Wenn die Lichter ausgehen Buch 1: Mein Name ist Angelina Ferrari

Kapitel 10: Wer gewinnen will, muss leiden

Überpünktlich stand ich vor den Fitnessräumen des Hotels, ungeduldig hopste ich dabei schon von einem Fuss auf den anderen. Geduld war wirklich nicht meine Stärke, weswegen ich es kaum erwarten konnte, dass Emanuel auftauchte und wir endlich anfangen konnten. Olivia hatte leider wieder etwas zu tun und würde deshalb heute nicht zu sehen können.

"Was für ein Hase hoppelt hier denn hin und her?", witzelte der Franzose der nun auf mich zu kam. Mit einer Armbewegung zeigte ich ihm an, dass er sich lieber beeilen sollte und keine dummen Witze reissen. Zumal ich diesen Witz auch nicht listig fand.

Emanuel sah mich nur warnend an: "Nur weil wir uns beeilen, heisst es nicht dass du mehr trainieren kannst. Wir machen die Übungen die ich geplant habe und keine Extra Sachen. Zudem solltest du einen Gang runter schrauben, die Muskeln sind nicht besser trainiert nur weil du schneller die Übungen machst." Ich verdrehte die Augen, nickte aber meinem Trainer zu, zum zeigen, dass ich ihn verstanden hatte.

Damit war mein Trainer zu Frieden und öffnete die Tür zum Fitnessraum. Ganz der Gentleman liess er mich zuerst eintreten, drinnen war noch zwei Männer und eine Frau, doch das störte uns nicht. Eigentlich wäre es auch kein Problem gewesen, wenn Matteo auch hier war, doch Jackson und Emanuel fanden das Risiko zu gross, dass wir uns gegenseitig ablenken könnten.

Da ich nicht wusste, wo wir anfangen würden, sah ich abwartend zu meinem Trainer. Dieser überholte mich wieder und ging zu einer freien Fläche mit Spiegeln vor. Dort liess er seine Sporttasche auf den Boden fallen und drehte sich dann zu mir. Ich hatte schnell meinen Rucksack neben seine Tasche gestellt und zog meinen Pferdeschwanz nochmals fest.

"Erst wird richtig aufgewärmt, wir beginnen mit Hampelmänner eine halbe Minute lang", motiviert wartete ich darauf, dass Emanuel die Zeit laufen liess. Kaum hatte er sein Handy hervor geholt und den Timer bereit gestellt, fing ich schon an die Übung auszuführen. Dabei sah ich in den Spiegel mir dabei zu, es kam mir vor, als wäre diese Frau nicht ich. Seit ich klein war, wollte ich immer in dem roten Formel 1 Wagen sitzen, nun fühlte es sich zum ersten Mal an, als könnte es irgendwann Realität werden.

Dass ich es überhaupt in die Formel 2 schaffte, hatte ich ehrlich gesagt nicht geglaubt, doch nun war ich in der zweit höchsten Liga des Motorsports. Es war für mich ein Zeichen, dass mein Kampf sich lohnte und ich meinen Traum erfüllen könnte, wenn ich hart an mir arbeite. Die Aufmerksamkeit von den Medien hatte ich allein durch mein Geschlecht und Namen sicher, es lag nun an mir diese Aufmerksamkeit für mich zu nutzen.

Ohne wirklich ins Schwitzen zu kommen, beendete ich das aufwärmen und wartete darauf, dass wir nun mit dem Muskeltraining anfingen. Doch anstatt einem Ball nahm mein Trainer ein Memoriespiel aus seiner Tasche. Aus der Schachtel nahm er exakt 15 Paare heraus, nach dem er diese untereinander gemischt hatte, legte er sie auf den Boden vor mir.

Abwartend sah ich meinem Trainer dabei zu: "Geh in die Stützposition und Spiel eine Runde Memorie. Du darfst erst runter kommen, wenn du alle Paare hast. Solltest du vorher den Boden berühren oder zu fest durchhängen, fangen wir von vorne an. Kapiert?" Ohne ihm eine wirkliche Antwort zu geben,  ging ich direkt in die gewünschte Position und fing mit dem Spiel an.

Auch wenn ich ein sehr gutes Gedächtnis und Muskulatur in den Armen hatte, wurde es am Ende knappe. Emanuel hatte mich dabei immer wieder ermahnen müssen, weil mein Po zu fest nach unten gesunken war und somit mein Körper nicht mehr ein gerades Brett war.

Um nun wieder etwas Entspannung in meine Muskelatur zu bringen, machten wir die Reaktionsübung mit dem Ball und der Wand. Abgesehen von dem missratenen Wurf, hatte ich alle fangen können. Sodass wir gleich weiter machen konnten, mit Übungen für den Nacken und Schulter. Dabei wusste Emanurl genau, wie er mich zu meiner Grenze und darüber hinausführt.