13. Kapitel

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     Die bodenlose Leere hatte mich erneut eingeholt. Ich lag auf dem Bett, regte mich nicht und starrte aus dem Fenster. Der Regen war nach einer gefühlten Ewigkeit versiegt. Nur noch ein paar Tropfen fielen vom Himmel, bis auch diese aufhörten. Das Gewitter zog weiter. In der Ferne hörte ich es noch donnern, doch das war mir egal. Stattdessen richtete ich den Blick auf die Decke. Cas war nicht zurückgekommen. Im Gang hatte ich wütende und laute Stimmen gehört. Doch ich hatte nicht zugehört.
      Stattdessen dachte ich darüber nach, was Cas verärgert haben könnte. Ich dachte, es war nett von mir gewesen, dem Drachen den Teddy zu geben. Warum hatte er das nicht annehmen können? Fand er diese Geste dumm? Fand er sie schäbig? Ich wusste es nicht. Ein Teil in mir wollte es auch gar nicht wissen. Ich wusste nur, dass ich es satt hatte, dass er ständig seine Meinung über mich änderte. Vermutlich war er nur nett gewesen, weil Nila ihn angeschrien hatte und er einen Tag lang hatte Frieden haben wollen.
      Diese Leere in mir gab mir die Freiheit, keine Wut zu empfinden. Nicht das geringste Bisschen. Ich hieß diese Leere willkommen und genoss sie. Sie half mir, vieles zu verdrängen. Ich dachte nicht an Faya, an Mutter und an Vater. Ich dachte an Garnichts. Zumindest eine Weile nicht. Bis ich nahende Schritte hörte. Dann klopfte es an der Tür und ehe ich etwas sagen konnte, ging die Tür auf. Zuerst sah ich schwarze Stiefel, dann eine braune Hose, dann ein weißes Leinenhemd und ein braunes Lederwams.
      Über dem Wams ergoss sich ein Meer aus schwarzen Haaren und als ich weiter nach oben blickte sah ich in Nilas eisblaue Augen. »Was hat er jetzt schon wieder gemacht?« Wut flackerte in ihren Augen. Nicht auf mich. Sondern auf den Mistkäfer. »Egal. Ich sollte mich damit abfinden, dass er mich nie mögen wird. Dann erspare ich mir den Kummer und die Wut.« Schulterzuckend richtete ich mich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Für einen Moment tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen, dann war alles wieder gut. »Das ist nicht egal. Du bist unser Gast und er führt sich auf wie ein Idiot«, fauchte Nila und ballte die Hände zu Fäusten.
      Sie hatte erstaunlich große Hände, die für mich so aussahen, als könnte sie jemanden damit das Genick bringen. »Ach schon okay. Soll er doch.« Eigentlich war es nicht okay, doch die Leere in mir erlaubte es mir, die Illusion aufrecht zu erhalten, dass es mir egal war, obwohl ich wusste, dass es das nicht war. Es war mir nicht egal, doch das musste ja keiner wissen. Ich würde nicht weinen. Das verdiente er nicht. Nicht schon wieder. Wenn er meinte, mit meinen Gefühlen spielen zu wollen, dann sollte er das eben tun.
      Wenn er meinte, er konnte seine Stimmungsschwankungen an mir auslassen, bitte sehr. Konnte er haben. »Es ist dir nicht egal, Vina«, sagte sie und musterte mich. Da hatte sie verdammt recht. Doch ich wollte, dass es so war. Ich kannte Cas nicht. Warum also verdammt nochmal war mir seine Meinung so verdammt wichtig? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich mich hier so seltsam Zuhause fühlte. Als wäre mein Platz schon immer hier gewesen. Mit Howlan, Wren und Nila verstand ich mich besonders gut. Auf Anhieb.
      Fero und ich verstanden uns auch gut, aber es war nicht so wie bei den anderen. Und Cas? Cas schien mich zu hassen und würde mich sicher bei der ersten Gelegenheit gerne erwürgen oder bei lebendigem Leibe verkohlen. So kam es mir zumindest vor. »Aber es sollte mir egal sein«, erwiderte ich. Nila grinste. »Niemanden ist egal, was Cas von einem denkt, denn tief in dir drin weißt du, dass er ein guter Kerl ist. Wenn er ein wirklicher Bastard wäre, dann würde es dir egal sein.« Nila schien einst die gleichen Probleme gehabt zu haben, wie es schien.
