Dragonstorm

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„Nun pack schon endlich aus!" Ron tippt mit den Fingerspitzen ungeduldig auf den Tisch. „Das ist bestimmt ein neuer Rennbesen. Nachdem dein Feuerblitz letztes Schuljahr quasi in Rauch aufgegangen ist."
„Na ich weiß nicht. Der Drache hat ihn nur ein wenig angesengt. Er fliegt ja noch. Und meine Eltern haben sich geweigert schon wieder einen neuen zu kaufen."
„Steht ein Absender drauf?", will Hermine wissen.
„Sirius Black, Grimmauldpatz 12, London", liest Ginny vor.
„Das ist von meinem Patenonkel!" Schnell öffnet Harry das längliche Paket.
Und dann liegt er vor ihm. Vollständig aus schwarzem mattglänzendem Karbon. Der Stiel verziert mit chinesischen Schriftzeichen. Sein Ende hatte die Form eines chinesischen Feuerball-Drachenkopfes. Harry klappt der Mund auf. Er hatte von solchen Rennbesen gehört. Gesehen hatte er bis jetzt noch keinen.
Ginny schlug sich die Hände vor den Mund. „Oh mein Gott, das ist ein chinesischer Dragonstorm", flüstert sie ehrfürchtig.
Ron vergisst zu atmen und läuft rot an. Hermine versetzt ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen.
„Das ist ein Hochgeschwindigkeits-Rennbesen. In 5 Sekunden von Null auf von 260 km/h. Die Höchstgeschwindigkeiten kennt keiner. Noch niemand konnte ihn so schnell fliegen. So ein Besen kostet mindesten 1500 Gallionen, eher mehr." Ron kann es nicht fassen.
„Sieh mal, da ist ein Brief!" Hermine zeigt auf einen kleinen pergamentfarbenen Umschlag mit einem schwarzen Siegel.
Harry greift danach ohne den Blick von dem Dragonstorm zu nehmen. Bedächtig öffnet er ihn und beginnt zu lesen:
„Lieber Harry,
Ich wünsche dir nachträglich alles erdenklich Gute zu deinem 16. Geburtstag. Ich war mit meinem Bruder zwei Monat in China unterwegs, als Schatzsucher und Fluchbrecher. Jetzt bin wieder zurück in London.
Den Rennbesen habe ich mitgebracht. Ich dachte mir, er wäre das passende Geschenk für den talentiertesten Sucher, den Hogwarts je gesehen hat. Da ich weiß, dass du professioneller Quidditch-Spieler werden willst, sieh es als Investition für die Zukunft an.
Der Dragonstorm trägt so viel Magie ins sich, dass er sich selbst reinigt und sich selbst repariert. Er ist feuerfest, wasserfest und trotzt auch allen anderen Elementen. Flüche prallen ab. Zudem hat er einen Körperspeicher. Das heißt, niemand außer dir wird ihn je fliegen können. Nicht zu vergessen, das er auf seinen Piloten aufpasst. So schnell wirst du nicht von ihm runterfallen. Was besonders bei den hohen Geschwindigkeiten wichtig ist. Keiner kann sagen, wie schnell er fliegt, denn dies ist von dem Können und der Magie seines Piloten abhängig. Es wurden schon Geschwindigkeiten von 400 km/h erreicht. Was im wahrsten Sinne des Wortes pfeilschnell ist. Nur Aperieren geht schneller.
Der Großmeister Lee Feng hat nur 1000 Dragonstorm Rennbesen hergestellt. Es hat mich ein wenig Überzeugungsarbeit gekostet, dass er den letzten an mich verkauft. Das sein zukünftiger Besitzer der Gewinner des Trimagischen Turniers ist, hat ein wenig geholfen.
Wenn deine Eltern erfahren, was dein Geburtstagsgeschenk ist, werde ich mir wohl das eine oder andere anhören müssen, zumindest von Lily. James kann mir nicht lange böse sein.
Ich weiß wie schwer es ist aus dem Schatten seiner Eltern herauszutreten. Besonders da sie die berühmten Auroren sind, die Lord Voldemort zur Strecke gebracht haben.
Für dein neues Schuljahr die besten Wünsche und mögen deine Träume in Erfüllung gehen.
