Kapitel 5: Reden und andere Laster

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Wie vorgesehen setzte ich mich an meinen Tisch, welcher aus Emanuel meinem Trainer, Colin meinem Chefengineer, Olivia meiner Managerin und Christal meine Marketingchefin bestand. Wobei mit letzterer hatte ich selten direkt etwas zu tun, sie war nur ausnahmsweise in Bahrain mit dabei und blieb sonst in England.

Matteo sass leider etwas weiter weg von mir mit seinem Team um sich. Die Chefs hatten sich aufgeteilt und sassen mit Sponsoren an einem Tisch, während die Mechaniker die restlichen Tische füllten. So sass ich wie ein kleines Kind allein da an einem Tisch voller erwachsenen. Teilnahmslos sass ich einfach da, während sich alle anderen gut unterhielten. Im Moment fühlte ich mich fehl am Platz, da alle mindestens doppelt so alt waren wie ich. Da meine Eltern mich schon als kleines Kind an Galen mitgeschleppt hatten, wusste ich aber wie mich zu verhalten, weswegen ich still lächelnd auf meinem Platz sass.

"Bereit morgen allen in den Arsch zu treten?", Christal sah mich fragend an. Erst hatte ich gar nicht realisiert, dass sie mit mir sprach, weswegen mich Olivia anstupsen musste. Peinlich berührt stellte ich fest, dass alle am Tisch zu mir schauten und auf meine Antwort warteten.

Leicht nervös fing ich an mit dem Besteck auf dem Tisch zu spielen: "Ich fühle mich zwar fit, aber kenne das Auto noch gar nicht. Denke ich werde morgen wohl dafür brauchen, um mich mit dem Auto vertraut zu machen. Ich werde aber mein Bestes geben, um den Jungs den Hintern zu versohlen. Speziell Samuel, der wird noch weinend zu seiner Mutter rennen." Ein diabolisches Lachen konnte ich mir nicht verkneife, weshalb mich nun einige ansahen, als wäre ich irre.

"Samuel McDavis und Angi haben eine Rivalität wie keine andern. Wieso genau weiss eigentlich keiner, doch die beiden kommen sich immer wieder in die Quere. Ich würde sogar behaupten Samuel hat Angi um den Meistertitel letztes Jahr gebracht und hat ihren Platz in der Academy geklaut", nun war allen ein Licht aufgegangen. Olivia hatte wirklich versucht oberflächlich zu bleiben, doch neutral konnte sie in dieser Sache nicht sein als meine Nanny.

Emanuel nahm ein Schluck von seinem Wasser: "Da dürfte ich wohl mit dir viel zu tun haben, wenn ihr euch gerne mal abschiesst. Übrigens werden wir morgen Nachmittag nach den Tests einen kleinen Ausflug machen zum Strand." Wer sich jetzt freute, kannte meinen Trainer nicht. Dieser Ausflug würde kein Vergnügen werden, sondern die Hölle auf Erden. Ich machte von mir aus schon viel Sport, doch das, was Emanuel machte, war kein Sport mehr, sondern reine Folter. Dies hatte ich leider schon feststellen müssen, als er mit mir den Leistungstest gemacht hatte und wir gleich noch eine Woche voller Trainingseinheiten absolviert hatten in Portugal. Daher kannte ich seine Ausflüge nur zu gut und ich mochte es jetzt schon nicht mehr.

Colin hingegen schien nicht erfreut zu sein: "Bitte lass einfach das Auto ganz, ich will nicht nach jeder Einheit ein neues Auto herbeizaubern müssen." Sein Team an Mechanikern würden wohl die Leidtragenden meiner Fete werden, das tat mir jetzt schon leid. Denn sie würden mit Sicherheit das ein oder andere Mal eine Nachtschicht einlegen müssen. Meine Schuld würde es aber nicht sein, denn Samuel begann immer damit und wusste selten wo die Grenzen seines Könnens waren.

Der Ton von Messer auf Glas erklang und es wurde ruhig in dem kleinen Saal. Paul war aufgestanden und sah sich nun im Raum um, um sicher zu sein, dass er alle Aufmerksamkeit hatte. Es folgte die übliche Rede für so einen Anlass. Er bedankte sich bei allen für das Kommen und liess uns auf eine hoffentlich gute Saison anstossen, also nichts wirklich besonders

Gerade als ich mich freute, dass das Essen wohl gleichkommen würde, stand auch Andy auf. In dem Moment wurde mir klar, dass ich mir mein Essen wohl noch verdienen musste, in dem ich die Reden über mich ergehen lassen würde. Leicht genervt hatte ich meinen Kopf hängen lassen, weswegen mich Olivia böse ansah und Christal hatte es wohl amüsiert. Entschuldigend sah ich die Kroatin zu meiner Rechten an und versuchte wieder meine Fassung zu wahren.

Wenn die Lichter ausgehen Buch 1: Mein Name ist Angelina FerrariWhere stories live. Discover now