      »Hat er dich auch mal gehasst?«, hakte ich nach. Sie zuckte mit den Schultern. »Es war kein richtiger Hass gewesen. Eher Misstrauen. Ich war Wrens verlorene Schwester. Im Krieg habe ich ihn verloren und dann lief ich nach dem Krieg irgendwann zur Burg. Dort waren sie dann. Cas traute mir nicht. Besonders, da er ja gerade viel verloren hatte. Wren freute sich, doch Cas misstraute mir. Irgendwann hörte das auf. Bei dir scheint es allerdings mehr als Misstrauen zu sein.« Ja, das hatte ich gemerkt. Cas schien mehr als nur Misstrauen mir gegenüber zu hegen und ich wusste nicht, warum.
      Doch, wenn ich ihn fragen würde, würde das nicht viel bringen. Er würde nicht antworten. »Können wir los?«, fragte ich, um vom Thema abzulenken. Sie nickte. »Ja, ich werde mich nicht verwandeln und Fero auch nicht. Sie wollen nicht so viel Aufmerksamkeit erregen. Howlan will, dass du auf ihm sitzt, ich werde auf meinem Bruder sitzen und Cas wird Fero tragen.« Ich nickte, nur froh darüber, nicht auf Cas sitzen zu müssen. Mein Herz wurde schwer, als wir die sicheren vier Wände meines Zimmers verließen.
      Es schien so, als würde die bodenlose Leere immer dann von mir abfallen, wenn mir klar wurde, dass ich Cas gleich sehen würde. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte eigentlich wieder in mein Bett kriechen. Dann aber sagte ich mir, wofür ich das tat. Ich tat es, damit wir vielleicht eine Chance im Krieg gegen das Heer meines Vaters hatten. Gegen seine Armee, die vermutlich vor nichts zurückschrecken würde. Sie würde aööes Niedermetzeln, was sie konnte. Jeden Knochen, jeden Drachen, jede Hexe.
      Einfach alle. Diese Erkenntnis bohrte sich tief in mich und ließ mich einen Moment lang schlucken. Denn es war die Wahrheit. Ich selbst hatte mit einigen von ihnen trainiert. Alles war ihnen egal. Menschenleben zählten für sie im Krieg nicht mehr. Es waren nur Zahlen, nur Gegner. In ihren Augen die „Bösen". Das sie eigentlich die Bösen waren, sahen sie nicht. Sie waren fest von ihrer Meinung überzeugt und das war falsch. Seufzend lief ich Nila hinterher. Ihr Gang war so schnell und so lebhaft, dass ich mich fragte, wo sie die Energie hernahm. Ich fühlte mich so leer. So müde. Sie ging umher, als wäre sie gerade erst aufgestanden und die Sonne würde scheinen. Dabei stimmte nichts von beiden Dingen.
      Während ich im Bett gelegen hatte, hatte ich sie wüten hören. Sie hatte mit Cas geschimpft und ihn angeschrien. Mal wieder. Sie schien davor nicht zurückzuschrecken, während ich mir da nicht so sicher war, wie ich sein sollte. Sie hingegen schien sich der Sache sicher zu sein, ihn einfach anschreien zu können. »Wie sieht eigentlich der genaue Plan aus? Wir fliegen einfach hin und dann?«, hakte ich nach. Nila sah zu mir.
      Ihre Augen funkelten auf. »Dann gehen wir zur Burg. Sie haben keine Wachen, so wie wir auch nicht. Dann klopfen wir an die Tür.« Der Plan klang simpel, doch ich glaubte nicht, dass sie uns reinlassen würden. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir es bis zur Tür schaffen würden. Uns sah man doch, wenn wir über den Himmel flogen. Mir konnte niemand sagen, dass uns niemand sehen würde. Sie würden wissen, dass wir kommen und uns erwarten. Jedenfalls glaubte ich das.
      »Wieso wirkst du so zuversichtlich?«, hakte ich nach und musterte sie. Nila grinste von einem Ohr zum anderen. »Weil ich daran glaube, dass Sloan sie überreden wird. Insgeheim wollte er nie gehen, weißt du? Er hielt nur Cas nicht mehr aus. Wenn wir aber kommen, dann weiß er, dass es wichtig ist. Er wird all die anderen überreden.« Die Zuversicht in ihrer Stimme erlaubte es mir, ihr zu glauben. Jedenfalls für den Moment. Denn was blieb mir auch Anderes übrig, als ihr zu glauben, wenn wir diesen Tag übersehen wollten?
