Kapitel 7: Sport ist Mord

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Die Mittagspause war viel zu kurz, was meinem Trainer aber egal war. Ohne einen Funken Mitleid hatte er mich fast schon hinter sich hergezogen zu seinem Mietwagen. In meinen Sportsachen sass ich auf dem Beifahrersitz und hoffte, dass die Fahrt nie zu Ende gehen würde. Natürlich war es wichtig, dass wir fit blieben und unsere Einheiten machten. Ich mochte auch wirklich gerne Sport, doch seit Emanuel mein Trainer war, war es zur Qual geworden. Er trieb mich immer dazu an über mein Limit hinauszugehen und hörte erst auf, wenn ich nur noch am Boden lag und nicht mehr konnte.

Viel zu schnell waren wir an unserem Ziel angekommen, einem Strand: "Wir gehen erstmal eine Runde joggen." Eigentlich wäre dies kein Problem, doch jeder, der schon einmal im Sand rennen wollte, weiss wie anstrengend dies sein konnte. Wenn dann noch die brennende Mittagssonne dazu kam, war es gefühlt wie in der Hölle. Mitleid hatte mein Trainer nicht, er ging fast neben mir, da er so viel grösser als ich war.

Verschwitzt und ausser Atem brauchte ich nach einer halben Stunde eine Pause, während Emanuel nicht einmal richtig warm geworden war: "Stell dich mit dem Gesicht zur Wand." Das Wort Pause kannte der Mann wirklich nicht, so machte ich einfach was er sagte. Immer noch mit erhöhtem Atem stand ich nun an der Wand, die das Ende des Strandes anzeigte. Gerade brauchte Emanuel sie für mein Reaktionstraining. Er stand dabei hinter mir und warf einen Tennisball an die Wand, diesen musste ich dann fangen, ohne dass ich wusste von welcher Seite, der nun geflogen kam.

Hoch konzentriert sah ich die Wand an und wartete immer nur darauf, dass der Ball kam. Geschickt fing ich den kleinen Ball und warf ihn nach hinten gleich zurück zu meinem Trainer. Wie beim Fahren war ich bei dieser Übung in einem Tunnel gefangen und bekam die Aussenwelt nicht mit. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wann sich mein Puls und Atem wieder normalisiert hatten.

Als kein Ball mehr kam, drehte ich mich um zu meinem Trainer: "Wir spielen ein Spiel, du gehst in die Stütze und ich erzähle dir eine Geschichte. Wenn ich blau Sage rennst du zum Meer, sodass deine Füsse das Wasser berühren und wieder zurück. Bei Grün rennst du hoch zu dem Baum und berührst ihn, bevor du zurückkommst. Hier wieder angekommen, musst du mir dann noch sagen, was grün oder blau war. Rennst du los ohne eines der Worte gesagt wurde oder du zur falschen Seite rennst musst du 5 Liegestütze machen, wenn du nicht mehr weisst, was blau oder grün war 10 Liegestütze" Wir standen ungefähr in der Mitte der beiden Sachen und beide waren ein ganz schönes Stück weit weg.

Ich nickte einfach nur und ging in die Stützposition: "An einem schönen Sommertag scheint die gelbe Sonne am Himmel und scheint auf die grüne Wiese." Wie der Blitz sprintete ich hoch zum Baum und wieder zurück. Da ich die richtige Antwort sagen konnte, musste ich nur in die Ausgangsposition zurückgehen. Es folgten sogleich ein weiterer Sprint zum Baum und danach einer zum Meer. Sicher eine Viertelstunde spielten wir dieses Spiel, bevor wir zu Muskelübungen für Nacken und Armen kamen.

Emanuel forderte dabei immer alles von mir, was ich auch gab: "Noch 10 komm schon, denk daran wie du Samuel überholst." Angespornt von seinen Worten biss ich auf meine Lippen und gab noch einmal alles, bevor ich mich in den Sand fallen liess. Sogleich reichte der Franzose mir meine Flasche, die er in einem Rucksack mitgenommen hatte. Darin hatte er auch ein Stretch band gehabt und den Tennisball, mehr hatten wir an Equipment nicht gebraucht. Auch wenn es anstrengend war, fand ich es mal schön nicht im Fitnessstudio zu trainieren, sondern andere Methoden zu nutzten, die zum gleichen Ergebnis führen konnten. Abwechslung war in einem doch sehr monotonen Alltag gut. Auch wenn wir viel am Reisen waren, sahen die Tage immer gleich aus und auch die Abläufe vor und nach dem Fahren waren stets die Selben. Da war ein Training im Freien wirklich etwas anderes und Schönes.

"Wir rennen zurück in Richtung des Autos und dehnen uns dann dort, danach hast du die etwas mehr als 2 Stunden geschafft", nach einem grossen Schluck von meiner Wasserflasche fühlte ich mich bereit. Neben meinem Trainer joggte ich wieder den ganzen Weg zurück, bis wir auf der Höhe des Autos waren.

Wenn die Lichter ausgehen Buch 1: Mein Name ist Angelina FerrariWhere stories live. Discover now