Dein Patenonkel
Sirius Black"
Harry kann sein Glück kaum glauben. Er hat definitiv den besten Patenonkel der Welt. Und das ist das beste Geschenk der Welt. Er steckt den Brief in seine Jacke und greift nach dem Dragonstorm.
„Den werde ich gleich ausprobieren."
„Hey Potter, neuer Besen?" Draco Malfoy kommt neugierig an den Tisch der Freunde. „Mit dem kannst du auch nicht besser..." Der Rest bleibt ihm im Hals stecken und sein Mund klappt ungläubig auf.
„Ja, du siehst richtig, das ist ein Dragonstorm." In Harrys Gesicht ist ein Grinsen festgefroren. „Aber auch ohne den, wärst du immer nur die Nummer zwei im Quidditch."
Ohne ein weiteres Wort dampft Draco mit hochrotem Kopf davon.
Sprachlos hat Harry den Slytherin bis noch nie gesehen. Mit dem Besen in der Hand eilt Harry nach draußen. Seine Freunde im Schlepptau.
„Harry du kommst zu spät zum Unterricht", mahnt Hermine.
„Ach was, das schaffe ich mit Links. Ron würdest du meine Bücher mitnehmen?"
Ohne die Antwort abzuwarten schwingt sich Harry auf den Besen und düst los. In Sekunden sind seine Freunde aus seinem Blickfeld verschwunden. Unglaublich wie präzise der Dragonstorm die Flugmanöver ausführt. Die Magie des Besens verhindert, dass ihm der Gegenwind die Luft zum Atmen nimmt. Auch wenn er jetzt dem Rennbesen die Sporen gibt und der Wind ihm und die Ohren saust, schützt ihn sein Zauber. Immer höher fliegt Harry, bis Hogwarts zu einem winzigen grauen Punkt geschrumpft ist. Von hier oben erkennt er, wie gewaltig der Verbotene Wald ist und wie riesig der Große See wirklich ist. Harry ist sich sicher, dass es keinen schöneren Ort auf der ganzen Welt gibt. Nirgends würde er lieber sein. Stundenlang hätte er so weiterfliegen können. Er liebt das Gefühl von Freiheit, das er jedes Mal empfindet, wenn er sich in die Lüfte erhebt und dem Himmel entgegen fliegt.
Langsam geht er in einen Sinkflug über. Die Schule kommt wieder näher. Da ist das zerstörte Gewächshaus, in den normalerweise die Alraunen wachsen. Das leichte Flimmern der Luft verrät ihm, das hier starke Schutzzauber wirken. Er hält darauf zu. Professor Dumbledore und Snape stehen bei den Auroren des Zaubereiministeriums. Was hat das zu bedeuten? Hogwarts regelt seine Angelegenheit für gewöhnlich selbst. Hat Dumbledore sie um Hilfe gebeten? Oder ist hier etwas am Werk gewesen, das für das Ministerium von äußerster Wichtigkeit ist, sodass es sich selbst darum kümmern muss. Harry weiß nicht, was davon ihn mehr beunruhigt.

Er umkreist die Türme von Hogwarts und sucht das richtige Fenster zum Klassensaal des kleinen Professors Flitwick. Nicht nur seine geringe Körpergröße, auch seine spitzen Ohren verraten, dass in seinen Adern Koboldblut fließt. Sein magisches Können gleicht seine Größe locker aus. In seiner Jugend soll er sogar ein guter Zauberer-Duellant gewesen sein. Er ist ein gutmütiger Lehrer und Harry mag ihn sehr. Eigentlich mag ihn jeder an der Schule. Harry lenkt den Rennbesen an das Fenster und klopft an die Scheibe. Flitwick fällt fast vom Stapel Bücher herunter, auf dem er steht, um hinter seinem Lehrerpult vorsehen zu können. Der Professor öffnet mit einem Wink des Zauberstabes das Fenster.
„Mr. Potter, um Himmels Willen, was machen Sie da draußen", quiekte der Professor. „Kommen Sie sofort herein und setzen Sie sich hin." Harry schwebt durchs Fenster und nimmt neben Ron Platz. „Und jetzt zurück zum Unterricht!"

Harry Potter und die SchreckenssümpfeWhere stories live. Discover now