      Nach unzähligen Gängen und Stufen befanden wir uns wieder im Innenhof. Die Jungs waren alle schon verwandelt und trugen kleine Bündel an ihren großen Beinen. Im Gegensatz zu ihren Pranken und Beinen wirkten die Bündel wie eine Stecknadel. Ich vermutete, dass es ihre Kleidung war, die sie als Mensch brauchen würden. Sofort lief ich auf Howlan zu, dessen Augen genauso echsenhaft wirkten, wie die von Cas.
      Gestern war mir das nicht aufgefallen, doch es störte mich auch nicht. Es war wunderschön. Er senkte den Kopf, mit seinem langen Hals, damit ich aufsteigen konnte. Von seinem Hals rutschte ich zurück auf dem Ansatz zwischen Körper und Hals und legte meine Hände auf seine rauen Schuppen. Cas' Blick brannte auf mir. So stark, dass ich glaubte, meine Haut würde unter seinem Blick verätzen. Es war unangenehm. Dennoch sah ich nicht zu ihm. Nila kletterte auf den Rücken ihres Bruders und Fero stand noch an Ort und Stelle und starrte Cas an.
      »Und du bist sicher, dass ich auf deinen Rücken klettern darf? Du magst das doch ni-«, fing Fero an, sein rotes Haar wehte im Wind. Cas stieß ein Knurren aus, das aus den Tiefen seiner Brust zu kommen schien. Ja, er war schlecht gelaunt. Abwehrend hob Fero die Hände und kletterte auf seinen Rücken. Ich seufzte. Dieser Mann... er machte es einem wirklich nicht leicht. Als Fero saß und wir uns alle festhielten, stieß Howlan sich so stark vom Boden ab und schoss in die Luft, dass ich für einen Moment glaubte, die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst.
Mein Bauch kribbelte, je höher er stieg. Seine großen Schwingen durchschlugen die Luft, als wären sie nichts und wir wurden höher und höher getragen. An diesem Frühstart schien er großen Spaß zu haben, wie mir schien. Die anderen kamen langsam nach. Der Wind trug Nilas Lachen heran. Als Wren uns eingeholt sagte sie so laut sie konnte: »Howlan gibt gerne mit seiner Schnelligkeit an, musst du wissen!«
     Ich grinste und strich Howlan über die Schuppen. Eine gewohnte Geste, die ich beim Reiten immer machte. Im ersten Moment kam es mir komisch vor, doch Howlans Blick glitt zu mir und in seinen Augen funkelte ein Lächeln. Der Wind riss an meinem Zopf und strich über meine Arme hinweg. Überraschender Weise war der Wind wärmer als erwartet und mit ihm wurde der Geruch von Meer herangetragen. Kurz schloss ich die Augen, um all diese Eindrücke in mich aufzunehmen und zu genießen. Ich genoss es regelrecht. Ich liebte es. So sehr, dass mein Herz wild klopfte.
      Für einen Moment erlaubte ich mir, bei Howlans zunehmender Geschwindigkeit, die Arme auszustrecken und den Wind zu fühlen, der warm aber auch hart über mich hinwegstrich und mir in den Ohren pfiff. Das Kribbeln in meinem Bauch wurde stärker und ich fühlte mich freier als jeder Vogel sich je fühlen konnte. Der Geruch von nasser Erde, Wasser und Dampf stieg mir in die Nase, gemischt mit dem salzigen Geruch des Meeres. Ein Geruch, der wunderschön war und mich für einen Moment alles vergessen ließ. Im nächsten Moment wurde ein Geräusch von Hufgetrampel und Schnauben an meine Ohren getragen. Verblüfft blickte ich unter uns. Vor dem großen Wald, der Dalenka und Malan trennte, auf der weiten Ebene, befand sich eine Herde aus Pferden.
