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Der ursprünglich freundliche Blick von Phil verwandelte sich binnen Sekunden in eine Mischung aus besorgt und schockiert. Was will man auch anderes erwarten bei der Polizeipräsenz. Auf den ersten Blick sah es wahrscheinlich auch noch so aus, als hätte ich was angestellt. "Freya?! Ist was passiert?", fragte er hoch besorgt, bevor die Beamten ihn überhaupt begrüßen könnten. "Dürfen wir kurz reinkommen?", stellte der Polizist die Gegenfrage, was von Phil bewilligt wurde. Im Wohnzimmer ließ ich mich direkt aufs Sofa fallen, was nach wie vor besorgt von meinem Onkel beäugt wurde. Am liebsten würde ich komplett in der Couch versinken. Die Motivation für den heutigen Tag war im Keller angelangt. Genau wie meine Laune und meine Lust irgendwas zu tun.
"Freya war Zeuge eines Treppensturzes an ihrer Schule, das ganze hat sie wohl ziemlich mitgenommen", klärte Frau Becker letztendlich auf. Man konnte sehen, dass zumindest ein bisschen Anspannung von ihm fiel. Immerhin wusste er jetzt, dass nichts wirklich schlimmes mit mir war. Vertieft in meine eigenen Gedanken ignorierte ich das Gespräch von den dreien und wartete nur noch darauf, dass die Polizisten endlich gingen. Ich wollte allein sein. Mich selbst mit meinen Gedanken herumplagen. Und nicht bemuttert werden.

"Ich nehme an, der Unfall des Mädchens ist auch der Grund, weshalb du so blass bist", war der erste Satz von Phil, nachdem er die beiden Ordnungshüter verabschiedet hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Was weiß ich. Vielleicht kommt es daher. Vielleicht auch von dem vorherigen Vorfall.
"Wie lief die Englisch Arbeit?" Ertappt sah ich zu ihm. "Blendend", murmelte ich ironisch und dachte zurück an die Situation in der Toilette. Antonia war die einzige, die sich in der Schule überhaupt Mal ernsthaft für mich interessiert hat.
Die Frage wieso, hatte sie mir noch nicht beantwortet. Obwohl es mich nach wie vor verwunderte. "Gibt's da etwas, was ich noch wissen sollte?", hinterfragte er meine Aussage. Sollen ist ein starkes Wort. Ich glaub wissen sollte er das nicht. Trotzdem macht es jetzt nicht mehr viel aus, ob er es weiß oder nicht, denk ich zumindest.
"Vielleicht", flüsterte ich leise und zupfte nervös an meiner Jacke herum. "Na sag schon, was war los?", forderte er mehr Klarheit. Während ich die meiste Zeit auf meine Jacke starrte, lag sein Blick die ganze Zeit auf mir. Und um das zu merken, musste ich ihn nicht einmal ansehen. "Nach der Englisch Arbeit war mir übel und da hab ich mich halt übergeben", druckste ich herum. Gleich darauf bereute ich sofort wieder, es ihm erzählt zu haben. Jetzt wird er doch noch besorgter sein. Genau das, was ich so sehr hasste. "Wegen der Arbeit oder?" Ich nickte. Es wäre schön gewesen, wenn es nur an einem verstorbenen Lebensmittel gelegen hätte. Obwohl das wahrscheinlich auch nicht sonderlich appettitlich wäre.
"Ich bin spazieren", entschied ich spontan und erhob mich vom Sofa. Es war ein Moment, in dem ich einfach frische Luft brauchte. Glücklicherweise hatte ich auch schon ein genaues Ziel vor Augen. "Bleib aber nicht zu lange weg. Und Ruf an wenn was ist okay?"
Augenverdrehend zog ich die Tür hinter mir zu und entfernte mich langsam vom Haus. Ich wollte zu Papa. Ihm konnte ich in letzter Zeit am ehesten alles erzählen.

Ein Vorteil daran, bei Phil zu sein war, dass ich nicht so lange zum Friedhof laufen musste. Somit war ich nach mehreren Minuten an meinem Ziel angekommen. Ohne große Umwege steuerte ich das Grab von Papa an und ließ mich auf dem Gras davor nieder. An kaum einem anderen Ort fühlte ich mich, seit er von uns gegangen ist, sicherer als hier. Dieser Ort war einfach friedlich und so frei. Außerdem war es nach wie vor ein Zufluchtsort von Mama. Obwohl ich den momentan ja nichtmal bräuchte. Bei Phil war ich genauso sicher, wenn nicht sogar noch mehr, als hier. Trotzdem brauchte ich meinen Freiraum, wie so oft in letzter Zeit. Mir war es garnicht wirklich aufgefallen, aber jetzt wo ich so daran dachte, hatte ich mich seit letztem Jahr schon stark von jeglichem sozialen Kontakt zurückgezogen. Außer zu Phil und Mama hatte ich seit dem mit niemand wirklich so viel Kontakt. Naja, aber Mama hat sich ebenso abgeschattet und das auch von mir. Sie hat sich in ihrem Alkohol verkrochen. Und ich mich bei mir selbst oder bei Phil. Vielleicht war einfach auch ich das Problem, das Freundschaften, wie die zwischen Nessa und mir kaputt gegangen sind. Der Gedanke tat weh. Ich hab es kaputt gemacht, aber hab mir selbst noch eingeredet, dass die schuld war.

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Eyy das Kapitel ist komisch, i'm sorry :(

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS//Fear of the darkWhere stories live. Discover now