„Das hast du jetzt davon."

Beim Klang von Coles Stimme wirbelte ich herum und sah den Schwarzhaarigen wütend an.
„Du!", stieß ich hervor, doch Cole zuckte nur gelassen mit den Schultern.

„Du wusstest, was passieren würde", erinnerte er mich, „Noah hat dich vorgewarnt. Und..., wenn du mich nicht so schroff hättest abblitzen lassen, wären wir beide jetzt vielleicht zusammen und Leela noch am Leben."

„Darum geht es dir?!", schrie ich fassungslos, „Um dein gekränktes Ego, weil ich deine Gefühle nicht erwidert habe?! Du bist widerwärtig, Cole Higgins!"

„Schrei nur, das bringt dir Leela auch nicht zurück."

Diese Gelassenheit! All meine Verzweiflung und Trauer um Leela schlug auf einmal in grenzenlose Wut um. Ich winkelte meine Beine an, bereit, mich hochzustoßen und auf Cole zu stürzen. Er kämpfte nicht gerne auf kurze Distanz, weil er körperlich im Nachteil war und das konnte ich mir zu Nutzen machen.

„Leela kommt vielleicht nicht zurück", begann ich, „aber du bist noch hier und das ist genug, um weiterzumachen."

Mit einem wütenden Aufschrei sprang ich auf meine Füße und schoss im selben Moment eine Stichflamme nach vorne, als Cole eine weitere Steinspitze losschickte. Beide Angriffe hielten einander auf, doch dieses Mal war ich schneller und bevor Cole erneut versuchen konnte, mich zu töten, prallte ihm bereits eine vor Hitze blau brennende Feuerkugel gegen die Brust, hob ihn ein Stück von den Füßen und ließ ihn rücklings auf den Boden plumpsen.

Sofort war ich über ihm und presste Cole eine glühende Hand mitten ins Gesicht, drückte ihn damit auf den harten Asphalt. Ich spürte die Hitze, die von mir ausging und die dafür sorgte, dass der Teer unter meinen Füßen weich zu werden begann und der vor Qualen schreiende Cole praktisch daran festgeklebt wurde.

Gnadenlos drückte ich fester zu, bis Cole aufhörte, sich zu rühren. Als ich von ihm abließ und die Stelle des weichen und klebrigen Asphalts verließ, zierte sein Gesicht ein handförmiger, kohlschwarzer Brandfleck, der seine Visage bis auf die Knochen entstellte. Für einen Moment verspürte ich einen Schock, dass ich diejenige gewesen war, die Cole so zugerichtet hatte, doch dann fiel mein Blick auf die Leiche Leelas und jedes Entsetzen über meine Tat wich dem über ihren Tod.

„Verdammt, Leela", ich unterdrückte ein Schluchzen und kniete mich neben den leblosen Körper meiner besten Freundin, die im Tod noch kleiner und jünger aussah als zu Lebzeiten. Die allzeit gut gelaunte, hyperaktive, talentierte und hochbegabte kleine Luftbändigerin, mit der ich mich in meinem letzten Jahr auf Arcalia angefreundet hatte, war tot. Ermordet von einem Jungen, den ich lange für einen engen Freund gehalten hatte.

In Wahrheit aber hatte Cole mir wohl nie verziehen, dass ich ihn hatte abblitzen lassen und war in seinen Gefühlen so gekränkt gewesen, dass er zu Noah übergelaufen war. Ich konnte es nur schwer begreifen, dass er vermutlich seitdem auf Noahs Seite gestanden und für ihn spioniert hatte. Womöglich hatten er und M. Aprice Noah gemeinsam aus dem Schulkeller befreit und ihm so ermöglicht, diesen Kampf anzuzetteln.

Erst nach und nach drang das Geschrei und der Lärm der Kämpfenden wieder an meine Ohren. Ich sah noch immer auf den schmalen Körper Leelas, doch dann fing ich mich. Ich durfte jetzt nicht aufgeben, das war ich Leela schuldig. Damit sie nicht noch womöglich von einem Auto überrollt wurde, wuchtete ich den erschlafften Körper meiner Freundin auf meine Arme und trug sie stolpernd zu den Toren der Schule, wo ich sie dicht am Zaun in das weiche, regennasse Gras ablegte. Nach meinen Händen war nun auch mein Oberkörper mit Leelas Blut besudelt, welches sich zu meinem eigenen mischte, das aus den Wunden an meiner Schulter und der Schläfe austrat. Meine Hände und Knie waren erneut aufgeschürft, dieses Mal noch schlimmer als beim letzten Mal und jeder Atemzug stach in meiner Brust.

FeuertodWhere stories live. Discover now