      Sie alle waren schwarz. Nein, das stimmte nicht... zwar war es von hier oben kaum zu erkennen, doch sie alle hatten helle Striemen in Fäll und Mähne. Und ihre Augen schienen zu leuchten. »Was sind das für Pferde?«, fragte ich Nila laut und deutete auf die Herde. Sie sah nach unten lächelte. »Als die unzähligen Drachen starben, blieb die Energie in ihren Herzen zurück! Die Hexen nahmen diese Energie und gaben sie den Pferden, die beim Krieg mitleiden mussten! Sie alle wurden schwarz und bekamen diese Striemen. Die Hexen züchten sie, damit sie Seite an Seite mit uns kämpfen können. Diese Pferde werden Feuerbringer genannt. Hinter ihnen kann Feuer aufwirbeln und aus ihren Nüstern kommt Rauch heraus. Diese hier sind aber wild und nicht zähmbar. Du solltest dich wohl von ihnen fernhalten!«, erklärte sie mir laut. Ich nickte und bewunderte die schwarzen Pferde.
     Sie wirkten anmutig. Wie die Träger, von der sie die Energie hatten. Es war faszinierend. Diese Pferde wirkten mächtig. Starke, mutige Pferde. Ihre Blicke schienen uns zu beobachten. Fasziniert beobachtete ich sie und fragte mich, warum sie alle schwarz waren. Warum sie nicht braun, oder weiß waren. Doch Wren war schon wieder weiter hinter uns, da Howlan mir anscheinend seine Flugkünste zeigen wollte.
      Wir ließen den reißenden Fluss und die Herde hinter uns. Dichter Wald tat sich unter uns auf. Die Baumkronen wogen sich noch leicht im peitschenden Wind und ich erkannte nur kurz einen See, der zwischen den Bäumen hervorblitze. Howlan flog aber so schnell voran, dass mir keine Zeit blieb, diesen genauer zu mustern. Vögel und andere Tiere stoben auf, als wir über den Wald hinwegflogen. Ob aus Angst oder aus einer anderen Emotion, konnte ich nicht sagen. In der Ferne erstreckte sich eine Burg in den Himmel.
       Sie war genauso grau wie die in Malana, nur noch größer. Sie stand auf einer riesigen Lichtung, die entweder natürlich im Wald entstanden war und geschlagen worden war. Nach den Bäumen her zu urteilen, war sie natürlich entstanden. Die Bäume bildeten keinen geraden Kreis, sondern ein komisches Werk aus Ecken und Kanten. Als die Sonne leicht zwischen den Wolken hindurchbrach, glitzerte sie in den unzähligen Fenstern. Von hier aus erkannte ich auch die grünen Ranken, die sich an den Wänden emporschlängelten, wie Schlagen. Oben, auf der größten Spitze, wehte eine Flagge.
      Eine schwarze Flagge, mit dem Kopf eines goldenen Drachen. Zumindest glaubte ich das zu erkennen. Auf die Entfernung sollte ich das eigentlich nicht erkennen. Eigentlich sollte ich auch die Ranken nicht sehen können. Doch etwas sagte mir, dass es Ranken waren. Howlan flog noch etwas schneller und der Wind zerrte an meinem blonden Zopf, der hinter mir her wehte. »Du gibst ja ganz schön an, Howlan!«, drang Feros Stimme an mein Ohr. Cas hatte nun auch aufgeholt. Schnell erkannte ich den unterschiedlichen Körperbau der drei Drachen, als auch Wren dazu kam.
      Cas hatte einen starken Körperbau, mit Muskeln bepackt. Seine Beine wirkten kräftig und ich war mir sicher, dass er mit seinen Pranken gar Bäume ausreißen konnte. Howlans Körper schien schnittiger trotz seiner Größe zu sein. Seine Schwingen waren größer und kräftiger, deswegen war er schneller. Außerdem war seine Muskelmasse dank seiner Größe anders verteilt. Wren war der Kleinste von ihnen, was aber kein Nachteil war. Er war viel wendiger als die beiden. Er konnte bestimmt durch den Wald fliegen, ohne einen Baum zu berühren.
     Cas' Echsenaugen lagen auf mir und für eine Sekunde erlaubte ich mir, sie zu bewundern. Diese Augen, die so wunderschön waren. Komisch, dachte ich mir. Komisch, dass ich sie schön finde. Jeder normale Mensch würde erst einmal erschrecken. Angesichts der Härte und der Kälte in seinen Augen schreckte ich auch zurück. Denn er sah mich so feindselig an, wie man jemanden nur ansehen konnte. Schnell wandte ich den Blick wieder ab und richtete meinen Blick auf die Burg.
