setzte mich zu ihm und zog seinen Kopf auf meinen Schoß. Warmes Blut floss an seinem Hals herab und tropfte auf meine Oberschenkel.
      Es kümmerte mich nicht. Er könnte mich vollbluten so viel er wollte. Tränen rannen meine Wangen hinab, als er mir ein Lächeln schenkte. »Ist schon... gut«, murmelte er schwach. Das Augenlicht schwand so langsam aus seinen Augen. Es war ein Wunder, dass er noch am Leben war. Denn aus seinem Hals kam so viel Blut, wie es vermutlich gerade aus meinem Unterleib kam. Doch es kümmerte mich nicht. Ich presste auf die Wunde, doch instinktiv wusste ich, dass es zu viel Blut war. Dass er es nicht schaffen würde. Ich weinte. So bitterlich, dass mein ganzer Körper schmerzte.
      »Das ist nicht wahr. Es ist nicht schon gut. Es ist nicht okay. Warum hast du das getan?« Meine Stimme ging in ein lautes Schluchzen über. Fero rang sich wieder ein Lächeln ab. »Cas hätte mir den Kopf abgerissen, wenn ich dich hätte sterben lassen.« Er hustete. Ein großer Schwall an Blut lief aus seinem Hals und er wurde immer bleicher. Das Strahlen wich aus seinen Augen. Immer mehr und immer mehr. »Manchmal muss man Opfer bringen, Covina. Für das Wohl der anderen. Gib dir niemals die Schuld für meinen Tod. Ich hatte ein schönes Leben und ich habe dich kennengelernt. Zwar... bereue... ich es, dass wir nicht so viel Zeit zusammen hatten und wir nicht so gute Freunde sind, wie du es mit Howlan bist, aber es... es war schön ein Mädchen zu treffen, was so mutig ist... wie... du...« Seine Stimme versagte, das Lächeln auf seinen Lippen erlosch und sein Körper wurde schlaff in meinen Armen.
      Unzählige Tränen liefen meine Wangen hinab, während Wut und Trauer durch meinen Körper rauschten. Eine explosive Mischung, die in der nächsten Sekunde explodierte. Ich schrie meine Wut und meine Trauer heraus, der Feuerdrache hinter mir loderte so hell auf, dass selbst ich von dem Licht geblendet war. Feuer züngelte über die Wiese auf unzählige Ritter und Hexen zu. Sie hatten keine Chance. Das Feuer erreichte viele binnen einer Sekunde. Leute schrien, während sie verbrannte, doch es war nichts verglichen mit dem Schmerz, der in mir tobte.
      Das Feuer war mein Schmerz, der aus mir herausbrach. Schluchzend hielt ich Fero fest, als könnte ich ihm so im Leben halten, obwohl er schon gegangen war. Ich wünschte, dass ich mehr mit ihm Gesprochen hätte. Dieser Wunsch war so groß wie nichts anderes auf der Welt. Der Schmerz war überwältigend schlimm. Alles tat weh und es schien mit jeder Sekunde schlimmer zu werden, obwohl meine Flammen das Gras und die anderen versengten. Ich wusste nicht, wie lange ich hier saß. Ich wusste nicht, was geschah. Irgendwann sah ich nur, wie sich die Drachen aus Morrigan gegen die Hexen wandten. Ich sah, wie meine Mutter gegen Cas kämpfte und ich sah, wie Howlan und Wren über mir kreisten und Feinde von mir fernhielten. Fero war noch immer warm, obwohl noch immer Blut aus seinem Hals kam. Bald würde auch das Blut versiegen. Doch bis es so weit war, würden die anderen leiden.
      Die Schreie drangen kaum zu mir durch. Es kümmerte mich nicht. Es war mir egal. Es war mir egal, wer starb. Fero war tot. So viele von uns waren tot. Mein Schmerz galt ihnen allen. Mein Feuer brannte für sie und schnappte sich einen nach dem anderen. Fireheart schien zu verstehen, dass ich seinen Schutz momentan nicht brauchte, denn er donnerte davon, in die Richtung der Herde, dort, wo sie gegen Hexen und die Feuerbringe kämpften. Meine Kraft stieg ins Unermässliche und glitt in Strömen aus mir heraus. Mein Körper schimmerte hell, so wie der Feuerdrache hinter mir.
      Ein Drache aus purem Feuer, so hell, dass er selbst der Sonne Konkurrenz machen konnte. Was dann noch alles geschah, wusste ich nicht so ganz. Ich hörte viele Schreie, roch Blut in der Luft, mit einer Mischung aus Schweiß und anderen Düften wie Orien und anderen Dingen, die aus dem Körper kamen. Das Schutzschild hielt den Rauch von mir fern, so wie bei vielen anderen, die ich unter dem Schutzschild hielt. Meine Energie steigerte sich und steigerte sich. Gestern hatte ich gedacht, ich hätte sie von der Leine gelassen, doch so langsam wurde mir klar, dass das gestern nur ein Teil gewesen war, den ich freigelassen hatte. Das hier... das war meine wahre Energie.
      Meine Kraft. Cas' Vater hatte sie mir hinterlassen. Auch er war für mich gestorben. Jetzt war es auch Fero. Tränen liefen meine Wangen hinab und etwas Warmes lief aus meiner Nase heraus. Blut. Es kümmerte mich nicht. Auch das ich langsam müde wurde und das mein Unterleib schlimmer krampfte als sonst kümmerte mich nicht. Es kümmerte mich auch nicht, wie dieses Bild hier auf andere wirkte. Es kümmerte mich einfach nicht.
      Ich saß dort, weinte und schluchzte, während ich gleichzeitig Fero festhielt. Er war meine Stütze. Nur wegen ihm verlor ich nicht ganz die Fassung. Schließlich war er für mich gestorben. Für das Ziel. Hätte ich besser aufgepasst, hätte er vielleicht nicht sterben müssen. Dennoch versuchte ich mich an seine Worte zu halten. Ich durfte mir nicht die Schuld geben. Noch nicht. Das würde niemanden helfen. Also versuchte ich die Fassung zu bewahren. So gut ich konnte. Wie viele Stunden ich dort saß wusste ich nicht. Wie viel Leute ich verbrannt hatte? Wusste ich nicht. Was alles passiert war, war mir schleierhaft.
      Das letzte, an das ich mich erinnerte war Howlan und Wren, die immer wieder zu mir gesehen hatte. Zu Fero, der noch immer in meinem Schoß lag. Tot und mittlerweile blutleer. Wage erinnerte ich mich an Fireheart, der wieder auf mich zu galoppiert war, an das laute Brüllen eines Drachen, ehe alles schwarz geworden war.

Dragon Heart ✔Where stories live. Discover now