Hogwards-Express

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Ginny hat die Beine auf die Bank im Zugabteil gelegt und lehnt mit dem Rücken an Harrys Schulter. Verträumt blickt sie aus dem Fenster und genießt scheinbar die vorbeihuschenden Landschaften und das beruhigende Rattern der Eisenbahn. Harry blättert stirnrunzelnd durch ein Comic.
„Das ist ja echt bescheuert. Wie können die Muggel nur so etwas lesen?" Er reicht es Ron, der ihm gegenübersitzt.
Sein Freund löst die Umarmung um Hermine und greift danach. „Die Bilder bewegen sich ja gar nicht."
Hermine reißt Ron das Heft aus der Hand. „Das ist in der Muggelwelt so. Ihr müsst es ja nicht lesen. Für euch wäre es eh besser, ihr würdet mal eure Nasen in ein Buch stecken." Sie streicht ihren Comic liebevoll glatt und steckt es in ihre Tasche.
Die Abteiltür wird aufgeschoben und ein blässlicher Junge mit braunem Haar streckt den Kopf durch die Tür. Seine Augen weiten sich, als er die vier erkennt.
„Verschwinde Rivers! Das Abteil ist voll", blökt Ron.
Augenblicklich knallt dieser die Tür wieder zu.
„Ron, so kannst du mit dem armen Jungen nicht sprechen!" Hermine funkelte in an.
„Was denn, der ist ein Hufflepuff und dazu ein Loser. Hab ich recht Harry?"
Harry zuckt mir den Schultern. „Oliver ist nett, auf seine ganz eigene, sehr verschrobene Weise."
„Harry!", kommt es von Ginny.
„Was denn, ich hab doch gesagt, er ist nett."
Hermine atmet hörbar aus. „Also ich hab jetzt Hunger. Ich sehe mal nach, ob ich den Servierwagen irgendwo finde. Soll ich was mitbringen?"
„Für mich bitte eine Kürbispastete."
„Eine Pastete für Ron und wollt ihr auch etwas?"
Harry und Ginny schütteln gleichzeitig die Köpfe.
„Gut, bin gleich wieder da."
Ron fläzt sich gemütlich auf die Bank und streckt die Beine aus. „Das wird das beste Jahr in unserem Leben. Ich hab das im Gefühl!"
Ginny verdreht die Augen. „Das hast du letztes Jahr auch gesagt."
„Und ich hatte recht. Aber dieses Jahr wird noch besser, ihr werdet sehn."
„Was kann den noch besser werden, als das Trimagische Turnier für Hogwards zu gewinnen. Das kannst du nicht toppen", meint Ginny.
In diesem Moment kreischen die Bremsen des Hogwards-Express wie eine wildgewordene Banshee. Ron fliegt aus dem Sitz und donnert mit dem Schädel gegen Harrys Stirn. Mit einem letzten Ruck kommt die Lok zum Stehen.
Benommen hält sich Harry den Kopf. Blut fließt in einem roten Rinnsal übers Gesicht und tropft ihm auf die Schuluniform.
„Au! Verdammt, das gibt sicher eine Narbe!"
„Zeig mal her!" Ginny zieht ihren Zauberstab und richtet ihn auf die Platzwunde. Es ist nicht das erste Mal, dass sie Harry heilt. „Episkey!" Die Wunde schließt sich sofort. Nur noch eine feine gezackte Narbe ist zu sehen. Dann lässt sie das geronnene Blut verschwinden.
Eine Stimme plärrt aus dem Lautsprecher: „Aus technischen Gründen mussten wir die Lokomotive stoppen. Bitte bewahren Sie Ruhe und bleiben Sie in ihrem Abteil. Wenn Sie Hilfe benötigen, Madame Pommfrey fährt im letzten Waggon mit."
„Hermine!", schreien Harry und Ron gleichzeitig.
Harry reißt die Schiebetür auf. „Ron du gehst nach hinten, ich suche vorne! Ginny du bleibst hier, falls sie zurückkommt bevor wir sie finden!"
Ohne eine Antwort abzuwarten, tritt er auf den sich füllenden Gang und schiebt sich an seinen Mitschülern vorbei, Richtung Lok. Hoffentlich ist Hermine nicht verletzt. Wie konnte der magische Hogwards-Express eine Panne haben? So etwas ist sicher noch nie vorgekommen. Immer mehr Schüler kommen ihm entgegen. Keinen hat es auf dem Sitz gehalten. Die meisten stürmen nach draußen, um sich die Eisenbahn anzusehen. Als Harry im ersten Waggon hinter dem Tender ankommt, ist dieser scheinbar leer. Er wirft einen Blick durchs Fenster. Unzählige Schüler stehen mit ungläubigen Mienen vor der roten Lok. Er will gerade zurückgehen, als er aus dem Augenwinkel dieselbe schwarze Nebelgestalt wie in den Sümpfen bemerkt, die durch das Abteil schwebt. Er reißt die Tür auf. Mit gezücktem Zauberstab stürmt er hinein. Es ist vollkommen leer. Das Fenster steht einen Spalt offen. Blitzschnell macht er auf dem Absatz kehrt und eilt nach draußen. Nichts! Nirgends! Zwischenzeitlich sind Ginny und Ron ausgestiegen.
„Blutige Hölle, sieh dir die Lok an!", flucht Ron. Der Kessel des Triebwagens war an einer Seite aufgerissen, als hätte ihn eine mächtige Klaue malträtiert. „Ein Wunder, das der nicht explodiert ist."
In diesem Moment erscheinen Auroren und verteilen sich sofort um den Zug. Einige beginnen mit der Reparatur.
„Habt ihr Hermine gesehen?"
Ron schüttelt den Kopf. „Bei Madam Pommfrey war sie nicht."
„Sicher ist sie hier irgendwo." Ginny stellt sich auf die Zehen und versucht sie in der Masse der Hexen zu erkennen. „Siehst du sie, Bruder?"
„Ich bin mir nicht sicher? Ist sie das?" Das Mädchen mit dem blonden Haarschopf, dreht sich in diesem Moment um. „Nein das ist Tracey Davis. Wo ist sie nur?"
„Da seid ihr ja!", Hermines Stimme lässt alle herumfahren.
„Gott sei Dank, Hermine! Wo warst du?" Ron legt sichtlich erleichtert die Arme um sie und zieht sie in eine Umarmung.
„Ich hab einen Erstklässler zu Madame Pommfrey gebracht. Er saß weinend in seinem Abteil. Ich glaube, er hat sich die Hand gebrochen, der Ärmste."
„Was hast du da?", Harry zeigt auf ihre Hand.
Sie blickt an sich hinunter, als wäre ihr das Ding in ihren Fingern bis eben gar nicht bewusst gewesen.
„Ach das", sie hält ein kinderfaustgroßes, blassgrünes Ei in die Höhe. „Das hab ich gerade gefunden. Eine Kröte war darauf gesessen."
„Ist das...", Ron schluckt, „ein Basiliskenei?"

Harry Potter und die SchreckenssümpfeWhere stories live. Discover now