      Ich sollte rechtbehalten. Ranken schlängelten sich an ihr empor und auf der Flagge war der goldene Kopf eines Drachen. Vermutlich hatte ich einfach nur gut geraten. Nach ein paar weiteren Minuten landeten wir etwas weiter weg von der Burg. Howlan landete etwas ungestüm, aber immer noch voller Grazie und Anmut. Cas landete so majestätisch, dass mir kurz die Luft wegblieb und Wren landete so flink, dass ich seine Landung kaum wahrgenommen hatte. Nila, Fero und ich stiegen von den mächtigen Rücken unserer Begleiter.
      Aus Respekt drehte ich mich um, als drei helle Lichter bei der Verwandlung einsetzten. Kleidung raschelte kurz darauf. Erst, als Cas die Stimme erhob, drehte ich mich um. »Wir werden versuchen sie zu überreden. Covina wird ebenfalls sagen, was ihr Vater beschossen hat. Keiner von euch wird versuchen mehr zu sagen als nötig, ihr wisst, wie Conall und Corvin in dieser Beziehung sind.« Alle nickten. Kurz streifte Cas' Blick mich und es fühlte sich an, als würde ein kalter Windhauch über mich hinweggleiten. Kein schönes Gefühl.
      Dennoch folgte ich ihnen kurz darauf. Erste Gestalten tummelten sich an den Zinnen der Burg. »Wie viele leben dort?«, fragte ich leise. Ich wusste, dass nicht viele Drachen überlebt hatten. Es war Fero, der sagte: »Dort leben ca. 60 bis 70 Drachen. Darunter viele junge Drachen. Sie hatten Glück. Beim Krieg verschonten die Menschen die weiblichen Drachen natürlich, damit wir nicht ausstarben, damit sie sich die Energie in den Herzen holen konnten. Erschrick also nicht, wenn du dort viele Frauen siehst.«
      Wenn sie aber Frauen nicht angegriffen hatten, fragte ich mich, warum so viele tot waren. Fero schien die Frage auf meinen Zügen zu lesen und antwortete: »Viele Drachen töteten sich, da sie den Menschen nicht dienen wollten. Sie wussten nur nicht, dass die Energie drei Tage braucht, um in die Erde zurückzuwandern.« Drei Tage war eine lange Zeit. Drei Tage, bis jede Lebensenergie aus ihnen verschwunden war. »Fero, könntest du ihr bitte nicht alles verraten!«, knurrte Cas. Angesprochener rollte mit den Augen.
      »Ach bitte. Tu nicht so, als wäre sie hier die Verräterin. Sie kann es doch wissen.« Eine angespannte Stimmung herrschte, während wir auf die Burg zu liefen. Wie Nila gesagt hatte gab es keine Wachen. Wir liefen durch den hohen Torbogen, der ebenfalls mit Ranken übersäht war. Dann betraten wir den Innenhof. Zwar gab es keine Wachen, dafür aber standen viele an ihren Fenstern und beobachteten uns. Um uns herum, auf den Mauern, standen auch viele Drachen und beobachteten uns.
      Am Eingang, auf der großen breiten Treppe mit ungefähr 20 Stufen, standen zwei Männer. Ihre Hände waren fest ineinander verschlungen, während wir näher traten. Stolz funkelte in ihren Augen und sie strahlten Stärke aus. Doch noch so viel mehr. Mit jedem Schritt, den wir näher kamen, fühlte ich mich unbehaglicher. »Sieh mal einer an, wer uns besuchen kommt. Und da bringen sie gleich einen Menschen mit. Was das wohl zu bedeuten hat?«, sagte einer der beiden. Cas trat vor.
      »Wir möchten mit euch sprechen. Es ist sehr wichtig.« Der größere der beiden, der mit den dunklen Haaren, hob eine Braue. Er musterte uns alle. Jeden von uns. Mich besonders. »Na, wenn es so wichtig ist, dass ihr alle so betrübt ausseht, kommt herein aber wir versprechen nichts.« Alle atmeten erleichtert auf. Auch ich. Doch vielleicht hätte ich nicht ganz so erleichtert sein sollen...

Dragon Heart ✔Where stories live. Discover now