Basiliskenei

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Der Hogwarts-Express kam mit zwei Stunden Verspätung in Hogsmead an. Hagrid hatte wie immer die Erstklässler abgeholt.
Jetzt sitzt Harry mit knurrendem Magen in der festlich beleuchteten großen Halle mit der verzauberten Decke und lauscht gespannt dem sprechenden Hut, wie er die neuen Schüler auf ihre Häuser verteilt.
Seine Gedanken driften ab. Er sieht sich selbst, wie er vor sechs Jahren mit pochendem Herzen auf dem Stuhl saß und der Hut Gryffindor rief. Viele schlaflose Nächte gingen diesem Moment voraus, in denen er sich sorgte, vielleicht nicht mutig genug für das Haus zu sein. Seine Eltern waren beide in Gryffindor gewesen und es war sein tiefster Herzenswunsch, auch zu diesem Haus zu gehören. Er wollte seinen Mut und seine Ritterlichkeit unter dem Wappen des Löwen beweisen. Seine Mutter gilt bis heute als eine der mutigsten und talentiertesten Junghexen hier in Hogwarts. Sein Vater war der begabteste Quidditchspieler, den die Schule je gesehen hatte. Harry konnte es damals nicht erwarten selbst das Zaubern zu lernen, Quidditch zu spielen, Freunde fürs Leben zu finden und all die Abenteuer zu erleben, die auch seine Eltern erlebt hatten. Und er wusste, Hogwarts war der richtige Ort dafür.
Der fast kopflose Nick schwebt durch ihn hindurch und holt ihn zurück ins Hier und Jetzt. Genau in dem Moment, als sich die riesigen Tafeln mit Essen füllen.

„Wir müssen reden!", raunt Harry seinen Freunden zu, als sie vor dem Eingang zum Gryffindor-Turm stehen.
„Passwort?", sagt die Fette Dame auf dem Ölgemälde in einem blasierten Tonfall.
Harry sieht fragend in die Runde. Das neue Passwort hatte der nicht mitbekommen und nach Rons Gesichtsausdruck zu schließen, weiß er es auch nicht.
„Alraunensaft", ruft Ginny schnell und die Fette Dame schwingt zur Seite und gibt den Durchgang frei.

Eine halbe Stunde später sitzt Harry mit Ron, Hermine und Ginny vor dem knisternden Kaminfeuer im Gemeinschaftsraum, der sich bis auf wenige Schüler geleert hatte. Die meisten waren nach dem langen Tag schon in ihren Schlafsälen.
„Wir müssen über das sprechen, was heut passiert ist!" Harry hat die Stimme gesenkt. „Hermine, du musst das Ei Dumbledor übergeben."
„Ich hab dir schon einmal gesagt, dass ich das nicht machen werde. Ich habe es gefunden und ich werde es behalten."
Harry schüttelt den Kopf. Hermine, die immer so vernünftig ist, will es einfach nicht verstehen. „Ein Basiliskenei findet man nicht einfach so."
„Du siehst doch, dass ich es einfach so gefunden habe."
„Harry hat recht", mischt sich Ginny ein. „Was wenn es jemand auf deinem Weg platziert hat?"
„Ach Blödsinn! Jeder andere hätte darüber stolpern können. Ich hatte einfach nur Glück."
„Du könntest es vielleicht Hagrid geben!", schlägt Ron vor. „Was, wenn das Ding ausschlüpft."
„Basilisken schlüpfen nur alle zwei Jahre und nach der Farbe der Schale zu urteilen, sind da noch Monate Zeit. Es ist viel zu wertvoll, um es aufzugeben."
„Hermine...", setzt Harry erneut an.
„Nein! Ich werde darüber nicht mehr diskutieren. Ich gehe jetzt ins Bett." Sie steht auf und ohne sich noch einmal umzudrehen, marschiert sie in den Mädchenschlafsaal.
„Was ist denn mit Hermine los?" Ron sieht erst Harry und dann Ginny an.
Harry zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung."
„Leute, so ein Ei bedeutet nichts als Ärger. Und es ist ein viel zu großer Zufall, dass der Hogwards-Express gerade an der Stelle kaputt geht, an der ein Basiliskenei zwischen all den Steinen im Gras liegt und es auch noch jemand findet."
„Du hast Recht Ginny. Aber andererseits reden wir hier über Hermine. Und wenn jemand so ein Ei finden würde, dann sie", meint Ron.
„Was die Sache nur noch mysteriöser macht", gab Ginny zurück.
„Das war keine Panne oder Unfall. Ich hab etwas gesehen in dem Zug. Nur ganz kurz und ich war mir noch nicht mal ganz sicher. Es wird euch nicht gefallen." Harry sieht Ron schuldbewusst an.
„Nun rede schon!", fordert ihn sein Freund auf.
„Du kannst dich doch bestimmt an die körperlose Erscheinung in den Schreckenssümpfen erinnern, von der ich dir erzählt habe. Sie war da. Im Zug. Sie hat die Lok zerstört."
Ron springt auf. „Was? Und das sagst du uns erst jetzt? Was musstet ihr auch in diese Sümpfe gehen?"
„Beruhige dich Ron!", faucht Ginny und weist ihn an, sich wieder zu setzen. „Das macht Sinn. Womöglich hat es dafür gesorgt, dass der Zug an der richtigen Stelle zum Stehen kam und..."
„...und jemand das Ei finden konnte", ergänzte Harry nachdenklich Ginnys Satz.
„Genau. Wir müssen unbedingt herausfinden, was den Hogwards-Express angegriffen hat. Morgen nach dem Unterricht in der Bibliothek?"
Die Freunde nicken zustimmend.
„Gut, dann geh ich jetzt mal nach Hermine sehen." Sie gibt Harry einen flüchtigen Kuss auf die Wange, steht auf und folgt ihrer Freundin in den Mädchenschlafsaal.
Ron verzieht das Gesicht. „Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass meine kleine Schwester meinen besten Freund knutscht."
Harry grinst. „Das solltest du aber, denn das wird nicht mehr aufhören!"
„Halt die Klappe, Harry!"


Harry Potter und die SchreckenssümpfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt